@ Steven
Wenn Du in Google z.B. "Zeigerpflanzen für saure Böden" oder sowas in der Art eingibst, bekommst Du ratzfatz mehr Infos, als ich hier in stundenlanger Arbeit reinschreiben kann.
Ich bleib mal beim Seidelbast ( von dem ich nicht weiß ob der überhaupt bei Euch vorkommt).
Also, ich taper nicht nur zur Pilzzeit durch den Wald, sondern das ganze Jahr und fast jeden Tag. Und wenn es nur ein, zwei Stündchen sind. Und wenn es die Arbeit zulässt, bin ich auch schonmal 5 oder 6 Stunden unterwegs.
Und ich lauf nicht einfach so im Wald rum, sondern ich bin immer auf der Suche. Nicht nur nach Pilzen, sondern nach allem was mir interessant erscheint. Und das ist schon fast wieder alles, was im Wald so vor sich geht. Seh ich irgendwas interessantes, will ich wissen was es ist, warum es da ist und was es macht, bzw. welche Funktion es erfüllt.
Selbst bei geschlossener Schneedecke und klirrendem Frost gibt es immer was zu entdecken, und wenn es nur die Spuren der Waldbewohner sind, die sie im Schnee hinterlassen.
Seh ich an einem Busch ein eingerolltes Blatt, will ich wissen, wer es eingerollt hat und ob er noch darin haust.
Im Bachbett finde ich Steine, die der Bach mit sich gerissen hat. Auch die schau ich mir an, will wissen was das für Gestein ist und wo es herkommt.
Nicht alles auf einmal, nicht jeden Tag, und nicht immer wird meine Neugier befriedigt.
Nehmen wir den Seidelbast als Beispiel.
Den hab ich vor mehr als 40 Jahren, noch als Kind, zum ersten mal im Wald bei meiner Oma entdeckt. Seidelbast ist keine Blume, sondern ein Gehölz. Und er blüht im März/April. Seine pinkvioletten Blüten sind in der noch schwach entwickelten Vegetation nicht zu übersehen. Hier ein Bild von diesem Jahr.

Ich wollte wissen, was das für eine Pflanze ist und hab in der Elterlichen Büchersammlung gestöbert, Internet und Computer waren damals noch unbekannt. In irgendeinem Pflanzenbuch hab ich ihn dann gefunden. Aha, Seidelbast heißt die Pflanze. Wächst ausschließlich auf kalkhaltigem Boden. OK, Seidelbast und kalkhaltig abgespeichert. Nicht um später dort Pilze zu finden, die kalkhaltigen Boden brauchen, einfach so, ein Puzzelsteinchen des Waldes aufgenommen.
Dann sind viele,viele Jahre vergangen. Pilze hab ich während der Zeit ausschließlich aus kulinarischen Gründen gesammelt. Nur in meiner direkten Umgebung. Champignon, Marone, Steinpilz und Pfifferling.
Die üblichen halt. Unbekannte oder ncht eßbare Pilze hab ich zwar wahrgenommen, mir auch angeschaut und anhand von Büchern so manchen zu identifizieren versucht, aber eben oberflächlich, als Teil des Ganzen, nicht um speziell alles über Pilze zu erfahren.
In den letzten Jahren hat sich mein Interesse nun auf die Pilze fokussiert. Zunächst um den Speiseplan zu erweitern, seit letztem Jahr aber auch und vorrangig auf die gesamte Pilzwelt bezogen.
Und dabei helfen mir all die kleinen Mosaiksteinchen, die ich im Laufe der Zeit und aus völlig anderen Gründen, oder aus reinem Interesse, gesammelt habe.
Totentrompeten will ich unbedingt finden. Sie sollen kalkhaltigen Boden brauchen. Ich weiß, dass es in meiner direkten Umgebung vorwiegend saure Böden gibt.
Wo zum Teufel find ich jetzt kalkhaltigen Boden ?
Klick, der Seidelbast, na klar.
So hat eine Bobachtung die fast vierzig Jahre zurückliegt mir gezeigt, wo ich suchen muss.
Totentrompeten hab ich da trotzdem nicht gefunden. Falsche Zeit, an den richtigen Stellen vorbeigelaufen, gibt vielleicht bei uns gar keine.
Aber ich werd immer wieder mal dort vorbeischauen, werd sie vielleicht nir finden, oder Körbeweise, wenn ich zur richtigen Zeit am richtigen Platz bin. Wer weiß das schon.
Was ich Dir veranschaulichen will ist, dass all die kleinen Puzzleteilchen im Wald vorhanden sind, zu jeder Jahreszeit und an jedem Ort.
Du versuchst anhand von Büchern und Karten ganz bestimmte Puzzleteilchen zu finden, von denen Du gar nicht weißt, ob sie da wo Du suchst, vorhanden sind. Vielleicht gibt es bei Euch z.B. gar keinen Seidelbast, auch nich auf Kalkboden. Dann suchst Du vergebens.
Andersrum wird ein Schuh draus.
Geh in den Wald und sammel irgendwelche Puzzleteilchen die Dir interessant oder merkwürdig erscheinen. Und die versuchst Du dann anhand von Büchern, Internet oder Karten zu entschlüsseln. Je mehr Puzzleteilchen Du findest, verstehst, und zusammensetzt, um so klarer wird Dein Bild vom jeweiligen Waldgebiet.
Über die Pilz stolperst du früher oder später ganz von alleine, wenn Du nur oft genug in den Wald gehst. Dann stehst Du vor eiem Pilz, schaust Dich um, registrierst die Dir bekannten Puzzleteilchen und legst Die auf andere Stellen um, wo sie auch passen. Und dann hast Du einen Anhaltspunkt, wo Du die Chance hast, weitere Pilze dieser Art zu finden.
Puh, besser kann ich es Dir nicht erklären. Liest sich vielleicht kompliziert und aufwändig, bedeutet aber im Prinzip nix anderes als: "Raus in den Wald und Augen auf". 