Servus Oehrling,
das ist natürlich nicht einfach zu beantworten. "Aus heutiger Sicht" geht kaum, da gerade heute zu Vieles im Umbruch ist. Selber bin ich diesbezüglich noch "von gestern", mit Stangl und Kuyper sozusagen "aufgewachsen" und nicht über DNA-Analysen verfügend. Was ich dazu schreibe, ist meine persönliche Meinung, andere Risspilz-Interessierte können durchaus anders darüber denken oder andere Erfahrungen gemacht haben. Die Arbeit von Stangl war damals trotzdem ein wegweisendes Werk und ist heute noch kaum verzichtbar, wenn man sich mit der Gattung näher beschäftigt. Die größte Schwäche in dem Buch sind die weitgehend fehlenden Diskussionen: Abgrenzung zu ähnlichen Arten, Einschätzung der Synonyme aus der Literatur etc.
- obsoleta: Nach "meinem Konzept" bei Beachtung der sehr blassen Farben und rel. kleiner Sporen (bei 4-sporigen Basidien) oft gut aus der sehr schwierigen Gruppe der Rimosae abzugrenzen.
- flocculosa: Eine Sammel-"Art", da wurde zu viel zusammengeworfen
- fuscidula: Die Art "sensu Stangl" ist m. E. bei Übereinstimmung aller Details einigermaßen gut festzulegen, ist aber eine schwierige Gruppe (habe etliche "cf"-Kollektionen).
- huijsmanii: Unkritisch (aber sehr selten, hatte ich erst zweimal)
- lacera: Nicht ganz ohne, da sollte Wert auf die Varietäten gelegt werden und möglichst nicht nur mit dem Stangl bestimmen
- nitiduscula: Wieder eine Sammel-"Art", da gibt es mehr Arten rund um nitidiuscula, aber auch rund um tarda.
- phaeodisca: Passt, wenn alles passt (nicht nur dunkle Scheibe und hellerer Rand), die var. geophylloides geht noch besser abzugrenzen. die Varietäten halte ich vom Gefühl her für eigene Arten.
- phaeocomis/cincinnata (Synonymie?) mitsamt var. major: Die gehen ganz gut.
- pusio: Eigentlich gut festzulegende Art. Eine saubere Abgrenzung - z. B. zu amethystina - ist mit dem Stangl aber nicht einfach, und weitere ähnliche Arten fehlen da bzw. sind synonymisiert.
- queletii: Gut charakterisiert!
- splendens: Aus meiner Sicht ein Konglomerat aus verschiedenen Arten.
- assimilata/transitoria (Synonymie?): M. E. gute Arten, die sich aber nur durch sehr feine und schwer beschreibbare Details unterscheiden, am Besten durch die Ökologie. Da gibt es aber auch andere Meinungen dazu.
- mixtilis: "Eigentlich" gut charakterisiert und häufig, aber bei Stangl fehlt manche ähnliche Art.
- napipes: Gut abzugrenzen, aber genau hinschauen, ob wirklich alle Merkmale passen (v. a. auch mikroskopische).
- petiginosa: Gut festgelegt, aber Stangl führt nicht alle Arten
Also wenn irgendein Merkmal bei Bestimmungsversuchen nicht passt, am Besten im Forum zur Diskussion stellen. Es gibt natürlich noch weitere Arten, die nicht in Deiner Liste stehen und bei genügend Erfahrung manchmal schon makroskopisch zu erkennen sind, in jedem Fall in der Kombination mit der Mikroskopie (asterospora, calospora, fibrosa, curvipes, muricellata, sambucina, sindonia, squarrosa usw. usf.). In jedem Fall sollte man verschiedene Quellen zu Rate ziehen, Bücher wie Internet-Seiten. Die Seite von Ditte kennst Du ja, da ist das Meiste mit DNA-Analysen hinterlegt.
Gruß
Helmut