Hallo, Armin!
Die Problematik interpretiere ich da etwas anders als Veronika. Eine Zeit lang habe ich allerhand Seitlingskollektionen beobachtet, untersucht, mikroskopiert... und später leicht entnervt wieder aufgehört.
Beim Abgleichen mit diverser Litertur (nicht nur in "gängigen" Büchern wie Ludwig, Gröger, FungaNordica, PdS, GPBaWü, sondern auch einigen Fachpublikationen) stößt man bei genauer Beobachtung immer wieder auf ein ähnliches Problem: Unterschiedliche Autoren werten einzelne Merkmale anders. Je nachdem, wie sie die Artengruppe auflösen, sind andere Merkmaale als Schlüsselmerkmale verwendet. Versucht man die dann aber mit dem Gesamtbild in einklang zu bringen, funktioniert es oft nicht mehr. Insobesondere als unzuverlässig haben sich bei meinen Untersuchungen folgende Details herausgestellt:
- Phänologie (was völlig klar ist, denn die Erscheinungszeit kann nie ein seriöses Trennmerkmal in der Pilzkunde sein)
- Geruch
- Sporenpulverfarben
- makrochemische Reaktion mit Sulfovanillin
- Sporengrößen
- Hyphenstruktur in Hutfleisch, Lamellentrama und Stieltrama
Für weitestgehend solide halte ich folgende Merkmale:
- Ausprägung des Stieles
- Dicke von Hutfleisch und Huthaut
---> Habitus einer möglichst kompletten Kollektion
- Gilbungsverhalten (wobei das bei Pleurotus pulmonarius schon noch mal ganz anders aussehen sollte, als bei deinen Funden hier)
- Pigmentierung der Hutoberfläche
- Haptik der Huthaut
Das Problem ist die enorme Variationsbreite vor allem von Pleurotus ostreatus s.l., die die Variatuionsbreite von Pleurotus pulmonarius zu einem großen Teil einschließt. Und am wenigsten Überlappung meine ich beim Habitus der Fruchtkörper zu erkennen. Wobei auch da zu sagen ist: Es handelt sich hier um meine Interpretation dieser Arten. Auch das muss nicht richtig sein.
Was wirklich Sinn machen würde, wäre eine länger angelegte Beobachtung, mit sehr ausführlichen morphologischen Betrachtungen vieler Kollektionen und immer auch mit Sequenzierungen. Um für die Beurteilung der morphologischen Merkmale sozusagen einen Richtwert zu haben.
Mehr und mehr habe ich auch den Verdacht, daß es Hybriden zwischen Pleurotus pulmonarius und Pleurotus ostreatus geben könnte.
Was deine neunen, aktuellen Funde betrifft, Armin: Es ist aus meiner Perspektive sehr schwer zu beurteilen, weil ich nicht weiß, welche Bilder zusammengehören.
Bei den meisten würde ich aber schon Austernseitlinge (Pleurotus ostreatus) vermuten, weil da eben nichts vom typischen "pulmonarius - habitus" zu erkennen ist. Der Name "Löffelförmiger Seitling", wäre wohl der passendste, denn das ist meienr Ansicht nach ein sehr gutes Merkmal: Wenn du in einer Kollektion etliche von den typischen "Löffeln" hast. Mit ziemlich langem, dünnem Griff (=Stiel).
Hier sind zumeist PIlze mit verhältnismäßig kurzem, dickem Stiel zu sehen. So eine deutlich dunkle, graubraune Pigmentierung der Hüte kann Pleurotus pulmonarius nicht. Die sind ganz jung gelegentlich blass braun oder grau, werden dann aber rasch weiß.
Alles immer etwas variabel, darum möglichst große Kollektionen betrachten.
Hier mal typische "Löffel" (Pleurotus pulmonarius):


Pleurotus ostreatus gilbt übrigens auch. Allerdings meistens eher ockergelblich, mehr vom Stiel und von den Lamellen aus.
Pleurotus pulmonarius gilbt gerne leuchtend gelb vom Hutrand und den Lamellenschneiden aus, und bevorzugt auch beim Antrocknen.
Das sind wie gesagt nur meine persönlichen Einschätzungen und Ansichten, die ich mir mühsam aus eigenen Beobachtungen und diverser Fachlitertur zusammengereimt habe.
Im Link von Veronika sind übrigens meiner Ansicht nach auch diverse Pleurotus ostreatus unter falschem Namen abgebildet.
LG, Pablo.