Magerrasen 1: Braungelber Saftling (Hygrocybe spadicea)?

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  • Guten Abend,
    in den letzten Wochen war ich ab und zu auf Magerrasen unterwegs. Einzelne Funde will ich hier vorstellen.


    Fundort: Hessen, nordwestlicher Vogelsberg, ca 300 m hoch, Bergkuppe, dort aber ebenes Gelände. Eine häufig gemähte Wiese wg. Sportnutzung, das Mähgut wird meistens abgefahren. Daher ist der Boden sehr mager. Die Fläche ist voll dem Sonnenlicht und dem Wind ausgesetzt.
    Boden: in der Region lehmiger Boden auf Basalt, meist schwach basisch. Hier ist das nicht zwingend, da das Gelände eingeebnet und teilweise aufgefüllt wurde. Der Boden könnte auch schwach sauer sein. Von Seiten der Botanik ist da nichts erkennbar (Mausohr-Habichtskraut, Arznei-Thymian).
    Ziemlich dicht unter dem Boden ist Fels (Basalt).


    In den letzten Wochen waren zu finden: Jungfern-Ellerling (Hygrocybe virginea), Wiesen-Ellerling (Hygrocybe pratensis), Kegeliger Saftling (Hycrocybe conica), Papageigrüner Saftling (Hygrocybe psittacina), gelbe und rote Saftlinge (Hygrocybe spec.). Voriges Jahr wuchsen dort auch Geweihförmige Wiesenkoralle (Clavulinopsis corniculata), Weiße Wiesenkoralle (Clavulinopsis kunzei), Schöne Wiesenkeule (Clavulinopsis laeticolor).


    Am 25. Oktober, einem Tag mit Sonnenschein, war ich wieder mal dort, habe aber erst mal nichts gefunden. Dann beim zweiten Rundgang, habe ich einen Pilz am Boden gefunden, der umgetreten, aber nicht zertreten worden war. Ich kann nicht mal ausschließen, dass ich das selbst gewesen war. Beim näheren Betrachten war klar: ein Saftling, und dazu einer, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er nicht so häufig ist.


    Größe: Hutbreite ca 3,5 cm, Stiellänge bis zum Abbruch: ca 4 cm
    Geruch: nichts spezifisches


    (1)


    (2)


    (3)


    Zu Hause, mit Bestimmungsbüchern, Pilz-Bilderbüchern, Internet:


    Mein Eindruck: der Pilz schaut aus wie ein
     Braungelber Saftling (Hygrocybe spadicea) f


    Aber: diese Art soll in Deutschland sehr selten gefunden werden. Das macht mich immer skeptisch.


    Was könnte noch in Frage kommen? Mir ist nur der Kegelige Saftling / Schwärzende Saftling (Hygrocybe conica) eingefallen. Dier Hut kann auch bräunlich sein, wie ich voriges Jahr auf einem Bild festgehalten hatte. Die Lamellen sind gelb.


    Kriterium zur Unterscheidung beider Arten:
    1. Der Hut von H. spadicea soll schmierig bis schleimig sein
    2. das Exsikkat vom Kegeligen Saftling ist schwarz.


    Zu 1: zu Hause war der Fruchtkörper schon etwas trockerner. Nach einer Nacht mit dem Fuß im Wasser war der Hut sehr schleimig.


    Zu 2: der Fruchtkörper durfte trocknen. Nach ein paar Tagen sah er so aus:


    (4) Das Bild ist überstrahlt (Blitz), das Exsikkat ist aber eindeutig nicht schwarz


    Demnach müsste es sich um die oben genannte Art handeln.


    Per Email habe ich geschrieben bekommen, dass die Art laut LUDWIG vor allem nach warmen Sommern Fruchtkörper ausbildet. Das war dieses Jahr der Fall.


    Meine Frage: habe ich eine Art übersehen, die in Frage kommt und häufiger als H. spadicea ist?


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar,


    Dein Fund ist eindeutig spadicea.


    Wir haben spadicea an der Nahe auch dieses Jahr erstmals gefunden, und Frau Prof. Ruthsatz aus Trier hat ebenfalls auf ihren Magerrasen spadicea ungewöhnlich häufig gehabt.


    Die Art scheint also nicht selten zu sein, sondern nur selten zu fruktifizieren.


    Grüße,



    Wolfgang


    P.S.: Fund bitte unbedingt der Pilzkartierung melden, z.B. über brd.pilzkartierung.de