Beiträge von bwergen

    Ich habe das Pilzjahr mit mittelmäßig bewertet, und zwar aus folgenden Gründen:


    - beobachtet habe ich alle Pilzarten, also Ständer- und Schlauchpilze sowie einiges drumherum (Schleimpilze, Rostpilze usw). Dabei fällt auf, dass wir längere Trockenperioden genau zu den Zeitpunkten hatten, wo die Pilze gerade dabei waren, ihre Fruktifikation zu starten (Ende August, September).
    - zeitweise war es wiederum zu nass für kleinere Becherlinge, nach unseren Beobachtungen aus dem BL gab es weit weniger Moosbecherlinge als noch 2011. Das bedeutet wohl, dass mikroklimatische Bedingungen schlechter waren, was wiederum weitere Folgen gehabt haben könnte für größere Pilzarten.
    - Die Untersuchungen in Österreich im August 2012 waren durchschnittlich gut, da es auch hier eine übermäßig lange Trockenperiode gab und in den letzten Tagen schließlich kaum noch was gefunden wurde, was größer als 1 mm war (bzw. falls doch, dann war es völlig vertrocknet und hinüber).
    - sehr gut waren die Bedinungungen schließlich im Oktober-Dezember, vor allem für kleinere Pilze, da es sehr viel geregnet hatte und dadurch nochmal ordentlich was zustande gekommen war. Der 17.Okt. war somit, in Bezug auf das Bergische Land, der Höhepunkt des Pilzjahres 2012.


    lg björn


    Jetzt bricht der Nobi doch tatsächlich eine Diskussion über den Begriff "Seltenheit" vom Zaun :D


    Für mich gibt es mehrere Definitionen von Seltenheit: Zum einen bezieht sich "selten" auf die Anzahl der suchenden Mykologen, die sich für die Sache interessieren und sich zufällig auch noch etwas mit den Substraten auskennen, an denen die entsprechenden Pilzarten vorkommen. Ein anderes Beispiel wäre hier der Flockenblumen-Schlangenwerferkugelpilz (Nodulosphaeria pontica), welcher bisher nur einmal nachgewiesen wurde und einer der ersten Funde für D überhaupt ist, aber von dem wir (Ralf und ich) vermuten, dass er an Flockenblumen regelmäßig erscheinen könnte, sofern die Witterungsbedingungen einen Übergang von der häufigen NF in die HF zulassen.
    Wenn man sich diese ganzen Bedingungen anguckt, dann müsste doch eigentlich nahezu jeder saprob wachsende Pilz verbreitet und häufig sein, nur wir Menschen verstehen oft nicht, wie die Variablen eingestellt werden müssen, damit der gesuchte Pilz Fruchtkörper bildet. Es ist auch nicht einfach, so etwas zu Papier zu bringen, möge die Beschreibung noch so ausführlich sein.


    Zum anderen kann sich "selten" auf die bisherigen Funde beziehen. Wir können aus eigener Erfahrung ja zu einem Pilz durchaus "selten" sagen, das wäre dann eine subjektive Betrachtung und die wäre doch durchaus akzeptabel. Ich finde die Octospora somit aus dem Grund selten, weil ich sie selbst noch nicht hatte und weil mir niemand aus der Gegend hier bekannt ist, der sie hier in der Gegend um Köln schonmal nachgewiesen hat. Sie gilt somit aus meiner Sicht solange als "selten", bis durch eigene Beobachtungen die vorurteilende Verbreitungsangabe widerlegt wird.


    Für die ausführliche Darstellung all dieser Winzlinge fehlt ein umfassendes Kartierungswerk, sodass wir theoretisch überhaupt gar nicht abschätzen können, was selten ist und was nicht, wenn wir von allem nur 1 oder 2 Funde notieren. Fakt ist, dass der Zugespitzte Kugelpilz (Leptosphaeria acuta) einer der häufigsten bitunikaten Kernpilze ist, weil er mit Urtica ein überaus häufiges und gut kenntliches Substrat besitzt. Dagegen wächst Leptosphaeria galiorum an Galium, auch ein sehr häufiges, aber nicht so gut bekanntes Substrat. Entsprechend fehlte letzterer bis Ende 2012 auch in unserer NRW-Checkliste und man würde zum Ergebnis kommen, dass es sich um eine seltene Art handelt. Ich selbst hab die Art glaub ich 2 mal gesehen und kann daher aufgrund der Häufigkeit des Substrats behaupten, dass sie NICHT häufig ist, da ihre Erscheinungszeit nach meiner Beobachtung auf die Frühlingsmonate beschränkt zu sein scheint und man erst die Gelegenheit dazu bekommen muss, nach ihr zu gucken.


    lg björn

    Hallo Ingo,


    aus genau diesem Grund nutze ich mit mehreren anderen Autoren Dropbox: Zum Austausch von Fotodateien, um eigene Funde damit abzugleichen. Das hat sich relativ gut rentiert, einige meiner Kernpilzfunde konnte ich nur deshalb so schnell bestimmen, weil ich diverse Fotos von Enrique Rubio oder Alain auf dem PC habe. Das alles bei Ascofrance detailliert nachzugucken wäre eine Heidenarbeit, zumal die Datenbank bei Ascofrance vergleichsweise langsam lädt. Da könntest du zwischenzeitlich ne andere Art komplett abarbeiten...


    Schwierig wurde es in den letzten 2 Jahren, weil immer mehr digitale Literatur auf meiner Festplatte landete. Ich weiß heute nicht, wo ich was abgelegt habe...aus diesem Grund arbeite ich intensiv daran, alle Daten in eine Literaturliste zu übertragen (meine sogenannte Echsenliste), um per Schlagwörter direkt zu einer der über 3000 PDFs zu kommen. Damit geht die Bestimmung der Pilzarten demnächst noch ein paar Minuten schneller ;)


    Natürlich kannst du die Helotiales von mir gerne haben. Ich habe sie nicht so intensiv bearbeitet wie die Kernpilze, aber ich glaub knapp 100 Arten dürften es sein. Da sind übrigens auch einige cfs und 0-Ahnung dabei. Vielleicht kannst du ja noch deine Meinung dazu abgeben. Wäre alles von Vorteil.


    lg björn


    Hallo Ingo,


    ich hab alle Arten in eine Liste eingetragen. Die enthält gerade 1157 Kollektionen (davon sind also auch viele doppelt untersuchte Arten, wie z.B. Ophiobolus acuminatus, den ich 3 mal makro- und mikroskopisch bearbeitet habe).
    Der Anteil an bestimmten Arten dürfte bei zwischen 95 und 98% liegen. Ich habe etwa 80% dieser Arten selbst bestimmt, der Rest geht auf die Konten von Alain Gardiennet, Zotto, Christian Lechat, Walter Jaklitsch oder Adrian Carter (und andere mehr). Es sind einige Arten darunter, die nicht bestimmt werden konnten, da sie noch nicht beschrieben sind (z.B. Lasionectria sp). Auch eine Calycellina sp (Zotto: Mollisina-like) konnte nicht benannt werden, ebenso 2 Mycosphaerella-Arten. Für den einen oder anderen Fund hatte ich noch nicht die Gelegenheit, diesen bei Ascofrance hochzustellen oder Zotto zuzuschicken.
    Nicht zuletzt habe ich die Bestimmung aller dieser Arten der digitalen Literatur zu verdanken. Etwas wie dieses wäre zur Zeit ohne Internet und Digitalisierung gar nicht möglich gewesen.


    Gestern sind aus dem Bergischen Land noch ein paar neue Arten hinzugekommen, so dass ich auf etwa 915 kommen dürfte. Überrascht hat mich vor allem der große Anteil an Ascomyceten :)


    Falls dich die Liste interessiert, oder du irgendwelche Literatur brauchst, oder du Literatur hast, die ich brauchen könnte, sag bescheid, wir können gerne Daten zB über Dropbox austauschen.



    Achja der Fliegenpilz zählt natürlich zu den bearbeiteten Arten. Auch die Zeit in der Natur, die man mit dem ausführlichen Fotografieren einer Art verbringt, zählt zum Arbeitsaufwand. Der war bisweilen nicht unerheblich, da ich immer darauf achte, Details deutlich darzustellen, sodass ein Pilz mittels der Fotos auch bestimmt werden kann. Die Fotos sind auch für Präsentationszwecke gemacht.
    Der Anteil der Arten, in die ich Zeit gesteckt habe (in vollem Umfang), bei denen jedoch kein Name rausgekommen ist, dürfte entsprechend der oben genannten Anteile bei etwa 2-5% liegen.



    Und nochwas: um auf die Zahlen zu kommen, brauchst du Effizienz. Ich habe z.B. Arten, bei denen ich im Feld schon vorausahnen konnte, dass sie einen erheblichen Zeitaufwand bei der Bearbeitung mitbringen, der evtl. auch zu keinem Erfolg geführt hätte, gar nicht erst mitgenommen.
    Trotzdem führt die Liste auch 24 verschiedene, meines Erachtens sicher bestimmte Cortinarien. Auf der anderen Seite habe ich aber auch etwa 10 weitere hier unbestimmt rumliegen :D


    Untersucht bedeutet, dass die Art fotografiert wurde, makro- und/oder mikroskopisch. Den Fliegenpilz z.B. habe ich auf mehreren Makrofotos, aber mikroskopiert habe ich ihn nicht, da ich sonst aus Zeitgründen anderes Zeugs, für welches das Mikroskopieren definitiv notwendig gewesen war, nicht hätte bestimmen und untersuchen können.


    Etwa 60-70% der Pilze wurden aber mikroskopisch untersucht. Bei den Schlauchpilzen etwa 90-95%.

    Ja aber ich hab gesehen, dass es anscheinend nicht machbar ist, 1000 verschiedene zu kriegen. Dafür war das Jahr 2013 insgesamt wahrscheinlich zu "durchschnittlich" und ich hatte am Ende des Jahres ehrlich gesagt weder Zeit noch Motivation, unbedingt diese 1000 zu kriegen. Das war echt schwierig, hab ich am Anfang des Jahres gar nicht so wahrgenommen, aber ich kam mir letztlich vor wie bei einem Marathon-Lauf auf den letzten 5 km :D


    Ne 2013 wird doch neu gezählt :D



    Das Monstrum, von dem du da sprichst, heißt aktuell Fungiparadise. Da werden nämlich die Pilze in Wort und Bild vorgestellt...demnächst in vielen Bildern, weil ich nämlich die Variabilität der Pilze auch noch unterbringen möchte. Außerdem habe ich einen anderen Weg gefunden, als die Bilder auf der Page selbst zu speichern. Somit hätte ich jetzt unbegrenzt Platz für sämtliche Daten, die ich besitze.


    Die Seite bleibt übrigens nicht auf Schlauchpilze beschränkt.


    lg björn


    Björn,
    das ist toll! Gibt es das Buch schon zu unserem Kurs in Hornbeg? Könntest du mich auf die Warteliste für dein Buch mit einer Autorenwidmung setzen?:P:P:P:P:P
    LG
    Lara


    Hornberg ist doch gar nicht 100% sicher und ob ich das Büchlein mache, weiß ich ja auch noch nicht. Kommt drauf an, wieviel Zeit ich dafür frei kriege ;)


    [hr]


    Jetzt habe ich allerdings eine Bitte an dich. Wir besitzen mittlerweile mehrere Bestimmungsbücher, aber eines fiel mir bei allen auf.
    Auch wenn es nicht praktibel zum Mitnehmen ist, aber die fotografischen Darstellungen bezüglich Details zur Bestimmung sind in allen Büchern zu klein, um sie optisch nachvollziehen zu können. Mach das bitte besser als die anderen zuvor, dafür wären wir und vermutlich auch viele andere sehr dankbar.


    Sprichst du jetzt von meinem Ulmer-Buch oder von dem Buch, welches ich hier als 2012-Zusammenfassung vorgeschlagen habe?


    Das Ulmer-Buch zeigt genau diese Details. Aber es wird nur 128 Seiten haben und ca. 40 Pilzarten genauer betrachten. Beschreibungen in der herkömmlichen Weise wird es nicht geben. Aber seid gespannt :P


    lg björn

    Liebe Leser,


    ich hab mir 2012 vorgenommen, Pilze besonders intensiv zu untersuchen und zu listen, dabei ging es vorrangig um die Kartierungen im Bergischen Land, im Nationalpark Eifel sowie in Kärnten (A). Es wurden mir auch einige Kollektionen zugeschickt, u.a. aus der Schweiz, aus Offenbach, Hannover, aus Sachsen usw.


    Ich möchte mich an dieser Stelle ganz besonders nochmal bedanken bei denen, die ihre Funde zugeschickt haben.


    Das ganze ist auch nicht ganz so einfach ohne weiteres zustandegekommen, sondern besonders mit Hilfe von Ralf (Rada), Peggy, W. Schulz sowie allen, die mir bei der Bestimmung von Pilzen geholfen haben.


    Letztlich sind aus 2012 folgende Zahlen zu verzeichnen:


    Untersuchte Pilzarten: 904


    Ständerpilze (Basidiomyceten): 431
    Schlauchpilze (Ascomyceten): 466
    Nebenfruchtformen (Deuteromyceten): 3
    Jochpilze (Zygomyceten):2
    Schleimpilze (Myxomyceten): 2


    Mindestens 2 Arten sind NEU für Deutschland, mehr als 200 NEU für NRW, mindestens 1 NEU für Österreich sowie über 30 NEU für Kärnten. Das alles müsste noch ausführlicher recherchiert und gelistet werden, für NRW ist dies gerade in Bearbeitung (Danke auch mal wieder an Klaus Siepe).


    Ich möchte mich abschließend für jeden User hier bedanken, und ich freue mich über jeden, der sich für Pilze begeistert und speziell auch die etwas weniger "ersichtlichen" betrachtet, um auch da eine große, faszinierende Welt vorzufinden.


    Ich plane, einen kleinen Bildband über 2012 zu erstellen, mal schauen, wie es sich damit macht.


    Auf ein neues, 2013 :D


    lg björn

    sarifa: Wenn du der Lachnellula einen genauen Namen geben willst, schick mir gerne ein paar Ästchen mit den Becherchen zu. Dann werden sie hier mal näher untersucht und bestimmt. Pinus ist nämlich normalerweise schon ein etwas interessanteres Substrat für diese Gattung :)


    lg björn

    Hallo,


    Heute sind die Octosporas von Malone und Eike angekommen, ich hab sie schon heute morgen direkt untersucht, weil ich über Tag noch unterwegs war.


    Es kam vor allem bei Eike etwas besonders auffallendes und wahrscheinlich keineswegs häufiges heraus: Octospora wrightii, Wright's Moosbecherchen. Es wächst hier bei Amblystegium sp., einem Stumpfdeckelmoos.






    Das ist für mich das erste Mal, das ich die Art sehe. Aus dem Bergischen Land hatten wir diese auch noch nicht, aber wir haben wohl mal danach gesucht. Amblystegium wächst an Ästen und Mauern, aber so genau kann ich das Moos in natura immer noch nicht erkennen. Es ist auf dem Makrofoto zu sehen, wie es halb über den bis 3mm breiten Fruchtkörper wächst.
    Die blauen Sporen sind angefärbt, mit Baumwoll-Lactophenol.


    Eike: Wenn du nichts dagegen hast, wird die Art somit auf die Webseite gesetzt. Wäre es möglich, dass du mir deine Fotos, die du am Standort gemacht hast, auch noch schickst? Mit deiner Erlaubnis kann ich diese nämlich ebenfalls verwenden.
    Dann noch das folgende: Du bist der Finder. Mit welchem Namen willst du auf der Seite erwähnt werden (Vorname, Nachname, nur Nachname usw.).


    So und schließlich hat mir Malone noch dieses Teil hier geschickt: Octospora musci-muralis var. musci-muralis, Mauermoosbecherling ("f. longispora"). Der einzelne Fruchtkörper ist etwa 2-4mm breit und mit abstehenden Randhaaren versehen. Das Moos dürfte wohl Grimmia sp. sein, evtl. aber nicht G. pulvinata.




    Danke nochmal an beide für das Zuschicken der interessanten Kollektionen :)


    lg björn[hr]
    Was noch zur Sporengröße zu sagen ist:


    O. wrightii: 12-14x10-13 µm


    O. musci-muralis: 28-32x7-9 µm und somit deutlich zu groß für die eigentliche "O. musci-muralis", welche nur bis 25 (28) µm lange Sporen hat. Ich habe in sämtlicher Literatur quer durch alle Zeitschriften nachgeguckt, jedoch nichts gefunden, was besser passen würde als eben diese musci-muralis. Evtl. werde ich diesen Fund noch Dieter Benkert zuschicken, damit der ihn sich ansehen kann.


    lg björn

    Hallo nochmal,


    Kretzschmaria deusta, zu deutsch Brandkrustenpilz, wächst an abgestorbenen Buchenstubben und ist im Sommer anhand der dunkelbraunen, kissenförmigen Konidienform mit weißen Rändern zu finden. Im Winterhalbjahr sieht man öfters auch die Hauptfruchtform:



    Stark vergrößert sieht die Oberfläche von dem Kernpilz aus der Holzkeulen- und Kohlenbeerenverwandtschaft wie eine Mondlandschaft aus:



    Ein Querschnitt von dem Teil gelingt nicht oft, weil selbst die schärfste Rasierklinge nur schlecht anschneidet bzw. die Perithezien oder ganze Teile des Fruchtkörpers zerbrechen. Die Konsistenz ist nämlich tatsächlich wie Kohle.
    Falls es den mal gelingt, kann man in den reifen Perithezien linienartige Formationen erkennen, welche die Anordnung der Sporenschläuche innerhalb eines bis über 1 mm breiten Peritheziums verraten. Das habe ich jetzt hier mal auf diesem Bild festgehalten:



    Die Perithezien des Brandkrustenpilzes gehören mit zu den größten, die ein Kernpilz mit europäischer Verbreitung bildet.


    Essbar? Leider nicht :D


    lg björn

    Hallo,


    bei der gestrigen Tour nach Holthausen am Rande des Ruhrgebiets stießen wir auf dieses Szenario:



    Was ist zu sehen?
    Ein gelblicher Schleimpilz überdeckt mit seinem Plasmodium Fruchtkörper des Orangefarbenen Kammpilzes (Phlebia radiata) und zersetzt diese.


    Äh das heißt natürlich nicht, dass Phlebia radiata für uns essbar ist, nur weil ein Schleimpilz ihn auch essen kann :D


    lg björn