Hallo,
es stehen noch ein paar Ergänzungen aus.
Also ... erst einmal "Rolle rückwärts", meine Langstieligen Pfeffermilchlinge (Lactarius piperatus) sind vermutlich alles Grünmilchende Pfeffermilchlinge, Lactarius glaucescens. Vermutlich habe ich auch im letzten Jahr ganz überwiegend Grünmilchende P. gehabt - denn, wenn die Pilze sehr trocken sind, dann grünen sie kaum, dann ist auch die Reaktion mit KOH sehr verhalten.
Im letzten Jahr hatte ich welche, welche vor Ort (durch vorherige Verletzung) schon deutlich gegrünt hatten und danach noch weitere, die sofort zu Hause als solche zu erkennen war.
Mit KOH hatte ich im letzten Jahr nur einen mutmaßlichen Langstieligen Pfeffermilchling getestet und eine schwach positive Reaktion erhalten (ohne jedoch Grünung zu sehen). Im Bon steht auch was davon, dass die Nicht-Reaktion mit KOH auch nicht immer ganz konstant sei (d.h. manchmal doch eine Reaktion??). Weitere frühere Fund von mutmaßlichen Langstieligen Pfeffermilchlingen hatte ich nicht getestet und mich nur auf die (in dem Moment oder überhaupt) nicht sichtbare Grünung verlassen.
Im Moment bin ich aber der Meinung, dass die dann mit KOH doch leicht positiv reagierenden Pfeffermilchlinge alles verkappte Grüne sind (die sehr trocken bzw. milcharm sind).
Gestern abend war ich wieder am Pfeffrigen Hotspot, es waren Pilze nachgewachsen - auch recht große Exemplare dabei, teils langstielig wirkend, teils nicht.
Die meisten Hutränder nach unten gebogen, bei den ganz großen Pilzen auch scharfrandig trichterförmig nach oben.
Alle Lamellen waren sehr dicht, alle leicht "aprikotfarben", alle Pilze mit leichter Gilbung, KEIN Pilz mit vor Ort sichtbarer grünlicher Verfärbung.
Schon leicht Stiel verkürzt, keine grünlichen Stellen (seltsames Licht im Wald)

die größten Exemplare, nicht mitgenommen

Da ich ein paar mitnehmen wollte, habe ich die erdigen Stiele leicht verkürzt und auch schon ein paar bräunliche Stellen abgeschnitten. Es trat - wie zu erwarten - etwas Milch aus, aber nicht sehr viel.
Zu Hause hatte EINER der Pilze eine leichte grau-grüne Verfärbung (obwohl alle Pilze verletzt waren und Schnittkanten hatten) .
Da alle Pilze ansonsten identisch aussahen, ging ich davon aus, dass es alle Grüne sind.
Der Test mit KOH (ausgeflockt, eigentlich umgekippt, funktioniert aber noch) zeigte bei dem Pilz mit der grünlichen Stelle eine deutlich positive Reaktion, bei zwei anderen (ohne sichtbare Grünung) sieht man eine leichte Gilbung (und orange Pünktchen mit Phantasie).
rechts das Stück ist vom Pilz mit Grünung, links und Mitte von Pilzen, wo keine Grünung zu sehen war (zu Hause)

Dann habe ich an den Pilzen herumgebrochen und gekratzt, minimal Milch ist geflossen - über Nacht wurden sie im Kühlschrank gelagert.
Bei 2 Pilzen sah man am Morgen eine grau-grüne Stelle, bei weiteren Pilzen mit viel Phantasie etwas, bei 3 Pilzen sah man ganz und gar NICHTS GRÜNES .
die zwei Pilze mit der deutlichsten Verfärbung über Nacht

Die KOH Reaktion auf allen leicht eingetrockneten Pilzen war gleich (man soll aber - glaube ich - die frisch ausgetretene Milch testen ?) , sehr schwach (mit Verzögerung eintretend), gilbend, aber eben auch mit kleinen orangefarbenen Anteilen - also alles Grünmilchende Pfeffermilchlinge (die aber nicht richtig grünen "wollen").
links die Stückchen sind von den Pilzen mit der deutlichsten Grünung, Mitte von den Pilzen mit "interpretierter" Grünung, rechts von Pilzen ohne Grünung

Dann stand ja noch die Frage aus, durch welche Maßnahme, Temperatur, Zubereitungsart die Pilze sicher zu entschärfen sind
- ich sage jetzt:
durch alle Methoden (und ich verstehe überhaupt nicht mehr, warum die hier üblicherweise nicht gegessen werden ...)
Aber der Reihe nach:
1) Frittiert (s.o.)
in heißem Öl: fast sofortige Entschärfung (ist aber viel Arbeit, die Stückchen müssen fürs "Krosse" sehr dünn sein, die Pilze werden sehr leicht zu braun. Hat man viele davon, dann kommen einem die recht fetten Chips "auch leicht aus den Ohren heraus", vor allem bleiben sie nicht knusprig, sie sind eigentlich gut nur für den sofortigen Verzehr.
2) Blanchiert
in leicht gesalzenem kochenden Wasser (Pilze ins kochende Wasser gegeben) - nach 1 Minute probiert: keine Schärfe
Nach 3 Minuten herausgenommen: Pilze leicht gummiartig (habe ich s.u. dann noch weiterverwendet)
Kochwasser schmeckt "umami" (würzig, pilzig, nicht scharf)

3) Butter im Pfännchen, geschmort
Pilze dazu (geben keinerlei Flüssigkeit ab) etwas Wasser und Salz dazu, köchelnd schmoren bis Wasser verdampft ist (mehrfach, insgesamt ca. 10 Minuten) leicht bräunend weiterschmoren.
Nach 1 Minute probiert: keine Schärfe
Fertige Pilze: bissfest, fleischähnlich, würzig ... mit sehr langem Herumkauen auf dem Pilzstück minimale harzige Bitterkeit (wie ich sie von anderen Milchlingen, auch Reizkern kenne, für mich nicht unangenehm - ich mag diese Art von Würzigkeit, wenn es nicht zu viel ist.
Kein besonders "feines" Pilzaroma, aber ich empfand den Geschmack als angenehm kräftig.

4) Geschmort s.o mit mehr Zutaten
Restliche Pilzmenge ähnlich zubereitet, aber dann noch (separat vorgegarte) Zwiebeln, Knoblauch dazu, Thymian, Pfeffer und ein Apfel in Stückchen, mit Sahne abgelöscht und noch mal kurz reduziert.
War geschmacklich völlig in Ordnung, die Pilzstückchen bleiben relativ fest (vielleicht sollte man noch etwas länger garen oder noch etwas kleiner schneiden). Verträglichkeit bei "2 Probanden" sehr gut.

Ich übernehme hier natürlich keinerlei "Verträglichkeitsgarantie" - Eigenversuche nur in eigener Verantwortung 