Beiträge von EmilS

    Zitat von Pilzver(z)ehrer


    Schade, dass du keinen Querschnitt durch Hut ud Stiel gemacht hast, das ist für eine sichere makroskopische Bestimmung sehr wichtig. Ebenso das Freilegen der Knolle, um deren genaue Beschaffenheit zu sehen, gerade bei den Safranschirmlingen.


    Der erste sieht für mich von unten wie die Gartenform des Safranschirmlings aus: Lamellen haben an den Druckstellen Safranfarbe, Stil hat keine Natterung. Ob die Knolle absetzt (wie beim Gift-Riesenschirmling) ist oder nicht, sieht man nicht genau, wohl eher nicht abgesetzt, was mMn für Chlorophyllum rachodes sprechen würde.
    ...
    Dann ist es mMn wahrscheinlich ein Safranschirmling (Tendenz zu Chlorophyllum rachodes).


    Hallo,


    ich stimme mit Bernd komplett überein. Das ist Chlorophyllum rachodes (Keulenstieliger Garten-Safranschirmling). :thumbup:


    Viele Grüße,
    Emil

    Hallo,
    hier noch einmal eine Zusammenfassung über die Gattung Chlorophyllum.


    Safranschirmlinge (Chlorophyllum) unterscheiden sich von den Riesenschirmlingen (Macrolepiota) daran, dass sie im Schnitt deutlich röten und einen glatten, ungenatterten Stiel haben. Von den Safranschirmlingen gibt es in Deutschland im Wesentlichen drei Arten:


    - Chlorophyllum olivieri (Dunkler Wald-Safranschirmling): Wachstum im Wald, Hutschuppen sparrig-fransig, farblich ähnlich dem Untergrund gefärbt. Ring doppelt, dick.
    Diese Art wird in den älteren Büchern als "Safran-Schirmpilz, Macrolepiota rhacodes" bezeichnet und ist essbar.


    - Chlorophyllum rachodes (Keulenstieliger Garten-Safranschirmling): Wachstum außerhalb des Waldes, an nährstoffreichen Stellen. Braune Hutschuppen farblich zum weißen Untergrund kontrastierend, zahlreich und verteilt. Stielbasis verdickt, aber Knolle nicht abgesetzt oder gerandet. Ring meist doppelt/dicker.
    In alten Büchern meist als "Gartenform des Safran-Schirmpilzes", "Macrolepiota rhacodes var. hortensis" oder "Macrolepiota bohemica" bezeichnet (allerdings galten diese Bezeichnungen ebenso für C. brunneum, der nicht von C. rachodes unterschieden wurde). Die Art gilt als essbar, kann allerdings auch Unverträglichkeitsreaktionen verursachen und sollte deshalb gemieden werden.


    - Chlorophyllum brunneum (Gerandetknolliger Garten-Safranschirmling): Wachstum wie C. rachodes außerhalb des Waldes. Hutschuppen ebenfalls kontrastierend, aber im Gegensatz zu C. rachodes eher schollig in der Hutmitte und weniger einzeln und zahlreich. Knolle dick, gerandet und oft mit Erde paniert. Ring meist einfach und dünn. Tendenziell ist diese Art gedrungener als die beiden anderen.
    Chlorophyllum venenatum (Gift-Safranschirmling / Gift-Riesenschirmling) soll sich von dieser Art praktisch nur mikroskopisch durch fehlende Schnallen an den Hyphen unterscheiden. Schnallen sind aber auch, wenn sie vorhanden sind, oft schwer zu finden und ihre Anzahl hängt vom Alter des Pilzes ab. Deshalb ist davon auszugehen, dass C. brunneum und C. venenatum synonym sind. Die Art gilt als giftig, allerdings ist sie wohl eher schwer verträglich und leicht verderblich. Trotzdem kann der Genuss zu heftigen Brechdurchfällen führen und ist deshalb nicht empfehlenswert.


    Sehr erleichtert hat mir das Verständnis über diese Gattung (besonders auch über Macrolepiota, was deutlich schwieriger ist) ein Artikel von Gernot Friebes im Tintling, der wiederum hauptsächlich einem Konzept von Else Vellinga folgt.


    Viele Grüße,
    Emil

    Hallo Norbert und Pablo,


    Danke für eure Antworten!
    Mir kam es darauf an, dass eben doch im Sommer Seitlinge wachsen, die Austern-Seitlingen zugeordnet werden können. Das steht so in kaum einem Buch und ist ja doch schon recht wichtig.


    Vielleicht gibt es ja mal eine Veröffentlichung über Pleurotus. So lange muss man eben möglichst viele Merkmale betrachten und die Art (unsicher) dazuschreiben, zu der am meisten Merkmale passen.


    Viele Grüße,
    Emil

    Liebe Pilzfreunde,


    ich habe Anfang September weiße Seitlinge gefunden.
    Nach fast allen Büchern würden die einfach als Sommer-Austernseitlinge oder Lungen-Seitlinge (Pleurotus pulmonarius) durchgehen, aber laut Pablos Portraits zum Beispiel kommen Austern-Seitlinge das ganze Jahr über vor (brauchen also keinen Frost) und laut dem Pilzkompendium von E. Ludwig soll P. pulmonarius eine Gebirgsart sein und in Mitteldeutschland kaum vorkommen (?). Das hieße, dass alle Sommer-"Lungen"-Seitlinge in Wirklichkeit P. ostreatus zuzuordnen sind.


    Hier jedenfalls die Merkmale:
    Sporenpulver weiß. Geruch angenehm, aber nicht anisartig. Hut perlweiß und gilbend, feucht glatt, im Alter lederig. Etwa 1 mm dick. Stiel zäh, Basis striegelig. Lamellen teilweise herablaufend, nicht anastomosierend. Hyphen in Huthaut und Lamellen mit Schnallen, dünnwandig.


    Ich habe den Fund trotz der weißen Farbe als P. ostreatus (Austern-Seitling) bestimmt, hauptsächlich wegen Pablos Portraits ( @Pablo: Was sind eigentlich die Quellen?). Ist das so richtig?
    Und was ist davon zu halten, ob Austern-Seitlinge auch im Sommer wachsen können?



    Entschuldigt die Bildqualität, im Wald war es fast stockdunkel und ich wollte keinen Blitz verwenden.



    Viele Grüße,
    Emil

    Hallo Katja,


    auch wenn die Hutschuppung beim Mittleren untypisch ist, sollten doch alle drei Exemplare Parasole (Macrolepiota procera) sein. Keine Essfreigabe.


    Viele Grüße,
    Emil

    Hallo,


    1) Grünspan- oder Blauer Träuschling (Stropharia aeruginosa/caerulea)
    2) Gelber Knollenblätterpilz (Amania citrina)
    3) Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola)
    4) passt
    5) Violetter Rötelritterling (Lepista nuda)
    6-8) Perlpilz (Amanita rubescens)


    Ohne Gewähr und keine Essfreigaben.


    Viele Grüße,
    Emil

    Hallo Pablo,


    da hast du schon Recht mit dem aufsteigenden Ring. Bei A. campestris und bisporus ist der Ring dann eher so rudimental ausgebildet, dass man ihn weder als hängend, noch als aufsteigend erkennt. Aber erkennbar und eindeutig hängend erwarte ich von "gestiefelten" Arten eigentlich nicht und habe ich auch noch nicht gesehen.
    Zumal das nicht der Einzige Kritikpunkt an A. bisporus ist, den ich erst nach mikroskopischem Beweis glaube. ;)


    Der Standort ist ein Argument, das stimmt. Ich würde den Pilz auch gerne mikroskopieren.


    Viele Grüße,
    Emil

    Hallo Rainer,


    A. bisporus passt nicht. Diese Art hat zum Beispiel einen aufsteigenden/gestiefelten Ring, während er hier hängend ist.


    Ich sehe Myzelstränge an der Stielbasis. Das heißt, es kommen im Wesentlichen zwei Arten in Betracht:
    A. bresadolanus (Wurzelnder Egerling) und A. litoralis/spissicaulis (Gedrungener Egerling).


    Gedrungene, große und festfleischige Fruchtkörper, überstehende Huthaut, dieses Färbungsverhalten (schwach in der Stielbasis rotbraun verfärbend), die aufreißende Huthaut und helle Lamellenschneiden (Cheilozystiden) sind typisch für diese Art, wie Björn auch schon richtig festgestellt hat. :thumbup:


    Viele Grüße,
    Emil

    Hallo Pablo,


    danke für die ausführlichen Erklärungen. :thumbup:


    Ich denke, vom Geruch her passt das schon. Der war stark und unangenehm. Nur hat man ihn eben nicht aus einigem Metern Entfernung riechen können wie eine Stinkmorchel, aber das hätte mich auch sehr gewundert.


    Die KOH-Reaktion war genau, wie in GroPiBaWü im Schlüssel beschrieben: "negativ (stumpf gelbbräunlich)". Auf den gelben Rand habe ich leider nicht geachtet, aber keinesfalls war die Reaktion lebhaft gelb.


    C. balteatus wird seltsamerweise zweimal aufgeschlüsselt, und zwar ein mal in Punkt 1 ("Hut stets deutlich schleimig") und ein mal in Punkt 3-5 ("Hut trocken, selbst bei nasser Witterung nur leicht schmierig").


    Ich denke, ich kann den Fund schon C. nemorensis zuordnen. Farben und Ökologie passen besser, als bei C. balteatus, denke ich nach längerer Recherche jetzt.


    Viele Grüße,
    Emil

    Hallo Pablo,


    Danke für die Antwort.
    Die Reaktion war schon sektionstypisch. Und einen auffälligen (unangenehmen) Geruch hatten die Pilze schon, nur eben nicht die jungen, sondern die ausgewachsenen Exemplare.


    C. largus wäre möglich, aber wegen geringer Violetttöne, fehlendem Geruch und stark gelber KOH-Reaktion kein Favourit.


    Was würdest du denn vermuten? C. balteatus wird geruchlich als "schwach erdig, staubartig" beschrieben, worunter ich mir auch nicht wirklich etwas vorstellen kann. Schwach war der Geruch nicht.
    Nach erneutem Lesen (diesmal nicht GroPiBaWü, sondern PdS), denke ich doch eher, dass es sich um C. nemorensis handelt.


    Viele Grüße,
    Emil

    Liebe Pilzfreunde,


    bei einer Exkursion letzte Woche fanden wir folgenden Cortinarius aus der Sekt. Variecolores (Untergatt. Phlegmacium).


    Chemische Reaktionen: Mit Ammoniak zitronengelb, mit KOH gelblich, Lugol negativ.
    Geruch: Jung unauffällig, leicht fruchtig, älter unangenehm faulig-erdig.
    Sporen: 10x6,5 µm. Zitronenförmig, ornamentiert.
    Hut: Jung bläulich violett, älter bräunlicher. Faserig, aber nicht schleimig. Bis 10 Zentimeter Durchmesser.
    Velum: Jung weißlich.
    Stiel: Festfleischig.
    Fleisch: Blassbläulich bis bräunlich, an der Basis hohl werdend und bräunlicher.
    Lamellen: Jung gräulich.
    An grasigem Standort, vergesellschaftet mit Hygrocybe psittacina, Tricholoma argyraceum, Lactarius pyrogalus.




    Ich schwanke ein bisschen zwischen C. nemorensis (=variecolor?) und C. balteatus, mit Tendenz zu Letzterem.
    Könnt ihr mir helfen?


    Viele Grüße,
    Emil

    Hallo Pablo,


    mit den Übergangsformen sehe ich das anders. Wenn im Hut von blassen Exemplaren deutliche orangefarbene Töne vorhanden sind, sehe ich das schon als Übergangsform. Denn wo hört Variabilität auf und fängt Übergangsform an?
    Und ja, da standen noch mehr Exemplare, aber ich habe nur ein paar schöne und eindrucksvolle fotografiert.


    Mit den Saftlingen befürchte ich Ähnliches, hier ist es auch ziemlich trocken.


    Viele Grüße,
    Emil

    Zitat von Beorn


    Meine Boertmann - Ausgabe von '96 führt den als Varietät (var. pallida), weil dem Autor außer der Farbe keine harten Trennmerkmale bekannt sind. Aber Boertmann führt auch an, daß er nie intermediäre Formen gesehen hat. Was bei einer so "häufigen" Art (H. pratensis s.str.) schon auffällig ist. Insofern vermutet er, daß eine Trennung auf Artebene (dann eben als H. / C. berkeleyi) durchaus gerechtfertigt sein könnte.


    Hallo,


    dass es keine Übergangsformen zwischen "C. berkeley"/var. pallida und dem normalen C. pratensis gibt, kann ich nicht bestätigen.


    Diese Exemplare wuchsen auf einer Wiese mit normal orange gefärbten Exemplaren:



    Meine Recherchen damals haben ebenfalls ergeben, dass die beiden Farbformen auf Artebene nicht trennbar sind und eben wegen dieses Fundes finde ich das auch total einleuchtend (bin sowieso kein Freund von ständigem Splitten).


    Viele Grüße,
    Emil