Synalissa ramulosa in der Schwäbischen Alb

  • Hallo,


    Synalissa ramulosa ist eine sehr schöne, kleine Gallertflechte, die kleinstrauchig wächst.

    Sie ist in Deutschland in Kalkgebieten, insbesondere im süddeutschen Jura ("Alb") und den Kalkalpen - beheimatet.

    Allerdings gilt sie als selten und ist aufgrund ihrer geringen Größe auch nicht wirklich auffällig.


    Zuletzt durfte ich die Flechte bei trockenem Wetter in reichlichem Vorkommen als Aufwuchs auf Romjularia lurida, Dermatocarpon miniatum, Rinodina lecanorina, Acarospora glaucocarpa etc. finden.

    Öfters ist sie als "Beifang" auf den Fotos anderer Flechten des Habitats zu erkennen.


    Bild 1 Zerklüftete, erdinkrustierte Vertikal- und Schägflächen aus Kalkstein in warmer, sonniger Lage sind ein günstiger Standort für S. ramulosa


    Bild 2 Ansammlung von Synalissa ramulosa in einer Kalksteinmulde.

    Die Flechte ist makroskopisch durch ihren beerige/traubige Erscheinung sehr gut kenntlich.


    Bild 3 S. ramulosa bei Regenwetter - selbst unter dem Wasserfilm verrät sie sich durch ihre Struktur


    Bild 4 Die braune Schuppenflechte Romjularia lurida ist häufig von einem schwärzlichen Cyanobakterienfilm überzogen.

    Auch der traubige Thallus von S. ramulosa ist im Bild mehrfach auf der Schuppenflechte zu erkennen.


    Romjularia luridum ist bei Italic als häufiges Substrat für S. ramulosa genannt. Die Funde bestätigen das eindrücklich.

    Bild 5 Romjularia lurida mit Synalissa ramulosa


    Bild 6 Weiteres Beispiel


    Bild 7 Größenvergleich


    Bild 8 Angefeuchtete Probe von Romjularia lurida (grünend) mit Synalissa ramulosa (feucht braun-violett).

    Fruchtkörper bilden eingesenkt sich an den kugeligen Enden der Thallusäste, zuerst mit einer kleiner Pore.

    Oben mittig eine eingesenkte Pyknidie.


    Bild 9 Apothecien besitzen geweitete Öffnungen.

    Die warzige Oberfläche des Thallus geht auf Gloeocapsa-Kolonien zurück.


    Bild 10 Querschnitt durch Thallus mit Apothecium (bräunlich mit weißen, vielsporigen Schläuchen) und grünen und violetten Gloeocapsa-Kolonien am Thallusrand.


    Bild 11 Hymenium in verdünnter KOH gequetscht.

    Die Asci enthalten typisch 24 breit elliptische bis subglobose Sporen (Lit: 8-24 Sporen).


    Bild 12 Isolierter Ascus mit einzelligen Sporen (Sporengröße um 10 x 8 µm)


    Der Thallus besteht aus locker angeordneten Hyphen, der zur Rand hin vermehrt Cyanobakterien enhält.

    Der Photobiont färbt den Thallus an der Basis grünlich, an der sonnenexponierten Oberfläche bräunlich bis rötlich/violett:

    Bild 13 Thallusprobe


    Bild 14 Violette Gloeocapsa-Kolonien mit Gallerhülle auf der Oberfläche des Thallus in Wasser


    Bild 14 Cyanobakterien, als Einzelzellen oder in kleinen Gruppen, jeweis mit Gallerthülle, von Pilzhyphen durchwachsen.

    Die Gallerthüllen sind, wenn auch etwas undeutlich, erkennbar.


    Bild 15 Cyanobiontenzellen mit angedockten Haustorien der Pilzhyphen sind bei dieser Flechtenart sehr gut erkennbar (1000x in Wasser)



    Die Flechte ist auffällig oft dicht neben oder auf anderen Flechten zu finden.

    Beispiele:

    Bild 16 Dermatocarpon miniatum mit Synalissa ramulosa


    Bild 17 Synalissa ramulosa auf oder dicht neben Rinodina lecanorina


    Bild 18 Acarospora glaucocarpa mit S. ramulosa


    Bild 19 S. ramulosa wird aber auch selbst überwachsen, hier von R. lurida


    Was für ein Durcheinander auf diesen Kalksteinoberflächen herrscht! ==Gnolm11


    LG, Martin