Beiträge von Bernd Miggel

    Hallo Wolfgang,


    mir geht es lediglich um die Farbauszüge mittels Alkohol auf Papiertaschentuch und um den anschließenden Farbumschlag mittels KOH oder NH4OH. In den Neunzigern hatten wir solche Versuche mit den einzelnen Dermocybearten in den Spätherbstpilz-Kursen bei Walter Pätzold gemacht. Meine damalige tabellarische Aufstellung ist mir leider abhanden gekommen. Es geht mir also um die mit dem Auge erkennbaren Farben, nicht um die Farbstoffe im Detail.


    O pardon, jetzt haben sich die Beiträge gekreuzt.;)


    Viele Grüße - Bernd

    Hallo Karl,


    guter Tipp. Den Aufsatz kannte ich noch nicht.

    Im Inhaltsverzeichnis wird eine wahrscheinlich hilfreiche Arbeit angegeben: GRUBER, I. (1970) — Anthrachinonfarbstoffe in der Gattung Dermocybe und Versuch ihrer Auswertung fiir die Systematik. Z. Pilzk. 36, 95—112.

    Leider kann ich sie auf der DGFM-Seite nicht herunterladen. Hast du sie vielleicht und kannst sie mir zur Verfügung stellen?


    Viele Grüße - Bernd

    Hallo miteinander,


    wer kann helfen? Ich suche eine Übersichtstabelle über die Farben, die sich bei den verschiedenen Dermocybearten beim Herauslösen der Anthrachinone mit Alkohol (Ethanol, Isopropanol) ergeben. Optimal wäre natürlich auch noch der Farbumschlag bei anschließender Zugabe von Ammoniak oder Kalilauge. ;)

    Im voraus vielen Dank!


    Bernd

    Hallo miteinander,


    hier die Expertise von Werner Jurkeit, der (wie auch andere Mykologen) ein Teilexsikkat von mir bekommen hatte:


    Lieber Bernd,

    habe Deinen Täubling erhalten und sogleich untersucht. Nach meinen vorläufigen Recherchen handelt es sich um eine unbekannte Art. Sie ist weder bei Romagnesi, Sarnari oder Reumaux aufgeführt. R. olivacea ist es aufgrund mikroskopischer Merkmale, nach genauer Beurteilung deiner Fotos, der glänzenden Huthaut und fehlender Hutmarmorierung nicht. Meines Erachtens handelt es sich bei den in SV leichtest grau und mit Karbolfuchsin dunkelrot bis graurot angefärbten Elementen um sehr schwach reagierende, unseptierte Dermatozystiden. Nach kurzer Beaufschlagung mit verdünnter Salzsäure glaubt man Inkrustationen zu erkennen. Nach längerer Einwirkzeit von 30-60 Sekunden konnte ich keine Inkrustationen feststellen. Die Epikutishyphen sind dünn, multiseptiert und verzweigt. Damit kommen R. olivacea, R. melitodes und andere Arten nicht infrage. R. sericatula und verwandte Arten sind stark inkrustiert. Aufgrund von grau anfärbenden Lamellen kann man sogar eine Nähe zu R. seperina vermuten, (prüfe Deine Exsikkate auf dieses Merkmal)...

    liebe Grüße Werner.

    Alljährlich findet sich in einem Kalknadelwald im Mittleren Schwarzwald eine für mich unbestimmbare Milchlingsart ein, die ich hier beschreiben möchte.


    Eckdaten:

    • Pilzart: Lactarius spec.
    • Lebensweise: mykorrhizisch, hier mit Abies alba und/oder Picea abies.
    • Fundort: Tannen-Fichten-Altholz bei Loßburg, Baden-Württemberg.
    • Boden: Muschelkalk-Fließerde über Unterem Muschelkalk
    • Funddatum: 14. August 2021
    • Belegnummer: Miggel hor21005,dot

    Makroskopische Merkmale:


    Hut gelblich, oft mit charakteristischem lachsrosa Farbeinschlag (Bild 2), bis knapp über 120 mm im Durchmesser, stabil, meist konzentrisch gezont, glatt, schon jung ausgebreitet und mittig vertieft, alt trichterförmig, bei Feuchtigkeit klebrig. Stiel kurz, fest, zylindrisch, meist cremefarben, mitunter bräunlichgelb gefleckt (rechtes Exemplar in Bild 1). Lamellen blass, bis 6 mm breit, bogenförmig, in Stielnähe oft ungleichmäßig gekräuselt-gewellt, vom Rand her stark mit Lamelletten untermischt; Schneide glatt, in gleicher Farbe wie die Fläche. Fleisch weiß, im Stiel voll. Milch weiß, unverändert. Geruch fruchtig; Geschmack von Fleisch und Milch scharf.


    Bild 1 - Gelbliche Fruchtkörper am Fundort.


    Bild 2 - Fruchtkörper mit lachsrosa Farbeinschlag am Fundort, Foto Peter Reil, 2010.


    Bild 3 - Fruchtkörper am Standort, Blick auf die Lamellen, weiße Milch.


    Bild 4 - Hutoberfläche.


    Bild 5 - Lamellen im Bereich des Stielansatzes.


    Bild 6 - Lamellen im Bereich des Hutrandes.



    Makrochemische Farbreaktionen:

    • KOH 20 % - Milch gelblich ausflockend, im Fleisch gelblich, auf Stieloberfläche negativ.
    • FeSO4 - negativ.

    Bild 7 - KOH-Reaktion auf Stielfleisch (links) und Stieloberfläche (rechts).


    Hymenialzystiden (nach Peter Reil):

    Zystiden SV+, spindelförmig, schmal, oft verbogen, nach oben zugespitzt, oft mit ein oder zwei aufgesetzten Köpfchen, Pleurozystiden sehr zahlreich, 38-53 x 5-7,5 µm, Makrozystiden vorhanden, besonders am Lamellengrund, 72-91 x 5-7,5 µm.


    Lamellenschneide steril. Basidien 2- und 4-sporig.


    Bild 8 - Hymenialschicht mit 2- und 4-sporigen Basidien, Präparat in NH3-Kongorot.


    Bild 9 - Hymenialschicht mit 2- und 4-sporigen Basidien, Präparat in NH3-Kongorot.


    Sporen breitellipsoid,warzig-gratig-teilnetzig; Ornamentation bin 0,7 µm hoch und stark amyloid; Hilarfleck nicht amyloid.

    Unter Zugrundelegung eines 95-prozentigen Vertrauensintervalls ergaben sich bei einer Probe von 30 repräsentativen, ausgefallenen Sporen folgende Schätzwerte:

    • Populationsgrenzen L x B = 6,6-8,6 x 5,7-7,4 µm.
    • Mittelwert Lav x Bav = 7,4-7,8 x 6,4-6,7 µm.
    • Mittlwert des Schlankheitsgrades Qav = 1,14-1,18
    • Mittelwert des Volumens Vav = 160-185 µm3


    Bild 10 - Sporen in Melzers Reagenz.


    Bild 11 - Sporen in Melzers Reagenz.



    Hier noch REM-Aufnahmen der Sporen mit einem großen Dankeschön an Stefan Diller:


    Bild 11a - REM-Scan einer Spore.


    Bild 11b - REM-Scan von vier Sporen.




    Die Huthaut ist eine Ixokutis, wobei die obersten ca. 100 µm sich als stark gelatinös mit lockerer Hyphenstruktur erweisen. Die darunter liegende Hyphenschicht ist dichter und weniger stark verschleimt:


    Bild 12 - 20 µm dicker Querschnitt der Huthaut, gefärbt in H2O-Kongorot


    Herzlichen Gruß

    Bernd



    Benutzte Literatur:

    • Basso, T. (1999): Lactarius Pers.
    • Heilmann-Clausen et al. (1998): The Genus Lactarius.
    • Kränzlin, F. (2005): Pilze der Schweiz, Band 6 Russulaceae.

    Hallo miteinander,


    vorhin hatte ich einen intensiven Gedankenaustausch mit Werner Jurkeit, der sich wie kaum ein anderer in der Morphologie der Täublinge auskennt. Nach dem Gespräch bin ich nun davon überzeugt, dass es sich bei dem Fund um den Rotstieligen Ledertäubling Russula olivacea handelt, allerdings mit einer etwas von der Norm abweichenden Ausformung der Huthautelemente.

    Russula olivacea besitzt gemäß SARNARI in der Huthaut "regressive Primordialhyphen", die im Allgemeinen mit Karbolfuchsin kein Exsudat in Form feiner Tröpfchen zeigen.

    Im vorliegenden Fall sind diese Ausscheidungen jedoch ausnahmsweise vorhanden.


    Viele Grüße - Bernd

    Hallo Andreas,


    wie du vielleicht weißt, habe ich mir die zwei Bände Fungi of Temperate Europe zugelegt. Sie sind eine wahre Fundgrube, obwohl mir im Bereich der Agaricales viele Arten fehlen.

    Was mir aber wirklich fehlt, das sind die Autorenzitate zu den einzelnen Artnamen. Kannst du mir (vielleicht auch anderen) weiterhelfen?


    Viele Grüße

    Bernd

    Hallo Björn,

    wenn man die Poren längs einer Geraden direkt pro mm bestimmen will:

    Wo ist denn definiert, wo man die Gerade genau hinlegen soll?

    Man wird wohl bei nicht resupinaten Fruchtkörpern in tangentialer Richtung messen, und zwar ungefähr auf der Hälfte zwischen Hutkante und Anwuchsstelle.

    Aber wo legt man die Gerade genau hin? Dort, wo sie von den meisten Poren geschnitten wird? Und was ist bei alternierender Zickzack- oder bei mäanderförmiger Verteilug? Alles sehr unsicher.

    Der Königsweg ist meiner Meinung nach das Auszählen einer Fläche und dann Runterrechnen auf Poren pro mm.

    Bernd

    Hallo Björn,


    wenn man die Poren längs einer Geraden direkt pro mm bestimmen will:

    Wo ist denn definiert, wo man die Gerade genau hinlegen soll?

    Man wird wohl bei nicht resupinaten Fruchtkörpern in tangentialer Richtung messen, und zwar ungefähr auf der Hälfte zwischen Hutkante und Anwuchsstelle.

    Aber wo legt man die Gerade genau hin? Wo sie von den meisten Poren geschnitten wird? Oder was ist bei alternierender Zickzackverteilug? Alles Unsicherheiten.

    Der Königsweg ist meiner Meinung nach das Auszählen innerhalb einer Fläche und dann Runterrechnen auf Poren pro mm.


    Bernd