Servus Matthias (und servus an alle),
danke für die Infos! Die raue Oberfläche müsste eigentlich aus Vertiefungen bestehen - ich habe ein wenig recherchiert und mich in die Literatur eingraben (und traue jetzt meinen eigenen Beobachtungen wieder). Ich fasse das hier einfach mal kurz zusammen.
Es sind schon seit längerem 3 Genotypen bekannt (Typ A, B und C). Typ B wurde schließlich von de Wet et al. (2003) als Diplodia scrobiculata neu beschrieben:
de Wet J, Burgess T, Slippers B, Preisig O, Wingfield BD, Wingfield MJ (2003): Multiple gene genealogies and microsatellite markers reflect relationships between morphotypes of Sphaeropsis sapinea and distinguish a new species of Diplodia. Mycol. Res. 107(5): 557–566.
Diplodia scrobiculata: Conidiomata (Fig. 5) pycnidial, covered in mycelium, dark, immersed in pine needles or in the agar, (100–) 150 (–250) mm diam, single, papillate ostiole. Conidiogenous cells (Figs 6–7) discrete, dark, smooth, 10 mm in diameter, holoblastic with limited percurrent proliferation seen as small numbers of annellations. Conidia (Figs 8–9) clavate to truncate, dark mouse grey (15‘‘‘‘‘k), (37.5–) 39.5 (–41.5) µm [steht wirklich so da... müsste "x" sein] (13–) 14 (–15.5) µm, 1–3 septa, thick, pitted walls (Wang et al. 1985, Wang et al. 1986).
Man kann die Art sofort erkennen, wenn man sie auf Agar züchtet, da sie ein graues, dunkles Myzel ausbildet, während die Typen A und C helles Myzel haben. Hier wird aber insbesondere die löchrige Wand als Merkmal hervorgehoben, was mich ja stutzig machte. In der Diskussion bemerken die Autoren aber, dass man die beiden Arten ohne Kultur nicht trennen könne, obwohl sie auch angeben, dass D. scrobiculata dunkle konidiogene Zellen habe (während D. sapinea s.str. helle, hayline hätte).
Gehen wir zurück in die Vergangenheit:
Swart WJ, Wingfield MJ, Grant WS
(1993): Comparison of Sphaeropsis
sapinea and Sphaeropsis sapinea f.
sp. Cupressi. Mycol. Res.
97(10): 1253-1260.
Conidia varied in colour from hyaline,
when immature, to yellowish or dark brown when mature with the outer surface of
the conidial walls predominantly smooth, or sometimes appearing pitted. Conidial
lengths varied between 34.6 and 44.9 µm and widths between 12.3 and 17.8 µm.
Swart et al. (1993) hatten noch nicht differenziert und geben an, dass die Konidien meist glatt sind und nur manchmal löchrig zu sein scheinen.
Noch ein Schritt in die Vergangenheit (da wurden die drei Typen ebreits getrennt):
Palmer MA, Stewart EL, Wingfield MJ (1987):
Variation among isolates of Sphaeropsis sapinea in the north central
United States. Phytopathology 77: 944-948.
Conidial characteristics. Conidia of
type A isolates produced in Colony diameter after 3 days culture were
significantly (P= 0.01) longer and wider than those of Isolate type B
isolates (Table 1). Spore size among type A isolates also varied. Most spores
were aseptate; however, when septa were present, type A isolates had a single
septum, whereas the number of septa for type B isolates ranged from zero to
three. Spores of the type A isolate (A 123) from naturally infected tissues
averaged 39.3 ± 0.04 x 13.1 ± 0.02 µm and were longer and
narrower (P= 0.01) than the spores of the type B isolate (B 124),
which averaged 30.8 ± 0.3 x 15.0 ± 0.02 µm. Number of
septa of both isolate types ranged from zero to one.
Hier wird also nicht auf die Oberfläche eingegangen, sondern auf die Septenzahl. Demnach hätte Typ A breitere Konidien als Typ B (=D. scrobiculata). de Wet et al. (2003) wiederum geben an, dass man anhand der Maße nicht differenzieren könne... nun gut.
Was sagt der Klassiker schlechthin?
Ellis MB, Ellis JP (1997):
Microfungi on Land Plants. An Identification Handbook.
Conidia occasionally 1-septate, golden brown,
with pitted walls, mostly 40-50 x 12-17.
Ellis & Ellis beschreiben "pitted walls", differenzieren aber nicht zwischen den Morphotypen - weshalb man immer Spezialliteratur zu Rate ziehen sollte. Bei meiner Recherche fand ich dann schnell folgendes Literaturzitat:
Wang, C. G., Blanchette, R. A., Jackson, W. A. & Palmer, M. A. (1985): Differences in conidial morphology among isolates of Sphaeropsis sapinea. Plant Disease 69: 838–841.
Diese Literaturstelle konnte ich allerdings nicht bekommen. Dafür habe ich aber eine andere entdeckt:
Swart WJ, M.J. Wingfield MJ, van Wyk P (1993): Variation in conidial morphology among geographic isolates of Sphaeropsis sapinea. MycoI. Res. 97 (7) 832-838
Scanning electron microscopy of world isolates
Twenty isolates of S. sapinea consistently had conidia with smooth outer surfaces (Fig. I) typical of those reported for the type-A form (Table I). The remaining thirty isolates had between 6 and 38% of conidia with small indentations, or pits, distributed either over the entire outer surface, or parts of individual conidia (Figs 2, 3).
Effect of maturity on conidial ornamentation
The age of conidia did not appear to affect the occurrence of pits in any of the four isolates examined (Table 2). Over the entire 56 d period, the two type-A isolates, CWS 60 and CWS 61, respectively had means of 19.6 and 18.4% pitted conidia.The two type-B isolates, CWS 59 and CWS 64, respectively had means of 23.6 and 18.4%of pitted conidia over the same period.
Swart et al. (1993) haben 20 Kollektionen von S. sapinea mit völlig glatten Konidien festgestellt (sie haben mit einem Elektronenmikroskop gearbeitet!). Weotere 30 Isolate hatten zwischen 6 und 38% Konidien mit kleinen Vertiefungen, Gruben, Löchern. Dieses Merkmal ist altersunabhängig, hat also nichts mit ausgeereiften vs. jungen Sporen zu tun.
Die Autoren fassen salbst zusammen (im abstract) - Hervorhenung in Fettdruck von mir:
Authentic S. sapinea isolates, categorized as type A and type B in previous studies, were chosen for detailed examination of the effect of spore age, nutrition, and pigmentation on surface ornamentation. No distinct differences In conidial morphology between the two types were discernible between comdia of different ages, or those produced on media containing different carbon or nitrogen sources.
Kurz gesagt: es gibt sowohl glatte wie auch grubige Sporen bei beiden? Oder eher so: bei D. scrobiculata sind sie grubig, bei D. sapinea manchmal, weshalb die Gruben nicht als Merkmal allein ausreichen?
Was die Bestimmung angeht, bin ich jetzt zwar nicht weiter gekommen, aber zumindest kann ich das Ornament jetzt besser einschätzen. Und ich habe offenbar doch richtig beobachtet, dass es kleine Löcher und keine Warzen sind. Sollte eine Sphaeropsis / Diplodia mit warzigen Sporen auftreten, wäre das sehr spannend, denn das "gibt es nicht" (laut Literatur). Da es ein bekannter Phytoparasit ist, gibt es genug Sequenzen (auch druch de Wet et al. 2003).
Ich lasse es jetzt bei Diplodia sapinea, da die konidiogenen Zellen farblos hyalin sind - um die Art belastbar zu bestimmen, müsste ich sie kultivieren, wofür mir die Kapazitäten fehlen. Leider habe ich kein Labor mit Sterilbank. Falls jemand die Mögliochkeit haben sollte - es geht eigentlich recht einfach, zumal der Pilz gut wächst. Vielleicht hat jemand Lust, sich da mal zu verlustieren...
Es war zwar etwas anstrengend, die Literatur zu durchforsten, aber die Mühe hat sich gelohnt.
@ Stefan:
Zitat
... leider kann ich zu der Diskussion auch nur bedingt was konstruktives beitragen, weil ich nur selten Funde genauer dokumentiere.
Schade - gerade die Dokumentationen von Funden sind doch so wertvoll. Wie soll man sonst nachträglich, wenn mehr über eine Art bekannt wird, die Bestimmung prüfen / revidieren? Gerade für die Pilzkartierung wäre das wichtig. Und wenn man sich schon die Mühe macht, zu mikroskopieren, kann man sich ja ein paar Notizen machen und abheften... 
Liebe Grüße in die Runde,
Christoph