Hallo, Speckbacki!
Also der offizielle PSV kann sich natürlich die Bilder angucken. Kann damit aber auch nicht mehr machen als wir hier. Der wird auch nix anderes sagen als: "Denn bringense mal die Pilze vorbei, daß ich gucken kann."
es geht um deine Gesundheit, und mir ist auch klar, daß das anfangs erstmal nicht so einfach zu verstehen ist: Pilze mit braunem Hut, hellem Stiel und Lamellen gibt's mehr als nur ein paar hundert. Pilze sind reichlich komplex, in ihrer Arten- und Formenvielfalt viel komplexer als Pflanzen.
"Hypothetisch in Frage kommen" ist für eine kulinarische Verwendung auch viel, viel zu wenig. "Könnte es sein" ist bei Pilzen immer gleichbedeutend mit "könnte böse enden".
"ist sehr wahrscheinlich essbar" bedeutet bei PIlzen im Hinblick auf den Verzehr nichts anderes als "ist möglicherweise ziemlich giftig".
Aber: Reinarbeiten kann man sich, und Funde diskutieren und vergleichen ist schon eine gute Sache und wichtig auf dem Weg zur Sicherheit.
Insofern: Hier gilt es erstmal herauszufinden, was den Pilz zu einem Milchling macht. Auch wenn der jetzt keine Milch (die durchsichtig wäre!) mehr abgibt, weil das ohnehin nicht mehr geht, wenn der mal eine Weile vom Mycel getrennt in der Sonne rumlag.
Milchlinge sind Sprödblättler wie Täublinge. Ist ein wenig ein irreführender Begriff, weil nicht bei allen Milchlingen (und auch nicht bei allen Täublingen) die Lamellen gleich spröde und brüchig sind. Besser ist es, den Stiel mal quer durchzubrechen. Bei Sprödblättlern geht das mit einem Knack und der Stiel bricht glatt bis eckig durch, wie ein Stück Parmesan oder Styropor. Da zeigen sich keinerlei längsfasern, im grunde fasert da rein gar nichts auf beim Durchbrechen. Bei allen anderen Lamellenpilzen hast du beim Querbrechen des Stieles immer eine mehr oder weniger deutliche Faserung.
Wäre man sich nun also sicher (und da macht auch die Erfahrung den Meister, einfach mal bei einigen sicheren Täublingen, Milchlingen und differentialdiagnostisch bei diversen anderen lamellenpilzen ausprobieren), dann bleibt noch die Frage: Milchling oder Täubling. Da es keine Täublinge mit so einer Struktur auf der Hutoberfläche gibt, muss es ein Milchling sein (wenn man es sicher als Sprödblättler bestimmt hat). Die Artbestimmung wäre dann normalerwise noch etwass kompliziert, aber wenn dein Piz beim Antrocknen nach Kampfer / Maggi riecht, dann gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: Lactarius camphoratus (Kampfermilchling) und Lactarius helvus (Maggipilz). Lactarius camphoratus sieht anders aus, und damit wäre das Rätsel gelöst.
Aber immer nur vorausgesetzt, daß meine These, daß das überhaupt ein Sprödblättler ist, zutrifft. Und das könnte ich mit ausreichender Sicherheit auch nur sagen, wenn ich den Pilz in der Hand hätte.
Insofern: Das war alles andere als verlorene Liebesmüh hier, auch wenn am ende die Pfanne leer bleibt.
Guck dir den Pilz an, probier das mit dem Stiel aus, lass ihn weiter trocknen, ob noch mehr Maggigeruch raus kommt, und vergleiche weitere Funde mit diesem, vor allem mach mal viele Experimente, was das Stielverhalten von Täublingen, Milchlingen und anderen Lamellenpilzen betrifft.
Weil: Milchlinge wären wie Täublinge prinzipiell schon gute Pilze auch für Einsteiger, die mal etwas mehr als nur Röhrlinge, Pfifferlinge und Krause Glucke sammeln wollen. Wenn man sich da mal die Sicherheit erarbeitet hat, die Gattung zu erkennen, hat man schon mal keine lebensbedrohlichen Giftpilze zu fürchten. Man muss auch nicht ejde Art exakt bestimmen können, sondern sich nur ein paar Ausnahmen einprägen (gibt ein paar Täublinge, die zwar mild aber kritisch bzw. schwach giftig sind) und ansonsten nach Geschmack einer Kauprobe gehen.
PS.: Der Maggipilz wäre eine der sehr wenigen Ausnahmen bei den Milchlingen: Der ist in sehr geringen Mengen als Würzpilz verwendbar, aber normal verzehrt (also als Reingericht) Magen-Darm-giftig bzw. hat schon in größeren Mengen verzehrt öfters solche Probleme verursacht.
PPS.: Nö, Rhodocybe glaube ich eher nicht. Der Würzige Tellerling (Rhodocybe gemina) hat normalerweise noch einen helleren Stiel und ein enig andere Lamellen - ist aber schwer zu beschreiben, vor allem der Gesamteindruck passt nicht so recht zu dem, was ich von Rhodocybe gemina kenne.
LG, Pablo.