Hallo Peter,
vielen Dank für deine Rückmeldung und Darstellung. Auch der unterschiedlichen Sporenmaße. Es ist für mich nach wie vor nicht ganz einfach einzuschätzen, wann Sporen volle Reife haben und wie man ein optimales Präparat anfertigt.
Zu H. phlebophora kam ich auch nach dem Schlüssel von Skrede 2017 (wobei phlebophoroides ja in diesem Schlüssel noch nicht drin ist). Die Beschreibung und die Bilder haben mich dann wieder zweifeln lassen. Hier freie Übersetzung (und in Fettdruck die Passagen, die bei mir Fragezeichen ausgelöst haben):
24. Apothecium konvex bis flach halbkugelförmig; Stiel grau-weiß (B1), im Kontrast zum glänzenden schwarzen ("shining black") Hymenium (H8); mit auffälligen, scharfkantigen Längsrippen, die sich auf die Oberfläche des Rezeptsakels ausdehnen und hier ein Netzwerk aus strahlenförmigen, erhabenen Adern bilden. . . . . . . . . . . . . . . . H. phlebophora
Auch bei Häffner findet sich im Schlüssel "Apothecium schirmförmig". Assoziiert habe ich dann damit Hüte, in die ich von unten wie in einen Schirm hineinschauen kann. Und ähnlich wie beim Regenschirm die Spannstreben sehe ich dann die Rippen. Auch auf deinen Bildern sieht man Hutränder, die weit entfernt sind vom Stiel. Bei unserem Fund reichten die Hutränder bei im Grunde allen Fruchtkörpern in allen Stadien an den Stiel heran, teilweise wirkten die Ränder mit dem Stiel "verbacken"(?).
Skrede schreibt bei phlebophoroides:Apothecium stipitate-capitate, sattelförmig bis flach, Hut 1,5–3,5 cm breit, an zwei bis drei Punkten mit dem Stiel verbunden, bei vollständiger Entwicklung mit zurückgebogenem und freiem Rand, Hymenium grauschwarz, Oberfläche glatt oder faltig. Frei Ränder gab es bei unseren Funden nur an einzelnen Lappen. Ich habe bei der Vielzahl der Fruchtkörper die wir gesehen haben (ca. 30 in unterschiedlichen Altersstadien und an unterschiedlichen Wegabschnitten - sicher nicht alles das selbe Myzel im Habitat), keinen einzigen gesehen, der komplett schirmartig offen war (so schön wie auf deinen Bildern).
Phlebophoroides soll zudem weniger und weiter auseinanderliegende, unregelmäßig strahlende Rippen auf der Oberfläche des Rezeptakels haben, im Vergleich zu H. phlebophora (Skrede, 2020). Rippen waren nur sehr spärlich vorhanden, wobei sicher auch nicht weniger, als das, was auf deinen Bildern zu sehen ist. Bezogen auf die Mikromerkmale fand ich die Unterschiede nicht ausschlaggebend, weder bezogen auf die Texturen des Exipulums noch bezogen auf die Sporen.
Nunja, sicher alles sehr schwammig und mir fehlt wirklich die Erfahrung mit den Arten und ich kann auch gar nichts ausschließen. Ich kenne beide Arten nicht und unser Fund stellt für mich einen Erstfund dar. Ich lasse die auf jeden Fall einmal sequenzieren und gleiche die LSU mit den Holotypen (Skrede) ab. Der Unterschied zwischen den Arten wird DNA-analytisch, wenn ich es richtig verstehe, durch 20 Unterschiede in den Basenpaaren der LSU unterstützt und Skredes LSU Sequenzen sind ja in Genbank verfügbar.
LG Sebastian