Beiträge von Harald Andres Schmid

    Hallo,


    Herr Gerhard Wölfel hat mich gebeten, ein Sporenfoto einzustellen.


    Wir haben die Pilze im Kühlschrank gehätschelt
    (sie haben sich erstaunlich gehalten)
    und sie uns Mittwoch Abend nochmals vorgenommen.


    Schnallen:
    An Basidiolen tatsächlich zu finden.


    Farbe Hut:
    Angetrocknet im Kühlschrank noch blasser strohfarbener geworden.


    Erneutes gründliches Befeuchten eines Hutes:
    Noch weniger nachgedunkelt als letztes Mal,
    Ich würde es diesmal als sattbraun bezeichnen,
    ohne die rötliche Komponente,
    auf keinen Fall als ausgeprägt dunkelbraun.
    (wobei: der Pilz ist seit Samstag im Kühlschrank!)


    Die Sporen:

    Hallo, zusammen,


    Mal was zur Nomenklatur:


    Ich wurde im Pilzverein gefragt, wo eigentlich der
    Gurkenschnitzling, Macrocystidia cucumis, eingereiht sei,
    und kam grad ein wenig in Verlegenheit.


    Natürlich habe ich pflichtschuldigst nachgeschlagen,
    und war überrascht:
    Der Gurkenschnitzling ist bei den Schwindlingsverwandten!


    Da gehören nun nach meinem Verständnis Weisssporer
    wie etwa die Zapfenrüblinge, Schleimrüblinge, Schwindlinge hin...


    Was hat der bis an die Zähne mit spitzen Zystiden bewaffnete,
    rüppelhafte Stinker denn verloren
    unter all den zarten, unschuldigen Wesen?


    Ist das eine Verlegenheitslösung,
    weil er halt etwas "schräg" in der Landschaft steht,
    und trotzdem irgendwo untergebracht werden musste,
    (meine Vermutung...)
    oder hat das biologisch nachvollziehbare,
    evolutionäre, molekulare Gründe, und er hat sich eben
    von den anderen, verwandten Arten weg entwickelt?


    Weiss jemand etwas darüber?


    Lieben Gruss, Harald Andres

    Hallo, zusammen,


    Meine Erfahrungen mit Absporen:


    Unterlage:
    - Es gibt keinen vernünftigen Grund, auf Papier absporen zu lassen.
    (ausser man möchte es als Bild an die Wand hängen. Dann mit Haarspray fixieren).
    Das Papier saugt Feuchtigkeit aus den Sporen, was die Farbe verfälscht (darum klebt es!).
    Beim Zusammenkratzen hat man nachher unsichtbare Papierfasern unter dem Mikroskop,
    was bei der Arbeit mit Reagenzien nicht unbedingt wünschenswert ist.
    Ideal sind Objektträger.
    (Behelfsmässig Taschenspiegel, gläserne Backform, weisser Teller, usw.)
    Vorsicht: Wer gewohnt ist, auf Papier absporen zu lassen,
    muss vorsichtig sein mit Atmen - der Abwurf klebt nicht und weht fort!
    Objektträger haben den Vorteil, dass man zum Fixieren gleich einen
    zweiten darüberlegen und mit zwei Fitzelchen Klebband befestigen kann.


    Betrachten:
    Eine Schwierigkeit: Wenn man den Objektträger hochhebt beim Betrachten,
    ergibt sich eine völlig andere Farbe, als wenn er liegt (ausprobieren!)
    Beim Hochheben hat man Durchlicht von unten, wie beim Mikroskop.
    Allerdings: Durch die Dicke des Objektträgers hat man jedoch beim Liegen
    auf weissem Papier durch die Reflexion auch schon ein wenig Durchlicht.
    (aus diesem Grund hat Walter Pätzold in den Täublingskursen
    eine gigantische Rolle mit glatter, weisser Kunststoff-Folie gehabt
    und uns daraus immer wieder Stücke als Abspor-Unterlage geschnitten.
    Die Methode ist ungewohnt - die meisten Mykologen bevorzugen Objektträger).


    Beleuchtung:
    Ein fast unlösbares Problem.
    Die Farbe des Sporenpulvers kann völlig anders wirken,
    wenn bei Kunstlicht oder am Fenster bei Tageslicht betrachtet wird.
    An späten Herbsttagen haben wir aber kein Tageslicht mehr.
    Zwar kann man mit verschiedenen Lichtquellen
    (LED, Tageslichtlampen usw.) experimentieren.
    Nur: Die Autoren, die den jeweiligen Pilz beschrieben,
    hatten beim Betrachten des Abwurfs sicher nicht diese Lichtquelle.


    Zusammenkratzen:
    Eine Glaubenssache.
    Bei schwachen Abwürfen kann ein Hauch Sporenpulver,
    auf dem Objektträger verteilt, unter Umständen einen besseren Eindruck
    der Farbe vermitteln, als ein zusammengekratzter, fast unsichtbarer Punkt,
    bei dem man bestenfalls noch zwischen "dunkel" und "hell" unterscheiden kann.
    Walter Pätzold riet, die Sporen von Täublingen auf keinen Fall zusammenzukratzen,
    wenn wenig Sporenpulver vorhanden sei, da die Autoren der Täublings-Schlüssel
    (Romagnesi, usw.) auch nicht zusammengekratzt hätten.
    Ausnahme seien die (allerdings oft falschen) Farbtabellen in "Pilze der Schweiz",
    da diese Autoren zusammengekratzt hätten.
    Andreas Gminder hat allerdings Pätzolds Auffassung widersprochen.
    Er findet, es sei sinnlos, aus einem Hauch Lamellenstruktur die Farbe sehen zu wollen.
    Er rät dazu, auf jeden Fall den Abwurf zusammenzuschieben.


    - Temperatur und Feuchtigkeit:
    Grundregel:
    Trockene Pilze sporen schlechter ab und kalte Pilze sporen schlechter ab.
    Feuchte Pilze sporen besser, ab, warme Pilze sporen besser ab.

    Ein Experiment dazu:
    Man nehme zwei Exemplare eines Dunkelsporers mit noch jung hellen Lamellen
    (zum Beispiel einen Faserling)
    und lege einen Pilz in den Kühlschrank und den anderen auf den Tisch.
    Am nächsten Tag hat der Hut auf dem Tisch dunkle Lamellen,
    der im Kühlschrank ist hell oder zumindest heller geblieben.
    Der Reifeprozess ist in der Kälte verlangsamt.


    Wenig feuchte oder schon angetrocknete Pilze:
    Sporen häufig schlecht ab.
    Unbedingt zudecken beim Absporen, möglichst mit sehr kleinem Behälter,
    um ein feuchtes Mikroklima zu erzeugen.
    Notfalls die Methode mit dem Wasserglas anwenden:
    Glas unten mit wenig Wasser füllen, zwei Objektträger darauflegen, mit etwas Abstand,
    Stiel zwischen den Objektträgern ins Glas hängen lassen,
    die ganze Konstruktion, inkl. Glas mit einem Behälter abdecken.
    Gute Zimmertemperatur, nicht zu kühl, hilft.
    (diese Methode hat den Vorteil, dass der Stiel dran bleibt,
    und man nicht schon vor dem Bestimmen den Pilz zerstört hat,
    sie kann also, auch ohne Wasser und Zudecken, generell verwendet werden.)


    Feuchte Pilze:
    Sporen generell sehr willig ab.
    Aber Vorsicht!
    Wir hatten im Täublingskurs bei Pätzold schon hübsche Überraschungen.
    Die regendurchweichten Pilzhüte lagen im warmen Raum auf Objektträgern, zugedeckt mit Wassergläsern.
    Nach ein paar Stunden hoben wir die Gläser hoch.
    Jeder Pilzhut war zu einem hübschen, wattigen Häufchen Schimmel geworden.
    Abhilfe:
    Entweder weniger eng zudecken, damit nicht so eine dichte Dampfglocke entsteht,
    (statt eines Glases einen grösseren Behälter verwenden zum Zudecken)
    und/oder ganz einfach in weniger warmem Klima absporen lassen.
    (wenn man bloss voraus wüsste, was im jeweiligen Fall ideal ist...)


    Generell:
    Es gibt Pilze, die möchten einfach nicht absporen.
    Nicht persönlich nehmen!


    Eure Harald Andres


    Hallo, Pablo,
    Danke!
    (Wenn Ihr so weiter macht, werd ich öfter in diesem Forum hier etwas posten (handfeste Drohung!). :)


    Deine Mikrobilder sind klar.
    Die Hutdeckschicht hatte keine Spur von solchen Ikrustierungen.
    Wir setzen uns am Mittwoch nochmals zusammen,
    werden den Pilz nochmals vornehmen,
    vor allem was die Basalschnallen betrifft und dann... ?


    Der von Andreas Gminder vorgeschlagene E. cuneatum
    hat im Schlüssel von Gröger doch eine gewisse Logik,
    vor allem die hellere Papille, die beim Aufnehmen deutlich sichtbar war.


    Was denkt Ihr über seine Kritik betr. die Zusammenlegung der Arten:


    "ich glaube kaum dass das E. vernum ist - weder Statur noch Farbe passen. Ich halte das für E. cuneatum, oder eine nah verwandte Art die leider oft alle unter E. cetratum subsummiert werden - zu Unrecht meiner Meinung nach."


    Lieben Gruss, Harald Andres


    Die


    Hallo, Karl,
    Danke!
    Ich bin tatsächlich gewohnt, Schnallen in den Tramahyphen zu suchen, nicht an den Basidiolen.
    Ist halt auch einfacher zu präparieren und aufzuspüren
    (ich warte immer noch, dass jemand für die Basalschnallen einen besseren Tipp hat als bloss:
    "Ganz, gaaaaanz wenig Material und queeeetschen!") :)
    Doch wenn wir weitergeschlüsselt hätten, wären wir darauf gestossen:
    Gröger schreibt in Teilschlüssel i ja tatsächlich (1a/1b):
    Bas-Basen ohne/mit Schnallen.
    Das hätten wir dann natürlich noch angeschaut.
    Scheint, wir haben an unserem fröhlich durchgearbeiteten Sonntagnachmiitag
    sauberer mikroskopiert als geschlüsselt...
    Klassischer Fehler:
    Man landet beim Schlüsseln bei einem Pilz, das Bild im Ludwig scheint zu passen,
    und man versäumt, die Bestimmung weiter abzusichern,
    beziehungsweise, zu versuchen, sie selbst zu widerlegen.
    (Ich dachte, über das Stadium sei ich hinaus...) :rolleyes:


    Dank Dir ganz herzlich!
    Harald Andres

    Hallo, zusammen,


    Gerhard Wölfel hat sich per Mail gemeldet.
    Hier (mit seiner Zustimmung)
    seine Einschätzung des Fundes:


    Hallo,


    Vor Jahren habe ich mich intensiv mit dem Formenkreis um Entoloma vernum beschäftigt. Wenn man in dies Gruppe einsteigt, meint man E. vernum in mindestens drei Arten aufteilen zu können. Genaue Standortbeobachtungen usw. belegen aber im Laufe der Zeit dass es sich um nur eine, sehr plastische Art handelt. Eine Ausnahme bildet vielleicht Entoloma proterum. Ihr Fund kommt dem sehr nahe wie in der Literatur diese Art beschrieben wurde. Ob dies allerdings - trotz anderer Pigmentierung und anderer Sporenform - wirklich eine gute Art ist, müssen wohl erst DNA-Untersuchungen klären. Ich habe da inzwischen so meine Zweifel.


    Hinsichtlich der Schnallenverhältnisse gilt für viele Arten der Untergattung Nolanea der Hinweis aufs Hymenium.; d.h. nur in der Fruchtschicht sind vereinzelt Schnallen zu finden, niemals in der Huthaut!


    Hoffe ich habe Ihnen etwas weiter geholfen.


    Mit herzlichem Gruß


    Gerhard Wölfel
    [hr]
    Hallo, Karl,


    Danke!
    Andreas Gminder hat sich im Forum gemeldet, und zieht die Bestimmung ebenfalls in Zweifel.
    Er schlägt E. cuneatum vor.
    Interessant: Du hast recht, mit dem Schlüsselweg mit der Huthautpigmentierung.
    Man gerät aber gleich ins nächste Problem:
    Die Schnallen in der Lamellentrama.
    Das passt dann wieder nicht.
    Bin mal gespannt.
    Lieben Gruss, Harald Andres


    Hallo, zusammen,


    Wir haben uns in der Mikroskopgruppe
    gestern Sonntag einen Nachmittag Zeit genommen,
    eine Nolanea genauer und detailliert anzuschauen.


    Da tauchen natürlich Fragen auf.
    Wir haben deutliche Abweichungen zu den Angaben in der Literatur.
    Hat jemand mirkoskopische Erfahrungen mit der Art?


    1. Schnallen:
    Wir haben in der Huthaut keine Schnallen,
    in den Tramahyphen in fünf Präparaten 1 (!) Schnalle gefunden.
    Laut Ludwig sind Schnallen
    "im Hymenium reichlich, andernorts selten oder fehlend".
    In Grosspilze Baden-Württembergs, Band 4, schlüsselt sich der Pilz
    in Schlüsselschritt 19, S. 146 pauschal "mit Schnallen".


    Pigment der Huthaut:
    Wir haben nur spärlich intrazelluläres Pigment gefunden.
    Laut Literatur sollten die Hyphen inkrustiert sein.
    Grosspilze Baden-Württembergs, Schlüsselschritt 13, S. 146:
    "Pigment inkrustiert, manchmal zusätzlich auch intrazellulär".
    Ludwig: "Pigment in der HDS deutlich inkrustierend".
    Funga nordica: "Pigment incrusting, sometimes in addition intracellular".
    Gröger: 4a, S. 525: "Hh-Pigment inkrustierend, daneben meist noch intrazellulär."


    Hutfarbe:
    Siehe Abbildung.
    Längere Zeit gründlich befeuchtet ist der Hut kastanienbraun.
    Funga nordica: "Cap dark brown to almost black"
    (Hut dunkelbraun bis fast schwarz).
    Grosspilze Baden-Württembergs, 33, S. 147:
    "Hut braun bis dunkelbraun".


    Es war für die Mitglieder der Mik-Gruppe so nicht ganz einfach,
    den Pilz ohne Anleitung und Hilfe zu schlüsseln.
    Sie schafften es sofort mit "Gröger", da dort die Frage
    nach den Schnallen entfällt, und die Frage nach den
    Huthautpigmenten erst im letzten Schlüsselschritt auftaucht.


    Ich freue mich, wenn jemand etwas dazu sagen mag.


    Hier noch die vollständigen Ergebnisse unserer mikr. Untersuchung:


    Huthaut mit spärlichem, intrazellulärem Pigment, ohne Schnallen,
    Sporen im Schnitt 11 Tausendstel, heterodiametrisch, Q = 1.4,
    mit 5-7 ausgeprägten Ecken,
    Tramahyphen lang, bis 600, mit schlanken Enden,
    Septen ohne Schnallen (1 Ausnahme),
    Basidien 4-Sporig,
    Kaulozystiden an der Stielspitze zylindrisch, einige schwach keulig.
    Cheilozystiden keine gefunden


    Lieben Gruss, Harald Andres


    Entoloma vernum - Lundell - Gefurchtstieliger Frühlings-Glöckling

    Hallo, zusammen,


    Ich bin neu hier.


    Mein Kollege Sepp (Boletus1) hat hübsche Telamonien gefunden.


    Ich würde mir von Euch gerne die Bestimmung bestätigen lassen.


    Standort war eine offene Fläche, gesäumt von Gebüschen und verschiedenstem Laub- und Nadelholz
    (Begleitbäume nicht eindeutig zuzuordnen).
    Hut deutlich hygrophan, bis ca. 4 cm Durchmesser, feucht sehr dunkel und glatter.
    Velum weiss, spärlich.
    Lamellen hell zimtfarben, Schneide heller.
    Stiel bis 7 mm dick, basis rötend, innen weisslich.
    Die Sporen sind sehr stark warzig, 8 x 6 Tausendstel
    (ich kann auch noch Mikrobilder nachliefern).


    Der Pilz schlüsselt sich als Cortinarius vernus, wie Sepp schon vermutet hatte.


    Schlüssel Funga nordica:
    Seite 662 Ziffer 6.- Telamonia.
    Seite 721 (hier läuft man unter Ziffer 1 erst wegen der Stieldicke falsch) Ziffer 5. Hygrocybe.
    Seite 770 Ziffern 1.- 8.- 9. - 10.- 11. - 13. - Cortinarius vernus


    Schlüssel Carl Soop:
    1** - 4 - 5 - Telamonia C.
    1** (hier läuft man evtl. falsch: Velum weiss oder Velum spärlich bis fehlend) -
    50.* - 51.** -
    60. -
    70.- 74.* - 75. vernus


    Schlüssel Grosspilze Baden-Württembergs:
    Seite 9 Ziffern 1* - 2* - 4* - 5 - Untergattung Telamonia
    Seite 187 Telamonia.
    1* - 21* - 23* - 24* - 70/70* ??? (Grober Fehler im Schlüssel. Vermutlich 71/71* ?)
    71* - 73* - 150* - 162* - 178* - 179* - 185* - 186* - 192* - 193* - 195* - 196* - 197* - 198 - 199* - 200* - 201 C. vernus


    Schlüssel Flora Fotographica:
    Untergattung Telamonia
    a) Hut hygrophan k) Velum ohne rote Töne n) Velum grauweiss
    o) Dünnfleischige Arten t) Nicht mit Merkmalen der Sekt. obtusi
    u) Sekt. hygrocybe
    Ab da kommt man mit Durchblättern der Farbtafeln sehr leicht zur Art.


    Frage 1:
    Stimmt die Bestimmung?


    Frage 2:
    Laut einigen Autoren kommt die Art auch im Herbst,
    andere zweifeln dies als Fehlbestimmungen an.
    Hab Ihr da Erfahrungen?


    Frage 3:
    Als Sepp mir berichtete, er hätte Cortinarien gefunden,
    hoffte ich insgeheim auf C. colymbadinus,
    der um die Zeit im Nadelwald kommen soll.
    Wäre ein Erstfund für mich.
    Wäre der häufig?


    Danke für Rückmeldungen!
    Harald Andres


    Cortinarius vernus - Lindström & Melot - Rosastieliger Frühlings-Wasserkopf