Beiträge von nobi_†

    Hallo Ralf,


    da will ich mal versuchen, Deine Fragen zu beantworten.


    Zitat

    Ist P. fimicola ein veralteter Name ? Ich finde ihn im IF als nicht anerkannter Name, aber nicht als Synonym für P. fimiseda.
    In der NRW-Liste wird P. fimicola geführt und als Synonym P. fimiseda aufgeführt.


    Vereinfacht gesagt: Ja, P. fimicola ist ein veralteter Name.
    Das Ganze ist allerdings sehr kompliziert. Ich habe etwas recherchiert (hauptsächlich in Lundqvist: Nordic Sordariaceae s.l., 1972) und möchte folgendes zur Klärung beisteuern:
    Die Gattung Podospora wurde ursprünglich 1856 von Cesati für eine Art gegründet, die er Podospora fimicola (Corda) Ces. nannte. Der Artname stammt dabei ursprünglich von Schizothecium fimicola Corda 1838, eine Species, die Cesati allerdings falsch interpretierte und die heute wohl Schizothecium conicum (Fuck.) Lundq. darstellt.
    Als nun Cesati und DeNotaris beschlossen, sowohl Podospora fimicola (Corda) Ces. ss. Ces. als auch Sphaeria fimicola Rob. in ihre 1863 neu aufgestellte Gattung Sordaria aufzunehmen, musste einer der beiden Artnamen geändert werden. So wurde also aus Podospora fimicola (Corda) Ces. Sordaria fimiseda Ces. & DeNot, während Sphaeria fimicola Rob. das Epitheton behielt -> Sordaria fimicola (Rob.) Ces. & DeNot. Schließlich wurde erstere Art 1883 von Niessl wieder zu Podospora gestellt, was zu dem heute noch gültigen Namen führte:
    Podospora fimiseda (Ces. & DeNot.) Niessl.


    Nach all dieser grauen Theorie nun wieder etwas Praxis:


    Zitat

    Und nochwas vom Pferd. Vielleicht Coprotus subcylindrosporus ?


    Mit dem Habitus, der Sporengröße UND der eindeutig uniseriaten Sporenanordnung ist das für mich klar ein Thecotheus, vermutlich Thecotheus keithii (Phill.) Aas.
    Allerdings sollten an den Sporen polare Apikuli vorhanden sein, die man i.d.R. in Wasser nicht sieht. Anfärben mit Baumwollblau hilft da weiter. Sehr ähnlich, jedoch ohne Sporenanhängsel und mit etwas größeren sowie einseitig +/- abgeflachten Sporen ist Thecotheus crustaceus.


    Zitat

    Und dann noch der hier.
    Das Apothecium war schwarz, spindelförmig, eingesenkt und etwa 1/2mm klein. Leider hab ich die Probe ohne genauere Betrachtung erst mal gequetscht um zu sehen, ob es überhaupt ein Pilz ist. Dummerweise konnte ich dann keine weiteren Exemplare finden, bzw. nur leere Hüllen, die sofort zerfallen.
    Vielleicht kann man anhand der Sporen ja trotzdem die Art benennen oder zumindest verdächtigen.


    Naja, benennen möchte ich den lieber nicht; aber einen Verdacht habe ich natürlich. Die Sporen mit dem hyalinen Anhängsel weisen in Richtung Schizothecium und die Sporengröße weiter zu Schizothecium vesticola. Allerdings ist das alles ohne Gewähr und eine Essenfreigabe gibt es von mir grundsätzlich nicht übers Internet :D


    Herzliche Grüße vom Nobi

    Hallo Ralf,


    richtig bestimmt :),


    aber falsch geschrieben :D


    Podospora fimiseda sollte es korrekt heißen!


    Pferdedung ist neben Rinderdung das Hauptsubstrat. So jedenfalls meine Beobachtungen.


    Und Glückwunsch zur gelungenen Homepage :thumbup:


    Nobi

    Hallo Yezari,
    Matthias schrieb

    Zitat

    Na, da sind wir zwei uns ja einig.


    Aber: Aller guten Dinge sind schließlich 3!
    Ich möchte also hiermit Hübchen und Matthias zustimmen hinsichtlich des Halbkugeligen Träuschlings (Stropharia semiglobata).
    Den Pilz finde ich auch in meiner Gegend recht häufig an Pferdedung.
    Übrigens sind die Bilder SO schlecht nun auch nicht; immerhin konnten wir uns auf einen Pilz einigen.
    LG vom Nobi

    Hallo Matthias,


    ich sehe es genau so wie Sven. Bei Deinem ersten Pilz würde ich sogar noch ein Stück weitergehen und behaupten, dass das sicher ein Ascobolus ist.
    Und den von Dir vermuteten Ascobolus stercorarius (aktueller Name: Ascobolus furfuraceus) glaube ich auch zu erkennen. Dafür spricht die körnige Außenseite und die Form der jungen Apothecien. Allerdings gibt es mehrere gelbe Arten und letztlich kann man ohne zu mikroskopieren keine sichere Aussage treffen.
    Oder wie Ralf sagt:

    Zitat

    Sagen kann man dazu so nix.


    Es wäre schön, wenn Du auf Ralfs Angebot eingehst und ihm etwas schicken könntest, damit wir sehen können, ob wir mit unseren Vermutungen wenigstens halbwegs richtig liegen.


    Viele Grüße und weiterhin viel Spaß mit den kleinen Dingen wünscht der Nobi


    PS: Du wirst hier immer jemanden finden, der versucht, Dir zu helfen. Also scheue Dich nicht, Deine "Problempilzchen" hier einzustellen.

    Zitat

    Kennt jemand dieses Buch


    Ja!
    Vivien hat übrigens gerade Band 6 auf Seite 212/213 aufgeschlagen:
    Ockertäubling und Duftender Zwergtäubling.
    Es handelt sich um die "Pilze der Schweiz", eine wunderbare 6-bändige Ausgabe, die, obwohl sehr teuer, jeden Cent wert ist.
    Du wirst hier mehr Pilze zu sehen bekommen, als Du je im Leben finden wirst!
    Guckst Du z.B. hier:
    http://www.myko-shop.de/Litera…teratur/Pilze-der-Schweiz
    Vielleicht bekommt man die auch irgendwo gebraucht günstiger.
    LG vom Nobi
    PS: Ich seh' gerade, dass Jorge und Sven schneller waren als ich.
    Was soll's, ich lass es trotzdem stehen.

    Hi Fong,


    zumindest bei Deinen "Bachpilzen" kann ich Dir helfen.
    Der dicke Ast sollte von einer Buche stammen und die Pilze hören auf den Namen Buchen-Schleimrübling (Oudemansiella mucida). Und mit Deiner Bemerkung

    Zitat

    der Hut ist leicht durchscheinend

    hast Du völlig recht, als Beweis ein Foto, was mir vor zwei Jahren in Schottland gelang (in den Wäldern bei Dufftown; falls hier Whiskyfreunde mitlesen, werden diese jetzt mit der Zunge schnalzen :P )



    Der Nobi

    Ich nehm' da einfach schwarze Tusche aus dem Schreibwarenladen.
    Indian Ink, wie es bei Nils Lundqvist immer heißt.


    Ich habe verschiedene Verdünnungen probiert; alles nicht optimal.


    Einfach ein Tröpfchen pur auf den Objektträger, dahinein das Präperat, obenauf ein Deckglas und ein wenig gequetscht. Fertig!


    Die gelatinösen Anhängsel haben die Eigenschaft, diese Tusche nicht oder nur wenig anzunehmen, so dass sie +/- farblos vor einem bräunlichen Hintergrund erscheinen.


    Noch ein Beispiel für Euch:




    Podospora papilionacea, eine fernöstliche Art, wo man dank der Färbemethode die Schmetterlingsfühler und ~flügel schön erkennen kann.
    (P. Karasch fand diese schöne Art in der Mongolei)


    Ihr müsst halt ein wenig probieren.


    Viel Erfolg wünscht der Nobi

    Hi Ralf,


    bitte nicht sauer sein, aber leider muss ich Dir ein weiteres Mal widersprechen; auch wenn ich Dir von Herzen diesen Neufund für D gegönnt hätte ;)
    Aber irgendwann gelingt er Dir schon noch, der D-Neufund, wenn Du so weitermachst :thumbup:


    Dein Fund ist Podospora intestinacea, eine Art, die ich von vielen Aufsammlungen an Pferdedung kenne.


    P. austrohemisphaerica unterscheidet sich u.a. durch ein dtl. längeres Primäranhängsel (Pedicel) sowohl jeweils 4 apikale und basale Sekundäranhängsel (Caudae).
    Am besten siehst Du das natürlich, wenn Du zum mikroskopieren anstelle des Wassers einen Tropfen Schwarze Tusche verwendest.


    Ich hänge mal ein Bild einer typischen, in Tusche untersuchten, intestinacea-Spore an.



    Genau solche Sporen glaube ich auf Deinen Mikrofotos zu erkennen.


    LG vom Nobi

    Der Nobi sieht da auch Coniochaeta leucoplaca.
    Typisch für diese und einige andere Arten der Gattung sind neben den kurzen spitzen Setae die abgeplatteten Sporen.
    Also elliptisch in Seitenansicht und rund in Draufsicht.
    Das kann man auf Deinen Bildern sehr schön erkennen.
    LG

    Hi Björn,


    ein mittlerweile ja schon gewohnt toller Beitrag von Dir, was Deine Leistung natürlich nicht schmälern soll. Für mich war es jedenfalls wieder ein großes Vergnügen, all das lesen und sehen zu können. Ich wünsche mir noch viele Pilzfestivals von Euch (da schließe ich jetzt mal den Ralf mit ein)!


    Die Patellaria atrata konnte ich dieses Jahr ebenfalls finden. Substrat war ein unberindeter Robinienast. Hier mal zum Vergleich meine Aufsammlung:



    Interessieren würde mich, an welchem Substrat Dir Dein Fund gelang.


    Zum seit längerem angedachten Datentausch:
    Ich werde mir wohl demnächst einen 50 GB Onlinespeicher bei web.de einrichten. Somit solltest Du schon in diesem Jahr auf meine Daten zugreifen können. Alles weitere dann per PN.


    LG vom Nobi

    Hallo Ralf,
    sehr schöner Bericht, den ich hier zu später Stunde entdecke!
    Die "Trüffel" sieht nach Hymenogaster aus. Könnte evtl. H. tener sein.
    Die "gelben, vermutlich essbaren Pilze" kommen mir irgendwie bekannt vor. Habe ich vor Jahren möglicherweise selbst gefunden. Allerdings in meinen Revieren schon lange nicht mehr entdeckt; deshalb ist mir auch leider der Name entfallen :(
    Nobi

    Hallo Toffel,


    was spricht bei Pilz 1 gegen eine Tubaria (Trompetenschnitzling), die ihre besten Zeiten schon hinter sich hat?


    Pilz 2 ist sicher eine Conocybe (Samthäubchen).
    Aber ohne Spezialliteratur und Mikroskopie geht in dieser artenreichen und schwierigen Gattung nicht viel!


    Herzliche Grüße vom Nobi

    Hallo Ralf,


    Zitat

    Danke, das reicht mir schon als Antwort und um meine dürftigen Ergebnisse als Zufall bzw. nicht repräsentativ, einzuordnen.


    Wenn ich bedenke, dass Du Dich erst seit relativ kurzer Zeit mit dieser Pilzgruppe beschäftigst, finde ich Deine Ergebnisse bemerkenswert.
    Mach' Dich mal nicht kleiner als Du bist!


    Ich arbeite schließlich seit fast 15 Jahren auf diesem Gebiet und kann daher auf annähernd 800 Aufsammlungen mit über 6000 Funden zurückgreifen. Das ist natürlich schon etwas verrückt, aber sind wir das nicht alle - irgendwie?


    Nochmal kurz zum Thema "warme Monate".
    Bekam kürzlich von einem Pilzfreund aus MV eine im Juni gesammelte Probe Gänselosung. Darauf war neben dem seltenen Ascobolus stictoideus sogar noch ein deutscher Erstnachweis.
    Könnte ich eigentlich auch mal hier zeigen, auch wenn's die wenigsten interessieren wird ;)
    Also, Vorhang auf für Sporormiella antarctica:



    Auch wenn natürlich makroskopisch jeder Boletus deutlich mehr her macht, so sind die "little black dots" den Großen zumindest mikroskopisch um Welten überlegen.


    Sehr gelacht habe ich über folgenden Satz von Dir:


    Zitat

    Zur Zeit findest Du keinen Pferdeapfel, der nicht zerlegt ist. Da muss man schon mit dem Eimer hinter dem Gaul herlaufen.


    Dieses Bild lass ich jetzt einfach noch eine Weile nachklingen :)


    Nobi

    Nach meinen Beobachtungen ist das eher Zufall.
    So gelangen mir in den Sommermonaten einige Aufsammlungen mit dem Nachweis von mehr als 20 Arten, darunter eine Probe vom August mit 29 und eine vom Juni mit erstaunlichen 31 Arten!
    Beide Proben stammten von Trockenrasen, die sich natürlich bei optimalen Bedingungen in Feuchtkammern noch einige Wochen entwickeln durften.
    Ich denke, dass man zu allen Jahreszeiten pro Probe mit einer durchschnittlichen Artenzahl von 8 - 10 rechnen kann.
    Ist das für Dich als Antwort ausreichend? Oder soll ich noch weiter in meine private Statistik eindringen?


    Herzliche Grüße vom Nobi

    Passt!


    Die ähnliche Podspora curvicolla hat nicht so schlanke Asci, kleinere Sporen und meist auffällige Haarbüschel.
    Außerdem 256 Sporen pro Ascus anstatt 128 (ist allerdings ein Problem mit dem Zählen :)
    Ich habe Podospora setosa erst kürzlich untersucht und einige Fotos machen können, wenn auch etwas unscharf:



    LG vom Nobi

    Hallo Ralf,


    toll, dass Du neben der Sicherung des Lebensunterhaltes noch die Kraft für solch einen Beitrag findest!
    Die Dachpilze halte ich allerdings ebenfalls für Grubige Wurzelrüblinge (Xerula radicata), die Du ja später noch zeigst.
    Ist Sarea resinae nun Pilz oder Flechte?
    Und findest Du diese nur am Harz von Lärche? Oder auch am Harz anderer Nadelbäume?


    Nobi

    Na, da hast Du doch endlich Deine erste Sporormiella australis, lieber Ralf!
    Wie heißt es doch so schön: Aller guten Dinge sind drei.
    SO schwer ist es doch gar nicht, oder? Man muss nur mal die ähnlichen Arten gesehen haben, um die Unterschiede zu erkennen. Glückwunsch!
    (Und natürlich keine Essensfreigabe übers Internet :D )
    Saccobolus depauperatus sollte auch hinkommen.


    Wo ich gerade Fahrt aufgenommen habe, füge ich gleich noch das Kurzportrait von Schizothecium miniglutinans an, welches ich Dir schon länger versprochen hatte.



    Typisch sind die reduzierten Squamufolien, die relativ gedrungenen Sporen mit einem Q von 1,5 - 1,6 sowie das hauptsächliche Vorkommen an Leporidendung. So gelangen 30 meiner 34 Funde an Kötteln von Hase / Kaninchen.


    Schizothecium vesticola hat deutlich kleinere und schlankere Sporen, das ebenfalls nahestehende Schizothecium squamulosum noch etwas breitere Sporen und vor allem ein auffällig langes Pedicel (hyaline Basalzelle) von 15 - 25 µm.


    Liebe Grüße vom Nobi

    Ja, Ralf, genau!


    Du zeigst schön den Hauptunterschied zwischen lageniformis und australis.


    Septen schräg zur Längsachse: lageniformis
    Septen quer zur Längsachse: australis


    Insgesamt haben wir es mit einem kleinen Artenschwarm zu tun, alle Sporen vierzellig und um 40-46 x 7-9 µm. Neben den Septen sind die Keimspalten noch wichtige Unterscheidungsmerkmale sowie die Asci.


    Die drei schwer zu unterscheidenden Arten sind:


    1. australis: Septen quer - KS schräg bis diagonal (oft mit Knick in der Mitte) - Asci abrupt kurzstielig


    2. dubia: Septen quer - KS +/- parallel - Asci nicht abrupt kurzstielig


    3. lageniformis: Septen schräg - KS diagonal - Asci nicht abrupt kurzstielig


    Als Beispiel für die Kurzstieligkeit hänge ich ein Bild von Peter Püfert an, da ich momentan kein eigenes finde.



    Zum Vorkommen von Sporormiella-Arten an Pferdedung habe ich mal meine Daten ausgewertet und festgestellt, dass drei Arten fast 70% des Gesamtspektrums (15 Arten) ausmachen.
    Hier mal eine in aller Eile erstellte Tabelle, wo Du auch ziemlich abgeschlagen australis findest.



    Zur Substratpräferenz der drei Arten sei noch ergänzend gesagt, dass von dubia 71% aller Funde an Pferdedung gelangen, bei lageniformis waren es immerhin noch 39%, während es bei australis lediglich zu 3% reichte.


    Ich hoffe, dass war jetzt nicht zu ausschweifend und Du hast verstanden, worum es mir ging.


    Viele Grüße vom Nobi

    Hallo Ralf,


    drei typische Pferdedung-Arten, die Du zeigst:


    1. Sporormiella lageniformis (zu dieser und den zwei nahestehenden Species australis und dubia später mehr; mal sehen, ob ich es heute noch schaffe)


    2. Podospora decipiens (ok :thumbup: )


    3. Schizothecium conicum (diese sehr variable Art hier mit etwas übergroßen Sporen, aber auch solche Kollektionen findet man ab und zu)


    Bis später Nobi


    PS: Versprach Dir kürzlich ein Portrait von Schizothecium miniglutinans. Da ich die Art aktuell habe, hoffe ich, auch das so schnell wie möglich nachreichen zu können.