Hallo zusammen,
in der MycoBank steht, dass Aecidium rubellum ein Synonym für Aecidium rubellum var. rumicis ist. (Aecidium rubellum)
Geht das, dass eine Art nur in einer Variation gültig beschrieben ist? (mal abgesehen davon, dass A. rubellum laut Index Fungorum ein Synonym von Puccinia phragmitis sein soll)
Servus Dieter,
hier ist der Fall etwas kompliziert. Zunächst empfehle ich, nicht von Variation zu reden, sondern von einer Varietät (Variation ist die Abwandlung einer Sache, eines Musikstücks, eines Themas, Varietät hingegen ist eine taxonomische Rangstufe (klingt kleinkariert, hilft aber, Varietäten nicht zu sehr unterzubewerten).
Was heterotypische Synonyme angeht, sind weder Mycobank noch Index Fungorum eine aussagekräftige Quelle.
Hier muss man sich allerdings die Originaldiagnose anschauen. Normalerweise wird eine Art beschrieben. Wird dann eine Varietät beschrieben, so entsteht dadurch automatisch eine zum Epitheton autonyme Varietät. Hätte Gmelin also ein Aecidium rubellum beschrieben und dann später eine var. rumicis, so wäre dadurch automatisch auch eine var. rubellum entstanden. Beide Varietäten hätten dann unterschiedliche Typen. Ob sie Synonym sind oder nicht, muss man dann halt an den Typen entscheiden.
Hier ist der Fall anders. Gmelin hat ja im 18. Jahrhundert publiziert - da gab es noch keinen Code. Er hat Aecidium rubellum direkt mit zwei Varietäten beschrieben (alpha und beta standen als Symbole für Varietäten bzw, man hat dies nachträglich festgelegt):
Aecidium rubellum var. rumicis und Aecidium rubellum var. grossulariae. Er hat aber keine Beschreibung von Aecidium rubellum s.str. publiziert. Kurz gesagt: eine der beiden Varietäten ist somit Aecidium rubellum s.str., wenn Gemlin der Erstautor ist/wäre.
Insofern hätte Mycobank recht und Aecidium rubellum var. rumicis ist das, was Gmelin als erstes beschrieben hat. Aecidium rubellum var. rubellum wäre der korrekte Name oder eben Aecidium rumicis, aber so hat es Gmelin nicht beschrieben.
Ich bin ein bisserl aus der Nomenklatur raus und habe mich in den aktuellen Code noch nicht tief eingearbeitet. Solche Fälle sind nur historische Fälle. Hier spielt aber noch mit, dass sich Gmelin auf Persoon bezieht! Sollte Persoon Aecidium rubellum bereits gültig beschrieben haben, so hätte Gmelin hier nur zwei weitere Varietäten beschrieben. Dann wäre Aecidium rubellum var. rumicis ein eigenständiger Name und durch dessen Beschreibung wäre das Autonym Aecidium rubellum Persoon var. rubellum entstanden. Dann hat Mycobank natürlich nicht unbedingt recht, es sei denn, Persoon hat eben als Aecidium rubellum die Sippe an Rumex beschrieben. Dennoch wären die Namen nicht auf dem gleichen Typus basierend und man müsste prüfen, was Persoon und Gmelin jeweils meinten. Persoon hat aber wohl auch Aecidium rubellum var. rumicis beschrieben (laut Mycobank, aber ungültig).
Mycobank gibt aber die Quelle von Persoons (ungültiger?) Beschreibung nicht an, weshalb ich dort nicht nachschauen konnte. Den Gmelin anzusehen war ja einfach, da die Quelle angegeben ist. Den Persoon müsste ich erst suchen... Daher kann ich die Frage nicht komplett beantworten.
Da die Gruppe gut bearbeitet ist, würde ich in einer Monographie nachsehen, in der das diskutiert wurde. Rein formell wurden wohl drei Varietäten beschrieben - Aecidium rubellum Persoon (ex Gmelin?) (var. rubellum), Aecidium rubellum var. rumicis Pers. ex? Gmelin und Aecidium rubellum var. grossulariae Gmelin. Witzigerweise zitiert Mycobank Aecidium rubellum var. rubellum nur als ? beim Autor ohne Nennung von Persoon. Vermutlich hat also auch Persoon keine Aecidium rubellum var. rubellum beschrieben. Wenn du weißt, in welchem Werk Persoon das Aeicium beschrieb, kann ich vielleicht sogar den Fall lösen (aber wie gesagt: ich würde an deiner Stelle in einer Monographie nachsehen).
Ich hoffe, das hilft ein Bisserl. Vertraue Mycobank bei homotypischen Synonymen, bei heterotypischen vertraue den Monographien.
LG
Christoph