Hallo Oehrling,
um etwas zu schützen, ist die Erfassung eines Vorkommens erst einmal zwingend notwendig. Auch die Vorkommen der Feldhamster etc. mussten erst möglichst genau nachgewiesen werden, bevor es zu spektakulär teuren Umsiedlungsaktionen kam. Das ist die Aufgabe der Kartierung. Das Vorkommen und die Bestandsdynamik ermitteln. Dies ist der erste Schritt.
Der zweite, weitaus schwierigere Schritt ist, aus den Ergebnissen die notwendigen Handlungen abzuleiten, sie plausibel und notwendig darzustellen. Da sind wir bei den Pilzen, den "Vergessenen der Natur" (so der damalige Umweltminister von B-W Erwin Vetter 1991 bei der Vorstellung des Atlas der Großpilze von German Krieglsteiner) noch nicht angekommen, wo wir hin wollen. Pilze haben ja auch "schlechte Eigenschaften", wenn ich an Holzparasiten, Gebäudeschimmel und ähnliches denke, und sind dann letzlich teiweise nicht besser dran als Mücken. Man kann also durchaus auf welche verzichten und die Bekämpfung ist besser als der Schutz. Wir müssen also die Lobby sein, die Unverzichtbarkeit der Pilze in den Mittelpunkt zu rücken.
Und, es gibt durchaus einzelne regionale Erfolge, wo durch persönlichen Einsatz von Pilzfreunden im Einvernehmen Areale , wo sehr seltenen Pilze vorkommen geschützt wurden. Es gelang den Akteuren zum Beispiel die intensive Waldnutzung in bestimmten Arealen zu verhindern. Mykorrhizapartner der Pilze wurden nicht gefällt und Pilzsammler mit Aufstellern auf die Seltenheit einzelner Arten hingewiesen.
Aufgeben würde auch heißen, wir kümmern uns nicht mehr um die Pilze und überlassen anderen das Feld. Wir müssen mit unserem Hobby dafür sorgen, das am Ende der Pilz den selben Stellen wert erhält, wie die Orchidee, der Schwarzstorch oder der Feldhamster. Also, nicht nur ein billig zu habendes Lebensmittel oder ein Schädling ist, sondern eine zwingende Voraussetzung für den Ablauf natürlicher Vorgänge darstellt. Dafür brauchen wir auch die Kartierung und wohl auch den ausgebildeten Feldmykologen.
Beste Grüße
Stefan F.