Frage an Brillenträger

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 9.473 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Stefan S..

  • Hallo miteinander!


    Beim 100x-Objektiv habe ich aufgrund meiner Kurzsichtigkeit folgendes Problem: Wenn ich mit Brille reinschaue, kann ich praktisch nix Vernünftiges erkennen, das Sichtfeld im Okular wird dabei sehr klein. Um meine -5,5 Dioptrien ohne Brille auszugleichen, muss ich mit dem Tisch weiter hochfahren. Dadurch setzt die Linse auf dem Deckglas auf. Um am "Boden" liegende Sporen scharf zu sehen, muss ich noch weiter rauf - nun wird das Präparat durch die aufsetzende Linse gequetscht, und die Objekte meiner Begierde, sprich die Sporen, flutschen weg. Bei dicken Sporen kann dadurch auch der Sporeninhalt in Mitleidenschaft gezogen werden, z.B. dass sich die Tropfen teilen. Aber nicht dass Ihr denkt, ich hätte da die mega-dicken Schnitte drunter, das passiert auch bei dünn gequetschem Material oder reinem Sporenabwurf in Wasser.


    Da ich niemand persönlich kenne, der ähnlich stark oder noch stärker kurzsichtig ist, hier meine Frage an Euch Brillenträger:


    Kennt Ihr dieses Problem? Oder wisst Ihr eine Abhilfe?
    (Theoretisch müsste ich den Tubus verkürzen, damit die Linsenbrennweite zu meinen zu langen Augäpfeln passt...)


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Rika, dass ist zwar jetzt Ot, aber ich kann dir nur empfehlen, dir die Augen lasern zu lassen. Ich hatte -6,5 und-8, habe es vor zehn Jahren in Istanbul machen lassen. Der Gewinn an Lebens Qualität ist unbeschreiblich.

    Liebe Grüße von landlady



    Keine Essensfreigabe im Internet!

  • Hallo Rika,
    was für ein Mikroskop mit welchen Okularen hast du denn?
    Für Brillenträger gibt es Brillenträgerokulare mit hoher Austrittspupille. Auch gibt es fokussierbare Okulare (Okulare mit Dioptrienausgleich).
    Dieses Okular z. B. ist für Brillenträger geeignet und fokussierbar.
    http://www.ebay.de/itm/Carl-Ze…38?_trksid=p2054897.l4275
    Das ist natürlich nur ein Beispiel und nicht als Kaufempfehlung zu verstehen, da Okulare nicht beliebig verwendet werden können.
    Grüße
    hübchen

  • Hallo Hübchen,


    vielen Dank für Deine Info!


    Nun habe ich gegoogelt, um eine Beschreibung zu diesen fokussierbaren Okularen zu finden - Fehlanzeige, auch direkt bei Zeiss, wo ich aber jetzt eine Anfrage an den Support gemailt habe.


    Ist natürlich auch die Frage, ob ich für mein 40 Jahre altes Zeiss-Mikroskop überhaupt noch was Passendes finde... und wie ich dann mit meinen Frei-Hand-Fotos durchs Okular klarkomme...


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Rika,


    Zeiss West oder Zeiss Ost? Bei Zeiss West musst Du nach CPL-, KF- oder am besten nach KPL-Okularen Ausschau halten. Schreib doch mal die genaue Mikroskopbezeichnung und die Bezeichnung der Objektive und auch der vorhandenen Okulare. Dann kann ich Dir genau sagen, was Du brauchst.


    Viele Grüße
    Jürgen


    P.S.: Auf keine Fall das von Hübchen vorgeschlagene Okular. Das ist für neuere Zeiss-Mikroskope mit unendlich-korrigierten Objektiven.

  • Hallo Jürgen,


    vielen Dank für Deine Infos und Bereitschaft, mir hier weiterhelfen zu wollen!


    Das Mikroskop wurde ca. 1970 gekauft; ich bekam es vor einem knappen Jahr von einer Freundin der Familie (prom. Pharmazeutin aus der Nähe von Ulm, die seit 10 Jahren in Rente ist) geschenkt - leider ohne jegliche Beschreibung/Bedienungsanleitung o.ä. Ich habe nur die Typen-Nr. vom
    Tubus (4245615)
    Fuß (4278406).


    Objektive:
    Plan 2,5/0,08 160/ -
    10/0,22 160/ -
    40/0,65 160/0,17
    100/1,25 Öl 160/ -


    Okulare:
    C8 und C12,5, Steck-Ø 23,15 mm


    Kannst Du mit diesen Angaben etwas anfangen?


    Ich habe heute Zeiss in Oberkochem kontaktiert, mit der Bitte um Info zu fokussierbaren Okularen für dieses Mikroskop, unter Nennung der beiden Typen-Nummern. Das Mikro ist sicher aus Westdeutschland.


    Bei meiner Canon EOS 400 und meinem Fernglas kann man zwar offiziell den Sucher bzw. das Okular auch gegenüber Fehlsichtigkeit einstellen - der Bereich zwischen +3 und -3 hilft mir natürlich nicht wirklich.


    Eine andere Idee zur Lösung meines Problems wären dünnere Deckgläser - ich habe nämlich mal nachgemessen: obwohl auf den Packungen jeweils eine Dicke von 0,13 - 0,17 mm angegeben ist, sind die Gläschen allesamt dicht an und über der oberen Toleranz (0,16 - 0,18 mm):/, manche sogar stark darüber (max. bis 1,95 mm:(). Wären die Gläschen an der unteren Toleranz, also ca. 0,05 mm dünner, so hätte ich nur halb soviele Probleme...


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Rika,


    das hört sich nach einem Mikroskop von Zeiss aus der Standard-Reihe an. Google mal nach Zeiss Standard. Ein Modell aus dieser Baureihe habe ich auch. Dein Problem sind die C-Okulare. Diese sind nicht für Brillenträger geeignet! Du musst dich auf die Suche nach CPL-, KF- oder KPL-Okularen machen. Z. B. diese hier: http://www.ebay.de/itm/Zeiss-p…ain_0&hash=item3a906e1428


    Aber Vorsicht: Von den KPL-Okularen gibt es auch ältere Versionen, die sich nicht so gut eignen.


    Ich könnte Dir kurzfristig ein KPL-W 10x/18 (allerdings nicht fokussierbar) zum Testen zur Verfügung stellen. Wenn daran Interesse besteht, schreib mir kurz eine PN.


    Viele Grüße
    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    anhand Deines Links ist mir klar geworden, dass meine Okulare anders sind. Da ich ja keine Bedienungsanleitung zu diesem Mikro habe (und auch erst seit < 1 Jahr überhaupt mit so einem Gerät arbeite), wusste ich nicht, wie verschieden die Dinger sein können, und wie sie im Detail funktionieren. Jetzt habe ich mal ein Okular abgeschraubt, einige erläuternde Fotos dazu gemacht...






    Die Okular sitzen auf einem Schieber, mit dem ich den Augenabstand einstellen kann. Nachdem am Okular dieselbe Skala (55-75) wie auf dem Schieber angebracht ist, dachte ich, ich müsse auf beiden Skalen denselben Wert einstellen. Nun habe ich festgestellt, dass ich mit den Okularen durchaus auch fokussieren kann. Allerdings habe ich das jetzt auf die Schnelle noch nicht mit dem 100x ausprobiert - vielleicht hat sich mein Problem schon gelöst?

  • Hallo Jürgen,


    anhand Deines Links ist mir klar geworden, dass meine Okulare anders sind. Da ich ja keine Bedienungsanleitung zu diesem Mikro habe (und auch erst seit < 1 Jahr überhaupt mit so einem Gerät arbeite), wusste ich nicht, wie verschieden die Dinger sein können, und wie sie im Detail funktionieren. Jetzt habe ich mal ein Okular abgeschraubt, einige erläuternde Fotos dazu gemacht...






    Die Okulare sitzen auf einem Schieber, mit dem ich den Augenabstand einstellen kann. Nachdem am Okular dieselbe Skala (55-75) wie auf dem Schieber angebracht ist, dachte ich, ich müsse auf beiden Skalen denselben Wert einstellen. Nun habe ich festgestellt, dass ich mit den Okularen durchaus auch fokussieren kann. Allerdings habe ich das jetzt auf die Schnelle noch nicht mit dem 100x ausprobiert - vielleicht hat sich mein Problem schon gelöst?


    Ihr "alten Hasen" dürft mich jetzt auslachen, weil ich so wenig Ahnung habe (hatte?)...


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Rika,


    das Mikro ist ein Zeiss Standard Junior KF. Grundsätzlich muss man den Okular-Tubus mit der Einstellung 55-75 nach dem eingestellten Augenabstand einstellen damit die sogenannte Tubuslänge (vereinfacht gesagt ist das der Abstand zwischen Objektiv und Okular) wieder passt. Die Tubuslänge liegt bei deinem Mikro bei 160 mm. Entsprechend dieser Entfernung sind Okulare und Objektive bei Zeiss aufeinander abgestimmt. Wenn Du jetzt bei richtig eingestellter Tubuslänge nicht mehr scharfstellen kannst und das Objektiv setzt auf den Objektträger bzw. auf das Deckgläschen auf, kannst Du versuchen, die Verstellung am Okulartubus so zu ändern, dass Du ein scharfes Bild bekommst. Allerdings ändert sich dadurch die Tubuslänge und die Qualität des Bildes leidet darunter. Ob man das merkt oder ob das störend ist, musst Du ausprobieren. Vieleicht ist der qualitative Unterschied kaum bis gar nicht wahrnehmbar.


    Wenn Du mit der Qualität des Bildes dann nicht zufrieden sein solltest, musst Du auf eines der von mir vorgeschlagenen Okulare umsteigen.Deine C-Okulare sind mit Brille nicht benutzbar, da die Austrittspupille (die Ebene vor dem Okular, wo man das Mikrobild in voller Ausdehnung sehen kann) nur wenige mm über dem Okular liegt. Mit Brille kommt deine Pupille also nicht auf diese Ebene. Die von mir vorgeschlagenen Okulare haben eine höhere Austrittspupille (wohl je nach Typ bis fast 2 cm). Da kann man dann bequem mit Brille arbeiten.


    Weiterhin hat das Das C8x nur eine Sehfeldzahl von 16 mm (das C12,5 sogar nur 12,5 mm und damit den "Schlüsselloch-Effekt"), die von mir vorgeschlagenen Okuklare mit 10 facher Vergrößerung haben eine Sehfeldzahl von 18 mm, KPL-Pkulare gibt es sogar mit 20 mm Sehfeld, d.h. Du überblickst eine größere Fläche in deinem Präparat.


    Von der Qualität her ist die Reihenfolge CPL, KF (Nachfolger der CPL) und KPL (das sind die hochwertigsten Okulare für dein Mikro). Bei Zeiss selbst geht da aber gar nichts mehr. Derartige Okulare haben die schon seit etlichen Jahren nicht mehr im Angebot. Die unterstützen nur noch die neueren Unendlich-Mikroskope. Bei Bedarf kann ich Dir bei der Suche helfen.


    Viele Grüße
    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    jetzt weiß ich endlich, wie mein Mikroskop hei?t :thumbup:!! Man könnte meinen, Du hättest mal bei Zeiss gearbeitet, nachdem Du darüber soo viel weißt.


    Hast Du auch Erfahrung, wie gut man durch so ein (wie von Dir vorgeschlagenes) Okular fotografieren kann? Derzeit setze ich die Kamera mit einem Polfilter (als Schutz für die optische Beschichtung der Linse) direkt auf das Okular. Ohne den Polfilter hatte ich bei allen Vergrößerungen das volles Sichtfeld, mit dem Polfilter (größerer Abstand) tritt ab 320x eine Vignettierung ein. Die äußere Sichtfeldumgrenzung dient mir als Referenz für die späteren Messung am Bildschirm. Aber vermutlich sollte ich die Sichtfeldumgrenzung so besser sehen - größerer Abstand mit Brille entspräche größerem Abstand der Kameralinse.


    Aber als Erstes werde ich jetzt mit dem Okular rumspielen und ausprobieren, wie das aussieht. Ich melde mich dann wieder.


    Dir nochmal herzlichen Dank für Deine hilfreichen Erklärungen!


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Jürgen,


    jetzt weiß ich endlich, wie mein Mikroskop heißt :thumbup:!! Man könnte meinen, Du hättest mal bei Zeiss gearbeitet, nachdem Du darüber soo viel weißt.


    Hast Du auch Erfahrung, wie gut man durch so ein (wie von Dir vorgeschlagenes) Okular fotografieren kann? Derzeit setze ich die Kamera mit einem Polfilter (als Schutz für die optische Beschichtung der Linse) direkt auf das Okular. Ohne den Polfilter hatte ich bei allen Vergrößerungen das volles Sichtfeld, mit dem Polfilter (größerer Abstand) tritt ab 320x eine Vignettierung ein. Die äußere Sichtfeldumgrenzung dient mir als Referenz für die späteren Messung am Bildschirm. Aber vermutlich sollte ich die Sichtfeldumgrenzung so besser sehen - größerer Abstand mit Brille entspräche größerem Abstand der Kameralinse.


    Aber als Erstes werde ich jetzt mit dem Okular rumspielen und ausprobieren, wie das aussieht. Ich melde mich dann wieder.


    Dir nochmal herzlichen Dank für Deine hilfreichen Erklärungen!


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Jürgen,


    so, jetzt habe ich mit meine Okularen gespielt:


    Je schwächer die Vergrößerung, desto stärker die Wirkung, wenn ich an der "Augenabstand-Tubuslängenkorrektur" (wie heißt das Ding richtig?) drehe.


    Beim 2,5x und 10x-Objektiv kann ich dadurch enorme "Höhenbereiche" in + und - Richtung abfahren. Beim 100x-Objektiv ändert sich in der Schärfe wie auch Abbildungsqualität gar nichts, nur der Sichtfeld-Ø verändert sich ein wenig.

  • Hallo Jürgen,


    so, jetzt habe ich mit meine Okularen gespielt:


    Je schwächer die Vergrößerung, desto stärker die Wirkung, wenn ich an der "Augenabstand-Tubuslängenkorrektur" (wie heißt das Ding richtig?) drehe.


    Beim 2,5x und 10x-Objektiv kann ich dadurch enorme "Höhenbereiche" in + und - Richtung abfahren. Beim 100x-Objektiv ändert sich in der Schärfe wie auch Abbildungsqualität gar nichts, nur der Sichtfeld-Ø verändert sich ein wenig.


    Demnach wäre der nächste Schritt wohl doch, Dein Angebot anzunehmen und Deine Okulare auszuprobieren. Einverstanden?


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Rika,


    ergänzend zu Jürgens sehr ausführlichen Tipps möchte ich noch darauf hinweisen, dass die Okulare auch zu den Objektiven passen sollten.
    KPL-Okulare sind auf Neofluare und (Plan)apochromate zugeschnitten, CPL-Okulare kommen bei Achromaten zum Einsatz. Die perfekten Okulare für dein Mikro wären also CPL-Okulare mit Brillen-Symbol.


    Viele Grüße
    Stefan (Maulwurf und Standard-Zeissianer)