Hallo, zusammen,
Meine Erfahrungen mit Absporen:
Unterlage:
- Es gibt keinen vernünftigen Grund, auf Papier absporen zu lassen.
(ausser man möchte es als Bild an die Wand hängen. Dann mit Haarspray fixieren).
Das Papier saugt Feuchtigkeit aus den Sporen, was die Farbe verfälscht (darum klebt es!).
Beim Zusammenkratzen hat man nachher unsichtbare Papierfasern unter dem Mikroskop,
was bei der Arbeit mit Reagenzien nicht unbedingt wünschenswert ist.
Ideal sind Objektträger.
(Behelfsmässig Taschenspiegel, gläserne Backform, weisser Teller, usw.)
Vorsicht: Wer gewohnt ist, auf Papier absporen zu lassen,
muss vorsichtig sein mit Atmen - der Abwurf klebt nicht und weht fort!
Objektträger haben den Vorteil, dass man zum Fixieren gleich einen
zweiten darüberlegen und mit zwei Fitzelchen Klebband befestigen kann.
Betrachten:
Eine Schwierigkeit: Wenn man den Objektträger hochhebt beim Betrachten,
ergibt sich eine völlig andere Farbe, als wenn er liegt (ausprobieren!)
Beim Hochheben hat man Durchlicht von unten, wie beim Mikroskop.
Allerdings: Durch die Dicke des Objektträgers hat man jedoch beim Liegen
auf weissem Papier durch die Reflexion auch schon ein wenig Durchlicht.
(aus diesem Grund hat Walter Pätzold in den Täublingskursen
eine gigantische Rolle mit glatter, weisser Kunststoff-Folie gehabt
und uns daraus immer wieder Stücke als Abspor-Unterlage geschnitten.
Die Methode ist ungewohnt - die meisten Mykologen bevorzugen Objektträger).
Beleuchtung:
Ein fast unlösbares Problem.
Die Farbe des Sporenpulvers kann völlig anders wirken,
wenn bei Kunstlicht oder am Fenster bei Tageslicht betrachtet wird.
An späten Herbsttagen haben wir aber kein Tageslicht mehr.
Zwar kann man mit verschiedenen Lichtquellen
(LED, Tageslichtlampen usw.) experimentieren.
Nur: Die Autoren, die den jeweiligen Pilz beschrieben,
hatten beim Betrachten des Abwurfs sicher nicht diese Lichtquelle.
Zusammenkratzen:
Eine Glaubenssache.
Bei schwachen Abwürfen kann ein Hauch Sporenpulver,
auf dem Objektträger verteilt, unter Umständen einen besseren Eindruck
der Farbe vermitteln, als ein zusammengekratzter, fast unsichtbarer Punkt,
bei dem man bestenfalls noch zwischen "dunkel" und "hell" unterscheiden kann.
Walter Pätzold riet, die Sporen von Täublingen auf keinen Fall zusammenzukratzen,
wenn wenig Sporenpulver vorhanden sei, da die Autoren der Täublings-Schlüssel
(Romagnesi, usw.) auch nicht zusammengekratzt hätten.
Ausnahme seien die (allerdings oft falschen) Farbtabellen in "Pilze der Schweiz",
da diese Autoren zusammengekratzt hätten.
Andreas Gminder hat allerdings Pätzolds Auffassung widersprochen.
Er findet, es sei sinnlos, aus einem Hauch Lamellenstruktur die Farbe sehen zu wollen.
Er rät dazu, auf jeden Fall den Abwurf zusammenzuschieben.
- Temperatur und Feuchtigkeit:
Grundregel:
Trockene Pilze sporen schlechter ab und kalte Pilze sporen schlechter ab.
Feuchte Pilze sporen besser, ab, warme Pilze sporen besser ab.
Ein Experiment dazu:
Man nehme zwei Exemplare eines Dunkelsporers mit noch jung hellen Lamellen
(zum Beispiel einen Faserling)
und lege einen Pilz in den Kühlschrank und den anderen auf den Tisch.
Am nächsten Tag hat der Hut auf dem Tisch dunkle Lamellen,
der im Kühlschrank ist hell oder zumindest heller geblieben.
Der Reifeprozess ist in der Kälte verlangsamt.
Wenig feuchte oder schon angetrocknete Pilze:
Sporen häufig schlecht ab.
Unbedingt zudecken beim Absporen, möglichst mit sehr kleinem Behälter,
um ein feuchtes Mikroklima zu erzeugen.
Notfalls die Methode mit dem Wasserglas anwenden:
Glas unten mit wenig Wasser füllen, zwei Objektträger darauflegen, mit etwas Abstand,
Stiel zwischen den Objektträgern ins Glas hängen lassen,
die ganze Konstruktion, inkl. Glas mit einem Behälter abdecken.
Gute Zimmertemperatur, nicht zu kühl, hilft.
(diese Methode hat den Vorteil, dass der Stiel dran bleibt,
und man nicht schon vor dem Bestimmen den Pilz zerstört hat,
sie kann also, auch ohne Wasser und Zudecken, generell verwendet werden.)
Feuchte Pilze:
Sporen generell sehr willig ab.
Aber Vorsicht!
Wir hatten im Täublingskurs bei Pätzold schon hübsche Überraschungen.
Die regendurchweichten Pilzhüte lagen im warmen Raum auf Objektträgern, zugedeckt mit Wassergläsern.
Nach ein paar Stunden hoben wir die Gläser hoch.
Jeder Pilzhut war zu einem hübschen, wattigen Häufchen Schimmel geworden.
Abhilfe:
Entweder weniger eng zudecken, damit nicht so eine dichte Dampfglocke entsteht,
(statt eines Glases einen grösseren Behälter verwenden zum Zudecken)
und/oder ganz einfach in weniger warmem Klima absporen lassen.
(wenn man bloss voraus wüsste, was im jeweiligen Fall ideal ist...)
Generell:
Es gibt Pilze, die möchten einfach nicht absporen.
Nicht persönlich nehmen!
Eure Harald Andres