Dampfdrucktopf gesucht fuer Sterilisieren von Substrat

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 278 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Digitalpilz.

  • Hallo,


    ich möchte mir für die Pilzzucht einen Dampfdrucktopf zulegen, um Substrate sterilisieren zu können. Dabei las ich, ein Substrat wäre in etwa dann steril, wenn es 2 Stunden bei einer Temperatur von 217 Grad erhitzt würde.

    Angepeilt sind Morchel, Kräuterseitlinge, Shiitake und Austernseitlinge.


    Meine Frage: braucht man dafür spezielle Töpfe ? Ich vermute, dass man eine Temperaturanzeige an dem Gerät benötigt.


    Über Vorschläge würde ich mich sehr freuen.


    Mfg Stefan

  • Hallo Flexagon,


    Für eine echte Sterilisation muss der Dampfkochtopf 121 Grad Celsius erreichen.

    Das schaffen vor allem spezielle Einkochgeräte vom amerikanischen Markt, als Schutz vor Botulismus.


    Handelsübliche Schnellkochtöpfe vom deutschen Markt schaffen in der Regel 117 - 119 Grad. Das ist aber nicht so wahnsinnig schlimm, wenn du eine längere Kochzeit von 90 - 120 Min einhältst. Theoretisch kann das die ein oder andere Fremdspore oder ein Bakterium trotzdem überleben, aber aggressive Sorten wie Austernseitlinge besiedeln das Substrat so schnell, dass es bei sauberer Arbeitsweise zu keiner Kontamination kommen sollte. Vorausgesetzt du verarbeitest die Brut sofort und lässt sie nicht wochenlang im Schrank auf ihren Einsatz warten, denn dann könnte da schon ein Schimmel heranwachsen.


    Ich habe kürzlich mit der Zucht von Austernseitlingen begonnen und mir dafür einen alten gebrauchten Silit Schnellkochtopf zur Herstellung von Körnerbrut besorgt, die kriegt man quasi hinterher geschmissen und man muss nur die Dichtung tauschen. Ich habe damit bereits erfolgreich zwei Gläser Körnerbrut hergestellt und hatte keine Kontamination.


    Ich hoffe das hilft dir weiter.


    LG Suillus

  • Zitat

    Hallo, danke für diese Antwort.

    Also sollte ich zusehen, dass ich weitestmöglich an die 121 Grad herankomme, da habe ich einen guten Anhalt. Die Austernseitlinge habe ich auf dem Grundstück schon auf vielen Medien, mal schauen, aus welchen was wird (Papier, Holzstamm, Stroh + gehäckselte Äste). Nun möchte ich mal z.b. Morchelbrut versuchen, dort ist mir der letzte Ansatz leider verschimmelt.

    Ich schaue mal nach diesen Silit-Töpfen.


    Mfg

    Hallo Flexagon,


    Was Morcheln betrifft kenne ich mich nicht aus, aber deren Zucht ist im Hobbybereich sicher eine der schwierigeren Unternehmungen.


    Da würde ich mal auf das Pilzzuchthobbyforum kulturpilz.de verweisen, da gibt es sicher mehr Informationen.


    EDIT: Wahrscheinlich wäre es am einfachsten, du bringst im Garten frisches Rindenmulch aus und hoffst auf das Beste ^^.


    LG Suillus

  • Hallo Suillus,


    genau das habe ich getan vergangenes und vorvergangenes Jahr. Ich hatte ein richtiges Morchelbeet angelegt extra dafür. Leider ist es so, dass der Rindenmulch nicht selten bereits mit Pilzen besetzt ist, das merkt man beim Öffnen des Sackes am Geruch. Ich werde nun den restlichen Mulch noch ausbringen und schauen, was sich dort genau festgesetzt hatte und neuen Mulch dann sterilisieren und versuchen, mittels bestelltem Myzel zu besetzen.


    Mfg Flexagon

  • Hallo Stefan,


    zuallererst: Beschränke dich für den Anfang auf Austernpilz und Kräuterseitling. Die sind leicht zu kultivieren.


    Zur Sterilisation: Lies dich am besten etwas ein, z. B. im Wikipedia-Artikel zur Sterilisation. Dampfsterilisation reicht 121°C für 15 Minuten (Kerntemperatur!). Es gibt Tabellen für Druck und welche Temperatur damit erreicht werden kann. Denn ohne Druck kocht Wasser bei 100°C (im Normalfall). Trockensterilisation ist aber auch mitunter hilfreich, z. B. um Instrumente (Pinzetten, Skalpelle, Zahnstocher etc.) zu sterilisieren, am besten einzeln in Alufolie eingepackt. Das geht dann auch im Backofen bei 180°C für eine Stunde.


    Verwenden kann man einen normalen Dampfdrucktopf. Über Druck und Temperatur brauchst du dir da eigentlich keine Gedanken machen. Allerdings haben "richtige" Tischautoklaven einen Vorteil: es passt mehr rein! Für den Anfang reicht aber definitiv ein Schnellkochtopf. Wichtig ist da, dass die Gläser nicht im Wasser auf dem Boden stehen, also einen Einsatz verwenden. Die Gläser dürfen nicht ganz zugeschraubt werden, der Dampf muss in die Gläser kommen und dadurch vermeidet man auch Druckunterschiede und platzende Gläser.


    Ich verwende übrigens Sturzgläser, also ohne sich verjüngenden Rand. Ganz wichtig in der Pilzkultur ist die Wassermenge im Substrat! Zu feucht und du bekommst schlechtes Pilzwachstum und Kontaminationen. Zu trocken ist natürlich auch nicht gut. Ich verwende ca 118 g Wasser auf 100 g Roggen.


    Ebenfalls kritisch sind die sterilen Arbeitsschritte, also das Beimpfen nach der Sterilisation und Abkühlen. Das richtige Arbeiten ist da aber wichtiger als eine Inokulationsbox. Ich arbeite neben einer Bunsenbrennerflamme. Einen Bunsenbrenner für Ventilkartuschen empfehle ich da. Ferner achte ich natürlich darauf, dass die Arbeitsfläche sauber ist, die Fenster geschlossen und meist trage ich noch eine Corona-Maske.


    Das Strohsubstrat muss nicht sterilisiert werden, wenn man Strohpellets (Einstreu) verwendet. Bei Verwendung von Strohballen wird es komplizierter, weil man die fermentieren muss.


    Das Kulturpilz-Forum, das hier genannt wurde, ist leider ziemlich tot.


    Beste Grüße und viel Erfolg


    Oliver