Beiträge von Graubart

    Guten Abend,
    Nr. 1 ist ein Flaschenstaeubling Lycoperdon perlatum: auf der Oberfläche stehen "große" Stacheln, die von kleinen umgeben sind. Die großen Stacheln sind "einfach", das heißt, sie sind nicht aus 3-4 anderen zusammengesetzt wie bei anderen Arten der Gattung Lycoperdon.


    Bei Nr. 2 kann ich nicht genug erkennen. Er hat jedenfalls keine deutlichen Stacheln.
    Faustgroß spricht vermutlich gegen den Wiesenstäubling, zumindest kenne ich den nur kleiner.


    Viele Grüße
    Lothar

    Vielen Dank Nobi!
    Ich war völlig irritiert, dass ich bei einem Pilzschlüssel an einer Stelle lande, bei der alle Angaben zu stimmen scheinen. Normalerweise gibt es immer was, was anders aussieht, oder es geht um Merkmale, die ich mit meiner Ausstattung nicht sehen kann (Muster auf den Sporen etc.). Mich hat das sehr skeptisch gemacht.


    Das Tintlings-Heft muss ich mir noch beschaffen.


    Ich habe heute in Gießen zwei Standorte mit Pilzen gefunden, die zu Macrolepiota s.l. gehören sollten. Fotos habe ich gemacht. Die Schirme sind noch nicht offen, aber morgen bin ich wieder dort.


    Viele Grüße vom Nordrand des Vogelsberg-"Gebirges" in Mittelhessen
    Lothar
    [hr]
    Ergänzung:
    in der Datenbank Species fungorum wird Macrolepiota rickenii nicht als Art geführt sondern mit Macrolepiota mastiodea synonymisiert.


    Viele Grüße
    Lothar

    Guten Abend,
    heute habe ich diesen hübschen Riesenschirmling gefunden. Naja, so ganz riesig ist er nicht. Auf Grund der Hutform gehört er vermutlich zur Artengruppe Zitzen-Riesenschirmling (Macrolepiota mastoidea). Aber zu welcher Art der Artengruppe gehört er?


    (1)


    (2)


    (3)


    Zum Standort:
    Höhenlage: ca 300 m, Mittelhessen, nördlicher Vogelsberg
    Topographische Karte 1:25.000 MTB 5320/14


    Untergrund: basischer Basalt, mit Lehm / örtlich mit Lösslehmüberdeckung.


    Laubwald (Rotbuche, Hainbuche), am Wegrand / Waldrand zu einer Straße hin.


    Merkmale des Pilzes:
    Hut: in der Mitte zitzenförmig, dicht feinschuppig, mittelbraun; zum Rand hin zunehmend aufgelockert feinschuppig auf beigem Grund, mit kontinuierlichem Übergang von der Hutmitte zum Rand
    Hutdurchmesser: 7 cm (nicht voll ausgebreitet)


    Fleisch: nicht rötend
    Geruch: schwach, seltsam (nicht "nach Pilz", kein mir bekannter Geruch - dazu gehört nicht viel :shy: )


    Stiel: 11 cm; Ring: einfach, herabhängend.
    knollige Stielbasis
    fein genattert, aber mit geringem Kontrast zum Untergrund


    Soweit meine Beschreibung. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen.


    Nach HORAK lande ich bei Macrolepiota rickenii (Hutdurchmesser kleiner als Stiel-Länge, die Beschreibung des Hutes und Hutdurchmesser passen).


    Wie ist Eure Meinung dazu?


    Viele Grüße
    Lothar

    Guten Abend zusammen,
    auch wenn schon zwei Wochen seit dem letzten Beitrag vergangen sind, noch einige Ergebnisse und Fotos.


    - Anzahl der Poren pro mm
    An einer neuen Probe kam ich auf ca 5 Poren pro mm. Da die Poren nicht in einer Linie liegen ist das Ergebnis natürlich nicht scharf.


    - Sporengröße
    10,3 x 7,0 µ
    Bei Jülich ist angegeben:
    G. pfeifferi : 9-11 x 6-9 µ
    G. resinaceum: 9-11,5 x 4,5-7 µ
    Einzelne Sporen waren deutlich größer als 7 µ.


    Die Messung ist leider bei meinem Mikroskop nicht so ganz einfach, zumindest ohne Immersionsöl. Es gibt zum Teil einen breiten unscharfen Rand. Ich hatte den inneren Bereich gemessen. Mit dem äußeren Bereich wäre der Durchschnittswert höher. Vielleicht liegt es auch an meiner mangelnden Erfahrung.


    Meines Erachtens spricht der Durchschnittswert, der ja auch größere Sporen umfasst, für Ganoderma pfeifferi. Das gilt auch für die Zahl der Poren pro mm.


    Auch die rotbraune Färbung des Hutfleisches (Cortex) in Bild (12) spricht dafür. Bei G. resinaceum soll sie hellbraun sein.


    Hier noch ein paar Bilder:


    (10)
    12. September
    Seit den vorigen Fotos hatte es stark geregnet und es war sehr windig.
    Das hat dazu geführt, dass auf der Oberfläche des Fruchtkörpers kaum noch Sporenstaub vorhanden ist. Daher glänzt sie jetzt, so wie es für die Art sein soll.
    Die Wachstumskante fühlt sich übrigens feucht-schmierig an.
    Der obere (kleine) Fruchtkörper hat sein Wachstum anscheinend erst mal eingestellt, die helle Wachstumskante ist nicht mehr da.



    (11)
    Am 3. September hatte ich noch mal ein Stück vom Fruchtkörper abgeschnitten, damit ich Sporen für die Größenmessung bekommen konnte. Bis zum 12. September hat sich die Schnittstelle wieder geschlossen. Die neue Oberfläche ist gelblich (Harzschicht).



    (12)
    Beim Schneiden habe ich darauf geachtet, dass nicht etwa Sporenstaub aus der Porenschicht eine Verfärbung des Hutfleisches bewirkt. Das Fleisch hat sich trotzdem rotbraun verfärbt.




    So viel zum Abschluss. Ich werde ab und zu wieder vorbeigehen und berichten, wenn es was interessantes gibt.


    Viele Grüße
    Lothar

    Guten Abend Ulla,
    vielen Dank für Deine Unterstützung bei der Artbestimmung. Jetzt sind auch meine Zweifel beseitigt, dass es sich um Geastrum rufescens handelt. Und vielen Dank für Deine Geduld.


    Heute war ich noch mal am Standort. Pilz Nr. 1 ist bei einer leichten Berührung den Hügel heruntergerollt, einige Lappen sind wohl angeknachst worden. Beim Betrachten in der Hand wurde deutlich, dass die Bruchstellen tatsächlich rötlich (in etwa rosa) sind. Außerdem waren auch bei diesem Exemplar die Außenseiten (= Unterseiten) der Lappen mit Erde behaftet.


    Die jungen Exemplare entwickeln sich schön weiter. Ich werde versuchen, die Entwicklung bei mir zu dokumentieren.


    Auch sehr hübsch:
    in "KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) Band 1: Ständerpilze, Teil A: Nichtblätterpilze. Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co. "
    gibt es bei vielen Pilzen das Phänomen, dass auch häufige Arten in Mittelhessen zu fehlen scheinen. Das gilt auch für die Gattung Geastrum. Aber für Geastrum rufescens gibt es einen Nachweis im benachbarten Messtischblatt der Topographischen Karte 1:25.000 !


    Die Kartierungslücken sind hier ziemlich groß.


    Ich bin gespannt, ob ich noch auf andere Fundorte stosse, evtl. ja noch mit einer anderen Art dieser oder verwandter Gattungen. Voriges Jahr soll hier in der Nähe auch der "Tintenfischpilz" gewachsen sein. Leider hatte ich das nicht mitbekommen.


    Viele Grüße aus dem Vogelsberg
    Lothar

    Hallo Ulla,
    ich hatte das Unterscheidungsmerkmal den Großpilzen Baden-Württembergs Band 2 Seite 107 entnommen:


    10 Basidiocarpien jung zwiebelförmig, oberirdisch ....
    (führt zu G. triplex und G. langeniforme)


    10* Basidoicarpien jung kugelig, unterirdisch, ....
    (führt zu G. fimbriatum und G. rufescens)


    Bei Jülich steht nichts von diesem Merkmal, andere größere Bestimmungswerke habe ich leider nicht.


    Aus eigener Erfahrung kann ich natürlich nichts dazu sagen. Leider fehlt mir das Beiheft 2 der Zeitschrift für Mykologie (Bauchpilze (Gasteromycetes s. l.) in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin / von Gerhard Gross, Annemarie Runge und Wulfard Winterhoff. 1980) , auf das Gerd in einem seiner Beiträge hingewiesen hat.


    Ich weiß, dass in einigen Schlüsseln Angaben stehen, die bei anderen Autoren nicht vorkommen. Es wird wohl vom Einzelfall abhängen, wie zutreffend sie sind.


    Viele Grüße
    Lothar

    Guten Morgen zusammen,
    Wirderer
    Jetzt sehe ich es auch, dass das linke Exemplar umgefallen ist! Da muss man erst mal drauf kommen. Jetzt kann man auch die Unterseite der Lappen begutachten: sie sind erdbehaftet.


    Insgesamt: auch ohne die Farbe (die vor Ort meiner Erinnerung nach nicht rötlich war) spricht alles für den Geastrum rufescens, den Rotbraunen Erdstern:


    G. triplex scheidet aus, da dort die Fruchtkörper oberirdisch gebildet werden. Bild 2 und 3 zeigen, dass sie unterirdisch gebildet werden.


    Bei G. fimbriatum sollen die Lappen eingerollt sein. Aber selbst bei Exemplar 1 sind sie nicht eingerollt, nur nach hinten umgeschlagen.


    Jetzt bin ich zufrieden :)


    Viele Grüße aus dem heute wieder regnerischen Vogelsberg


    Lothar

    Guten Abend,
    Als ich heute vormittag mit meiner Frau zu den beiden Exemplaren gegangen bin, die ich gestern beschrieben hatte


    http://www.pilzforum.eu/board/thema-rotbrauner-erdstern


    hat sie ca 15 m vor dem Fundort an einem Erdhaufen einen weiteren Erdstern gefunden. Dann war an diesem Erdhaufen noch einer und noch einer ... Diese Exemplare hatten keine abgebrochenen Lappen. Ich stelle sie daher separat vor.


    Ob es sich um die gleiche Art handelt wie bei dem obengenannten Beitrag?


    Nochmals die Standortangaben:
    Höhenlage: ca 300 m, Mittelhessen, nördlicher Vogelsberg
    Topographische Karte 1:25.000 : 5320/14


    Untergrund: basischer Basalt, mit Lehm / örtlich mit Lösslehmüberdeckung.


    Mischwald (Rotbuche, Fichten, Lärchen), am Wegrand, wenige Meter dahinter der Waldrand zu einem Bachtal mit Rinderweiden.


    An dieser Stelle: einzelne Fichten.


    Hier sind die Fotos. Auch hier gibt es einen Rotstich. Vgl. die Anmerkung im obengenannten Thread #8.


    (1) Exemplar 1 (ältestes Exemplar)
    a)


    b)


    (2) Exemplar 2 (jüngstes Exemplar)
    Foto farbkorrigiert
    Die Fruchtkörper entstehen also unterirdisch, daher keinesfalls G. triplex?
    Durchmesser außen ca 3 cm, innen ca 2 cm.


    (3) Exemplar 3 (etwas älter)
    nicht farbkorrigiert


    (4) Exemplar 4
    Foto farbkorrigiert


    (5) Exemplar 5
    Endoperidie anscheinend angefressen


    (6) Exemplar 6 (links) und 7 (rechts)
    Beim linken Exemplar fehlt schon die Endoperidie. Die Außenseite der Lappen zeigt keine Erde mehr, was aber bei alten Exemplaren immer der Fall sein kann. Wächst darunter ein neues Exemplar?


    (7) Standort
    Die Fruchtkörper standen alle etwa im zweiten Drittel des Erdhaufens.


    Ich habe den Eindruck, dass es sehr schwer ist, aus dem Jugendstadium auf ein voll entwickeltes Stadium zu schließen, und umgekehrt.


    In Bezug auf die Art bin ich jetzt völlig verwirrt. Ich gehe erst mal schlafen.
    :yawn:


    Gute Nacht
    Lothar

    Guten Abend,
    vielen Dank, Ulla und Mario, für Eure Kommentare.


    Heute war ich noch mal am Standort und habe Fotos gemacht. Es war heller als gestern, kein Regen, so dass ich zum Teil auch ohne Blitz fotografieren konnte (mit einem kleinen wackligen Stativ, aber besser als in der Hand halten). Auch diese Fotos haben einen Stich ins Rötliche, Richtung rosa. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob evtl. auch mein Bildschirm die Farben verändert darstellt. :rolleyes:


    Ich habe bei den folgenden Fotos mit IrfanView Korrekturen vorgenommen (Farbintensität -60, Gamma-Korrektur 1.2). Das kommt meinem Farbeindruck (der natürlich auch fehlerhaft sein kann - bei Männern nicht selten) näher.


    (4) Exemplar 1 (mit Blitz)


    (5) Exemplar 1 (ohne Blitz)


    (6) Exemplar 2 (mit Blitz)


    (7) Exemplar 2 (ohne Blitz)


    Ich könnte noch mal hingehen und beim jüngeren Exemplar einen Lappen abschneiden umnachzusehen, ob sich auf der Unterseite Myzel / Erde befindet. Das ist ja auch ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal.


    Tja, ist das mit dem Hof um das Peristom bei G. triplex Pflicht oder ist es, wie Gebhardt schreibt, nur "oft" so?


    Viele Grüße
    Lothar

    ojeoje, mein Farbgedächtnis hatte wieder mal Fehler.


    Heute war ich noch mal am Standort. Die Bezeichnung der Farbe ist schwierig: weiß mit einem hellen bräunlichen Ton?
    In etwa wie zur Zeit die hellen farbigen Bereiche beim Pilzforum unterhalb dem Logo.


    Trino
    Vielen Dank für Deinen Kommentar.


    Mein erster Gedanke war auf Grund der abgebrochenen Lappen vor allem von Exemplar 1 auch Geastrum triplex (Halskrausen-Erdstern) gewesen. Aber im Schlüssel (Baden-Württemberg) stand


    "10. Basidiocarpien jung zwiebelförmig, oberirdisch. Myzel nur an der Basis, Außenseite der Lappen daher +/- glatt und kaum vom Substrat verkrustet, Peristom mit +/- deutlich begrenztem Hof.


    10*. Basidiocarpien jung kugelig, unterirdisch, Myzel an der ganzen Außenseite der Exoperidie. Lappen daher außen mit Substrat verkrustet (....) Peristom stets ohne abgegrenzten Hof."


    Option 10 (mit abgegrenztem Hof) führt zu G. triplex und G. lageniforme, 10* (ohne abgegrenzten Hof) führt zu G. fimbriatum / rufescens,


    Zum jungen Zustand konnte ich nichts sagen, auch nichts zur Außenseite der Lappen. Exemplar 1 hatte keinen Hof, Exemplar 2 einen undeutlich begrenzten. Da ich davon ausgegangen bin, dass es sich bei den beiden Exemplaren um die gleiche Art handelt, bin ich bei 10* weitergegangen.


    Hätte ich bei Ewald Gerhardt : Der große BLV-Naturführer für unterwegs. 5. Aufl. Neuausgabe 2011 nachgeschaut, dann steht bei G. triplex "oft mit einem undeutlichen, farblich abgegrenzten Hof". oft = es muss gar kein Hof vorhanden sein! Dann hätte ich auch bei 10 weitermachen können.


    Bei Walter Jülich : Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze Jena: 1984 steht bei G. sessile (= G. fimbriatum) und G.vulgatum (= G. rufescens): Peristom nicht faltig.


    Ich nehme an, dass mit "faltig" die Spitze gemeint ist. Ist das Peristom auf den Bildern faltig?


    Heute Abend stelle ich neue Fotos ein. Jetzt muss ich noch mal raus, draußen sehe ich vor dem Haus Pilze wachsen und es scheint die Sonne.


    Viele Grüße
    Lothar

    Guten Morgen zusammen,
    heute (dh gestern) nachmittag habe ich im Wald laut "Eu" geschrieen:
    zum ersten Mal nach vielen Jahren waren da zwei Erdsterne am Wegrand. Nochmal "Eu", weil daneben Riesen-Egerlinge standen. Zu denen komme ich in einem anderen Beitrag.


    Zum Standort:
    Höhenlage: ca 300 m, Mittelhessen, nördlicher Vogelsberg
    Topographische Karte 1:25.000 : 5320/14


    Untergrund: basischer Basalt, mit Lehm / örtlich mit Lösslehmüberdeckung.


    Mischwald (Rotbuche, Fichten, Lärchen), am Wegrand, wenige Meter dahinter der Waldrand zu einem Bachtal mit Rinderweiden.


    An dieser Stelle: einzelne Fichten.


    Vor lauter Verblüffung hatte ich vergessen, die Größe zu messen :shy:


    Hier nun die Bilder:


    (1)


    (2) Exemplar 1, Farbe falsch: nicht rötlich, nur hell bräunlich


    (3) Exemplar 2, Farbe falsch: nicht rötlich, nur hell bräunlich


    Beim Bestimmungsschlüssel in den Großpilzen Baden-Württembergs Bd 2 lande ich bei der Alternative Geastrum fimbriatum / Geastrum rufescens.


    Die Grundfarbe würde ich als fleischrötlich bezeichnen, trotz aller Risiken von Falschfarben auf Grund der Verwendung von einem Blitz bei dunklen Regenwolken. (Update: rötlich stimmt nicht)


    Die Lappen sind nur schwach nach unten gewölbt, sofern sie nicht abgebrochen sind.


    Daher vermute ich im Vergleich mit dem Beitrag von Gerd


    http://www.pilzforum.eu/board/…oder?pid=175509#pid175509


    dass es sich um den Rotbraunen Erdstern (Geastrum rufescens) handelt.


    Sollte ich außer dem Durchmesser der Fruchtkörper bei einem Besuch noch auf was achten außer den Durchmesser und die Farbe ohne Blitz?


    Viele Grüße
    Lothar

    Lb Bestimmerinnen und Bestimmer,
    beim Lesen einiger Bestimmungsliteratur und Forumsbeiträge bin ich ins Schleudern gekommen.
    Vor allem in der Bestimmungsliteratur werden die Begriffe Trama und Context verwendet (ohne die deutsche Bezeichnung), aber anscheinend nicht einheitlich.


    1.) Jülich, Walter: Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze. Jena: G. Fischer, 1984, S. 6-11
    Context: steriler Teil des Fruchtkörpers, bei Polyporen vor allem der Teil des Fruchtkörpers ohne die Röhren.
    Trama: steriler Teil des Hymenophors unter dem Hymenium / Subhymenium; bei Porlingen der sterile Teil in dern Röhren, im Gegensatz zu dem übrigen stericlen Teil des Fruchtkörpers (= Context). bei Gastromyceten der sterile Teil der Gleba, der das Hymenium trägt.


    2.) Krieglsteiner, German J. [Hrsg.]: Die Großpilze Baden-Württembergs. Bd. 1. Allgemeiner Teil. Ständerpilze: Gallert-, Rinden-, Stachel- und Porenpilze. Stuttgart: Ulmer, 2000. S. 52-56
    Context: steriler innerer Teil des Basidiocarpiums
    Trama: siehe Context


    3.) Gerhardt, Ewald: Der große BLV-Pilzführer für unterwegs. 5. Aufl., Neuausgabe. München: BLV, 2011. 690-693

    Zur Frage, wie Sporen auf der Oberseite von Ganoderma-Arten abgelagert werden können, die schon in den Westfälischen Pilzbriefen gestellt wurde, gibt es einen interessanten Aufsatz:


    Zur Sporulation von Ganoderma applanatum (Flacher Lackporling) - Aerodynamische Tricks / K. Weber, C. Mattheck
    Karlsruher Institut für Technologie (KIT) , Institut für Materialforschung II, Karlsruhe

    Der Vortrag wurde auf dem 16.VTA Spezialseminar 'Messen und Beurteilen am Baum', Karlsruhe, 4.-5.Mai 2010 gehalten.
    Demnach ist es bei sehr schwachem Wind möglich, dass die Sporen auf die Oberseite des Fruchtkörpers geweht werden.


    Viele Grüße
    Lothar Kalok

    Guten Abend zusammen,
    zunächst einmal vielen Dank zu den sehr hilfreichen Kommentaren. Wie gewünscht, stelle ich hier genauere Angaben zusammen:


    Zum Standort:
    Höhenlage: ca 300 m, Mittelhessen, nördlicher Vogelsberg ("Vorderer Vogelsberg" laut naturräumlicher Gliederung)
    Topographische Karte 1:25.000 : 5320/33


    Untergrund: basischer Basalt, mit Lehm / Lösslehmüberdeckung. Laut Bodenkarte von Hessen an dieser Stelle Lößlehm.
    http://bodenviewer.hessen.de/viewer.htm


    Mischwald (Rotbuche, Kiefer), am Wegrand, außerdem Randbaum zu einer angrenzenden Windwurffläche.


    Substrat: Rotbuche, der größere Fruchtkörper ca 20 cm Höhe über dem Erdboden.


    Zum Fruchtkörper:
    Größe der großen Konsole (Benennung wie in der Literatur gefunden):
    Länge: 17 cm, Breite: 10 cm, Dicke: 5 cm (Fotobelege liegen vor)


    Oberfläche: glänzend (z.T. von Sporenpulver überdeckt, dort matt), wellig-runzelig (Bild 8)
    Unterseite: hell gelblich (Bild 7)
    Porendichte: ca 3 pro mm (im Randbereich)


    Sporenfarbe: braun (Bild 5, 6)


    Geruch: deutlich, sehr angenehm (da dieser Sinn bei mir nicht gut entwickelt ist: appetitlich "nach Pilz", genauer geht's nicht)


    Schnitt: Fleisch beim Schneiden relativ weich, (Contex) rotbraun (Bild 9)


    Anklopfen: klingt hohl


    Farbe des Fleisches und Geruch sprechen nach Großpilze Baden-Württembergs Bd. 1 für Ganoderma pfeifferi, den Kupferroten Lackpilz, gegenüber Ganoderma resinaceum.
    Die Anzahl der Poren pro mm ist allerdings zu gering.


    Es führt wohl kein Weg daran vorbei, die Sporengröße zu bestimmen. Ich möchte aber schon mal die bisherigen Ergebnisse und Bilder bereitstellen.



    Die Bilder im Ausgangsbeitrag (1)-(3) waren vom 20. August 2013.


    Hier folgen Bilder vom 28. August 2013.


    (4) Der Lackporling sitzt ca 20 cm über dem Erdboden an der Rotbuche. Dahinter die Kiefer, die zur Harzgewinnung genutzt wurde. Aus dem Harz kann z.B. Kolophonium hergestellt werden.


    (5) Sogar das kleine Exemplar wirft viel Sporenstaub ab. Die große Konsole und die Rinde sind deutlich damit bedeckt.


    (6) Vorne war ich mit dem Finger drauf gekommen, plötzlich war es dort heller, fast weiß. Der Sporenstaub verändert zum Teil die darunter liegenden Farben. Anscheinend muss man mit einem Pinsel die Sporen beseitigen, um die echten Farben und Struktur zu sehen.

    Aber warum ist eine Zone vor dem Rand fast weiß? Und wie kommt der Sporenstaub auf die obere, kleine Konsole?


    (7) Unterseite hell gelblich



    Die folgenden Bilder stammen von einem kleinen, direkt am Baumstamm abgeschnittenen Teil des Fruchtkörpers. Da ich den Pilz noch länger beobachten will, sollte der Abschnitt nicht zu groß sein.


    (8) Randstück, Oberfläche runzelig


    (9) Contex (Fruchtkörper oberhalb der Röhrenschicht) kastanienbraun, darunter die Röhrenschicht, die auf Grund der Entnahmestelle nicht ganz typisch ist.



    Viele Grüße
    Lothar

    Vielen Dank.


    Den Namen "Ganoderma" hatte ich vor etwa 15 Jahren zum ersten Mal gehört. Nach einem nächtlichen Sturm bin ich an einem Haus vorbeigekommen, auf das ein Baum gefallen war und das Dach beschädigt hat. Einer der Männer, die dort gearbeitet hatten, meinten "typisch Ganorderma". Der Baum sieht oben noch gesund aus, aber der Wurzelbereich ist stark geschädigt.


    Hier habe ich eine gut verständliche Beschreibung der Schäden durch Ganoderma gefunden:


    Schadwirkung und Kontrolle von Lackporlingsarten (Sachverständigenbüro Reinartz und Schlag, aus "Neue Landschaft" 02/99)


    Mal schauen, ob der Pilz-Fruchtkörper eine Chance hat, älter zu werden, so dass die Art bestimmt werden kann.


    Viele Grüße
    Lothar

    Guten Abend zusammen,
    diesen Porling fand ich vor ein paar Tagen an einer lebenden Rotbuche, die mit der Rinde in direktem Kontakt zu einer ebenfalls noch lebenden Kiefer stand, die bis in die 50er Jahre zur Harzgewinnung angezapft worden war. Das größere Pilz-Exemplar hat eine Hutbreite von ca 15 cm. Der Pilz wächst ca einen halben Meter über dem Erdboden.


    [Update: Genauere Angaben in Beitrag #8]


    Experimente habe ich mit ihm nicht angestellt, kann ich aber noch nachholen.


    Was könnte das sein?


    (1)


    (2) Durch den Blitz etwas zu hell


    (3)


    Sieht sehr hübsch aus, aber schade für die Buche.


    Viele Grüße
    Lothar

    Hallo,
    den Spiegel-Artikel finde ich etwas reißerisch. Die Arbeit, die in der frei zugänglichen Zeitschrift PLoS One erschienen ist, stammt bereits von 2007. Der Inhalt ist in einen Wikipedia-Artikel über Melanine eingegangen.


    Bei der damaligen Untersuchung ging es primär darum zu untersuchen, wie radioaktive Strahlung auf Melanine wirkt. Die verwendete Strahlenquelle produziert im Wesentlichen Gamma-Strahlung. Alpha- und Betastrahlung wurden damals nicht untersucht. Das Ergebnis war, dass die Stoffwechselaktivität von drei völlig unterschiedlichen, Melanin enthaltenden, Pilzen durch die Bestrahlung deutlich erhöht wurde, es wurden mehr Nährstoffe umgesetzt.


    Erst zum Schluss wird spekuliert, ob radioaktive Strahlung direkt im Stoffwechsel wirken kann - in Analogie zu Pilzen in anderen extremen Situationen (Antarktis, heiße Quellen). Ich sehe nicht, dass diese Vermutung direkt aus den Ergebnissen abzuleiten wäre, aber ich bin kein Fachmann auf diesen Gebieten.


    Wer will und mehr Grundkenntnisse hat als ich, kann sich z.B. bei Google Scholar ansehen, wo diese Arbeit zitiert wurde. (Titel des Aufsatzes eingeben).
    Die Aufsätze ab 2012 sind hier zu finden:
    http://scholar.google.de/schol…04617567455474393&scipsc=


    Es dauert etwas, wenn man sich da durchwühlen will um zu sehen, wie heute der Stand ist.


    So viel für heute Abend und vielen Dank für den Hinweis auf den Aufsatz.


    Viele Grüße
    Lothar

    Guten Abend zusammen!
    Nach langer Abstinenz vom Pilzforum, vor allem auf Grund fehlender Funde seit dem Winter, finde ich ab und zu wieder Pilze :) .
    Hier ist meine erste Frage:


    Handelt es sich bei den Bildern um den Schuppigen Stielporling (Polyporus squamosus)?


    Fundort: Laubach - Gonterskirchen (Landkreis Gießen) am Rand des Vogelsbergs, am 6. Aug. 2013
    Mischwald, in diesem Bereich Rotbuchen. Fundort: am Wegrand.
    Untergrund: vermutlich Basalt.


    Hut-Durchmesser: ca 8 -10 cm ,
    Konsistenz des Huts: weich, Geruch: unauffällig


    Bei den Röhrlingen habe ich keinen ähnlichen Pilz gefunden, bei den Porlingen bin ich auf diese Art gestoßen. Gibt es andere Pilzarten, die besser passen?


    Viele Grüße
    Lothar




    [hr]
    Ich glaube, ich habe die Antwort gefunden:
    http://www.pilzforum.eu/board/…ling-mit-deutlichen-poren


    Da der Stiel von meinem Pilze zentral sitzt, ist es eventuell der Sklerotien-Stielporling (Polyporus tuberaster) ?


    Viele Grüße
    Lothar

    Die Idee von Michael, dass es sich um "flechtenartiges" handelt, ist nicht so abwegig.


    Fast jeder hat in Wälder schon so graue Überzüge auf Stämmen gesehen, z.B. auf Eiche, aber auch auf anderen Baumarten. Dabei handelt sich meistens um Flechten aus der Gattung Lepraria (Lepraflechten) oder nahen Verwandten. Sie bilden keine Fruchtkörper mit Sporen aus, sondern auf der Oberfläche werden kleine Kügelchen aus Pilzhyphen gebildet. In deren Mitte befindet sich eine Alge. Die Kügelchen werden von Wind verweht und können woanders sofort wieder eine Flechte bilden: der Pilz hat ja seine Alge mitgebracht. Dagegen müssen Sporen nach dem Keimen erst mal eine passende Alge finden.


    Also: grauer Überzug auf Stämmen = Flechte, vor allem Gattung Lepraria


    Bilder von Lepraria-Arten gibt es z.B. hier:
    http://kmubserv.tg.fh-giessen.de/pm/kirschbaum/
    (z.B. bei Lepraria incana, der häufigsten Art, klicken).


    Es gibt sogar ein kleines Video dazu:
    http://de.wiki-videos.com/video/Lepraria+incana


    Die Artbestimmung in der Gattung Lepraria ist schwierig. Um ganz sicher zu sein, muss man bei etlichen Arten mit Dünnschichtchromatographie die Flechtensäuren bestimmen. Das ist schon einiger Aufwand.


    Viele Grüße
    Lothar

    Hallo Jan-Arne,
    so flächig auf den Stämmen kommen Grünalgen der Gattung Trentepohlia vor, z.B. Trentepohlia aurea. Ich kenne sie zwar dunkler und rötlicher, z.B. auf Apfelbaumstämmen, aber es gibt ja mehrere Arten und auch die Wuchsbedingungen spielen sicher eine Rolle. Unter der Lupe sehen sie fusselig aus.


    Trentepohlia-Algen können auch in Flechten als Photosymbiont vorkommen. Sie produzieren also die Nährstoffe (z.B. Kohlehydrate) für den Schlauchpilz (Ascomyceten), der den Flechtenkörper bildet. Wenn man so eine Flechte anritzt, dann sieht man eine orangene bis rotbräunliche Farbe. Das spielt beim Bestimmen eine wesentliche Rolle.


    Man wird oft gefragt, ob die Bäume krank sind. Nein, das sind sie nicht. Die Trentepohlia-Algen vermehren sich wie die meisten Flechten und Moose stärker, seitdem der Schwefel aus der Luft verschwunden ist. Bevorzugt wachsen jetzt die nährstoffliebenden Arten, die anderen haben weiter ihre Schwierigkeiten. Die säureliebenden Flechten verschwinden langsam wieder..


    Man muss immer wieder deutlich machen, dass die Luftreinhaltung in Bezug auf den Schwefel ein großer Erfolg war. Die Politik hat damals Erkenntnisse durchaus umgesetzt und dafür gesorgt, dass Schwefel aus Kraftstoffen und Heizöl verschwunden ist.


    Viele Grüße
    Lothar

    Guten Abend zusammen!


    Zu meiner Überraschung hatte ich gestern kleine Lamellenpilze gesehen, die ich bisher nicht gekannt habe. Naja, das ist nix besonderes, die meisten Pilze, die ich sehe, kenne ich nicht :( . Aber da es in dieser Jahreszeit nicht sooo viele Lamellenpilze gibt, vermute ich, dass es sich um den Gemeinen Trompetenschnitzling handel könnte, wobei mich der synonyme Name Winter-Trompetenschnitzling mehr überzeugt hat.


    Standort:
    nördlicher Vogelsberg (TK 5320/1), ca 300 m hoch, Untergrund: Basalt, Böden: basisch


    Auf einem Waldweg (Fichten), bei dem eine Seite des Fichtenbestandes im Jahr 2007 dem Orkan Kyrill zum Opfer gefallen war. Auf dem Weg liegen viele Reste von den Ästen, die beim Beseitigen der umgefallenen Bäume liegen geblieben sind.


    Es gibt zwei Grüppchen der Pilze:
    Gruppe 1:
    Hutdurchmesser bis ca 4 cm
    Höhe Stielbasis - oberer Hutrand: ca 4 cm
    Geruch: angenehm "nach Pilz"
    Sporen: elliptisch, 6,75 x 5,46 (Mikrometer) (Durchschnitt von 9 Sporen), Quotient 1,24


    Gruppe 2: hellerer Hut (evtl. trockener), Hutdurchmesser 2 cm, wenige Meter von Gruppe 1 entfernt. Nicht weiter untersucht.


    (1) Hier ein Sammelbild von Gruppe 1:


    (2) Hut von nah


    (3) von der Seite


    (4) schräg von unten


    (5) und Blick auf die Lamellen



    (6) Die Gruppe 2 bestand nur aus ca 5 Pilzen, wovon ich nur einen fotografiert habe:


    (7) Das gleiche Exemplar mit Blick auf die Lamellen


    Da der Gemeine Trompetenschnitzling im trocknen Zustand hygrophan sein soll, nehme ich an, dass es sich bei beiden Gruppen um die gleiche Art handelt, die zweite Gruppe auf Grund des Mikrostandortes etwas trockener. Auch die weißliche Färbung der Lamellenschneiden ist bei beiden vorhanden und passt zur Art, die ja sehr häufig sein soll.


    Liebe ich da richtig oder gibt es Arten, die auch noch in Frage kommen könnten?


    Viele Grüße
    Lothar[hr]
    Noch zur Ergänzung:
    Sporenfarbe (auf Papier): hellbraun / ockerbraun