Hallo Zusammen!
Das ist natürlich immer wieder ein interessantes Thema, und ich finde es auch ganz gut, daß hier ein paar Dinge mal bewusst provokant formuliert werden.
In der Tat will ich mich den meisten Punkten den vorangehenden Kommentaren anschließen. So wie es sich aber herauskristallisiert, sind es ja in seltenen Fällen die privaten Sammler, die das Problem darstellen. Ich denke auch, daß darauf die oben genannten Untersuchungen aufgebaut sind.
Für die Ökosysteme problematisch ist das Einfallen von Kolonnen, Gangs, Abkämmtrupps, die in einem Waldstück komplett Tabula Rasa machen. Ich wage mal zu behaupten, daß hier in vielen Fällen ein kommerzielles Interesse dahinter steckt. Freilich ist es illegal, aber erstens wird zuwenig kontrolliert, zweitens ist der Nachweis extrem schwierig, wenn doch mal kontrolliert wird.
Das ist wie bei anderen Dingen auch: Handel mit gestohlenen Autos, Einfuhr von gefälschter Markenware, Drogenhandel usw. Das Risiko wird kalkuliert, und entsprechend einfach in kauf genommen. Zumal wenn überhaupt nur die Handlanger belangt werden. Die Personen, die damit Geld verdienen, stehen im Hintergrund und sind in der Regel nicht dingfest zu machen.
Ich möchte in dem Zusammen hang noch mal auf ein weiteres Thema hinweisen:
>Knatsch in meinem Hauswald<
Woher kommen denn die ganzen Wildpilze in den Läden und Restaurants? Die meisten sicher aus Weißrussland, Ukraine, Polen usw. Aber auch hier bleibt doch ein Fragezeichen: Wer sagt denn, daß es nicht genauso einfach ist, ein paar Papiere zu fälschen? Pilze aus dem Thüringer Wald über einen kleinen Umweg durch Tschechien in Berlin auf den Markt zu bringen? Wer kontrolliert denn das, oder besser: Wer hat denn Interesse, das zu kontrollieren?
Um diesem Mißstand wirklich sinnvoll begegnen zu können sehe ich zwei Alternativen:
1.: Den Handel mit Wildpilzen komplett unterbinden. Was quasi unmöglich sein dürfte. Denn dann wäre schluss mit Jägertopf mit Pfifferlingen im Restaurant.
2.: Den Handel mit Wildpilzen auf eine rechtlich gesicherte und ökologisch sinnvolle Basis stellen. Siehe dazu auch meinen Beitrag im oben verlinkten Thema.
Soviel zum gefährlichen Teil des Themas, das kommerzielle Massensammlen. Was bringt hier eine Sammelbeschränkung, wenn die Organisatoren genau kalkulieren, ob eine Kontrolle wahscheinlich ist, ob und wann sich das Risiko lohnt? Strengere Gesetze würden da so oder so umgangen. Und sofern das Risiko in Deutschland oder der Schweiz zu hoch wird, verlagert sich der Raubbau an der Natur in die Wälder in anderen Ländern.
Bleibt die Frage, was denn nun Sammelbeschränkungen für private Sammler bringen sollen.
Zunächst mal: Persönlich würde ich das durchaus begrüßen.
Es bleiben aber Punkte offen, die das Konzept in Frage stellen. Über die Sinnlosigkeit von zeitlich begrenzten Sammelverboten wurde oben schon geschrieben.
Punkt zwei geht in die Richtung von Safrans Kommentar: Ein Sammler, der fünf Kilo Hallimasch aus dem Wald trägt, um seine Kühltruhe zu füllen, stellt kaum ein ökologisches Problem dar. Der Sammler, der aber zufällig ein Vorkommen von Boletus Regius entdeckt, und diese Stelle immer wieder systematisch abgrast, richtet doch ziemlich sicher einen Schaden an, auch wenn er jedes mal vielleicht nur 1kg Pilze erntet.
In dem Zusammenhang ist auch Folgendes zu berücksichtigen: Natürlich stehen bestimmte Pilze unter Naturschutz, dürften also eigentlich gar nicht gesammelt werden. Das entzieht sich aber der Kenntnis des durchschnittlichen Sammlers, der in den meisten Fällen doch einen Boletus Aereus nicht von einem Boletus Edulis zu unterscheiden vermag.
Dazu kommt der Fakt, daß Kartierungen und Bestandsaufnahmen gerade bei seltenen Arten meist lückenhaft sind, bzw. die Ergebnisse nur schleppend oder gar nicht Eingang in die offiziellen roten Listen finden.
Auch dazu mal noch ein Link:
>Seltenheiten und Artenschutz<
Hier würde nur konsequente Aufklärung zu Ergebnissen führen. Aber das Thema ist komplex, man kann nicht von jedem, der sich gerne mal ein paar selbt gesammelte Pfifferlinge schmecken lässt, einen tiefen Einstieg in die Materie erwarten.
Ich halte auch nichts von einer Kriminalisierung des Pilze sammelns an sich, und zwar aus zwei Gründen:
Erstens trifft es natürlich gleich wieder die Falschen, nämlich diejenigen, die sich durchaus verantwortungsbewusst durch die Wälder und Wiesen bewegen.
Zweitens stellt auch das Sammeln von Speisepilzen einen möglichen Einstieg in das Thema Naturschutz und Ökologie dar. Für Menschen, die ansonsten kaum Zugang zur Natur haben bietet sich eine Gelegenheit, den Horizont zu erweitern und sich mit diesen wesentlichen Theman auseinander zu setzen. Ich finde, das ist eine Chance sowohl für die Menschen, als auch für die Natur. Denn je mehr Menschen ihre Aufmerksamkeit auf Natur und Umwelt richten, desto stärker kann man hier für Biotop - und Artenschutz arbeiten!
Für einen wirklich umfassenden Schutz inclusive absolutem Sammelverbot haben wir dann Naturschutz - und Landschaftsschutzgebiete. Diese sinnvoll auszubauen und zu erweitern wäre definitiv wünschenswert. Dazu wäre es auch schön, dort etwas mehr Kontrollen zu sehen. Ich persönlich bin noch nicht ein Mal in oder an einem NSG einem Förster, Forstwächter oder was auch immer begegnet!
Fazit:
Ich habe da so ein paar logische Probleme mit Sammelbeschränkungen und Verboten. Diese habe ich versucht hier darzulegen. Gefühlsmäßig würde ich es dennoch begrüßen. Aber eigentlich denke ich, daß es nur eine Kosmetik wäre, die den eigentlichen Sinn verfehlen würde. Somit wäre es aus meiner Sicht sinnvoller, das Problem von einer anderen Seite her anzugehen, und die rechtliche Grundlage an die gegebenen Verhältnisse anzupassen. Auch wenn das natürlich etwas komplizierter ist, und mehr Arbeit erfordert.
LG, Beorn.