Beiträge von bwergen

    naja, aus einer sehr alten Schrotflinte vielleicht :D


    jedenfalls verwendest du BWB für das Anfärben von Oberflächenstrukturen. Je nachdem, wie cyanophil diese sind, reichern sie das BWB auf ihrer Oberfläche mehr oder weniger konzentriert an, während der Rest der Sporenoberfläche davon "verschont" bleibt (im besten Fall).


    Je nachdem, welche Art man untersucht, passiert es aber, dass die Oberflächenstrukturen das BWB nur schlecht annehmen und die Sporen daher eher kollabieren und somit Präparate nutzlos werden. Bei meiner vor paar Tagen untersuchten Neottiella (ein Moosbecherling) ging das mit dem Anfärben der Ornamentation richtig gut. Leider ist das wie gesagt bei weitem nicht immer so.


    lg björn

    Die Reaktion mit BWB ist typisch. BWB führt dazu, dass die Sporen und andere Zellorgane zusammenschrumpfen, abhängig von der Dicke ihrer Zellwand. Es ist meines Wissens kein Kriterium zur Unterscheidung von Gattungen oder gar Arten, ob eine Spore oder andere Zellorgane mit BWB zerfallen oder schrumpfen.


    Das Perispor von Galerina ist in der Hinsicht was ganz anderes, es handelt sich um eine Art "Sporenhülle", die bei einigen Galerina-Arten typisch ist und daher dort zur Unterscheidung von Arten verwendet wird.


    lg björn

    Hallo,


    ich habe gestern den Pferdeapfel aus dem Depot nochmal untersucht und hab da mit meinem alten Gerät lauter schwarze Punkte gefunden. Mit der neuen Stereolupe sehe ich allerdings auch noch Punkte zwischen den Punkten. Und die sind jetzt wohl interessant. Auch wenn der hier vorliegende Fall mit ca. 0,4-0,7mm Durchmesser ein vergleichsweise großer Punkt ist :D











    Die Art hat kugelige Perithezien mit deutlichem Ostiolus. Perithezium und Ostiolus sind nahezu gleich gefärbt, nämlich schwarz. Bei Podospora ist es ja oft so, dass der Ostiolus schwarz und das Perithezium dunkel olivgrünlich grünbraun gefärbt ist.


    Bei genauem Hingucken sind am Ostiolus keinerlei Haare erkennbar, nicht mal agglutinierte Endzellen. Mikroskopisch sind hier lediglich schwarz gefärbte, winzige Zellen erkennbar, ansonsten gibt es keinerlei Besonderheiten.


    Die Sporen haben verschiedene, typische Merkmale: jung keulenförmig, dann mit einer schwarzen Kopfzelle. Auf einer Seite mit einer bis 30 µm langen Cauda, dann auf beiden Seiten noch mit 30-50 µm langen, gelatinösen Anhängseln. Und schließlich ist die Spore immer dezentral septiert (!). An der Spitze befindet sich nur schwach exzentrisch ein Keimporus. Sporenmaße sind dem Bild zu entnehmen.


    An den Asci sind keine apikalen Strukturen erkennbar.


    Was könnte das sein?
    a: Arnium
    b: Cercophora
    c: Podospora
    d: Nobimyces


    Arnium schließe ich aufgrund der Cauda aus. Die Gattung hat nur Arten mit gelatinösen Anhängseln. Auch sind am Ostiolus meist Haare erkennbar.


    Cercophora kann auch ausgeschlossen werden, da junge Sp außer bei 2-3 Arten nicht keulenförmig, sondern wurmförmig sind. Die Arten mit keulenförmigen Sporen habe ich überprüft, die fallen aufgrund anderer Sporenmaße raus.


    Podospora ist durchaus plausibel, aber ich hab keine Art mit septierter Kopfzelle gefunden, außerdem haben die Podospora-/Schizothecium-Arten immer agglutinierte Endzellen oder sogar Haare.


    Ich würd den Pilz also für einen Vertreter der Gattung Nobimyces halten. Oder? :D


    lg björn

    Hallo Ralf,


    danke dir. Leider kann man auf den Fotos die Keimspalten nicht sehen, die verlaufen etwas schräg mit einem Knick in der Mitte.


    Sehr ähnlich ist S. intermedia mit Sp. < 60 µm Länge sowie einer geschwungenen Keimspalte (S-förmig).


    Ich werde mich gleich nochmal ranschmeißen. Ich muss auch noch die kuriose Lasionectria schneiden, deren Bestimmung ja immer noch aussteht (die war aus dem NP und aus Österreich).


    lg björn










    Fundort: Kerpen 19.XI.2012, an Hasendung, leg./det. bwergen. Vielleicht kann nobi mal gucken, ob das auch so hinkommt.


    Der Pilz wurde mittels meiner neuen Stereolupe sowie einer "Samurai-Sporormiella-Klinge" bearbeitet :D


    Damit sieht man endlich mal, wie die Wand bei Sporormiella aufgebaut ist. Sie ist vergleichsweise dünn und besteht aus polygonalen Zellen, die nach Innen hin etwas dünner werden. Vor allem bei jüngeren, noch "geschlossenen" Fk sieht man deutlich eine Art "Clypeus", einen Deckel auf dem kugeligen Perithezium, der seinerseits wiederum gefüllt zu sein scheint mit langen, hyphenartigen Gebilden (= Periphysen). Diese bewirken, dass die Sporen schneller hindurchrutschen können (bzw. auch ganze Asci).


    lg björn


    Stimmt. Wir wollen sie nur sezieren, sie aus ihrem Zuhause rausnehmen und zwischen zwei Glasplatten zerquetschen :D

    Hallo,


    in der Tat ein interessanter Beitrag. Soweit ich weiß, haben Pilzarten weit weniger Chromosomenpaare als Menschen. Gene sitzen ja auf der DNA und setzen die Erscheinungsform eines Organismus fest. Sie können mutieren, bestimmte Stellen der DNA können rausgeschlagen werden, oder aber bestimmte Abfolgen von C-G-T-A usw. können eingefügt werden, wo vorher keine waren. Dadurch verändert sich die Sequenz der DNA, die Abfolge der Basenpaare, und es entstehen neue Typen von Genen, die wiederum andere Erscheinungsformen bewirken. Bei Pilzen wird diese "Mutation" sehr häufig vorkommen, daher auch die Variabilität der Fruchtkörper. So sind Pigmente z.B. von Scutellinia scutellata, die für die Rotfärbung des Hymeniums sorgen, im Grunde nichts anderes als riesige Moleküle, deren Entstehung von einem Gen auf der DNA "befohlen" wurde. Wenn jetzt ein bestimmter Faktor A diesen Vorgang blockt, so kann man von S. scutellata immer wieder völlig weiße Fk vorfinden (wir hatten dieses Phänomen bereits im Bergischen Land, bei Scutellinia crucipila).


    DNA ist also wichtig für die Ausprägung von Merkmalen, die man wohl zum größten Teil makro- oder mikroskopisch erkennen kann. Es gibt aber leider auch Gene, die "schlummern", also keine Merkmalsausprägung hervorrufen und 2 verschiedene Arten aussehen lassen als wären sie identisch.


    Wo man nun die Taxonomie, mit der ich mich intensiv beschäftige, ansetzen muss, ist in der Tat nicht zentral geregelt, sondern obliegt dem Einschätzen der Wissenschaftler. Wenn jemand eine neue Gattung, beispielsweise die Gattung Palmicola, ein palmenbewohnender Schlauchpilz aus Südostasien, der erst anfang der 90er von K. Hyde beschrieben wurde, aufstellt, dann muss er in dem entsprechenden Aufsatz auch begründen, wie er dazu gekommen ist, und warum die Art, die als Typusart bezeichnet wird, eine für die Begründung einer neuen Gattung ausschlaggebende Merkmalskombination hat.


    Die Gattung Palmicola wird aufgrund ihrer Merkmale in die Familie Lasiosphaeriaceae gesetzt. Die Familie Lasiosphaeriaceae zeichnet sich durch oft abgewinkelte, hyaline oder blass braune Sporen, einen IKI- Ascus sowie durch kleine, oft massig in Gruppen wachsende Fruchtkörper aus, die Holz oder Dung besiedeln (selten auch Monokotyledonen). Die Familie ist somit abzugrenzen von zB der Sordariaceae, deren Arten schwarzbraune, oft kugelige oder ovale Sporen mit Keimporus besitzt oder von Chaetomiaceae, deren Fruchtkörper mit wolligen Haaren, die meist gekräuselt sind und stark abstehen, besetzt sind.


    Ich habe bei den Ascomyceten lange gebraucht, um die Familien klar zu strukturieren. Ich habe in den letzten Wochen und Monaten die Erfahrung gemacht, dass ich auch außereuropäische Arten, die ich vorher nie gesehen habe, korrekt in eine Familie einordnen kann. Für jede einzelne Familie gibt es bestenfalls ein eindeutiges Muster, eine Merkmalskombination, wie z.B. schwarzbraune Sporen mit amyloidem Apikalapparat und meist spröden Fruchtkörpern führt in die Familie Xylariaceae.


    Ich glaube aber nicht, dass ich die Frage, wie man eine Familie oder eine Gattung jetzt ansetzt oder nicht, beantworten kann. Ich kann auch die Frage nach der Regel, ab wann man von einer Art sprechen kann, nicht genau klären. Dafür gibt es einfach zu viele individuelle Einzelfälle, wie man am aktuellen Beispiel Trichodelitschia bisporula vs. T. minuta aus dem Dungforum wieder sehen kann.


    Für eine Übersicht über die Ordnungen und Familien empfehle ich unbedingt auch meine Webseite, deren Arten sehr bald nach diesem Schema einsortiert werden. Für die Sordariomycetes habe ich die Ordnungen bereits eingefügt.


    lg björn

    Möchtest du die Bilder der P. terricola per email schicken? Ich setze sie dann auf die Webseite. Oder aber du erlaubst mir, die Bilder von hier aus zu nutzen, dann brauchst du dir nicht unnötige Mühe zu machen.


    lg björn

    Hallo,


    hier noch kurz die Vorstellung von Delitschia didyma aus dem Depot Brüggen vom 20./21. Okt. 2012, gefunden und bestimmt von N. Heine. Er hatte mir die Aufsammlung zwecks fotografischer Erfassung geschickt.


    lg björn







    Hier sind zwei Funde von T. minuta, einmal vom Depot Brüggen, einmal aus dem Bergischen Land auf Rattendung.


    T. minuta hatte Ralf noch nicht festgestellt, auf der Rattenlosung hatte er nämlich nur T. lundqvistii sowie T. munkii gefunden. Daher trage ich diese Art jetzt hier nach, inkl. des Fundes aus dem Depot mit den eigenen Daten.




    Trichodelitschia minuta, auf Pferdedung vom Depot





    Trichodelitschia minuta, auf Rattenlosung aus dem Bergischen Land



    Jetzt noch eine Frage an Nobi: T. bisporula und T. minuta werden ja als zwei verschiedene Arten gehandelt. Der Sporenkragen war bei dem Fund aus dem Depot wesentlich undeutlicher ausgebildet als bei dem Fund aus dem BL, wo er regelrecht knopfartig vorspringend war. Auch die Sporenmaße differieren etwas. Ich hoffe doch sehr, dass das alles noch im Variationssprektrum von T. minuta liegt, oder?


    lg björn

    Ok, du hast recht, ich hab drüber nachgedacht.


    Ich bleibe aber trotzdem auf dem Kurs, Mykologie ist auch für mich nur ein Hobby und ich arbeite derzeit vorzugsweise an meinen beiden Büchern sowie an der Webseite, die irgendwann auch mal zur Bestimmung der gezeigten Pilzarten gedacht sein soll. Das bedeutet, ich muss mich de fakto einschränken, was meine Online-Aktivität angeht (und die ist derzeit schon spärlich).


    Die Baustelle "Bestimmungsqualität dieses Forums" überlasse ich gerne dir, Ralf. Das wird nie meine Aufgabe sein. :)


    lg björn

    Hallo Ralf,


    ok, dann lass ich die Fotos hier lieber weg, zum Verwässern von Foren möchte ich ganz bestimmt nicht beitragen :D


    Schade eigentlich, dabei wollte ich mich hier zumindest mit Bildern wieder etwas einbringen. :(


    lg björn

    Hallo,


    die Beschreibungen sind demnächst auf meiner Webseite zu finden. Da haben sie über google und andere Suchmaschinen größere Chancen, auch gefunden zu werden (zB wenn man Lasiobolus cuniculi sucht, sollte man auch Daten zu dieser Art finden und nicht die einer anderen Art). Hier im Forum nützen die Daten nur den Forenlesern etwas (und das sind hier in der Coprophilie nicht allzu viele), auf meiner Seite aber nützen sie ALLEN potenziellen Lesern etwas, auch die von anderen Foren.


    Demnächst gibt es, neben der systematischen Sortierung aller Arten, an der ich gerade noch arbeite, auch Beschreibungen zu allen Spezies. Es werden zu allen Arten auch "Bemerkungen" hinzugefügt, dh Verwechslungsmöglichkeiten, Links zu ähnlichen Arten usw., es wird viel zu tun geben in der ersten Hälfte von 2013 (falls wir den 21.12. überleben).


    lg björn

    Sehr gut. Übrigens: Die Asci sind nach längerem Liegen in Wasser immer breiter geworden. Die Paraphysen fühlten sich wie in einem Kino: links Rainer Calmund, rechts Ottfried Fischer :D

    Hi


    ich denke ich hab hier L. cuniculi gefunden, endlich mal weiß ich jetzt, was das eigentlich für eine Art ist, die immer sehr nahe an L. ciliatus gehandelt wird und von der diverse Mykologen schon vermutet haben, dass beide Taxa identisch sind. Jedenfalls kann ich jetzt für mich selbst behaupten, dass sie es NICHT sind :D








    Sp. 20-22,5x13-14 µm, weitgehend biseriat.


    Eine Frage hätte ich aber dazu: bemerkenswert sind doch die komischen "Schleimhüllen" um die Sporen herum. Diese lösen sich wohl bei Reife auf, nehme ich an, im Ascus aber sieht man sie ganz gut. Ist das normal für L. cuniculi? Bei L. macrotrichus gibt es eine solche Hülle ja ebenfalls, bei L. ciliatus habe ich sie noch nicht festgestellt.


    Bemerkenswert auch diese riesigen Asci, deren großzügige Räumlichkeit schon an Saccobolus-Arten erinnert.


    lg björn

    Hello everybody :D


    ich hab auf Hasendung aus einem Rekultivierungsgebiet ebenfalls eine Thelebolus mit mehreren Asci (bis zu 7 oder 8) gefunden, die wahrscheinlich auch etwa 256 Sporen pro Ascus enthält.


    Asci sind 140-160x60-70 µm, Sp. 6,1-7,3x3,6-4,3 µm.


    Die Sporen passen auch zu T. dubius var. lagopi, aber die Paraphysen waren hier kaum vorhanden und falls doch, dann waren sie apikal nicht verdickt.


    Ich gehe daher davon aus, dass es sich bei diesem Fund um T. polysporus handeln sollte. T. stercoreus oder T. nanus schließe ich aus, da deren Asci bisher IMMER kugelig bis oval waren und zudem die Fk jeweils nur einen dieser Asci enthielten.









    lg björn