Hallo, Peter & Ingo (Pengo?
)!
Ich fürchte, da werdet ihr mir jetzt keine glasklare Aussage entlocken können, jedenfalls nicht zu deinem Fund, Peter.
Theoretisch könnten da auch zwei Arten an dem Stumpf sitzen. Ist aber generell schon richtig, was Ingo schreibt: Es gibt in der Tat oft einigermaßen merkwürdig geformte (und gefärbte) Kollektionen von Trametes versicolor, gerade an weichem Laubholz (Rosacea, Prunus, Salix) sitzen gerne mal satt dickfleischige Schmetterlingstrameten, im Schnittbild mit fett dreieckigen Fruchtkörpern, da funktioniert die Trennung über die Wuchsform nicht mehr. Auf der Gegenseite können Ockertrameten (Trametes ochracea) auch mal eher dünne Fruchtkörper bilden, jedoch an einzelnen Fruchtkörpern einer Kollektion immer auch mit verdickter, und oft knubbelig - pickeliger Ansatzstelle.
Die Farbverläufe der Zonierungen scheinen mir in der Regel aussagekräftiger, aber auch da gibt es fiese Übergänge, die Färbung der dünnen Cortexzone zwischen Hutfleisch und Hutfilz korreliert ja letztlich mit der Färbung der dunkelsten Zonen des Oberflächenfilzes, ist bei beiden Arten vorhanden, aber nicht immer konstant im ganzen fruchtkörper ausgeprägt. Soll heißen: Trametes ochracea mit ockerlicher bis dunkelbrauner Linie (sofern vorhanden), Trametes versicolor mit ockerbrauner bis blauschwarzer Trennlinie.
Analog zu den Hutfarben eben: Mit eher kühlen, graubraunen, taubenblauen bis ganz schwarzen Farben (egal ob in Hutzonierung oder Kortexschicht) ist es immer Trametes versicolor.
Man kann auch über die Sporenform noch was machen, sofern man es mit Kollektionen zu tun hat, die ausnahmsweise einen Sporenabwurf hergeben. Sporen aus Gewebepräparaten sind eher ungünstig, weil halt auch da ein Überschneidungsbereich zu bestehen scheint. Oder anders ausgedrückt: Wenn versicolor nicht auch mal Sporen mit einer Länge von um die 7µm haben kann, dann kann man die restlichen morphologischen merkmale in die Tonne klopfen. Und unreife bzw. notgereifte Sporen von ochracea haben auch mal im Schnitt deutlich unter 7µm.
Es bleiben also so oder so immer noch Grenzfälle übrig, die man theoretisch sedem der beiden Taxa zuordnen könnte.
Die Frage ist halt: Wo ist die Grenze, welches merkmal ist am verlässlichsten, und sind das wirklich nur zwei Arten (oder eher drei bis vier)?
Theoretisch müsste man da noch mal kräftig Material sequenzieren, und zwar sowohl jeweils ein bis zwei Dutzend eindeutige Kollektionen und drei bis vier Dutzend "Grenzfälle", wobei jede einzelne Kollektion ausgiebig makro- und mikromorphologisch dokumentiert gehört. Sonst ist das Sequenzierungsergebnis ja sinnlos.
LG, Pablo.