Gallertige Krustenflechte = Caeruleum heppii (Hepps Kleinsporflechte)

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  • Hallo,


    bei folgendem Fund komme ich nicht weiter.

    Die Flechte wächst auf einem kinderfaustgroßem Steinbrocken, der sich aus einer Trockenmauer in Südausrichtung gelöst hatte und an halbschattiger Stelle auf dem Boden davor im Moos lag.

    Bild 1 Trockensteinmauer in Südausrichtung, davor Brombeergestrüpp und Moos


    Die Flechte besteht aus winzigen, feucht gallertig-elastischen, aufsitzenden Areolen mit jeweils einem zentralen Apothecium.

    Bild 2 Feiner Standsteinbrocken, zentral mit bräunlichen Apothecien der gesuchten Flechte


    Beim Schlüsseln kam ich schnell zu Caeruleum heppii, da beim Schlüsseln nirgends nach dem Algenpartner gefragt wurde.

    Eigenschaften:

    - Sporen einzellig, breitelliptisch, farblos, inamyloid, cyanophil, etwa 5 x 3 µm (Fehler 0,5 µm)

    - Asci (sehr) vielsporig

    - aufgrund des Fundortes postuliere ich einen gewissen Kalkgehalt im Sandstein (sehr, sehr feinkörnig)

    - Thallus schwach entwickelt oder endolithisch

    - Apothecien zerstreut stehend, einzeln oder in kleinen Gruppen, klein (100 - 200 µm), warzig aufsitzend, Höhe etwa 100 µm

    - Scheibe blassbraun, kreisrund

    - Thallus undeutlich dünn / fehlend

    - Kratzer/Strich zwischen Areolen weder grün noch orange


    - Epihymenium bräunlich

    - Hymenium farblos, etwa 90-100µm dick, stark verklebt

    - Gallerte amyloid (IKI+ blau)

    - Hypothecium kaum ausgeprägt

    - Ascus mit dickem, IKI+ blauem Tholus

    - Tholus nicht cyanophil


    => Caeruleum heppii nach Schlüssel in Wirth


    C. heppii hat allerdings coccoide Grünalgen als Partner!?

    Wenn die Algen in Bild 9 keine Trentepohlia sind, wäre C. heppii für mich naheliegend.

    Tatsächlich habe ich bisher keine so knatschgelbe Trentepohlia-Algenzellen in Flechten gesehen.

    Sind das also Grünalgen? ==Gnolm23


    Wenn ich beim Schlüsseln auf Trentepohlia als Algenpartner bestehe, komme ich zu keinem vernünftigem Ergebnis.


    Weiß jemand etwas mehr über diesen Algentyp oder diese Flechte?

    Für Tipps und Hinweise wäre ich sehr dankbar!


    LG, Martin



    Weitere Fotos zur Flechte:

    Bild 3 Kraterartige, bräunlich-transparente Areolen mit braunem Excipulum und hellbrauner Scheibe


    Bild 4 Größenvergleich - Nadelspitze etwa 400µm breit: Areolen um 200µm groß


    Feucht lassen sich die gummiartig elastischen Areolen leicht mit der Nadel als Ganzes vom Substrat abschieben.

    Sie sind weich und leicht zu scheiblieren.

    Bild 5 Querschnitt dirch Areole/Apothecium, das Volumen wird fast vollständig vom Hymenium eingenommen, gelbe Algenzellen sind im Thallusrand erkennbar.

    Das Excipulum ist braun und auf den oberen Teil beschränkt. Das Hymenium ist etwa 90-100µm dick


    Bild 6 Der coccoide Algenpartner weist riesige gelbe Tropfen auf - Trentepohlia oder nicht - das ist hier die große Frage


    Bild 7 Ascus in Wasser mit Unmengen (>> 32 Stück) von kleinen Sporen


    Bild 9 Ascuskappe mit dickem Tholus (unreif)


    Bild 10 Paraphysen, mit wenig Kongorot eingefärbt, leicht verweigend, ev. anastomosierend; dünn, < 1µm, stark verklebt


    Bild 11 Sporen in Wasser um 5x3 µm groß, breitelliptisch, 2 große Tropfen im Inneren (Hym. hier IKI+, Sporen IKI-)


    Bild 12 Hymenium in Lugol: Tholus stark blau

  • Nachtrag:


    Bei einem anderen Apothecium vom gleichen Thallus-Komplex des gleichen Steins, nur wenige Millimeter von der ersten mikroskopierten Probe entfernt, finden sich neben den gelbe Algenzellen auch morphologisch ähnliche, rein grüne Zellen.

    Bild 6 Coccoide Grünalgen mit einem dicken gelben Tropfen, nebst grünem Zellinhalt.


    Bild N1 Coccoide Grünalgenzellen von der gleichen Flechte mit weißen Tropfen


    Bild N2 Coccoide Algenzelle mit gelblich-weißem Tropfen


    Alle beobachteten Algenzellen (Bilder 6, N1-2) sind also dünnwandig, kugelig mit einem oder wenigen großen runden, tropfenartigen Einschlüssen, die von weiß bis gelb changieren.


    Trentepohlia-Algen besitzen im Gegensatz meist körnige, orange Strukturen in Cytoplasma und die Tendenz Ketten zu bilden.

    Die Zellen sind sehr dickwandig und nur selten kugelig!

    Hier einige ältere Aufnahmen aus anderen Flechtenfunden:

    Bild N3 Trentepohlia-Kette mit orangen Körnern


    Bild N4 Trentepohlia-Kette mit bereichsweeise abgestobenen, leeren Hüllen


    Bild N5 Trentepohlia, wieder mit Tendenz zur Kettenbildung


    Trentepohlia, die zu Cholophyta zählen, lagern in Chloroplasten der Gameten (vermutlich aller Zellen) Stärke ein, weshalb diese Algen unter dem Mikroskop mit Lugol eine deutliche Farbreaktion zeigen.

    Tabelle von Spektrum.de


    Die gefundenen Algen sind ferner inamyloid, aufgrund aller Eigenschaften also nicht zu Trentepohlia gehörig!

    Das macht die Zuordnung des Fundes zu Caeruleum heppii sehr plausibel!


    Ich schließe das Kapitel vorerst ab, warte aber gespannt darauf, ob jemand etwas hierzu beitragen möchte!


    LG, Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Gallertige Krustenflechte = Caeruleum heppii ?“ zu „Gallertige Krustenflechte = Caeruleum heppii (Hepps Kleinsporflechte)“ geändert.