Ich versuche jetzt so gut es geht die Zeigerpflanzen, die Bäume und die Böden anzuschauen und wie mir geraten wurde mehr Geduld und Zeit zu investieren und natürlich das einprägen/belesen vieler Pflanzen / Pilzen und Bäumen.
Deine Vorgehensweise ist Goldrichtig. Alleine schon der Weg zum Pilzsachverständigen zeigt, dass Du die Sache ernst nimmst. Gut so.
Dann will ich Dir was aus der Praxis erzählen, was Zeigerpflanzen und Co. angeht.
Manche Arten sind streng an Pflanzen und/oder die Bodenchemie gebunden. Es ist nun leider (oder Gott sei Dank) so, dass sehr viele Pilze sich darum offenbar nicht zu scheren scheinen. Oder es reicht ein winziges Laubbäumchen im Fichtenmeer um einen Pilz, der im Fichtenwald nicht vorkommt, wachsen zu lassen.
Und dann sind da noch Jahreszeitliche oder Witterungsabhängige Faktoren.
Beispiel Pfifferling.
Den hat man früher bei uns ganz selten im Laubwald gefunden, dafür häufig in jungen Fichtenschonungen. Heute sind die Laubwälder die Hauptfundplätze. Voriges Jahr hab ich sie in der Wiese gefunden, im Traufenbereich der überhängenden Baumkronen. Daraufhin bin ich die Waldränder abgegangen und habe gefunden. Ich erkläre mir das mit der relativen Trockenheit, der Tatsache das im Traufenbereich mehr Wasser konzentriert niedergeht als auf der freien Fläche und die Baumkronen diesen Bereich noch beschatten, so dass dort gute Wachstumsbedingungen herrschten. In diesem Jahr gibt es an den gleichen Stellen rein gar nix.
Dieses Jahr hab ich eine große Menge auf ener kleinen Lichtung gefunden, auf der nur Brombeeren, Gras und zwei, drei Birken standen. Jetzt wachsen sie vermehrt auch direkt im Wald.
Grad gestern bin ich vier Stunden durch den Wald gelaufen. Alle möglichen Stellen hab ich besucht und kaum Pfifferlinge gefunden. An zwei Stellen hab ich dann gute zwei Kilo einsammeln dürfen und noch mehr stehen lassen. In weit auseinanderliegenden Lärchenbeständen.
Steinpilze gabs letztes Jahr in Mengen im jungen Fichtenwald, in höheren Beständen gar nix. Dieses Jahr gibt es kaum Steinpilze, aber wenn, ausschließlich in höheren Beständen.
Parasole konnte man letztes Jahr mit der Sense ernten, dieses Jahr hab ich noch kein Exemplar.
Dann geht man an eine Stelle, an der man öfter schonmal Steinpilze gefunden hat. Nix und nochmal nix. Man spart die Stelle zwei, drei Wochen aus und sucht woanders. Schließlich geht man doch nochmal hin und steht inmitten von überalterten Steinpilzen.
Will sagen, Studium ist wichtig, Richtig und Gut.
Noch wichtiger aber ist, laufen, laufen und nochmal laufen. Wenn Du heute an einer Stelle nichts findest, können morgen die ersten Steinpilze Ihren Kopf aus dem Humus strecken.
Wichtig ist, wenn Du was findest, dann die Umgebung zu studieren, die Beschaffenheit des Waldes an genau der Stelle, Wie feucht oder trocken ist es, Wächst dort Moos oder Gras, oder Farn. Wie groß sind die Bäume, wie dicht stehen sie. Ist es ein Süd-, West-, Nord, oder Osthang. ( Kompass ist wichtig, wenn man die Himmelrichtungen nicht ohne bestimmen kann). Frag Dich, warum gerade hier Pilze stehen und nicht woanders. Such dann ähnliche Umgebungen und Verhältnsse. Wenn die Pilze an sehr feuchten Stellen nachlassen, such trockenere Gebiete auf, vielleicht kommen sie da erst später.
Beschränke Deine Ausfüge auf überschaubare Gebiete und geh immer wieder die gleichen Stellen ab. Schau wie sich das Pilzvorkommen verändert. Lerne ein Gebiet wie Deine Hosentasche kennen.
Dann bekommst Du ein Gespür dafür, auch in fremden Gegenden erfolgversprechende Stellen zu finden, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Und selbst dann, nach Jahren und wenn Du glaubst jede Stelle zu kennen und genau zu wissen wo Du wann sein musst, wirst Du plötzlich Pilze an Stellen finden, wo Du sie nie zuvor gesehen hast, werden zuverlässige Fundstellen plötzlich versiegen.
Literatur ist eine wichtige und unverzichtbare Grundlage, die Dich beim lernen unterstützt. Aber die Praxis findet im Wald statt.
Nur dort kannst Du das gelesene mit der Realität abgleichen und Schlüsse ziehen.
Also ab in den Wald mit Dir.:)