QGIS für Pilzfreunde Teil 11 - Mykis-Export via CSV-Datei in QGIS einpflegen

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 3.355 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bernd Miggel.

  • Willkommen in Teil 11 der Forumsreihe „QGIS für Pilzfreunde“!


    Hier die Übersicht über alle Teile dieser Forumsreihe


    Für Teil 12 ist geplant: Entwurf der Fundtabelle und Fundeingabe vor Ort.


    Ziel für heute: Es soll gezeigt werden, wie man eine aus Mykis exportierte Fundtabelle in QGIS einpflegt.


    QGIS kann eine wertvolle Ergänzung zu Mykis sein. Dann nämlich, wenn man einen räumlichen Bezug zu den eigenen Funden unter den verschiedensten Aspekten herstellen möchte – vielleicht für eine Dokumentation.


    Es handelt heute sich um Pilzfunde, die wir bereits in Teil 7 kennengelernt haben. Damals ging es aber um die Kommunikation mit einem GPS-Receiver.


    Wichtige Notiz:

    Die hier gezeigte Methode, nämlich die Fundtabelle über eine csv-Datei in QGIS zu importieren, besitzt einen Nachteil: Der sich ergebende Vektorlayer kann innerhalb QGIS nicht editiert werden.

    Diesen Nachteil besitzt die in Teil 13 beschriebene Methode nicht. Dort wird die xlsx-Datei direkt via Plugin Spreadsheat Layers importiert, und der Ergebnis-Layer ist editierbar!




    Das Vorgehen in der Übersicht:

    A) in Mykis: Vorkehrungen bei der Fundeingabe
    B) In Mykis: Fundtabelle als xlsx-Datei exportieren
    C) xlsx-Datei für QGIS modifizieren und als CSV-Datei abspeichern
    D) in QGIS: Import der CSV-Datei als Vektorlayer


    Fangen wir also an:


    A) In Mykis: Vorkehrungen bei der Fundeingabe


    In Mykis sollte man bei der Fundeingabe die geografischen Koordinaten eines jeden Fundes direkt mit eingeben. Ich selber trage beide Koordinatenwerte im Feld Bemerkungen zum Nachweis ein.
    Als KBS wähle ich z.Zt. (wegen meines GPS-Empfängers) WGS 84 EPGD:4326 dezimal. Dabei werden nur die reinen Zahlenwerte, mit Dezimalkomma, ohne führende Nullen, eingetragen. Die Latitude/Breitengrad habe ich von der Longitude/Längengrad durch ein Semikolon getrennt. Beispiel in Mykis: 48,72977;8,64475.



    B) In Mykis: Fundtabelle als xlsx-Tabelle exportieren


    Den Export aus Mykis nehme ich wie folgt vor:
    Auswertungen > Gesamtliste der Funddaten (mit filterbarem Bericht).
    Die dann gezeigten Tabelle sortiere ich z.B. nach Datum und markiere die Zeilen der zu exportierenden Funde, damit nur sie exportiert werden. Dann weiter oben im Menü:

    Formulartools > Add-Ins > Analysieren mit MS Excel > Zusammenfassung.xlsx ersetzen.
    Die jetzt geöffnete Datei Zusammenfassung.xlsx können wir nun mit passendem Namen im QGIS-Projektbereich in einem passenden Ordner abspeichern.

    Mykis kann nun geschlossen werden.

    Zum Nachvollziehen hier die Excel-Datei:
    Fundtabelle Oberer Reutweg 11.12.2018.xlsx



    C) xlsx-Tabelle für QGIS modifizieren und als csv-Tabelle abspeichern

    Für die folgende Bearbeitung habe ich die Libre Office Calc verwendet. (Diese Freeware erlaubt es, csv-Dateien mit definiertem Zeichensatz zu codieren!)

    Wenn wir in der xlsx-Datei die Spalte Vollname (später umbenannt in Wissenschaftl. Name) einfrieren und nach dieser Spalte alphanumerisch aufsteigend sortieren, erhalten wir als Bildausschnitt etwa:



    QGIS kann derartige Tabellen als neuen Vektorlayer importieren. Dazu müssen aber die beiden Koordinatenwerte in zwei getrennten Spalten stehen. Wie man mit einer xlsx-Datei macht, zeigt im Prinzip dieses Video.

    Allerdings, im Gegensatz zum Video, muss man den Punkt bei Getrennt machen und als Trennungszeichen das Semikolon wählen.

    Das Ergebnis könnte – mit passenden Überschriften - dann so aussehen:



    Nun noch als csv-Datei im gleichen Projektbereich abspeichern. Beim Abspeichern bin ich, damit Umlaute und ß erhalten bleiben, in Libre Office Calc folgendermaßen vorgegangen:

    Speichern unter > CSV > Haken gemacht bei Filtereinstellungen bearbeiten> Speichern > CSV-Format benutzen > Zeichensatz: UTF-8 > Feldtrenner: Semokolon > OK


    Hier die Datei:

    Fundtabelle Oberer Reutweg 11.12.2018 - bearbeitet.csv


    Ein wichtiger Tabellen-Ausschnitt der csv-Datei sieht etwa wie folgt aus:



    D) in QGIS: Import der CSV-Datei als Vektorlayer

    Nach so viel Vorarbeit können wir in QGIS die csv-Datei als Vektor-Layer einpflegen:
    Wir können wieder – im Gegensatz zu Teil 10 – mit QGIS 3.4 weiterarbeiten.
    Wir starten in der senkrechten Werkzeugleiste (Layerverwaltungs-Werkzeugleiste) mit Textdatei als Layer importieren:



    Es öffnet sich das Menü Datenquellenverwaltung | Getrennte Texte:



    1. Hier mit dem Browse Button oben rechts die csv-Datei aufsuchen und öffnen. Ihr Dateiname erscheint ganz oben.
    2. Darunter den Layernamen entweder akzeptieren oder ändern. Hier habe ich gewählt: Fundtabelle Oberer Reutweg 11.12.2018
    3. Rechts daneben bei Kodierung selektieren wir die Kodierung der csv-Datei, also UTF-8.
    4. Dateiformat: Benutzerdefiniert, Haken bei Semikolon
    5. Datensatz- und Feldoptionen: eintragen, wie im Bild ersichtlich
    6. Geometriedefinition: Punktkoordinaten.
    7. Bei X-Feld und Y-Feld jeweils Menü aufklappen und die passende Spalte selektieren
    8. Geometrie-KBS: EPSG:4326 – WGS 84 selektieren
    Unter Beispieldaten (ganz unten) können wir kontrollieren, ob die Tabelle korrekt übernommen wird, insbesondere Umlaute und ß. Die fertigen Eintragungen zeigt das nächste Bild:



    Jetzt noch die Buttons Hinzufügen und Schließen clicken. Damit ist der neue Layer in QGIS übernommen. Man erkennt 5 Fundpunkte.



    Ein Blick auf die Attributtabelle dieses Layers zeigt, dass es sich um 12 Funde handelt, also gibt es bei einigen Koordinaten Mehrfachfunde:



    Will man sich alle Informationen über einen einzelnen Fundpunkt ansehen, dann:
    Clickt man oben im Menü den i-Button (1.). Das Cursorsymbol nimmt dann die Form eines Pfeiles an.
    Clickt man nun auf der Karte auf einen der Fundpunkte (2.), so erscheint das Abfrageergebnis-Menü (3.). Voraussetzung: Man hat den Layer im Layerfenster durch Draufclicken aktiviert.
    Bei Mehrfachfunden gibt es ganz unten im Menü noch weitere, aufklappbare Datensätze (4.):





    Noch eine wichtige Ergänzung:


    Wenn man die Norm einhält, dass im csv-File die Spaltenüberschriften nur aus Buchstaben, Ziffern und Underscores "_" bestehen und dass sie immer mit einem Buchstaben beginnen, kann man sich auf einfache Weise ein vorselektiertes Feld anzeigen lassen:

    Hier das modifizierte csv-File:

    Fundtabelle Oberer Reutweg 11.12.2018 - bearbeitet (2).csv



    Vorgehen im einzelnen:


    a) csv-File als Layer importieren, wie oben gezeigt.

    Bild 10:

    b) Im Layerfenster den Layer aktiv und sichtbar schalten und auf ihn doppelclicken, so dass die Layereigenschaften angezeigt werden.

    c) Hier das Anzeigen-Menü aktivieren (1.), oben das Anzeigenname-Menü herunterklappen (2.) und eine beliebige Spaltenüberschrift selektieren. Hier im Beispiel wird Wissenschaftlicher_Name selektiert (2). Schließen mit OK (3.):




    Bild 11:

    d) In der Attribut-Werkzeugleiste aktiviert man Kartenhinweise anzeigen (1.) und Objekte abfragen (2.).

    e) Nun fährt man mit dem Mauszeiger auf eines der Objekte (Pilzfundstellen) und clickt mit der LiMT. Darauf erscheint die Tabelle Abfrageergebnisse, was wir ja schon kennen.

    f) Fährt man aber mit dem Mauszeiger, ohne zu clicken, über ein Objekt und verharrt dort für ca. 1 Sekunde, dann erscheint der Wert der im Anzeigenname-Menü selektierten Spaltenüberschrift. Hier ist es der Wissenschaftliche Name Hypholoma fasciculare (3.). Bei Mehrfachfunden am selben Fundort wird der Wert des ersten Datensatzes angezeigt.





    Das war’s für heute.


    Über Fragen und Anregungen würde ich mich freuen - und bitte meldet mir, sollte etwas unklar oder fehlerhaft dargestellt sein!



    Viel Erfolg!


    Bernd




    Glossar, Abürzungen:

    BW – Baden-Württemberg

    Canvas - Fenster; Landkarte; Anzeige; dasjenige, was man im Kartenfenster sieht

    DGM – Digitales Gekändemodell, Gebäude und Bewuchs sind eliminiert

    DGMx - Digitales Geländemodell mit x Metern Gitterweite

    DOM – Digitales Oberflächenmodell

    ETRS89 / UTM (Universal transverse Mercator) - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, d.h. geeignet zum Messen von Strecken und Flächen

    Gauss-Krüger - Flächengetreues KBS in der Einheit Meter, allerdings inzwischen vielfach durch ETRS89 / UTM ersetzt worden

    Georeferenzierung (Geocodierung, Verortung, Geotagging) - Einen Datensatz, z.B. ein Foto oder eine Karte, mit Koordinaten versehen

    GIS – Geoinformationssystem

    Google Maps - Online-Kartendienst von Google LLC

    GPX (GPS eXchange Format) – für Datenaustausch mit GPS-Empfängern

    KBS – Koordinatenbezugssystem

    KML (Keyhole Markup Language) - Austauschformat für Geodaten, vorgesehen für Google Earth (aber auch für GPS-Empfänger nutzbar)

    KMZ - dasselbe wie KML, lediglich in komprimierter Form

    Lidar (Light Detection And Ranging) – Laser-Scan der Geländeoberfläche

    LiMT – Linke Maustaste

    Map Canvas - Kartenfenster, also der Bereich, in dem die Karte angezeigt wird

    Open Data – Für jedermann frei nutzbar zur Verfügung gestellte Daten

    OSM – OpenStreetMap

    Passpunkte – Referenzpunkte beim Georeferenzieren von Karten

    Plugins - Programmerweiterungen

    Projektbereich - Gesamtbereich des QGIS-Projektes im Rechner, beinhaltet die Projektdateien sowie die Daten

    Projektdatei - Datei mit Endung .qgs, über die QGIS gestartet wird. Sie enthält die Projekteigenschaften, die Verknüpfungen zu den im Projekt enthaltenen Layern und vieles mehr. Sie enthält jedoch nicht die Daten

    QGIS – Kostenfreies, sehr mächtiges GIS

    ReMT – Rechte Maustaste

    Rasterlayer - Layer, bestehend aus bildhaften, pixelcodierten Geodaten

    Schummerung – Pseudo-3D-Darstellung durch Schattenwurf

    Shape, Shapefile - Datei zum Darstellen von Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    Tiles – Karten min Form sogenannter „Kacheln“

    URL – ein Internet-Link oder die Adresse einer Website

    URM - siehe ETRS89

    Vektorlayer - Layer, bestehend aus vektorcodierten Geodaten, d.h. aus Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    WGS 84 EPSG:4326 – globales KBS, bei GPS-Empfängern verbreitet, nicht zum Messen geeignet

    WGS 84/ Pseudo-Mercator EPSG:3857 – globales KBS für WMS-Einbindungen, nicht zum Messen geeignet

    WMS (Web Map Service) – Internet-Schnittstelle für Landkarten

  • Bernd Miggel

    Hat den Titel des Themas von „QGIS für Pilzfreunde Teil 11 - Mykis-Export in QGIS einpflegen“ zu „QGIS für Pilzfreunde Teil 11 - Mykis-Export via CSV-Datei in QGIS einpflegen“ geändert.
  • Hallo Bernd,

    diese Notiz sollte evtl. an den Anfang des Beitrags, dann kann man gleich dort entscheiden welchen Weg man gehen will. [border]


    Notizen:

    Die hier gezeigte Methode, nämlich die Fundtabelle über eine csv-Datei in QGIS zu importieren, besitzt einen Nachteil: Der sich ergebende Vektorlayer kann innerhalb QGIS nicht editiert werden.

    Diesen Nachteil besitzt die in Teil 13 beschriebene Methode nicht. Dort wird die xlsx-Datei direkt via Plugin Spreadsheat Layers importiert, und der Ergebnis-Layer ist editierbar![/border]


    Antonius behüt und herzliche Grüße

    Frank