Beiträge von boccaccio

    Hallo zusammen,


    nachdem ich ja letztens den übersetzten Ascomyceten-Schlüssel der Niederländer vorgestellt hatte, wurde ich von einer Pilzfreund:in auf einen französischen Schlüssel zur Gattung Octospora hingewiesen, der auf seine Übersetzung harrt. Also gesagt, getan, kommt hier das übersetzte Werk. Ob die Bestimmung von Moosbechern damit einfacher wird, sei allerdings dahingestellt, da man ja nach wie vor vor der Aufgabe steht, das Wirtsmoos korrekt zu bestimmen.


    Björn

    Hallo zusammen,


    zu Porlingen gibt es ja einiges an guter und aktueller Bestimmungsliteratur. Neben den pileaten Porlingen gibt es in der Funghi Europaei Reihe einen Band von Bernicchia über Porlinge, dazu von der gleichen Autorin auch noch ein neueres Buch "Polypores of the Mediterranean Region". Von Rivoire gibt es ein dickes französisches Buch "Polypores de France et d'Europe", das aber eventuell schon vergriffen ist und natürlich last but not least von Ryvarden und Melo "Poroid fungi of Europe". Aber unabhängig davon, welches Buch man nun konsultiert, kommt man bei Porlingen nur in seltenen Fällen um die Mikroskopie herum. Da Porlingsfruchtkörper ja relativ hart sind, lassen sie sich übrigens sehr gut lange lagern und danach immer noch einwandfrei mikroskopieren. Relevante Merkmale sind natürlich die Größe und Form der Sporen sowie deren Iodreaktion, das Vorhandensein von Zystiden im Hymenium, das Vorkommen von Setae im Fruchtkörper, Vorhandensein oder Abwesenheit von Schnallen und die Frage, ob der Pilz monomitisch, dimitisch oder trimitisch ist.


    Björn

    Hallo Josi,


    das ist in der Tat ganz klar S. insignitum (das überrascht in Karlsruhe natürlich auch nicht so sehr, der Pilz mag es ja warm). Ich selber mache bei Rindenpilzen übrigens fast nie dünne Schnitte, sondern entnehme mit einer Nadel einfach kleinste Mengen Pilz, zerzutzel die dann ggfs. noch mit Nadeln und quetsche danach ordentlich mit dem Radiergummi auf dem Deckglas.


    Ein weiterer Tipp fürs Färben (was ja viele Dinge deutlicher erkennbar macht): Material in einen Tropfen Kongorot geben, den Tropfen ganz eintrocknen lassen, anschließend mit einem Tropfen Wasser/KOH das überschüssige Kongorot entfernen und danach in KOH mikroskopieren. Das sorgt für eine sehr intensive Rotfärbung.


    Björn

    Hallo zusammen,


    erstmal auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Die Unterscheidung von Stereum substomentosum und S. insignitum ist eigentlich ganz einfach. Man muß nur schauen, ob Acanthozystiden vorhanden sind, also Zystiden, bei denen oben so kleine Nupsies abstehen. Findet man sie, ist es S. insignitum:


    Das von Sandra erwähnte Buch von Erb und Matheis gibt es durchaus noch zu kaufen.


    Björn

    Hallo zusammen,


    ich habe ja vor einiger Zeit hier schon den Schlüssel zu den diversen Phragmobasidiomyceten, den die Mykolog:innen aus den Niederlanden und Belgien erstellt haben, vorgestellt. Ein weiteres Projekt der dortigen Mykolog:innen ist das Ascomyceten Project, in dem es, wie der Name schon vermuten läßt, um Schlauchpilze geht. Für die "Becherchen" gibt es dabei knappe Schlüssel, die einen in die jeweilige Gattung bringen. Das wahre Highlight sind aber die Schlüssel zu den Pyrenomyceten. Hier wird man zunächst einmal anhand der Sporenfarbe und -septierung in einen Unterschlüssel geführt, der dann zu jeder Gattung eine Beschreibung der wesentlichen Merkmale enthält, einige Arten mit Substratvorlieben aufzählt und am Ende auch immer noch auf entsprechende Literatur verweist. Dazu gibt es bei den meisten Gattungen auch noch eine Zeichnung der makroskopischen Erscheinung und Mikromerkmale.

    Leider haben die Niederländer:innen sich auch hier wieder entschieden, die Schlüssel auf Niederländisch zu erstellen. Ich habe mir dann die Mühe gemacht, auch diese Schlüssel mit Hilfe von DeepL zu übersetzen und das Ergebnis wieder mit LaTeX optisch ansprechend gesetzt in der Hoffnung, daß das Ergebnis von Interesse oder Nutzen ist. Da das Ergebnis etwas umfangreicher ist, habe ich entsprechend länger daran gesessen und das Ergebnis ist noch nicht so aus einem Guß wie der Phragmo-Schlüssel. Insbesondere habe ich anfangs etwas zu sehr auf DeepL vertraut und die Übersetzung der Wirtspflanzennamen nicht kritisch überprüft. Da ich mich nicht systematisch von Teilschlüssel A1 zu Teilschlüssel D6 durchgearbeitet habe, kann ich leider auch nicht genau sagen, in welchen Bereichen die Wirtsangaben bereits geprüft sind und in welchen nicht. Damit aber nun genug der Vorrede, hier geht es zum übersetzten Schlüssel. Aufgrund von technischen Randbedingungen von Nextcloud ist die Freigabe leider nur bis zum 8.6.2025 gültig und mit dem Paßwort Peziza geschützt.


    Björn

    Hallo Heidrun,


    soweit ich das überblicke, ist Chaetosphaeria eine grundsätzlich sehr schwierige Gattung mit vielen Arten. Normalerweise wird die Teleomorphe von Chaetosphaeria aber auch immer von anamorphen Konidienträgern begleitet, die dann für die Bestimmung relevant sein können. Hast du so etwas beobachten können?


    Davon abgesehen würde ich empfehlen, Pyrenomyceten immer erst in Wasser zu mikroskopieren (deine Bilder sehen rosa-stichig aus, weshalb ich da eine Färbung vermute). Außerdem sollte man Sporenmaße maximal auf 0,1 µm genau angeben, mehr gibt ein Lichtmikroskop von der Auflösung her eh nicht her.


    Björn

    Hallo zusammen,


    ich kann heute Pilze für alle Geschmäcker zeigen: Phytoparasiten, Rötlinge, kleine bunte Becherchen, Pyrenomyceten, totes Holz...


    Björn

    Hallo Felli,


    eine Idee zu deinem Fund habe ich erstmal nicht, aber hast du schon den Schlüssel vom Phragmoprojekt ausprobiert? Wichtig wäre glaube ich erst einmal herauszuarbeiten, ob Schnallen vorhanden sind, wie viele Sterigmen die Basidien haben und ob sie wirklich gestielt sind oder ob zwischen Stiel und Basidie nicht doch eine Septe ist.


    NACHTRAG: Was bei den Gallertpilzen auch immer hilft: Den Fruchtkörper in Kongorot geben, das Kongorot komplett antrocknen lassen, einen Tropfen Wasser draufgeben und vorsichtig absuagen um das überschüssige Kongorot zu entfernen und dann in KOH mikroskopieren. Dadurch sind die Hyphen und Basidien am Ende optimal gefärbt.


    Björn

    Hallo zusammen,


    ich hatte gestern zufällig den Eutypella-Schlüssel des niederländischen Ascomyceten-Projekts in der Hand. Dort wird u.a. auch Peroneutypa scoparia ausgeschlüsselt. Die Abbildung dazu zeigt ebenfalls ein gemeinsames Vorkommen mit H. fasciculatum. Dort im Text wird spekuliert, daß das Harpographium eventuell ein Parasit an der Peroneutypa sein könnte.


    Björn

    Hallo Michael,


    die Sarcoscypha-Arten sind tatsächlich nur mikroskopisch sicher zu trennen (S. jurana ist prinzipiell am Substrat erkennbar, ist aber ja auch mit Abstand der seltenste der drei Arten). Von daher denke ich, daß man hier nicht zwischen S. austriaca und S. coccinea unterscheiden kann. Zum Teil wachsen sogar beide Arten durcheinander am gleichen Standort!


    Björn

    Hallo zusammen,


    Ende Dezember war ich mit Karl im Depot und habe mir bei der Gelegenheit auch etwas Damwilddung mit nach Hause genommen. Nachdem der Dung im Döschen war, hatte ich ihn irgendwie aus den Augen verloren und erst jetzt mal wieder reingeschaut, was sich dort so tut. Zu meiner Überraschung gab es trotz der langen Lagerzeit nicht nur Pyrenomyceten, sondern auch hübsche kleine Becherchen aus der Gattung Coprotus


    1. Ein Prachtexemplar von Coprotus sexdecimsporus, der mit seinen 16 Sporen pro Ascus ja gut kenntlich ist.


    2. Daneben gab es noch diese kleineren Coprotusse, die sich einer Bestimmung noch etwas widersetzen. Die Sporen messen 5.8-7.0 µm x 3.1-3.4 µm, die Asci sind 66-80 µm x 9 µm groß. Paraphysen waren nur sehr spärlich vorhanden, scheinen aber an der Spitze nicht auffällig verdickt zu sein und sind zum Teil oben apikal umgebogen. Mit diesen Informationen lande ich im Schlüssel von Doveri problemlos bei Schritt 17. C. glaucellus sollte kürzere Asci haben und scheidet damit aus. C. marginatus hätte apikal verdickte Paraphysen und ist damit auch raus. Bleiben also C. lacteus und C. baeosporus. Von der Sporen- und Ascigröße und den Paraphysen her scheint C. baeosporus besser zu passen, dort sollten die Sporen aber überwiegend uniseriat angeordnet sein. Was meinen die Fachleute dazu?


    Björn