Hallo Winfried,
Ich habe vor Jahren am "Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen, NRW" mitgearbeitet und kenne das Problem der unterkartierten Flächen.
- KRIEGLSTEINER hatte das Problem "unterkartierte Flächen auch, da jeder Kartierer nur sein Lieblingsgebiet/seine Lieblingsgebiete aufsucht und gelegentlich (z.B bei Verwandten-/Freunden-Besuch oder im Urlaub) "fremdgeht".
---> Sein Mittel dagegen war:
(1) Er veröffentlichte mehrfach "Negativlisten" von ca. einem Dutzend "banaler, von ihm vermuted flächendeckend in der BRD vorkommender Pilzarten, aus denen man ersehen konnte in welchen MTBs, die noch nicht nachgewiesen wurden.
---> Und, wenn ich von mir ausgehe (und ich bin mir sicher, dass da auch andere Kartierer ähnlich reagierten), motivierte er mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit (Besuch von Freunden/Bekannten, Dienstreisen, Urlaub) insbesondere diese "weiße Flecken" (sofern in Reichweite) zu besuchen.
(2) Er organisierte Wochenendexskursionen, in denen wir (AMO, AMU) "weiße Flecken" insbesonder im Süddeutschen Raum kartierten.
---> Das Ergebnis kann auch Heute noch in dem von ihm herausgegebenen "BRD-Verbreitungsatlas" bewundern.
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- Ich kenne natürlich auch die kritischen Bewertungen, insbesondere von wenigen "Fachmykologen":
(1) G.J. Krieglsteiner wurde als "LUMPER" bezeichnet, der einige beschriebene Arten auf Var.-Rang oder gar nur als "witterungsbedingte" forma akzeptierte.
(2) Ihm wurde vorgeworfen, dass bei seinen Verbreitungskarten (es waren vorwiegend Amateure, die Meldungen abgaben) mit Fehlbestimmungen zu rechnen ist.
---> Diesen Kritikern kann ich nur entgegenhalten:
(1) G.J. Krieglsteiner hat Meldungen von damals "kritischen Taxa" ohne Beleg oder wenigstens Angaben von Mikromerkmalen" nicht akzeptiert.
(2) Man konnte ihm als "einfacher" Kartierer auch Belege von "nicht oder nicht sicher bestimmbaren" Funden zuschicken und konnte von ihm eine Antwort erwarten. Im Extremfall ---> muss diesen Fund an den "Spezialisten xy" weiterleiten.
(3) German J. KRIEGLSTEINER war einer der wenigen Mykologen, die klar ihr "Artverständnis" definiert und veröffentlicht haben.
---> Beim Rest ist Schweigen: Wir mussten da meist "ohne nachvollziehbare Begründung und ohne nachvollziehbare Merkmalsabgrenzung zu Nachbararten neue Arten oder Umkombinationen zur Kenntnis nehmen.
(4) Mir ist es immer noch unverständlich, wie GERMAN diese Flut an Meldungen zeitlich gewältigen konnte.
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- Und wie sieht es HEUTE mit der BRD-Pilzkartierung aus?
---> "Viele Köche verderben den Brei"
- Für mich ein Desaster, das viele früher eifrige und langjährige KartiereriNNen (haben ihre Fundmeldungen eingestellt) abschreckt.
Nachdenklich
Gerd
PS.:
Damit ich nicht (wie so oft :D) falsch verstanden werde noch eine Abschlussbemerkung:
(1) In wenigen Einzelfällen teile ich das Artverständnis von German nicht.
---> Insbesondere dann, wenn er m.E. seine Artdefinition nicht konsequent anwendet. Beispiele dazu habe ich bereits mehrfach in diversen Foren geäußert.
(2) Ich kann die Forderung von Fachmykologen nachvolllziehen, auch Varietäten oder Formen zu unterscheiden, aber nur dann, wenn ich da unterschiedliche ökologische Ansprüche erkennen kann