Hallo zusammen,
ich möchte euch hier ein vergleich zweiter kleiner Funde vorstellen. In diesem Sommer durfte ich im Familienurlaub in Nordhessen wieder einige Zeit in einem kleinen, lange aufgelassenen, Kalksteinbruch verbringen. Dabei habe ich einige Aufsammlungen von eigentlich ganz unscheinbaren - aber doch durch Flechten bewachsenen - Steinchen auf Moos in dem lückenhaften Magerrasen auf den terassenförmigen Ebenen des Steinbruchs gemacht.
Zum einen findet sich (erwartbar) reichlich Sarcogyne pruinosa. Auf dem recht weichen Kalkstein bildet sich manchmal zwischen den Apothecien einen recht flauen Belag aus. Soweit beschrieben.
IKI (Lugol) blau (euamyloid). Mit Sporen die gut zu dem beschriebenen passen.
Daneben findet sich aber auch eine etwas kleinere Flechte mit schwarzen Apothecien und deutlichem epilithischen, leicht rissig areoliertem Lager. Ich bin nach dem recht aktuellen Schlüssel für Sarcogyne auf Kalkstein in Europa von Kerry Knudsen gegangen (hier in Herzogia veröffentlicht) und komme zu Sarcogyne nivea. Mit Wirth (2013) komme ich auch dahin, dort wird die Art als "Verschollen" aufgelistet.
Differenziert von S. pruinosa nebem dem Lager (das S. pruinosa/regularis auch mal haben können soll) durch andere Sporenform und vor allem eine IKI hemiamyloides Hymenium (korrekutr hier, natürlich nicht Lager), IKI blau (bei niedriger konzentration) zu rot.
Bei so habe ich natürlich gestaunt und erstmal drüber geschlafen, am zweiten Tag aber das gleiche Ergebnis. Kerry Knudsen hat auf die dann geschriebenen Email schnell reagiert: "should be OK". Er meinte die Flechte sei nicht so sehr selten sondern eher unbekannt "I actually would not consider nivea rare but an unknown.". Vielleicht hat ja jemand von euch sowas schon einmal gefunden.
Viele Grüße
Peter
(1) Kalksteinbruch mit lückenhafter Vegetation.
(2) Sarcogyne pruinosa (weitere Bilder hier)
Sarcogyne nivea:
(3) Kleine Flechte mit schwarzen Ap auf graugrüner Kruste (weiter Bilder hier).
(4) Querschnitt in Wasser
(5) Quetschpräparat, Lugol diffundiert von rechts ein. Zuerst hellbau dann braunrotes Hymenium.
(6) Sporen etwa (2,9)3,1-4,9 x 1,8-2,5 µm. in der Beschreibung steht ca. 80/ascus, hier deutlich mehr. Die Daten sind da aber wohl nicht gut.