Hallo Christoph,
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Natürlich, es gibt auch Arten/Gattungen, die so heterospor sind, das die Annahme einer Normalverteilung der Sporen vielleicht keinen Sinn macht.
Was denn nun? Vielleicht keinen Sinn ist extrem unmathematisch. Ist es keine Normalverteilung, dann ist es keine. Wie kann denn auch prinzipiell Heterosporie ungefähr zu einer Normalverteilung führen (z. B. bei zwei(!) Maxima)?
Aber auhc da drehen wir uns im Kreis - das schrieb ich auch schon weiter oben ausführlich.
Ok, wenn wir uns deiner Meinung nach im Kreis drehen, sollten wir wohl versuchen, diesen zu verlassen und uns besser oder anders erklären.
Also, worum geht es uns bei der Angabe einer Sporengrößenschätzung? Es geht darum, das jemand, der eine xy-Art findet, als ein Bestimmungsmerkmal auch die publizierte Sporengröße von xy mit seinem Fund vergleichen kann. Darüber, welche Angaben nötig sind, sind wir uns einig.
Wie geht das?
Als erstes kann man schauen, ob der durch die Stichprobe ermessene und daraus errechnete eigene Mittelwert in die publizierten Grenzen (MinMax oder Konfidenzintervall) passt.
Es geht aber noch genauer:
Man kann Mittelwerttests machen. Also, könnten die Mittelwerte mit angegebener Schätzgenauigkeit (z.B.95%) zu einer gemeinsamen Grundgesamtheit gehören? Das kann man nur, wenn man Angaben mit Konfidenzintervallen hat.
Und jetzt kommt das, wo du mir "extrem unmathematisch" vorwirfst. Diese Mittelwerttests sind sehr robust und funktionieren auch mit nur annähernder Normalverteilung (schrieb ich auch schon)
Und jetzt kommt, warum ich auch bei nicht vorliegender Normalverteilung gerne trotzdem das Konfidenzintervall hätte...
Für den Mittelwerttest benötigt man als Vortest den F-Test. Für den benötige ich die Varianzen beider Stichproben (auch die publizierten Werte kommen ja von nichts anderem, als einer Stichprobe). Da ich aus dem Konfidenzintervall die Standardabweichung zurückrechenen kann, habe ich auch die Varianz und kann die Mittelwerttests machen.
Das heißt, auch wenn ich die leicht rechts- oder linksschiefe Verteilungen habe, kann ich Mittelwerttests machen, obwohl keine Normalverteilung vorliegt.
Mit MinMax- Werten oder ganz oben Dieters Variante mit Percentilen kann ich nichts zurückrechnen. Er gibt nicht mal den Mittelwert mit an, obwohl der nicht in der Mitte seiner Sporengrößenangaben liegt. So machen Sporengrößenangaben wenig Sinn.
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Statistische Fehler ja, systematische nein. Wenn jemand immer den ersten Beugungsring als Sporengrenze misst, wird er auch im Schnitt zu große Werte erhalten.
Ja, wird er... und das nennt man sytematischen Fehler! Das müsstest du aber im Physikstudium gehabt haben.
Äh, bitte? wasmeinst du, warum ich zwischen statistischen und systematischen Fehlern differenziere und darauf hinweise, dass sich letzterer eben nicht herausmittelt. (Liest du meine Beiträge wirklich? - Ich habe dir das mit Fettdruck hervorgehoben - wenn ich den Begriff nutze, dann werde ich ihn auch kennen, sage ich mal so...)
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Na dann sind wir uns ja einig... Sollte jemand solche systematischen Fehler machen, kann man das nur erkennen, wenn man mit guten anderen Messreihen vergleicht. Aber über die systematischen Fehler brauchen wir uns hier ja nicht unterhalten.
Hier geht es um den statistischen Fehler und ob man ihn im Konfidenzintervall angeben sollte oder sich etwas anderes besser eignet.
Das bestärkt mich in meinem Bestreben, eine Datenbank mit Stichproben vorzuhalten. Wenn die ich die Einzelmessungen behalte, kann ich oder eben jeder, der damit arbeiten möchte, jederzeit (auch wenn sich Methoden ändern oder verbessern) alles zur Stichprobe sehen und sie mit anderen oder seinen eigenen vergleichen, auch mit "geisteswissenschaftlichen Methoden" ..
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Es besteht die Gefahr eines so hohen statistischen Fehlers, dass man womoglich keine sinnvollen statistischen Aussagen treffen kann.
Das ist der Fall, wenn man zu sehr raten muss, wo man ansetzt. Das meinte ich gar nicht bzw. hatte ich beim Beispiel sehr schmaler Sporen angebracht (als Gegenargument, dass der statistsiche Messefehler nie eine Rolle spielen würde, was du jetzt selbst verneinst).
Zitierst du bitte genau, wo ich "dass der statistsiche Messefehler nie eine Rolle spielen würde" geschrieben habe, oder zumindest, wo es so aussieht, als sei ich der Meinung.
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Ich behaupte weiter, dass Standardabweichung biologisch begründbar bei Sporenmaßen die Ausnahme sein müsste.
Ok, dann begründe mal.
*seufz* Wie oft noch? Muss ich jetzt mit Copy & Paste alles, was ich dazu schrieb, nochmal hineinkopieren? Ich hatte sogar explizit gefragt, ob dir das mit den unterschiedlichen Sporenpopulationen bewusst ist, ob du Heterosporie mit berücksichtigst (usw.). Ich habe es dir mehrfach (!) biologisch begründet. Lies doch bitte einfach mal wirklich durch, was ich schreibe.
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Dann mußt du mir mal erklären, wie du deine "biologische Begründung" so mit Fakten belegst, das es eine Rolle für die weitere Vorgehensweise bei der Sporengrößenangabe und den Vergleichen von Stichproben spielt. Es ist doch nicht durch eine mögliche Heterosporie Fakt, dass es keine Normalverteilung bei Sporen gibt. Es ist vielmehr so, dass es durch mögliche Heterosporie manchmal keine Normalverteilung gibt. Aber viel öfter lst es der Fall, das es wenig große Sporen (womöglich mehrkernige) und/oder wenig kleine (womöglich wenigerkernige) gibt, die, wenn überhaupt, als Ausreißer erkannt werden und dann i.d.R. rausfliegen. Deine "biologische Begründung" geht meines Erachtens an der Realität vorbei.
Und auch, wenn durch Heterosporie oder andere Effekte mal keine Normalverteilung vorliegt, kann man überlegen, ob nicht das Erzwingen einer Normalverteilung (Ausreißertests (Nalimov z.B.) bis zur Normalverteilung) zusätzlich Sinn machen kann, damit man später besser mit anderen Stichproben, die man genauso behandelt, vergleichen kann. Natürlich müsste man das dokumentieren. Und vorher sollte man untersuchen, ob es überhaupt Sinn macht und ausprobieren, ob normalverteilungsfreie Vergleichsverfahren vielleicht hier besser funktionieren.
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Ich habe fast immer Normalverteilungen bei Sporenmessungen. Es gibt Ausnahmen. Aber die Regel ist die Normalverteilung.
Wenn du "Ausreißer" rausschmeißt, die vor allem "rechts" liegen, machst du so aus einer schiefen Verteilung eine Normalverteilung. Wir drehen uns jetzt im Kreis.
Wir drehen uns nicht im Kreis. Wenn ich wenige Ausreißer rausschmeiße, schmeiße ich die raus, die nicht zur Population gehören. Also z.B. durch Mehrkernigkeit, oder (bei Ascos z.B. weil sie zu jung waren und deshalb größer (Helvella) oder...).
Die Sporen, die durch Mehrkernigkeit (falls es denn diese ist) besonders auffallen, sind Ausreißer. Die wären auch in einer erneuten Stichprobe Ausreißer. Nach Entfernung erwarte ich eine Normalverteilung.
Wenn ich die dann doch nicht habe, habe ich womöglich eine starke Heterosporie, also eine regelrechte Mischpopulation von Sporen verschiedener Kernigkeit. Dann bekomme ich keine Normalverteilung oder kann die nur wie oben geschrieben erzwingen. Auf alle Fälle sollte ich dann noch mehr Sporen messen, Basidien untersuchen oder weitere Frks. oder die Literatur befragen und mir natürlich die Verteilung genauer anschauen.
Aah, was mir jetzt, wo ich noch einmal drüberlese, auffällt: Ich muß präzisieren, dass ich die Ausreißer rausschmeiße, die Ausreißertests finden. Ich treffe keine eigene Auswahl. Wie auch? Die finden diese häufiger rechts und das mag an der Heterosporie liegen. Aber ich habe bei 30 Sporen, um das mal klar zu stellen von Null bis vielleicht 3 Ausreißer und eben auch manchmal welche nach links.
Für alle, die noch mitlesen. Nach rechts sind die gößeren Sporen und nach links die kleineren.
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Ich messe aber auch nur Frischmaterial im Sporenabwurf. Es mag bei Exsiccaten, erst recht im Lamellenquetschpräparat anders sein.
Verstehe ich nicht. Meinst du, 1-, 2- und 3-sporige Basidien sporulieren nicht? Fällt beim Abdruck immer nur eine Population aus den Lamellen? Es gehtmir hier um die Biologie(!) der Pilze. Bei Lamellenpräparaten würde man eher erwarten, dass das Rechtsschiefe durch möglicherweise zu viele unreife, gemessene Sporen ausgeglichen wird (weil die zu klein sind).
Anscheinend sind die anderskernigen Sporen (wenn sie denn überhaupt vorkommen) bei Sporenabwurfpräparaten in der Hauptpopulation so selten, dass sie als Ausreißer erkannt werden können und nach Entfernung eine Normalverteilung vorliegt. Wie kommst du denn darauf, dass immer eine echte Mischpopulation vorliegt.
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Ich finde es "unbiologisch", die Biologie der Sporenbildung zu ignorieren und einfach zu "definieren", dass alle Sporenparameter normalverteilt sind.
Ich ignoriere sie doch nicht. Ich halte den Enfluß auf die Stichproben i.d.R. eben nur für marginal. Sonst würde ein Normalverteilungstest auch dauernd meckern.
Und das "alle Sporenparameter normalverteilt" sind, habe ich meines Wissens nicht geschrieben und ich weiß seit ganz weit oben schon zitierter Literatur, dass man das Volumen der Sporen benutzen sollte. Smaff macht das auch standardmäßig. Wobei, wenn man sich die Länge und Breite getrennt anschaut, es i.d.R. auch normalverteilte Werte sind.
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Kannst du wie gesagt machen, aber wenn deine Lösung immer noch ist, dass du dann die Probe wegwirfst, wäre das schade und unwissenschaftlich.
Das hatte ich überspitzt geschrieben, weil ich davon ausgegangen bin, das ich die Stichprobe zum Vergleichen mit gängiger Literatur benutzen soll und du dann aber klar gemacht hast, dass du sie zum Beschreiben benutzen möchtest. Zwei Welten.
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Eben nur eine grobe erste Einschätzung . Warum haben denn immer alle so große Probleme, ihre Messreihen mit der Literatur abzugleichen?
Weil "die Literatur" (was auch immer das umschließen mag) oft weder die Stichprobenzahl noch Mittelwerte angibt in Schlüsseln).
Ja, als wüßten die Autoren gar nicht, wie elementar diese Angaben sind.
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Ich habe eben nur den Eindruck, dass du selbst meine Beiträge nicht wirklich liest -ich hatte schon früher das Gefühl geäußert, da du mir teils Unwissenheit von absoluten Grundlagen unterstellt hast oder Begriffe erklärst, die ich selber im Posting davor genutzt habe. Und wenn du, nachdem ich versucht habe, sehr ausführlich zu erklären, warum ich rein biologisch betrachtet Normalverteilung als selten ansehe, nun um eine Erklärung bittest, warum ich nicht von Normalverteilung ausgehe, dann wird es anstrengend. Die Frage ist, ob es dann wirklich sinnvoll ist, erschöpfend darüber zu diskutieren.
Ich habe deine Beiträge selbstverständlich genau gelesen. Ich bitte nicht um eine Erklärung. Ich habe verstanden, dass du annimmst, das es i.d.R. gar keine Normalverteilung der Sporen gibt. Nur scheint es in der Realität anders zu sein. Deshalb erwarte ich auch keine Erklärung oder Begründung, sondern frage mich, wie du deine Aussage belegen kannst. Allein die Tatsache, das es hier und da Heterosporie gibt, kann es doch nicht sein. Und falls die Ausreißer meiner bisherigen Stichproben durch Anderskernigkeit entstanden sind, so waren und bleiben das Ausreisser und sind so selten, dass man nicht von einer Mischpopulation ausgehen muß. (Um jetzt genau zu sein, natürlich nur mit der ausgewiesenen Konfidenz)
Meine Meinung: echte Mischpopulationen durch Verschiedenkernigkeit sind seltener, als du denkst. Ausreißer (häufiger nach rechts) kommen vor, (könnten gut mehrkernigere Sporen sein), gehören aber eben nicht zur Hauptpopulation.
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Meine Einstellung ist un bleibt eben:
Blackbox-Systeme zur Auswertung von Messdaten verleiten User dazu, alle Datenreihen damit zwangsauszuwerten. Und wenn sie wirklich heterospore Aufsammlungen haben, wird es trotzdem durch das Programm geschleust und die Ergebnisse (blind) übernommen (damit meine ich jetzt den unbedarften Anwender). Ich habe das - wie ichauch schon schrieb - bei Biologen beobachtet, die multivariate Analysen rechnen lassen (Korrespondenzanalysen, RA, DCA usw.).
Was mal wieder ein Argument dafür ist, die ursprünglichen Messwerte mit aufzubewahren oder in einer DB zu hinterlegen und/oder einer/der Veröffentlichung beizulegen.
Und wenn Biologen oder Mediziner oder... nicht alle Schritte dokumentieren, also wie bin ich zum Ergebnis gekommen, welche Daten habe ich aus welchen Gründen ausgeschlossen, warum interpretiere ich meinen p-Wert als aussagekräftig, traue auch ich keiner Statistik.
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Und wenn ich auch hier im Forum dann bei Einzelmessungen Sporenmaße auf Hunderstel Mikrometer genau (nicht errechnete Schwankungen), dann tut mir das wirklich weh, da selbst bei Ultraspitzenmikroskopen bei 0,2 µm Schicht im Schacht ist. Das zeigt dann, dass der User die Werte kritiklos übernimmt. Das wäre aber eine tiefere Diskussion, die - fürchte ich - erst etwas bringen würde, wenn wir wirklich konstruktiv diskutieren. Da gehört für mich zu allererst die Biologie der Pilze in den Mittelpunkt.
Ich bin hier ja nicht so oft und kann das deshalb nicht nachvollziehen. Aber ich denke, ich habe mal genauso angefangen. Also mit unreflektierten Kommastellen z.B.... Warum auch nicht?
Den Rest kann doch jeder lernen. Ich freue mich über jeden, der sich überhaupt an die Materie herantraut und erst recht wie Dieter im Einganspost vielleicht auch neue Wege sucht. Diese werden aber nur dann Bestand haben, wenn sie einen Mehrwert zu bestehenden Vorgehensweisen haben.
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Im Moment drehen wir uns leider nur im Kreis. Jedenfalls ist das mein Eindruck (und ich meine das gar nicht böse).
Ich habe versucht, ein wenig aus dem Kreis auszubrechen. Ich habe das Gefühl, deine "biologische" These lässt sich in der Praxis nur selten belegen. Und wenn du den Heterosporie-Effekt nicht als allgemein gültig belegen kannst, kommen wir wohl wirklich nicht weiter. Warum publizierst du deine These nicht, wenn du dir so sicher bist?
VG, Jens