Beiträge von erebus

    Hallo Joli,


    ich glaube, das ist weder der eine noch der andere. Die größte Ähnlichkeit -nach meinem bescheidenen Erfahrungen- besitzt der trockene Pilzkörper mit Daedaleopsis confragosa/tricolor, zumindest von oben gesehen allerdings erscheint der abgebildete dafür zu groß zu sein, und von unten mit der falschen Porenform gesegnet (falls ich das richtig weiß: dass die Varietät tricolor bei rötlicher Oberseite mehr geschlitzte Poren besitzt) überdies auf dem falschen Substrat.


    Der getrocknete Braunporling wäre dunkelbrau/schwarz mit stark welligem Rand, den Lebereischling sah ich nie trocken, nur halbvergammelt und zersetzt. Bei dem ist m.W. zudem die Fruchtschicht viel feiner strukturiert.


    Vermutlich was anderes. Ich bin gespannt,


    LG, Uli

    Hallo ihr Vier!
    So hoch über Allem sieht die Welt doch anders aus! Wie lange ist es eigentlich her, dass ICH bei schönem Wetter auf einer Alpe stand, den würzigen Geruch der Föhren in der Nase, vielleicht noch das Rauschen des Windes? Eine Ewigkeit! Wie gerne würde ich auch einmal wieder solch fantastische Ausblicke genießen, hinab ins Tal, wo der Erebus im Stau steckt –“ und dabei auch noch Pilze finden!


    Allein, ich weiß ja, wie es in der Realität bestellt ist: dieses atemnötig Keuchen alle paar Meter; die Hände auf die Knie, abstützen, rasselnd Luft holen: –žwartet auf mich!–œ –¦ weiter, nochmal zehn Meter. Den Pilz da links kann man nicht erreichen, schön wär–™s, jetzt nicht nach unten sehen, der Würgereiz verstärkt sich, weiter! An nichts denken.


    Und nachher, falls man es ohne Infarkt geschafft hat, die Folgen solcher Eskapaden: diese hässlich dicke Waden und der Muskelkater im Gesäß. Nee. Da warte ich noch ein wenig ab, schätze, bald kommt der Hoover-Stuhl auf den Markt, das ist dann MEIN Ding (und ich träume schon davon: Kamera vorn dran geflanscht in Schräglage den Hang hinauf).


    So ein Seil-Spruch hätte mich vermutlich in Panik ausbrechen lassen!


    Man spürt, welche Freude Ihr hattet, und dass ist ganz wunderbar. Und es ist schön, dass ihr mich hier abgeholt und mitgenommen habt, ohne dass ich einen einzigen Schweißausbruch bekam. Zudem seid ihr Pilzen begegnet, die der Erebus auch gerne einmal vor die Linse bekäme–¦
    –¦ meinen Glückwunsch zu der gemeinsamen Unternehmung, dem gelungenen Kennengelerne, den Funden und den Fotos!


    Liebe Grüße,
    Uli

    Hallo Helmut,


    danke schön - ich freue mich sehr über Dein Feedback!


    Liebe Grüße ins bayrische Sibirien,
    Uli
    [hr]
    Hallo Mausmann,


    Zitat

    Es gibt einen lilafarbenen Risspilz ?! Eek Cool!
    Wußte ich noch nicht.


    ... wusste ich auch nicht. "Der Pilz wird aufgrund seiner geringen Größe von Pilzsammlern oft nicht beachtet" [Wikipedia].


    Der scheint recht häufig zu sein, denn ich finde ihn immer wieder einmal (nachdem ich am Freitag ersteinmal den Anfang gemacht habe). Er gilt als möglicher Verwechsler von Laccaria amethystea, dem Lila Lacktrichterling. Ihm wirst du vermutlich noch vor dem Erbsenstreuling (Pisolithus arhizus), begegnen.


    Zum Eselsohr müsste ich mir nochmals meine Bilder durchsehen. Es ist möglich, dass beim gezeigten Exemplar keine rötichen Verfärbungen waren. Allerdings fand ich auch solche, die sogar recht auffällige orange-rosa Töne im Inneren aufwiesen. Ist das ein sicheres Bestimmungsmerkmal von Otidea onotica?


    Ich bedanke mich!
    Liebe Grüße,
    Uli
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    Hallo Nobi!


    Danke fürs Lob!
    Leider konnte ich nichts Erleuchtendes zu der von Dir genannten Variatät des prächtigen Klumpfußes, Cortinarius elegantissimus f. lucidus, finden.
    In der Tat ist es so, dass mir die Pilze als leuchtend gelb erschienen, und dieser wahrgenommene Farbton in den Bildern nicht korrekt wiedergegeben wird. Meine Kamera hat einen ärgerlichen Hang zur Rotstichigkeit, der sich unter bestimmten Einflüssen kaum korrigieren lässt. Dazu gehört zum Beispiel das Fotografieren unter einem geschlossenem Blätterdach, wenn das Licht besonders viele Grünanteile besitzt.

    Zitat

    Glückwunsch auch zum Stachelbart. Der befürchtete lange Anmarsch hielt sich mit ca. 500m ja im Rahmen.


    Recht hast Du, das war wirklich moderat. Jetzt muss ich allerdings noch den igeligen Kollegen finden. Und den auf Tanne - aber da habe ich hier wohl schlechte Karten.


    Pilzfotokurs? Wäre mal eine Überlegung wert. Allerdings lasse ich davon besser die Finger. Meine Kinder bescheinigen mir wahrhaft unterirdische didaktische und pädagogische Fähigkeiten.:shy:


    Lieber Gruß,
    Uli

    Liebe Kuschel,


    es tut mir sehr leid, was Euch widerfahren ist. Ich weiß, was es bedeutet, ein geliebtes Tier zu verlieren, habe das mehrmals mitgemacht und wollte - neben anderen Gründen - auch deshalb kein Tier mehr halten.
    Dann kam Isa mit Kindern und Hunden. Die machen jetzt dasselbe durch und auch mich lässt es nicht unberührt. Wenn ich abends nach hause komme geht der Blick automatisch zu Ludwigs Hütte im Garten und dann zu Adeles Ecke in der Diele.
    Hinterm Blumentopf kullert ein Hundekeks hervor, in der Garage steht das Körbchen. Isa sieht sich Hundewelpen im Internet an ... aber die Zeit heilt die Wunden


    Liebe Grüße,
    Uli

    Hallo Ralf!


    Ja, diese Wunschlisten. Ich habe auch eine, die sich ständig ausbaut, verändert und verfeinert.
    Manches geistert dabei im Hintergrund, wie etwa die Saftlinge, manches versuche ich ganz gezielt aufzuspüren.
    Beispielsweise bin ich fünfmal vergeblich zu einer bekannten ehemaligen Fundstelle des Erbsenstreulings gelaufen, an der, wie ich im Nachhinein erfuhr, seit acht Jahren nichts mehr gefunden wurde. Beim sechsten Besuch zusammen mit Isa, Christoph und Till wurden wir fündig (genaugenommen war es natürlich Isa). Allerdings an einer etwas verlagerten Stelle.
    Oder den ästigen Stachelbart - für den und seinen igeligen Bruder war ich bereit, eine Tageswanderung durch das Naturwaldreservat zu unternehem. Soviel guter Wille wird belohnt - bereits nach ca. 500m sah man es links den Hang hinab weiß schimmern. Einen Feuersalamander, die Klumpfüße und die Herkuleskeulen gab es obendrauf.


    Danke und liebe Grüße,


    Uli


    [hr]
    Hallo Reinhilde!


    Danke fürs Lob, ich muss aber auch sagen, dass ich oftmals in Begleitung bin und dann bin ich oft genug derjenige, der kaum etwas findet. Ich muss dann fotografieren, was die anderen finden und komme gar nicht mehr dazu, selbst herumzustreifen.


    Liebe Grüße,
    Uli


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    Hallo Andreas


    Zitat

    [...]Sehr schöne Bilder, bis auf sie Herkuleskeule wandern alle Arten auch auf meine Wunschliste.


    Danke sehr - aber was hast du gegen Herkuleskeulen? Das sind doch hübsche Pilze


    Liebe Grüße,


    Uli


    [hr]
    Hallo Pablo!


    Nein nein nein nein nein. Kann ich nicht annehmen. Bei mir ist das alles sehr gemächlich, zudem sackte mir das Herz in die Socken, als ich las, dass du Bestimmungsschmerzen hättest ... ich bekam Bauchschmerzen.
    Ziemlich sicher (99,6%) bin ich bei 04, 05, 07, 08, halbwegs sicher bei 01 und 09. Am unsichersten beim Saftling, zum Eselsohr weiß ich, dass es da mehrere schwer zu unterscehidende Arten gibt, die aber (beinahe immer) frischweg Eselsohr genannt werden. Diesem Brauch schloss ich mich an.
    Zudem weiss ich, dass mir ein wahrer Kenner der Materie ohne weiteres in allen Fällen etwas ganz anderes erklären kann, das mich vor Scham im Boden versinken lassen wird.
    Ich musste erfahren, das ein "cf.", wie es ordentlicher Weise zu jeder meiner Bestimmungen gehörte - denn ich bin durch kein Mikroskop gepanzert - sowieso überlesen wird.
    Ausserdem gehört das Scheitern zum Leben dazu - und bislang habe ich bei diesen Neun noch keinen Dämpfer bekommen. Was aber in Ordnung wäre.

    Danke für's Lob, und ja, die Fotografie ist zeitraubend.


    Liebe Grüße,


    Uli


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    Hallo Hella!


    Das ist keine Tiefstapelei, das ist geradezu geheuchelt und angeberisch! Ich war so glücklich über die Funde, zudem über die Bilder, dass ich mich selbst auf die Schippe nehmen musste ... ich habe noch überlegt, ob ich den Beitrag "war mal kurz im Wald" oder so betiteln soll.


    Nein, das war schon ein Stück Arbeit. Ich habe mir extra zwei Tage freigenommen, die ich von morgens bis abends im Wald verbrachte


    Und: danke schön für das Sternchen!



    Liebe Grüße,


    Uli

    Kitzingen, 19./20. September


    Es kommt mir wie eine kleine Ewigkeit vor, dass ich einen zusammenhängenden Bericht über meine/unsere Funde geschrieben habe, derzeit gibt es einfach zu viel.
    Zuviel von allem. Zuviel auch von Pilzen, denen ich zum ersten Mal begegne. Ich werde eine kleine Ewigkeit benötigen, allein das Bildmaterial aufzuarbeiten, zu bestimmen, nachzufragen –¦


    Deshalb hier nur ein paar besonders einprägsame Eindrücke der letzten beiden Tage.


    Ich war unterwegs mit Isa, Christoph (christoph 76) und Till, –žQuintus–œ, Sohn von Isa. Bei 08/09 war ich mit den Würzburger Pilzfreunden und der Französischen Delegation unterwegs.


    Und bevor ich gescholten werde: ich bin mir zwar zu mindestens 90% bei den Namenszuordnungen sicher, freue mich aber über jede Korrektur, falls etwas nicht passt.


    LG, Uli



    01 Asterophora lycoperdoides - Stäubender Zwitterling auf Taübling


    02 Hygrocybe acutoconica var. acutoconica - Spitzgebuckelter Saftling


    03 Otidea onotica - Eselsohr


    04 Pisolithus arhizus - Erbsenstreuling


    05 Hericium coralloides - Ästiger Stachelbart


    06 Cortinarius elegantissimus - Prächtiger Klumpfuss


    07 Clavariadelphus pistillaris - Herkuleskeule


    08 Inocybe godeyi - Rötender Risspilz


    09 Inocybe lilacina - Lilaseidige Risspilz

    Hallo Pablo


    grandiose Landschaften! Bei deinen Bildern greift das große Staunen und ein ferner Schmerz nach dem Herzen.


    Mein Glückwunsch zu den Funden, Deine Bilder weren immer mehr zum Genuss, was soll ich noch weiter sagen ...
    das mir dein sachkundiger, neugieriger und immer nach Wissen drängender Verstand imponiert?


    Ja!


    Herzlichen Dank und liebe Grüße


    Uli

    Ja, das ist ein herber Verlust.


    Isa und die Kurzen kannten Adele seit beinahe neun Jahren, Ludwig war fünzehn Monate bei uns.
    Ihnen geht der Verlust sehr nahe, der Anblick eines Fressnapfes führt zu feuchten Augen und Schluchzen, aber die Zeit wird die Wunden heilen.


    Ich danke Euch allen für eure lieben und tröstenden Worte.


    LG. Uli

    Ja, das ist wirklich hart, vor allem für Isa und die drei Kleinen .. jetzt brauchen wir ersteinmal etwas Zeit.
    Adele starb an Nierenversagen, nachdem die Föten gestorben sind und ihre Gebärmutter vereitert ist.


    Irgendwie kam das jetzt alles zu schnell.


    LG,
    Uli

    Hallo La.Vampira,


    ich halte das ebenfalls für Pisolithus arhizus, den Erbsenstreuling.
    Ich hatte nämlich heute das Glück, selbst welche zu finden - in Gesellschaft von Isa und Christoph


    Statur, Größe und Innerei weisen wohl auf ein geringfügig älteres Exemplar hin.


    Pisolithus arhizus - Erbsenstreuling (leg. Isa)


    LG, uli


    Edit: Ich ziehe den Vorschlag zurück! Habe mir zu spät den Beitrag von Gunnar durchgelesen und bin der Spur Phellorinia gefolgt - das trifft dem Anschein nach wirklich gut zu.

    Ach Ihr Lieben!


    Ihr wisst gar nicht, wie tröstlich Eure Worte sind.

    Eigentlich bin ich überhaupt kein Hundefan, aber der Verlust schmerzt, und ich mag meinen eigenen Text gar nicht mehr lesen. Dennoch lese ich ihn und es geht mir danach nicht besser. Es ist schwer, den kleinen Stinker zu vergessen. Diesen schönen, lieben, dummen Hund.
    Ab und an haben wir ihn fotografiert, aber es ist wie verhext, es gibt kaum ein unverwischtes Bild ... Ludwig war eigentlich immer in Bewegung.








    Adele hat seit Sonntag nichts mehr gefressen und kann sich kaum noch bewegen, morgen müssen wir zum Tierarzt, es ist, als ob sie um den Kleinen trauert. Sie geht ihn auch nicht mehr besuchen, früher ist sie bei jeder Gelegenheit ausgebüxt und hat sich in seine Hütte gelegt, jetzt tut sie so, als gäbe es die Gartenecke gar nicht...



    Und nun soll es genug sein, das Leben geht weiter...
    LG, Uli und Isa

    Hallo zusammen und danke für die Anteilnahme –¦


    obwohl uns der Hund manchmal fast um den Verstand gebracht hat –“ es schmerzt sehr, dass er so unvermittelt und jung starb. Denn er war bei aller Sturheit ein total lieber und verspielter Kerl.


    Wir vermuten, dass er tatsächlich einen Knollenblätterpilz gefressen hat, vielleicht auch mehrere. Denn der Verlauf erinnert wohl an ein hepatisches Koma, wie es bei einem Phalloides-Syndrom auch beim Menschen vorkommen kann. Bislang hat er eigentlich jeden Pilz ohne irgendwelche nachhaltigen Folgen verdrückt, den einen oder anderen hat er auf dem Heimweg ins Auto gekotzt.
    Aber insgesamt schien er ein echter Eisenmagen zu sein und hat wirklich alles gefressen.
    Ganz im Gegensatz zu Adele, die hat zwar auch ab und an einen Pilz gefressen, aber sie ist wählerisch und zeigt viel mehr Instinkt.


    Und nein, wir sehen uns nicht nach einem neuen Hund um, denn Adele ist tatsächlich trächtig und macht uns derzeit Sorgen, weil sie gar nicht fressen will.


    LG, Uli

    Der bemüht sich ja nicht mal!


    Nix. Nada.


    Ludwig macht –žSchönhund–œ. Ja, davon versteht er was: den Blick verträumt in die Ferne richten, das rechte Vorderpfötchen erheben, elegant nach vorne abgeknickt, zum Waldesrand!
    Da werden alle Hundedamenherzen schwach! Und wie das Fell in der Abendsonne glänzt! Ein kleine Feuer aus Gold- und Braun- und Schwarztönen. Oh Ludwig! Du schöner Hund! Kannst Du auch denken?



    Wo ist der Bolet? Nahhh? Woooh ist der Bolet?


    Ludwig fühlt sich nicht angesprochen... LUDWIG! Wo ist der Bolet?


    Wie schön wäre es, wenn Ludwig eine Begabung hätte! So wie Winnie, der Trüffelhund. Aber Ludwig ist ohne Begabung. Man muss ja nicht alles können. Und es macht ihm gar nichts aus, oh nein, auf Begabung hat er nie Wert gelegt; nur der Erebus, der fände es schön, wenn der Ludwig begabt wäre. Dann könnte er bei Ludwig Pilze à la carte ordern, und Ludwig würde frohgemut davonjagen, nach kurzer Zeit anschlagen und mit erhobenen Pfötchen den Fund bewachen! Wo ist der Edulis? Denkste.


    Ludwig löst sich aus der Nachdenklicher-Schöner-Hund-Pose, hüppelt auf seinen drei guten Beinen hin und her und wartet darauf, von der Leine zu kommen, bewässert nebenher einen kleinen Stubben. Mit Routine. Knapp über ein Jahr alt, hat er seine Berufung gefunden. Nichts, was Erebus gerne sieht, aber wichtig und wesentlich für Ludwig. Er verbringt die Tage damit, Dinge in seinen Besitz zu bringen. Alles meins! Und dazu gehört mehr als Pinkeln. Man muss sich zum Beispiel das Markiergut sorgfältig einteilen, sparsam und nur tröpfchenweise verbrauchen. Alles meins!
    Zudem muss das Ganze souverän aussehen, so wie ganz nebenbei. Wenn Adele ihn fragen würde, was er da macht, dann würde er sie mit seinen braunen Augen ansehen, –žWie? Was ich da mache? Ach so das –¦ es ist nur, ich nehme die Welt in Besitz..–œ Und er würde vieldeutig schweigen und gülden glänzen und romantisch zur Parkwiese blicken. Dorthin, wo jetzt das Entenpärchen geschäftig herumwatschelt –“ und Ludwig schaut schnell fort. Mit dem Erpel hat er sich angelegt, das ist ein unangenehmer Zeitgenosse, mit dem ist nicht gut Kirschen essen. Von Ludwigs geliebtem Zwackspiel hat der eine ganz eigene Meinung, mit der er auch nicht hinter dem Berg hält. Was hat der sich aufgeplustert! Da wurde dem Ludwig Angst und Bang. Den meiden wir lieber. Oder ganz einfach: ignorieren. Tauben sind besser.


    Neben dem Betröpfeln der Dinge hat Ludwig weitere Leidenschaften. Eine heißt: Aufessen.


    Beim Aufessen kennt er keine Grenzen. Na ja, es muss nicht grade Hundefutter sein. Aber Monozellen, Dönerbrotreste, Taschentücher, Taubenkot, all diese köstlichen Dinge, die man am Wegesrand findet. Die lässt er sich auch nicht wieder fortnehmen. Was stellen die sich so an? Schmeckt doch!


    Im Wald rasiert er mit schräggelegtem Kopf und unter ekstatischem Einsatz der Backenzähne die Baumstubben, entfernt Fremdkörper wie Geweihförmige Holzkeulen und Weichporlinge. Vorzugsweise werden heimlich und hinterm Rücken der Truppe die Pilze gefressen, die Herrchen vorher fotografiert hat; was die Zweibeiner beachtet, aber nicht gefuttert haben, muss doch noch lange nicht schlecht sein, gelle? Warum regen sich Frauchen bloß schon wieder so auf? Seltener Bolet? Lecker!


    Auch andere Dinge, die bunt sind, fördern seine Fressattacken. Wo im Garten einmal prachtvolle Stauden wuchsen, herrschen Versteppung und Giersch. Giersch frisst Ludwig nicht, den düngt er. Aus naheliegenden Gründen wurde die Beetpflege menschlicherseits eingestellt. Nachdem Ludwig auch innerhalb der Wohnung seine Besitzansprüche angemeldet hat und trotz nachdrücklicher Hinweise nicht von ihnen abrückte, bekam er eine eigene kleine Hütte hinten im Garten zugewiesen. Da atmete man freier.


    Denn die dritte Leidenschaft Ludwigs gilt dem Körpergeruch. Er liebt seinen Duft!


    Ludwig hat ein Handycap: das linke Hinterbeinchen ist verkürzt. Zunächst bereitete das große Schwierigkeiten bei der präzisen Inbesitznahme seiner Umwelt: Pinkeln geht nur nach links. Es konnte passieren, dass Ludwig vom Baum weg markierte. Bis er herausgefunden hatte, dass man die Unbill des Schicksals mit einem Wendemanöver austricksen kann! Links ist die Welt markierbar, und Ludwig lernt, dass man die Welt durch eine kleine Körperdrehung dazu bringen kann, links zu sein.


    Links ist und bleibt aber immer, mag man sich drehen und wenden wie man will: das eigene linke Vorderbein. Neugierig geworden, was da so warm an ebenjenem herabrinnt, schaut er nach und markiert dabei sein Kinn. So soll es sein. Und weil der Hund geneigt ist, Nebensächliches zu vergessen, schaut er beim nächsten Mal erneut nach, was da so lauwarm kitzelt. Was soll denn dieses dumme Gejuchze? Sind die denn alle bekloppt?


    In Wanne mit Seifenschaum geht überhaupt nicht. Da riecht man ja nach Mensch und nicht nach Ludwig. Wenn schon Wasser, dann eine ordentliche Schlammbrühe aus dem Gartentümpel. Zur Abrundung und der Bekämpfung frischen Atems setzt er konsequent auf Fremdkottherapie. Wildschwein hat sich sehr bewährt, aber auch die Konkurrenz aus dem Stadtpark erzeugt brauchbare Häppchen.


    Immerhin gewöhnt sich Ludwig mit der Zeit an, Stuhl- und Gassigang zu verbinden, die nasenrümpfenden Putzaktionen seiner Zweibeiner werden seltene, und es scheint so, als entwickele sich der Schadhund zum Hund.



    Lieb und verspielt ist er sowieso! Auf den Pilztouren, sobald er freigelassen ist, umkreist er Isa und Erebus in rasendem Tempo, knurrt voller Wonne, macht fröhlich die tollsten Dreibeinsprünge und wirft sich ins Gras, schiebt die Schnauze tief ins Gestrüpp und –¦ erstarrt. Weg isser. Kein Ludwig mehr da, alles ist ruhig, nur der Wind bewegt die Äste, die ein wenig knarzen, das Laub rauscht ganz sacht. Aber da! Da! Ganz plötzlich bricht der Ludwigaus aus dem Hinterhalt hervor, wirft achteinhalb Kilo materialisierten Verwesungsgeruch in die Luft und hat seinen Spaß!


    Adele, die sich gern vornehm und distinguiert gibt, findet das ziemlich albern. Vor allem das Zwackspiel geht ihr auf den Senkel. Dessen Regeln besagen, dass der Ludwig irgendjemandem in einem überraschenden Moment (zum Beispiel dem Paketboten - der hat im Sommer auch verführerisch nackte Beine) von hinten in die Wade zwackt. Oder in den Bürzel. Oder in das Hängeohr. Damit sind auch schon die beiden wichtigsten Bestandteile genannt : –žvon hinten–œ und –žLudwig zwackt–œ. Jede Regeländerung wird empört quittiert und stellt den Genuss des Spieles in Frage.


    Adele kämpft sich mürrisch gnurzend durchs Gras, von Ludwig umfegt und schinkenwärts benagt und nur manchmal, selten, macht sie noch mit. Dafür müssen das Gras und Gesträuch taufrei und trocken sein und die Außentemperatur sollte zwischen 20 und 24 Grad liegen. Dann gallopiert und tollt sie doch mal mit, zumindest bis sie komplett außer Atem ist oder Ludwig irgendwann zurückgezwackt hat, und der beleidigt tut. Doofer Ludwig. Aber einmal, nur einmal, da ist sie schwach geworden, und ist dem Ludwig verfallen. Der hat sie genommen, und wusste nicht wie ihm geschah. Anschließend hat er kurzzeitig versucht, den Kreis seiner Lieblingsbeschäftigungen zu erweitern, aber Adele zeigt sich unwillig, liegt im Körbchen und kotzt in den Flur. Da wird der Ludwig Vater.


    Aber mehr auch nicht. Ein Zugewinn an Klugheit stellt sich nicht ein. Eine Begabung zeichnet sich nicht ab, nur die reine Lebensfreude und ein überwältigender Hunger.


    Wo ist der Bolet? Hmmm? Wo isser?
    Ludwig läuft drei Meter und nimmt tröpfelnd einen Bovisten in Besitz. Meiner!
    Vielleicht liegt es daran, dass er kein Latein spricht? - Wo ist der Dickröhrlingsverwandte?


    Nein, das geht nicht. Spanisch? Donde esta el Bolete? Ludwig zuckt nicht, schaut romantisch den Waldweg entlang, ist schön und golden im Abendsonnenlicht, und bleibt stur.


    Französisch? U ä lö boleh? Oder die äußerste Steigerung: Uh ßong leh boletüss? Der blöde Hund. Der bemüht sich ja nicht mal! Dabei ist der Tisch reich gedeckt. Überall sprießen die Täublinge, die Milchlinge, Wulstlinge, Boleten, Tintenfischpilze, die Knollenblätterpilze explodieren geradezu! Gelbe, weiße und grüne.


    Aber mit Ludwig ist und bleibt es aussichtslos. Leider. Erebus muss selbst finden. Und das macht er auch: einen wunderschönen Fichtensteinpilz, den ersten seit Wochen, daber wieso, zum Teufel, ist dieser Steinpilz dann an diesem trockenen Tag so nass? Da versteht der Erebus! Dieser verflixte kleine Hund. Den Pilz lässt er verschämt fallen, den kann er der Isa nicht bringen. Aber so dumm ist der Ludwig gar nicht. Nur eigensinnig. Typisch Terrier.



    Und dann, am Sonntag, kippt der Ludwig plötzlich um. Einfach so, auf seinem Lieblingsplatz, seinem Thron auf den Treppenstufen im Garten. Vorher hat er noch seinen Napf leergefuttert und im Park herumgetollt, jetzt macht er keinen Mucks mehr, zwinkert ab und zu mit den buschigen Brauen und schaut müde und romantisch von seinem Lieblingsplatz auf das Beet, auf den Garten, auf die ganze Welt, auf alles, was ihm gehört, oder auch nicht und dann stirbt er, einfach so gegen acht.

    Hallo MAusmann, hallo Joli,


    Dankesehr!


    Da ist Lycoperdon echinatum, der Igelstäubling - mag sein, dass er under dem geschlossenen Blätterdach einen Grünstich bekommen hat, in natura habe ich ihn eher braun empfunden.


    LG, Uli








    .

    Dankeschön, Helmut!


    Das "leg det fot" hatte ich bereits im ersten Betrag mit dem Blauenden Königsröhrling erläutert. Es diente als loser Rahmen bei der Vorstellung der drei Funde, die alle von einer dreistündigen Tour stammten.
    Es freut mich sehr, dass Dir die Bilder gefallen,


    LG, Uli

    Irgendwie sind mir mal wieder die Kommentare durch die Lappen gegangen, entschuldigt bitte.




    Hallo Nobi,


    Danke schön, ich hoffe, die glühen nicht zu sehr. Mittlerweile vergeht kein Waldbesuch im Raum Kitzingen, ohne dass ich Tintenfischpilze finde. Und stets sind die Räumkommandos schon an der Arbeit –“ super organisiert!


    LG, Uli
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    Hallo Siggipilz!
    Das ist ja auch ein schöner Pilz –“allerdings mit strengem Körpergeruch
    LG, Uli
    [hr]
    Hallo Andreas,

    Zitat

    Super Funde :thumbup: Den Tintenfisch möchte ich auch gern mal vor die Linse bekommen :)


    Ich habe keine Ahnung, wo die Fischfront verläuft, aber der ist eindeutig auf dem Vormarsch. Ich treffe ihn um ein vielfaches häufiger als die Stinkmorchel, von der Hundsrute ganz zu schweigen.


    LG,
    Uli