Am und im Nördlinger Ries

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  • Hallo!


    Dieser Tage war ich endlich im Nördlinger Ries, wo es mich schon lang hinzieht. Zuletzt war ich bei meinem Schulausflug vor bald 40 Jahren hier in der Gegend.

    Wie erhofft, ist auf den mageren Böden und den zahlreichen Kalkfelsen Schönes und bis dato Unbekanntes zu beobachten.

    Bild 1 Blick zum Berg Ipf (668 m) über Bopfingen, am Rande des Rieses - angeblich der schönste Berg Deutschlands, meinen offenbar einige.

    Das hat mich dann doch etwas überrscht. Nun gut, er hat schon etwas!


    Linden gibt es hier viele, dementsprechend auch viele Lindenschüsselflechten (Parmalina tiliacea).

    Zwar nichts besonderes, aber durch ihre weiß-silbrigen Thallus und die isidiöse Thallusmitte, die der Flechte einen zarten Violettton verleiht, kann sie ein schönes Motiuv geben.

    Bild 2 P. tiliacea im Kampf um Platz und Licht mit einer isidösen Braunschüsselflechte - an einem Lindenstamm, wie es sich gehört.


    Bild 3 Ein kurzer Abstecher in einen aufgelassenen Suevit-Steinbruch: gelblicher Suevitaufschluss zwischen grauem Kalk.

    Hier am Rande des Rieses ist alles durcheinandergeschmissen, aufgeschmolzen, verbacken, rekristallisiert.


    Bild 4 Lepra albescens mit ihren flachen Soralen, dem radialrissigen, knopeligen Thallus und einem sehr schön mehrfach gezontem Thallusrand.

    Die Risse sind dem Wachstum des Substrates geschuldet.


    Bild 5 Wahrscheinlich eine sterile Leproplaca chrysodeta, mit einem senfgelben, leprösen Thallus auf Kalkmoosen und direkt auf Kalkstein. Nicht näher untersucht.


    Bild 6 Darf im Kalkland nicht fehlen: Peltigera rufescens


    Bild 7a Kein Plätzchen kostbare Steinoberfläche bleibt ungenutzt, Kruste wächst auf Kruste, schiebt sich über Nachbarkrusten:

    Diese Caloplaca, die auf einer weißen, epilithischen Kruste (Aspicilia?) wächst, ist parasitisch.

    Da der orange Thallus kräftig entwickelt und keineswegs reduziert ist, sondern körnig bis grobschollig ist ...


    Bild 7b ... und die Sporengroße von 10-12 x 5,5-7,5 µm zeigt, ein Septum um 3,5-5 µm, Thallus und Ap. C-, sollte das wahrscheinlich Athallia inconnexa sein.

    Man beachte, wie die Areolierung durch den randlich hervorstehenden Wirt (hier grün-grau) aufgeprägt ist.


    Bild 8 Diplotomma alboatrum besitzt konvexe Apothecien, die jung einen weißen Thalluskragen besitzen.

    Hier auf einem Kalkstein neben dem Weg im Halbschatten. Die kleine Clapolaca links daneben könnte interessant sein!


    Bild 9a Physconia muscigena, eine eher seltene, arktisch-alpine Blattflechte, die auf Moos über Kalk wohnt und nur reliktisch in niederen Lagen auftritt.


    Bild 9b Ein wenig mit Wasser besprüht, damit sie zum Leben erwacht. Der Zauber ist von kurzer Dauer.

    Die warme Vorsommerluft nimmt die Feuchtigkeit in Sekundenschnelle auf.


    Bild 10 Schattige Lindenallee und nicht weit entfernt...


    Bild 11 ... sonnig heiße Regolitflächen aus Kalksteinschutt und engestreuten Felsspitzen, die herausragen.


    Bild 12 Am besonnten Böschungsrand unter Grasbüscheln viele kleine, bläulich breifte Kissen der Thalloidima physaroides.

    Die blasigen Thallusschuppen sind mit kleinen weißen Pseudocyphellen verziert. Sehr artig.


    Bild 13 Ein weiterer Flechtenparasit neben/auf Protoparmeliopsis muralis (als weißliche Kalkform links vorne mit im Bild).

    Die Placocarpus schaereri hatte ich natürlich zuerst falsch bestimmt.

    Weiß man, um was es sich hier handelt, passen Beschreibung (z.B. jung auf Lecanora muralis und Lobothallia radiosa, Sporen jung halonat, 24x11µm, Mark J+blau, US schwarz, Areolen mit Fuß verengt aufsitzend, etc.) und Fotos, bestens zum Fundbestand. Gar nicht so selten hier.


    Bild 14 Dermatocarpon miniatum, eine pyrenocarpe Nabelflechte, die auf Kalk anzutreffen ist.

    Es freut mich immer, wenn ich sie antreffe. Etwas für die Freunde der pyrenocarpen Flechten, wie auch die Placocarpus.


    Bild 15 Lobothallia radiosa ist hier allgegenwärtig


    Bild 16 Auch die gesteinsbewohnenden Collema cristatum, an den aufgebogenen Lappenrändern gut erkennbar, ist vermehrt anzutreffen.


    Bild 17 Einige alte Stäublinge lagen lose (!) im Kalkmagerrasen herum.

    Wenn ich nicht so viele Flechten gefunden hätte, hätte ich bestimmt einen eingesteckt.

    Interessant wäre es schon zu wissen, was das hier ist.

    Vielleicht hat jemand eine Idee?

    Gehölze waren meines Wissens Wacholder und einige niedrige Laubbüsche unbekannter Art in der Nähe.


    Bild 18 Cladonia pocillum zwischen Mossen


    Bild 19 Kein Quadratzentimeter bleibt unbewachsen.


    Bild 20 Ein Abschiedsblick zurück zum Ipf in der Ferne, dann geht es zurück nach Hause.

    Dort ist es ja bekanntlich am schönsten.


    LG, Martin