Diploschistes gypsaceus, die Gips-Krugflechte gefunden?

  • Hallo Flechtenfreunde,


    Auch wenn die Rückkopplung beim Thema Flechten meist eher gering ausfällt, versuche ich es und stelle einen weiteren Versuch einer Flechtenbestimmung ein. :gzwinkern:

    Solange niemald aufschreit, liege ich vielleicht nicht ganz daneben...


    Diesmal habe ich mir eine grau-weiße, rissig areolierte Krustenflechte an der Friedhofsmauer hier im Ort vorgenommen, bei der ich denke, richtig liegen zu können.

    Auffällig an ihr sind vertieft sitzende Apothecien.

    Meist sitzten die Flechtenthalli direkt auf der Sandsteinmauer (nördliche Vertikalfläche), teilweise andere Flechten, teilweise auch Moos (Bild 3 rechter Thallusrand, Bild 4 unterer Thallusrand) überwachsend.

    Es handelt sich offenbar um eine relativ schnellwüchsige Art.


    Stellenweise lösen sich die Flechtenlager großflächig und blasig ab, wodurch eine Probennahme leicht möglich ist.

    Aufgrund der Färbung der Apothecien-Scheiben (schwärzlich) komme ich sehr schnell zur Gattung Diploschistes (Krugflechten).

    Die mauerförmigen, braune Sporen stimmen zur Gattung, ebenso die Farbreaktion C+ rot. Sonst R-.

    Im Lager befinden sich viele nicht KOH-lösliche Kristalle.

    Die Gattung Diploschistes halte ich deshalb für gesetzt.


    Die vier in Deutschand nachgewiesenen D.-Arten gelten als merkmalsarm und sind dadurch eher schwierig zu unterscheiden.

    Aufgrund des Substrates (vermörtelter Sandstein, womöglich kalkgebunden), der hellgrauen Thallusfärbung würde ich zu Diposchistes gypsaceus tendieren.

    Zwar überwächst die Flechte stellenweise auch Moos, jedoch scheinbar eher am Lagerrand, während die Flechtenmitte keine Moosstrukturen erkennen lässt (geschweige denn Cladonien, die an der Mauer nicht vorkommen).

    Deshalb glaube ich, keine D. muscorum vor mir zu haben.

    Da die bryocole Art/Variante D. muscorum im Forum schon einige Male vorgestellt wurde, hoffe ich hier auf eine gewisse Expertise.

    D. gyspaceus gilt zwar nicht als häufig, ist aber im Flechten-Verbreitungsatlas für BW u.a. hier im Neckarraum nachgewiesen.


    Was meint ihr denn dazu?


    LG, Martin


    Bild 1 Weiße Krustenflechte mit porenartig vertieften Apothecien


    Bild 2 Detail


    Noch einige weitere Flechtenthalli:

    Bild 3


    Bild 4


    Bild 5


    Die Apothecienscheiben sind schwärzlich und bereift.

    Bild 6 feuchtes Exemplar mit schwärzlichen Apothecien

    Die Apothecien sind vom Lagerrand überwachsen.

    Bild 7 Querschnitt durch Thallus und Apothecien


    Bild 8 Detail vom Apothecienrand mit schwärzlichem Excipulum und sporengefüllten Schläuchen


    Bild 9 Mauerförmige, braune Sporen mit um 5 Quer- und 1-2 Längssepten. Maße typisch um 30x12 µm²


    Bild 10 Coccoide Grünalgen als Algenpartner