Ramalina fraxinea (var. calicariformis), NICHT R. calicaris

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  • Hallo,


    zulezt in Bad Dürrheim konnte ich viele Strauchflechten finden, insbesondere "Astflechten" der Gattung Ramalina.

    Mittlerweile verstehe ich, woher der deutsche Name stammt:

    die schönsten Exemplare befinden sich nicht am Stamm der Bäume, sondern weiter oben in den Ästen!

    Glücklicherweise war am Abend zuvor ein ordentlicher Wind mit sturmartigen Böen, was mir bei der Ernte sehr geholfen hat - ich musste mich nur bücken.


    Bild 0 Im Kurpark


    Hier ein schöner Fund vom Boden des Kurparkes neben einem Ahornbaum:

    Bild 1 Ästchen voll mit Ramalina


    Bild 2


    Bild 3


    Bild 4


    Eine der Flechtenbüschel habe ich eingesteckt für zuhause:

    Bild 5


    Der Flechtenthallus besteht aus vielen, etwa gleich langen Bändern, an deren Enden und Seiten Apothecien stehen.

    Die bandartigen Lappen sind runzelig und besitzen strichförmige Pseudocephyllen.

    Die flachen Bänder sind bis max. 5 mm breit, etwa 5 cm lang.

    Die Apothecien haben Durchmesser von bis zu 3 mm

    An der Basis werden die Bänder im Querschnitt rinnig.

    Sorale oder Isidien suche ich vergeblich.


    Die Asci sind etwa 50 x 13 µm groß und dick-keulig geformt, an der Spitze ein dicker Tholus.

    Die Asci beherbergen 8 hyaline, 2-zellige Sporen, mit je einem großen Tröpchen pro Zelle

    Die Sporen sind breit ellipsoid und deutlich gekrümmt, wie Bohnen.

    Die Sporengroße liegt bei 12-13 x 4,5-6 µm.

    Natürlich sind coccoide Grünalgen als Partner zu finden.


    Nach dem Ramalina-Schlüssel im Buch "Die Flechten Deutschlands" handelt es sich um eine etwas seltenere Astflechte, nämlich um Ramalina calicaris.

    Die Beschreibung der Flechte passt auch zu den Fundumständen sehr gut:

    Sie kommt an Ästen von Laubbäumen wie Fraxinus und Acer vor, an Straßen- und Allebäumen mit Grünland dicht bei, in feuchten Wäldern, in schwach besiedeltem Gebiet, vom Tiefland bis hochmontan, etc.


    Kannte ich bis dato nicht. g:D


    LG, Martin


    Mikrobilder:

    Bild 6 Querschnitt Apothecium


    Bild 7 Schläuche und Sporen


    Bild 8 Algenzellen

  • Herzlichste Glückwünsche zu diesem Perser! ==Pilz23


    Diese Astflechte passt zu dem Baum wie ein Schnitzel zur Pommes. g:D

    »Experts do not exist,

    we all are beginners

    with greater or lesser knowledge.«

    Luis Alberto Parra Sánchez

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Ramalina calicaris, Flache Astflechte“ zu „Ramalina fraxinea (var. calicariformis), NICHT R. calicaris“ geändert.
  • Hallo,


    mittlerweile bin ich bei dieser Bestimmung deutlich verunsichert.

    Es gibt eine makro- und mikroskopisch sehr ähnliche Variante der häufigen Eschen-Astflechte Ramalina fraxinea var. calicariformis, die im trockenen Zustand ebenfalls rinnige Astabschnitte, marginale und subterminale Apothecien, sowie gekrümmte Sporen hat.


    (Subterminale Apothecien besitzen beide Flechtenarten, bei denen der Thallus als Schnörpselchen darunter weiterwächst.)

    Die Sporengrößen werden auch bis auf ein +/- 1µm gleich angegeben.

    Da ich die beiden Flechtenarten aus Mangel an Erfahrung also nicht wirklich unterscheiden kann, sortiere ich den Find besser der deutlich häufigeren Art R. fraxinea in der Form Var. calicariformis zu.

    Vielleicht gibt es ja doch jemand mit Flechten-Erfahrung, der hierzu einen Kommentar oder Tipp abgeben möchte?

    LG, Martin