Beiträge von nupharlutea

    Hallo zusammen

    Echt wunderbar ausführlich und super dokumentiert, aber ich muss hier passen. Caloplaca s.l. ja, aber welche Art das ist, kann ich nicht sagen und müsste auch den Schlüssel durchgehen. Auf jeden Fall bin ich mir ziemlich sicher, diese Art noch nicht gesehen zu haben. Spannend finde ich den doch offensichtlich grauen Thallus, der die Auswahl stark einschränken dürfte.

    Viel Erfolg weiterhin. ..

    Grüße

    Patrick

    Moin zusammen

    Die von Bernd gezeigten Bilder gehören schon zu dem, was bislang in den Formenkreis um Acarospora nitrophila gepackt wurde. Diese Gruppe befindet sich aktuell wohl in der Überarbeitung und ich hoffe, da kommt bald ein neuer brauchbarer Bestimungsschlüssel. Bislang habe ich diese doch recht häufige Art (bzw. diese Artengruppe mit eventuell auch seltenen Sippen) weitgehend ignoriert und als Acarospora nitrophila s.l. erfasst.

    Aktualisierte Schlüssel zu den meisten Arten gibt's übrigens bei den Flechtenfreunden aus Großbritannien, kostenlos zum Runterladen:


    Lichens of Great Britain and Ireland


    Beste Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hallo Martin

    Heute kam doch tatsächlich eine Sendung mit Bactrospora-Belegen an (die zuerst verschickte mit den zwei kleinen sowie dem großen Stück). Große Neugier hat mich dann auch gleich das Mikroskop rausholen lassen. Es handelt sich sicher um Bactrospora dryina; die länglichen zylindrischen Sporenbruchstücke sind da recht überzeugend. Für mich besonders spannend ist, dass tatsächlich ein deutlicher Unterschied zu den hier aktuell in Schleswig-Holstein gesammelten Belegen besteht, sowohl bei der Ausprägung der Sporenbruchstücke als auch bei der Größe der Apothecien. Das unterstreicht unsere bisherige Annahme, dass wir hier die Bactrospora corticola haben (die sich aktuell offensichtlich hier auch ausbreitet).

    Nochmals vielen Dank für die Zusendung des Materials!


    Beste Grüße aus dem sonnigen Norden

    Patrick

    Hallo Martin

    So richtig sichere Bestimmungen per Bild sind ja nicht wirklich möglich, aber vielleicht kann ich bei der einen oder anderen Art einen Denkanstoß geben.

    1) Das wird wohl was aus der Ecke Trapelia sein. Möglich wäre T. coarctata oder T. elacista.

    2) Pertusaria/Ochrolechia, spannend wäre, ob es sich wirklich um Sorale oder aber um Apothecien handelt (einmal schneiden und schauen...)

    3) vergleiche mit Porpidia tuberculosa

    4) das sollte wohl eine Lepraria sein

    5) vergleiche mit Trapeliopsis pseudogranulosa

    6) keine wirkliche Ahnung, vielleicht eine Hymenelia?


    Vielleicht bringt dies ja neue Ansätze zur Bestimmung.


    Grüße

    Patrick

    Hallo Martin

    Die Bestimmung der Bactrospora-Arten scheint nicht so ganz trivial. Wir haben in jüngster Zeit in Schleswig-Holstein ebenfalls mehrere Bactrospora-Funde verzeichnen können, nachdem die letzten Nachweise etwa 100 Jahre zurückliegen. Unsere Funde weisen Sporenbruchstücke mit Längen-Breiten-Verhältnis von zumeist 1:1 auf, es sind aber auch Bruchstücke dabei, die etwa doppelt so lang wie breit sind. Derzeit gehen wir davon aus, dass es sich um B. corticola handelt; das Hymenium reagiert nicht mit Lugol, zumindest tritt keine blaue Verfärbung auf; vereinzelt könnte man eine schwach rötliche Verfärbung erahnen.

    Den Hinweis zur ausbleibenden J-Reaktion bei B. dryina hast Du wo gefunden? Das, was mir an Literatur vorliegt, gibt durchweg an, B. dryina weist eine J+ blaue Reaktion des Hymeniums auf. Wenn B. dryina tatsächlich nicht zwingend die blaue J-Reaktion zeigt, machte dies die Bestimmung unseres Materials nicht einfacher. Vielleicht muss dann doch eine DNA-Sequenzierung her?


    Wäre es möglich, dass Du mir einen Beleg (Größenordnung 2x3 cm wäre ausreichend) von Deiner Bactrospora zukommen lässt, damit ich den mit unserem Material vergleichen kann?


    Grüße

    Patrick

    Hallo Martin

    Ja, das wird mit Sicherheit Pyrenula nitida sein. Die Art ist schon eine der typischen Waldarten, kommt meist an Hainbuchen, an geeigneten Standorten aber auch an Buchen vor. Pyrenula nitidella besitzt deutlich kleinere Perithecien. Es gibt noch weitere Pyrenula-Arten, die jedoch wohl extrem selten sind; den potentiell auch bei uns vorkommenden Arten fehlt die rote K-Reaktion im Perithecienschnitt.


    Grüße

    Patrick

    Hi zusammen

    Die Cladonia scabriuscula kann im Bereich der Podethienspitzen durchaus sorediös sein, dies scheint aber nicht zwingend der Fall sein zu müssen. Bezeichnend neben der Beschuppung ist, dass sich im oberen Bereich der Podethien die Berindung tlw ablöst, sodass das Mark stellenweise freiliegt und die Podethien hier etwas "zerfressen" aussehen. Dies ist auf den gezeigten Bildern auch recht gut zu erkennen. Bei C. furcata hingegen ist dies nicht der Fall; auch die angesprochene var. pinnata besitzt zwar beschuppte Podethien, jedoch sind diese auch im oberen Bereich weitgehend deutlich berindet.

    Nicht ganz ohne Grund wurde C. scabriuscula zwischenzeitlich mit C. furcata in einen Topf geworfen.

    Die Diskussion zeigt ganz gut die Grenzen einer sicheren Bestimmung nur anhand von Bildern. Zudem ist jede Bestimmung letztendlich nur eine Arbeitshypothese, die entweder widerlegt oder aber eben nicht widerlegt, jedoch - der Natur einer Hypothese geschuldet - im wissenschaftlichen Sinne niemals endgültig bestätigt werden kann.


    Ein Flechtenschnupperkurs für Forumsmitglieder wäre mal eine feine Sache.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hallo Gernot

    Die Apothecien scheinen mir eher unbereift zu sein. Das sollte sich dann eigentlich um die häufige Lecanora chlarotera handeln. Lecanora carpinea gibt's übrigens auch oft mit nicht gedrängt stehenden Apothecien, die dann entsprechend nahezu kreisrund sind.


    Beste Grüße

    Patrick

    Hi zusammen

    Das sukkulent aussehende Gebilde am oberen Bildrand ist ein abgestorbener Zweig der Besenheide...

    Das bunte in der Bildmitte sieht mir nach stark geschädigten Grundschuppen (Primärthallus) einer Cladonia aus; wäre gut möglich, dass hier mal ein Tier draufgepinkelt hat und daher die Verfärbungen rühren; sowas kann man öfter auf mit Schafen oder Ziegen gepflegten Heideflächen beobachten. Es ragen ja auch noch Teile von Podethien einer Cladonia (vermutlich C. furcata) ins Bild hinein.

    Soweit meine Einschätzung aus der Ferne.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hi zusammen

    Cladonia squamosa wäre meines Erachtens hier raus; diese hat deutlich dickere Podethien, die oben offen sind; hinzu käme eine kräftigere Beschuppung. Sofern Du einen Beleg gesammelt hast, könntest Du diesen mal unter eine UV-Lampe legen; squamosa leuchtet hier weiß auf.

    Ich wäre bei den gezeigten Exemplaren bei Cladonia scabriuscula, die zwischenzeitlich mit Cladonia furcata zusammengeworfen wurde, nun aber wohl wieder als eigenständige Art akzeptiert ist. Quasi eine beschuppte Form von C. furcata.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hallo Gernot

    Das braune Gebilde auf dem ersten Bild gehört nicht zur Flechte (ich weiß aber auch nicht, was es ist). Das zweite Bild zeigt zwei Sporen; zumindest bei der oberen lassen sich 5 oder 6 Septen erkennen, sie weist also 6 oder 7 Zellen auf. Damit, und auch mit der Größe der Sporen, hat sich der Verdacht auf Opegrapha varia (=Alyxoria varia) bestätigt. Die oben von mir erwähnten A. ochrocheila und A. culmigena haben jeweils 4-zellige Sporen; die Sporen von Graphis, die ja auch angesprochen wurde, sehen ganz anders aus.


    Grüße

    Patrick

    Hallo zusammen

    Graphis ist es mit Sicherheit nicht, sondern ein Vertreter aus dem Bereich Opegrapha; die Gattung ist vor einiger Zeit neu bearbeitet worden und einige der ehemals zu Opegrapha gestellten Arten sind in andere Gattungen überführt worden. Das Bild zeigt sehr wahrscheinlich eine Alyxoria; A. varia wäre auch mein erster Tipp, aber eine mikroskopische Untersuchung sollte bei Opegrapha s.l. eigentlich immer erfolgen. Als weitere (makroskopisch nicht stets sicher bestimmbare) Kandidaten kämen hier noch A. ochrocheila und A. culmigena (ehemals Opegrapha herbarum) in Betracht, die jedoch mikroskopisch unterschieden werden können.

    Du kannst mit scharfer Rasierklinge mal versuchen, ein paar Längsschnitte der Apothecien zu machen. Dann sollten schon ein paar Asci bzw. Sporen dabei sein, zumal Dein Beleg recht vital ausschaut. Ruhig mal 5 oder 6 dünne Schnitte machen. Auch kannst Du mal nach Pyknidien schauen, die als schwarze Punkte auf dem Thallus sichtbar sind; die Pyknosporen sind ebenfalls sehr hilfreich bei der Bestimmung und lassen sich einfacher aufspüren als die Ascosporen.


    Beste Grüße

    Patrick

    Hallo Martin

    Die Tüpfelreaktion am besten an trockenem Material durchführen (bei feuchten Proben sind die Ergebnisse manchmal undeutlich). Die eventuelle Farbreaktion tritt recht zügig ein; bei C quasi augenblicklich (also meist innerhalb der ersten Sekunde), bei K auch innerhalb von Sekunden bis maximal 0,5 Minuten, bei P kann es auch schon mal eine Minute dauern. Wenn danach nichts mehr passiert, ist die Reaktion negativ. Auch Verfärbungen, die erst nach Stunden auftreten, spielen keine Rolle.

    Damit läuft Dein Parmotrema-Beleg wohl zu. P. perlatum.


    Beste Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hi Martin

    Das finde ich nicht ganz so einfach zu beantworten; ich bin mir auch nicht sicher, ob alle Bilder die gleiche Art zeigen. Es könnte sich schon um Physcia dubia handeln, aber es wäre auch auf Ph. tribacia und Ph. tribacioides zu achten; beide Arten könnten bei Dir vorkommen. Dann gibt es auch noch eine Physciella chloantha, die ich auch nicht ausschließen möchte.

    Physcia dubia ist ja nun eine der häufigeren Arten, zumindest auf eutrophierten Gesteinen und Rinden im Siedlungsraum. Dennoch ist die Bestimmung vor Ort nicht immer ganz einfach, sodass ich dazu raten würde, etwas Material zur Bestimmung zu sammeln.


    Grüße

    Patrick

    Hallo Martin

    Vielleicht kann ich hier auch noch ein paar Arbeitshypothesen einwerfen...


    Bild 2: Ja, das sollte Xanthoparmelia pulla sein. Ich selbst habe die Art noch nicht gesehen (kommt bei uns in S-H offenbar nicht vor), aber so soll sie wohl aussehen.


    Bild 4: Xanthoparmelia conspersa: Da gehe ich mit.


    Bild 9: Hübsches Mosaik aus diversen Arten, die typischerweise auf Beton, Kalkstein oder aber staubimprägniertem Silikatgestein vorkommen. Xanthoria elegans, Physcia caesia und Lecanora muralis sind klar. Die zitronengelben kleinen Knubbel (tlw. auch mit Apothecien) am linken Bildrand sollten zu Candelariella aurella gehören. Die Caloplaca im unteren Bildbereich unterhalb der Xanthoria elegans dürfte C. crenulatella sein. Das graue Lager rechts von der Caloplaca scheint mir Aspicilia contorta zu sein.


    Bild 10: Könnte man mal mit Lecidella stigmatea vergleichen. Häufige Art auf basischem Gestein.


    Bild 11: Wohl Aspicilia contorta.


    Bild 12: Etwas schwieriger. Könnte eine stark verunstaltete Lecanora muralis sein; jedoch sehe ich eigentlich keine wirklichen Ansätze von blattlappenartigen Strukturen. Sofern hier tatsächlich eine reine Anhäufung nur von Apothecien vorliegt, dürfte dann entweder Lecanora polytropa oder L. stenotropa vorliegen (lassen sich mikroskopisch anhand der Sporenbreite unterscheiden (stenotropa hat recht schmale Sporen, polytropa eher etwas breitere)).


    Bild 13: Das sollte Physcia caesia sein, stark verunstaltet durch einen lichenicolen Pilz (vermutlich Polycoccum pulvinatum). Letzterer bildet auf Physcia caesia und Ph. dubia gallenartige Strukturen (Knubbel), die zahlreiche eingesenkte schwarze Perithecien tragen, die nur mit der Spitze (dem Scheitel) rausragen. Lässt sich mikroskopisch gut ansprechen. Wenn Du das Bild stark vergrößerst siehst Du überall auf dem Thallus zahlreiche schwarze Punkte (die mutmaßlichen Scheitel der eingesenkten Perithecien des mutmaßlichen Pilzes...) .


    Bild 14: Collema crispum sollte passen.


    So lässt sich doch auch auf wenigen Metern einer auf dem ersten Eindruck recht lebensfeindlichen Struktur doch so einiges entdecken, wenn man nur genau hinschaut.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hi Martin

    Für mich sieht das nach Parmotrema perlatum aus. Exemplare ohne Cilien kommen ab und zu mal vor. Die durchgehend graue Oberfläche ohne Anklänge eines weißlichen Netztes sowie die Reaktion K+gelb sollten P. reticulatum bzw. pseudoreticulatum ausschließen. Ich denke, mit P. perlatum liegst Du auf der sicheren Seite.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hi Martin

    Platismatia glauca passt m.E. sehr gut. Dann hast sie ja endlich gefunden! Bei uns in Schleswig-Holstein ist die Art offenbar recht selten und scheint auch nicht zuzunehmen, im Gegensatz zu vielen andere große Blattflechten. Als Art kühl-feuchter Standorte dürfte sie im Zuge der Erwärmung vielleicht auch eher zurückgehen, ähnlich wie Tuckermanopsis chlorophylla und Pseudevernia furfuracea.

    Wenn Du das nächste mal Erlen in Gewässernähe anschaust, kannst Dir mal ältere dünne, absterbende Zweige (so Durchmesser 3 bis 5 mm) mit der Lupe gegen das Licht anschauen. Vielleicht findest Du Stenocybe pullatula, ein kleiner Pilz, der traditionell von der Lichenologie erfasst wird. Winzige, bis 0.5mm lange, glänzend schwarze Stecknadeln, ähnlich Calicium oder Chaenotheca. Viel Erfolg!


    Beste Grüße

    Patrick

    Hallo Martin

    Ich schaue derzeit auch nur unregelmäßig hier rein (zu viel Arbeit, zu viel anderer Krams zu erledigen...). Melanohalea laciniatula kann ausgeschlossen werden. Ich hätte als eine Arbeitshypothese Physconia distorta eingeworfen; keine Sorale, keine Isidien, Lappengröße passte auch. Eher untypische Wuchsform, aber ich hatte schonmal epiphytisch wachsende Exemplare der Art in recht schattiger Lage gefunden, die ähnlich untypisch entwickelt waren.

    Mal so als Idee eingeworfen.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hallo Martin

    Ja, da können Fotos schon mal in die Irre leiten. Nach den weiteren Bildern sowie den ergänzenden Infos scheint es dann doch eine Phaeophyscia zu sein. Ob nun P. endophoenicea (die zumindest bei uns hier oben offenbar deutlich zunimmt) oder doch aus dem noch nicht zufriedenstellend aufgearbeitetem Formenkreis von P. orbicularis, mag ich dann aber nicht mutmaßen. Bei orbicularis kommen auch gerne mal Exemplare mit gelblichen bis fast orangen Soralen vor. Jedoch scheinen die Sorale bei Deinem Fund überwiegend randständig zu sein, was eher für endophoenicea spräche.


    Phenylendiamin bekommst Du übrigens bei mykoshop.de recht günstig. Die Lösung hält sich auch recht lange; ich wechsle mein Fläschchen etwa alle 2 Jahre. Zum Betüpfeln: Ich nutze draußen ganz gerne einen Grashalm o.ä., der erst ins Reagenz und dann auf die Flechte getupft wird. So bringt man nur eine wirklich kleine Menge auf und kann die etwaige Reaktion gut beobachten. Daheim nutze ich hierfür Zahnstocher.


    Grüße

    Patrick

    Hallo Martin

    Usnocetraria hat keine Pseudocyphellen und sollte somit ausscheiden. Es könnte sich schon um gut entwickelte Punctelia jeckeri handeln, die Art hat, im Gegensatz zu P. subrudecta eben den etwas grünlichen Farbstich und hat mehr Bortensorale als punktförmige Flecksorale.

    Allein anhand der Bilder mag ich mich aber nicht so ganz festlegen; für mich jetzt nicht auszuschließen wäre auch eine der seltenen Parmotrema-Arten (P. pseudoreticulatum). Um hier sichergehen zu können, müsste man mal ein Exemplar vernünftig durchbestimmen. Manchmal gibt es doch noch mal Überraschungen und man hat plötzlich was richtig Spannendes gefunden.


    Grüße

    Patrick