Beiträge von Bernd Miggel

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    Liebe Pilzfreunde,


    Mein Pyrenomyceten-Portrait Nr. 19: Hypoxylon fragiforme, Rötliche Kohlenbeere


    Aktuell gültiger Name (Index Fungorum): Hypoxylon fragiforme (Pers.) J. Kickx f.


    Systematik: Sordariomycetes > Xylariales > Xylariaceae > Hypoxylon


    Exkursions-, Fund- und Beleg-Nr.: Exk1754-11; fbw-2017-140
    Fundort: Baden-Württemberg, Enzkreis, Gemeinde Keltern-Dietlingen, NSG 2.020 –“ Essigberg,
    Biotop 171172360066 Biotopkomplexe aus Seggenbeständen. MTB 7117/21, Höhe 280 Mtr.
    Boden, anstehendes Gestein: Holozäne Abschwemmmassen über Unterem Muschelkalk.


    Substrat: Am Boden liegender Rotbuchenast in der Optimalphase der Vermorschung (Abb. 1).


    Die Stromta bilden halbkugelige bis kugelige, außen im frischen Zustand rotbraune bis ziegelrote, innen schwarze Einzelstromata mit bis zu 8 mm Durchmesser, sie wachsen auf der Rinde des Substrats (Abb. 02-04). Perithecien 1- bis 2-reihig, schwarz, rundlich bis oval, mit 0,2-0,4 mm im Durchmesser (Abb. 4).


    Ostiolen fast genabelt (umbilikat).


    Das Stroma gibt in KOH 5% spontan rotbraunen bis braunroten Farbstoff ab (Abb. 5).


    Asci 8-sporig, Sporen im Ascus uniseriat, Porus IKI-positiv blau (Abb. 6, 7).


    Sporen ellipsoid, schiffchenförmig, einzellig, braun, mit Keimspalte (Abb. 9), gemessene Größe: 11-13 x 5-7 µm, Mittlerer Schlankheitsgrad: 1,8-1,9.


    Substratbestimmung
    Der Querschnitt (Abb. 10) zeigt unter dem Stereomikroskop zerstreutporiges Laubholz mit 1- bis etwa 15-reihigen, einfachen Holzstrahlen: Fagus sylvatica.


    Tipp: Wenn das Innere der Perithecien glänzend ist oder aus einer schleimigen Masse besteht, ist die Chance auf reife Asci groß.



    Herzliche Grüße


    Bernd


    P.s.: Meine anderen Pyrenomyceten-Portraits findet man unter dem Suchbegriff –žPP-–ž oder "PP-0".



    Abb. 1 - Stromata auf 25 mm dickem Rotbuchenast; Bildbreite 10 cm


    Abb. 2 - Mehrere stromata miteinander verschmelzend; Bildbreite 30 mm


    Abb. 3 - Fünf Stromata im Detail; links unten eine Nectria-Art; Bildbreite 15 mm


    Abb. 4 - Zwei Stromata im Schnitt; Bildbreite 8 mm


    Abb. 5 - Stroma-Fragment in 5-prozentiger Kalilauge


    Abb. 6 - Übersichtsbild: Asci mit reifen Sporen in Baralscher Lösung


    Abb. 7 - Asci in Baralscher Lösung: Pori IKI+ blau


    Abb. 8 - Bemaßter Ascus


    Abb. 9 - Asci 8-sporig; Sporen mit Keimspalt


    Abb. 10 - Substrat = Fagus; Querschnitt im Auflicht

    Ehrlich gesagt stehe ich mittlerweile auf dem Standpunkt, dass die Guajak-Reaktion bei Täublingen schwierig zu interpretieren ist und für mich wenig hilfreich ist.
    Schnell, langsam, hellgrün, blau, blaugrün, dunkelgrün, wie soll da eine aussagekräftige Antwort herauskommen?
    Wo ist was klar definiert?


    Anders verhält es sich bei: FeSo4, Phenol, KOH, Sulfovanillin und evtl. Anilin. (was vergessen?)
    Damit kann ich gewisse Arten von Täublingen ausschliessen oder sogar festnageln.


    Hallo Claus,


    du siehst genau den Knackpunkt. Auch ist die Stärke der Reaktion davon abhängig, bei welcher Temperatur und welchem Fruchtkörper-Durchfeuchtungsgrad man die Guajak-Reaktion beobachtet.
    Und tatsächlich braucht man zur Täublingsbestimmung das Guajak nicht unbedingt; z.B. wird es im Täublingsschlüssel der Funga Nordica nicht angegeben!
    Was man für einige Abgrenzungen noch brauchen kann:
    a) 25-prozentiges Ammoniak (Trennung cavipes von fragilis und queletii von sardonia),
    b) Sulfovanillin (pos. rote Reaktion bei caerulea, pseudointegra, velutipes und minutula),
    c) Formol (Trennung paludosa von decolorans).


    Wichtig: FeSO4 bei jedem Fund anwenden!


    L.G. - Bernd

    Hallo,


    Romagnesi, den ich für den "Vater der modernen Täublingskunde" halte, schreibt in seiner Monografie auf S. 34:


    "... nous avons éliminé entièrement de nos descriptions l'expression « réaction nulle à la teinture de Gaïac », pour la remplacer par « réaction faible » ou « lente ». en effet, l'état de fraîcheur du produit a une extrême importance ; le mieux est d'essayer à titre de référence les résultats obtenus par le produit dont on dispose sur certaines espèces à réactions très faibles, comme fragilis, farinipes, pseudointegra, les Roseinae, et d'y comparer les résultats, obtenus sur les autres espèces."


    Also:
    Nach seiner Erfahrung reagiere jede Russula-Art mit Guajak, zumindest schwach oder langsam. Es sei extrem wichtig, frische Reagenz zu verwenden. Am besten sei es, als Referenz die (sehr schwachen) Ergebnisse zu nehmen, die das Produkt bei bestimmten Arten mit sehr schwachen Reaktionen erhalten hat, wie fragilis, farinipes, (aquosa, fellea), pseudointegra, den (Arten der Sektion) Roseinae, und mit den Ergebnissen zu vergleichen, die man bei den anderen Arten erhält.
    (Meine eigenen Ergänzungen in runden Klammern).


    L.G. - Bernd

    Hallo Claus,


    keine Panik. Folgendes Vorgehen hat sich zum "Einjustieren" des Guajaks speziell für Täublinge bewährt:
    Man nehme einen sicher bestimmten Täubling mit anerkannt schwacher Guajak-Reaktion (emetica, aquosa, fellea ...) und verdünne das Guajak mit 70-prozentigem Ethanol, bis sich nur ein schwacher, bläulicher Ton ergibt. Am besten von außen am oberen Stieldrittel auftupfen.
    Mit diesem, auf Täublinge abgestimmten Guajak kann man eine Saison lang arbeiten. :)
    So übrigens ist auch Romagnesi vorgegangen, wie man in seiner Russula-Monographie nachlesen kann.


    L.G. - Bernd



    P.s.: Auf unserer Russula-Seite sind die Guajak-Ergebnisse bei ein paar Arten etwas zu schwach ausgefallen, z.B. bei R. mairei.

    Die makroskopische Bestandsaufnahme passt, bis auf die positive sofortige Guajakreaktion.
    Laut GRÖGER soll diese fehlend oder schwach sein. Ist der Pilzzustand dafür verantwortlich?


    Hallo Claus,


    danke für den Beitrag!
    Zur Guajak-Reaktion: Russula fellea sollte immer schwach bis fast negativ reagieren. Kann es sein, dass du die gekaufte Reagenz unverdünnt benutzt?


    L.G - Bernd

    Allen Pilzfreunden ein gutes Neues Jahr!


    Für meine Pilzkartierung in einem Schwarzwaldmoor suche ich dringend folgende Literatur:
    Dierssen, Barbara & Klaus (1984): Vegetation und Flora der Schwarzwaldmoore. Landesanstalt für Umwelt und Naturschutz Baden-Württemberg.


    Wer kann weiterhelfen? - Danke im Voraus! :)


    L.G. - Bernd
    :)



    Hallo Craterelle,


    danke für deine Hinweise, allmählich geht's voran.
    Man sollte sich Chromatogramm plus Basensequenzen bestellen, etwa 20,- Eur. für eine ITS-Sequenz.
    Ein paar Sequenzen von eigenen Russula-Funden besitze ich jetzt, habe in den vergangenen Tagen damit BLAST-Übungen durchgeführt und mit den Vergleichsergebnissen dann via MEGA 7 phylogenetische Bäume erstellt.
    Für mich als Hobby-Mykologen ist das schon sehr gewöhnungsbedürftig!


    Heute habe ich deine Vorschläge aufgegriffen und aus der Unite-Datenbank Sequenzen herauskopiert. Mit diesen dann MAFFT gefüttert und NJ-Trees erstellt. Hat eigentlich ganz gut funktioniert.


    Kannst du mir verraten, ob es eine elegante Methode gibt, die Unite-Sequenzen nach MAFFT zu übertragen? Meine Methode mit Copy und Paste der einzelnen Sequenzstränge ist ziemlich aufwändig!


    Herzliche Grüße
    Bernd

    Hallo,


    heute habe ich für einen Täubling bei Pablo Alvarado in Spanien (alvalab.es) die DNA-Sequenzierung inkl. des Phylogenetischen Baumes bestellt. Bin sehr gespannt, was dabei rauskommt!


    Zukünftig möchte ich nur noch die Basensequenz erstellen lassen und den Rest am PC selber machen.
    Wer kann mir dabei weiterhelfen? Welche freien Programme und Genbanken gibt es bzw. kann man empfehlen?


    Jeder Tipp ist willkommen!


    L.G. - Bernd

    Hallo,


    was den grünlichen Reflex angeht, lasse ich lieber Andreas antworten, für mich ist das ein heikles Thema. ;)
    Aber - Pappeln gehen durchaus eine Mykorrhiza mit einigen Täüblingen und Milchlingen ein!


    L.G. - Bernd

    Hallo,


    gestern konnte ich mit Björn über seinen mit Caryospora callicarpa bezeichneten Beleg sprechen. Diese Beschriftung war ein reines Versehen seinerseits. In seinem Buch hat er unter der Nr. 670 Caryospora putaminum als die auf Pfirsichkernen wachende Art ausführlich beschrieben. Das hätte mir natürlich auffallen müssen! :shy:
    Den Artnamen für dieses Pyrenomyceten-Portrait werde ich natürlich richtigstellen.


    Viele Grüße


    Bernd


    Hallo Pablo,


    wahrscheinlich sehe ich Björn morgen in Hornberg bei der Jahrestagung der Stuttgarter Pilzfreunde.


    Herzlichen Gruß


    Bernd



    Hallo Pablo,


    in Jeffers WF (1940): Studies on Caryospora putaminum werden folgende Unterschiede angegeben:


    Caryospora putaminum: Wächst auf den Schalen von Pfirsichkernen und ähnlichem Substrat; Sporenzahl im Ascus = 1-7, wobei die meisten Asci 3- oder 4-sporig sind. 8-sporige Asci wurden nicht beobachtet.


    Caryospora callicarpa: Wächst auf dem Holz abgestorbener Eichen und auf der Rinde von Schwarzpappeln; Sporenzahl im Ascus = 8


    Diesen Angaben zufolge müsste es sich bei dem von mir beschriebenen Fund um Caryospora putaminum handeln. - Oder?


    Herzliche Grüße


    Bernd


    Hallo Brassella,
    ich gebe mich geschlagen, wenn es auch schwer fällt. ;)
    L.G. - Bernd



    Hallo Brassella,


    Rätselfrage-Pilz und Rätselantwort-Pilz sehen für mich am Stiel ziemlich unterschiedlich aus. Ist das wirklich dieselbe Art? :/


    L.G. - Bernd


    Hallo an alle!


    wegen des ungenetzten Stiels, der so dick ist wie der Hut breit (und der zudem noch die Farbe des Pavianhinterns hat), entscheide ich mich für den seltenen Satanspilz!


    L.G. - Bernd



    Hallo Brassella,


    hat der gefundene Pilz eigentlich einen genetzten Stiel, wie es für Rubroboletus legaliae verlangt wird?


    L.G. - Bernd


    Hallo Bernd,
    ich finde, Boletus mendax ist ziemlich genau beschrieben. Er hat griffige Differenzierungsmerkmale, die ich glaube im Feld erkennen zu können.
    FG
    Oehrling


    Hallo Oehrling,


    Super! Was sind das für Unterscheidungsmerkmale?
    Wir hatten nämlich letzten Samstag eine Kollektion von einem einzigen Myzel, konnten uns bei der Bestimmung aber nicht für eine der beiden Arten entscheiden.


    L.G. - Bernd