Keulchen, Saftlinge und sonstige Friedhofspilze

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 160 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Hallo zusammen,


    DGfM-Tagung und Alme-Tagung sind gelaufen und es wurde höchste Zeit für einen Besuch auf meiner vor 3 Jahren entdeckten Friedhofswiese. Wiesenpilzsuche unter erschwerten Bedingungen


    Scheinbar im Gras, aber mit Sicherheit liegt da unterirdisch noch die Wurzel eines gefällten Baumes

    Honig-Hallimasch (Armillaria mellea s. str.)


    Zunächst befürchtete ich schon zu spät zu kommen, obwohl die Wiese knallvoll stand


    Schleimfußsaftling (Hygrocybe glutinipes)


    Zwischen unzähligen ausgeblassten Exemplare gab es aber noch Stücke im optimalen Zustand



    Erstmal am Boden zeigten sich weitere Schönheiten. Man brauchte nur den Blick schweifen zu lassen und entdeckte fast sekündlich etwas neues


    Mit eher ungewöhnlicher Hutform aber mikroskopisch bestätigt

    Mennigroter Saftling (Hygrocybe miniata)

    In nächster Umgebung weitere Exemplare wie ich sie kenne



    Kaum aufgestanden, schon wieder am Boden für dieses Traumgrüppchen

    Mennigroter Saftling (Hygrocybe miniata)


    Eine eher seltene Art ist der in allen Teilen schleimige Graue Saftling (Gliophorus irrigatus)



    Nicht zu übersehen waren zahlreiche Exemplare des Orangefarbenen Wiesen-Ellerling (Cuphophyllus pratensis)




    Überall steckten die Wiesenkeulchen ihre Köpfe aus den Moospolstern


    Ich begann mit einem weißen Grüppchen, das mir nicht so recht für die gewöhnliche weiße Wiesenkeule (Clavaria fragilis) gefallen wollte. Zu Hause war die Freude groß, denn neben Bogenschnallen an den Basidien gab es zahlreiche Sporen mit bis zu 2,5 mµ langen Stacheln


    Clavaria asterospora (nach Franhci e Marcetti) persönlicher Erstfund


    Die Mühe aus den zahllosen gelben Keulchen verschiedene Kollektionen herauszusuchen, hat sich ebenfalls gelohnt


    Dominierend war die Goldgelbe Wiesenkeule (Clavulinopsis helvola) mit grobwarzigen Sporen



    Glatte Sporen mit deutlichem Apiculus hat hingegen die Schöne Wiesenkeule (Clavulinopsis laeticolor)


    Ein Glücksgriff zwischen den Massen war Clavulinopsis trigonospora, die erst 2020 beschrieben wurde


    Auch die bereits vom Standort bekannte Strohfarbene Keule (Clavaria flavipes) zeigte sich


    Farblich deutlich von den gelben abgesetzt
    Aprikosenfarbene Wiesenkeule (Clavulinopsis luteoalba)



    In einem begrenzten Bereich zeigte sich ein Rötling in allen Altersstadien

    Kreuzsporiger Rötling- bzw. Glöckling (Entoloma conferendum)






    Leicht zu erkennen und gewöhnlich in Wiesen anzutreffen Gummi-Schüppling (Pholiota gummosa)



    Dann wieder Massenpilz aber zunächst nur ausgeblasst


    Papageien Saftling (Gliophorus psittacinus)


    In etwas höherem Gras und unter Blättern doch noch typischere Exemplare



    Es wurde noch viel besser, mit einem am gesamten Niederrhein noch nicht karierten Pilz.

    Gelbfüßiger Ellerling (Cuphophyllus flavipes)


    Möglicherweise übersehen ist ein Schwärztäubling mit mildem Geschmack in allen Teilen des Fruchtkörpers. Das Schwärzen tritt ohne vorhergehendes Röten auf

    Neu kartiert für den Niederrhein Lachsblättriger Schwärztäubling (Russula atramentosa)



    Zwischenspiel: Ein Gigant will hoch hinauf. Das kannte ich von dieser Art noch nicht, die meist in Massen im Wurzelbereich gefällter Laubbäume zu finden ist.

    Riesenporling (Meripilus giganteus)


    Es endet bunt und ich war froh, dass mir nach mehreren Stunden das Grüppchen noch als ungewöhlich aufgefallen ist. Zunächst dachte ich an den Gelbrandigen Saftling (Hygrocybe insipida), der recht schnell abtrocknet aber da passte einiges nicht. Stiel unter dem Mikro völlig ohne gelatinisierte Hyphen und kurzes Zaudern. Die langen, wenig septierten Hyphen der Lamellentrama brachten mich auf die richtige Spur. Ohne Papille ein Chameleon, aber scheint eher der Normalfall als die Ausnahme zu sein.


    Trockenfuß-Saftling (Hygrocybe subpapillata) neu für den Friedhof



    LG Karl

  • Vielen Dank lieber Karl für diese tolle Dokumentation. Bei vielen Funden hätte ich so meine Mühe gehabt zur Bestimmung.

    Morgen gegen wir auch auf die Suche nach schönen Wiesenpilze im Jura. LG Andy

  • Lieber Karl,


    wie immer der Hammer!


    Eine Frage: Was ist denn bei dem Foto hierzu:

    Farblich deutlich von den gelben abgesetzt
    Aprikosenfarbene Wiesenkeule (Clavulinopsis luteoalba)

    das weiß-grüne keulenförmige in der Mitte? Ist das ein Pilz, oder bloß ein Blatt oder Stängel?


    Beste Grüße

    Sabine

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