Beiträge von Thomas

    Hallo Gernot,
    auch wenn Du nach deutschsprachiger Filzröhrlingsliteratur fragst, muß an erster Stelle nochmals der Hinweis auf Ladurner/Simonini stehen (gibts z.B. hier für 56 Euro), das komplett zweisprachig englisch/italienisch ist und über 250 Fotos und noch ein paar Aquarelle enthält. Bei Interesse schicke ich Dir gerne mal ein paar Probeseiten als Scan zu.
    Ansonsten gibt es - wie oben schon gesagt - eigentlich nur noch Aufsätze zu einzelnen Arten oder Artkomplexen. Auch hier gilt aber, dass ein Großteil der Publikationen nicht in deutscher Sprache veröffentlicht wurde, man sich aber zumindest mit Englisch einen guten Überblick verschaffen kann.
    Hier eine Auswahl (ob es deutschsprachig aus den letzten 5-10 Jahren aber wirklich viel mehr gibt?), mit deren Hilfe man dann Älteres und Fremdsprachiges erschließen könnte :


    Schreiner, J. (1999): Xerocomus leonis - eine seltene, thermophile Röhrlingsart. - Beihefte ZMykol 9: 33-40
    ders. (2000): Xerocomus ripariellus für Deutschland nachgewiesen. - ZMykol 66(2): 151-160
    Benkert, D. (2003): Der Filzröhrling Xerocomus ripariellus auch in Ostdeutschland. - Boletus 26: 41-44
    Lehr, T. & J. Schreiner (2006): Xerocomus cisalpinus für Deutschland nachgewiesen. - ZMykol 72(2): 123-136


    Viele Grüße
    Thomas

    Hallo Gernot,
    ich mische auch nochmal mit, auch auf die Gefahr hin, manches von dem, was Jürgen schon geschrieben hat, zu wiederholen.
    Du fragst, worin Deine "Fehler" liegen, woran sich ein "überholtes Artverständnis" zeigt. Dazu zitiere ich Dich:

    Zitat

    Xerocomus subtomentosus kommt aufgrund der nicht gelben Stielspitze und des fehlenden Netzes auf selbiger nicht in Frage.


    Die gelbe Stielspitze stimmt oft, aber bei weitem nicht immer (bei ferrugineus ist der Stiel sogar oft ziemlich einheitllich hell- bis rotbräunlich gefärbt, ohne besonders gelbe Spitze).
    Fehlendes oder vorhandenes Stielnetz spielt im aktuellen Konzept keine oder fast keine Rolle mehr. Sowohl subtomentosus als auch ferrugineus (und sicher auch chrysonemus) können mit oder ohne Stielnetz von unterschiedlicher Intensität vorkommen. Tendenziell hat subtomentosus vielleicht das etwas weniger breite und engmaschigere Netz; ist aber letztlich nicht entscheidend.

    Zitat

    X. ferrugineus kommt vor allem in Nadelwäldern (unter Fichte) vor, was die Möglichkeit, dass es sich um X. ferrugineus handelt, nicht ausschließen soll, aber trotzdem diese Art eher unwahrscheinlich macht.


    Deine Angaben zur Ökologie stimmen zwar; gerade ferrugineus steigt aber doch gar nicht so selten auch in die Ebene herab und kommt dann auch in collinen Buchenwäldern vor, gelegentlich auch in warmen Eichenwäldern, wobei hier jeweils auf Verwechselung mit chrysonemus zu prüfen wäre. Subtomentosus hingegen findet man - nach meiner Beobachtung - kaum einmal in höher gelegenen, sauren Nadelwäldern. Für den vorliegenden Fund ("Buchen- bzw. Mischwald") hilft das aber alles ohnehin nicht weiter.


    Zitat

    X. ferrugineus hätte außerdem noch einen gelben Stiel (kann ich nicht erkennen) mit einem langgezogenen, braunen Netz (kann ich auch nicht erkennen), auf dem Foto ist meiner Meinung nach eher ein rötlicher, engnetziger/faseriger Stiel zu sehen.


    Siehe oben. Stielnetz und -farbe sind heutzutage kaum noch von Bedeutung im Ziegenlippen-Komplex.

    Zitat

    Weiters wäre das Fleisch von X. ferrugineus in der Stielbasis gelblich, was auf dem Foto auch nicht zu erkennen ist.


    Ein deutlicher Hinweis darauf, dass Du einem älteren Artkonzept folgst. Im Anschluß an die Arbeiten von Redeuilh, Simonini und Ladurner/Simonini gilt heute eher das Gegenteil: Ein wichtiges Kennzeichen von ferrugineus ist das fast einheitlich weißliche Fleisch, das also auch in der Stielbasis so gefärbt ist (subtomentosus hingegen mit gelblichem, im Stiel fleischrosa gefärbtem Fleisch). Für den hier zur Diskussion stehenden Pilz halte ich das weißliche Fleisch der unteren Stielhälfte für ein entscheidendes Merkmal, das allein ganz stark auf ferrugineus hinweist, genauso, wie Jürgen das schon geschrieben hat.

    Zitat

    Auch hat dieser [ferrugineus] einen braunen Hut ohne jeglichen oliven Farbton, aber auf dem Foto ist die typische oliv-braune Hutfarbe von X. crysenteron zu sehen.


    Auch hier gilt, dass die Hutfarbe heutzutage in den zur Diskussion stehenden Gruppen keine große Rolle mehr spielt. Ferrugineus wie subtomentosus sind beide sehr farbvariabel; das Spektrum reicht von gelblichen und gelblicholiven über braune Farbtöne aller Art bis zu rosa- oder leberroten Hüten. Nicht ganz so variabel dürfte chrysenteron sein; aber auch hier weiß ich nicht, ob "oliv-braun" die typische chrysenteron-Hutfarbe ist.
    Ein guter Hinweis auf jemanden, der sich an älterer Literatur orientiert hat, ist allein schon der Name lanatus, der heutzutage eigentlich ausnahmslos zu ferrugineus gestellt wird. Auch darauf hat Jürgen nebenbei hingewiesen.
    Es ist ja keine Schande, nicht für alle Pilzgruppen über die jeweils neueste Literatur zu verfügen. Bei Xerocomus hat sich in den letzten 10 Jahren aber sehr viel getan, so dass man sehr vorsichtig mit Bestimmungen nach älterer oder neuer, aber "schlechter" Literatur (Horak z.B.) sein muß. Ohne Ladurner/Simonini geht da gar nichts, zusätzlich sind aber eine ganze Reihe von Artikeln notwendig. Der Arten- (oder "Varietäten-") Komplex um X. ripariellus läßt sich z.B. nicht ohne Jürgens Artikel in der ZMykol von 2000 verstehen und fast jedes Jahr erscheint irgendwo etwas Neues.
    Da bei den Röhrlingen vielfach ein recht weites Artkonzept vorliegt, muß man sich überdies viele Jahre mit dieser Gruppe auseinandersetzen, um die Variationsbreite einzelner Arten wirklich kennenzulernen. Erst mit einiger Erfahrung kann man dann ausmachen, welche Merkmale wirklich typisch sind, was weniger häufig oder auch gar nicht vorkommt.
    Um noch einmal zu dem hier gezeigten Fruchtkörper zu kommen: Ich halte ihn auch wegen des stark filzigen, ziemlich dickfleischigen und - bei diesem nicht mehr ganz jungen Fruchtkörper - vollkommen unrissigen Hutes für einen relativ typischen ferrugineus, auch wenn alle drei Merkmale bei chrysenteron ebenfalls vorkommen können. Zusammen mit den Stiel- und Fleischmerkmalen kann man aber tatsächlich nur an ferrugineus denken. Ich würde diese Bestimmung für ca. 95 %ig halten, da manche Makromerkmale nicht wirklich gut oder gar nicht (Basalmyzel!) zu sehen sind. Für eine hundertprozentige Bestimmung würde ich auf jeden Fall auch noch die Mikromerkmale überprüft haben wollen (HDS, Sporenquotient).
    Viele Grüße
    Thomas

    Hallo zusammen,
    dass man bei diesem Täubling nichts Hundertprozentiges wird sagen können, wurde ja schon mehrfach gesagt. Aber einen Tip kann man doch abgeben.
    Denn rötliche, mehr oder weniger stark nach weißlich ausblassende Täublinge, die im Sommer in Gärten (ein Synonym heißt horticola!) bei Birken wachsen und dazu noch hell ockerfarbenes Sporenpulver haben, können schon sehr gut zu Russula exalbicans (= pulchella = depallens) gehören. Eine Art, die im übrigen schwer zu schlüsseln sein kann, da sie zu den scharfen Täublingen gehört, deren Geschmack aber von relativ deutlich scharf (aber nicht brennend) bis hin zu völlig mild reichen kann. Der Stiel müßte allerdings im Alter schon grauen.
    Ist aber, wie gesagt, nur ein Tip. Anbei noch zwei Bilder, die die Variabilität der Hutfarben verdeutlichen.
    Viele Grüße
    Thomas
    russulaexalbicans36.jpg


    russulaexalbicans36a.jpg

    Hallo Andreas,
    den Singer gibt es nur noch antiquarisch und auch das nicht so oft. Das ist aber wirklich nur der Stand von 1965, d.h. viele seitdem beschriebene oder präzisierte Arten sind nicht enthalten.
    Viele Grüße
    Thomas

    Hallo,
    hier eine Auswahl älterer (meist nur noch antiquarisch zu bekommen) und neuerer Röhrlingsliteratur:


    Allgemeines


    Singer, R. (1965): Die Röhrlinge. 2 Bde. (dt., mit Farbtafeln und SW-Fotos)


    Alessio, C. L. (1985): Boletus sensu lato (Fungi Europaei 2). (ital., zahlreiche Farbtafeln), ergänzend dazu: ders., (1991): Supplemento (Fungi Europaei 2a)


    Schreiner, J. (1998): Zum Vorkommen der Röhrlinge (Boletaceae) in Unterfranken und angrenzenden Gebieten (Mitt. naturw. Mus. Aschaffbg. 17). (dt., wenige Fotos und Mikroskizzen)


    Lannoy, G. & A. Estades (2001): Les Bolets (Flore Mycologique d'Europe 6). (frz., wenige Farbtafeln und Mikroskizzen)


    Estades, A. & G. Lannoy (2004): Les bolets européens, (Bull. Trim. Féd. Mycol. Dauph.-Sav. 174). (frz., einige Abbildungen?)


    Munoz, J. A. (2005): Boletus s.l. (Fungi Europaei 2 [anstelle von Alessio]). (span., zahlreiche Farbtafeln, Fotos u. Mikroskizzen)


    Einzelne Gattungen oder Gruppen


    Estades, A. & G. Lannoy (1995): Monographie des Leccinum d'Europe. (frz., mit zahlreichen Farbtafeln u. Mikroskizzen)


    Engel, H. et al. (1996): Schmier- und Filzröhrlinge s.l. in Europa. Die Gattungen Boletellus, Boletinus, Phylloporus, Suillus, Xerocomus (dt., mit zahlreichen Fotos u. Mikroskizzen)


    Ladurner, H. & G. Simonini (2003): Xerocomus s.l. (Fungi Europaei 8). (ital./engl., mit zahlreichen Farbtafeln, Fotos u. Mikroskizzen)


    Den Bakker, H. C. (2005): Diversity in Leccinum. A molecular phylogenetic approach. (engl., einige Fotos u. Mikroskizzen)


    Das ist nur eine kleine Auswahl, es gibt zu einzelnen Gattungen oder noch kleineren Gruppen noch viel mehr.
    Wenn man "nur" Fotos von möglichst vielen Röhrlingen haben will, sind die von Andreas genannten Bilderbücher sicher nicht schlecht. Es empfiehlt sich dann aber auch, die wunderbaren Bilderserien von Jürgen Schreiner bei Pilze, Pilzfotos, Pilz-Forum : www.pilzepilze.de anzuschauen. Mit der Suchfunktion kann man da noch sehr viele tolle Fotos (fast) aller bei uns vorkommenden Röhrlingsarten finden.
    Wenn man aber einen reich illustrierten Gesamtüberblick auf aktuellem Stand bekommen will, kommt man über kurz oder lang an den beiden Bänden aus der Reihe "Fungi Europaei" von Munoz und Ladurner & Simonini nicht vorbei. Dort sind die meisten Arten nicht nur mit einem, sondern mit mehreren Farbfotos dargestellt, die durch Farbtafeln und Mikroskizzen ergänzt werden.
    Man muß aber schon genau wissen, was man will, denn die beiden Bände kosten zusammen schlappe 130 Euro.
    Einen sehr guten Überblick bekommt man auch mit dem Bd. 2 der Großpilze Baden-Württembergs, der auch viele gute Fotos und außerdem noch u.a. Milchlinge, Täublinge, Bauch- und Korallenpilze enthält. Aber es kommt eben wirklich darauf an, was man will.


    Viele Grüße
    Thomas

    Hallo Jürgen,
    vielen Dank für Deine Auffassung, der es nichts hinzuzufügen gibt, denn wo Du Recht hast, hast Du (wieder mal) Recht.
    Ich korrigiere mich da gern und bleibe bei communis, in der Hoffnung, dass endlich auch mal molekularbiologische Daten zu den "Arten" im communis-rubellus-Komplex veröffentlicht werden.
    Viele Grüße
    Thomas

    Lieber Gerd,
    laß mich noch einige Bemerkungen zum "richtigen" Namen des Eichen-Filzröhrlings machen.
    Die Art wurde in neuerer Zeit ja erst von Engel & Brückner bekannt gemacht, und zwar unter dem provisorischen Namen X. quercinus. Es war dann wohl im wesentlichen Guy Redeuilh, der meinte, diese "neue" Art mit einem schon von Bulliard am Ende des 18. Jahrhunderts beschriebenen Röhrling identifizieren zu können, nämlich mit Boletus communis. Diese Art wurde zwar schon 1985 von Bon in die Gattung Xerocomus umkombiniert; dies geschah aber ohne weitere Erläuterungen. Erst gegen Ende der 90er Jahre begann sich dann die Auffassung "X. quercinus ist X. communis" (so der Titel eines Aufsatzes von Engel) durchzusetzen. Noch 1998 hatte etwa Jürgen Schreiner in seiner Arbeit über Röhrlinge in Unterfranken von X. quercinus gesprochen. Einen gewissermaßen offiziellen Abschluß bekam das ganze durch eine Kommission zur Vereinheitlichung der europäischen Röhrlingsnamen unter der Führung von Redeuilh und Simonini, die für jede Röhrlingsart eine "Karteikarte" auf Französisch und Italienisch herausbrachten, auf der der ihrer Meinung nach jeweils gültige Name vermerkt war. 1999 werden auf der entsprechenden Karte X. communis und X. quercinus synonymisiert.
    Schon in den 90er Jahren tauchte in den Diskussionen um den Eichenfilzröhrling immer einmal wieder auch die Subspezies declivitatum auf, die der Schweizer Mykologe Martin 1903 von X. subtomentosus beschrieben hatte. Sie wurde aber, da wesentlich später als Bulliards Name, in die Synonymie verwiesen. Erst in jüngster Zeit kam dann bei manchen Röhrlingskenner ein gewisses Unbehagen darüber auf, dass die Bulliardsche Tafel von B. communis viel zu ungenau sei, um eine eindeutige Zuordnung zu X. quercinus vornehmen zu können. Der Engländer Roy Watling hat zu communis geschrieben: "It is based on an exceedingly poor colour plate by the French mycologist P. Bulliard, which could be one of several closely related boletes." Und Watling hat auch Konsequenzen gezogen, und in Boletus declivitatum (Martin) Watling die erste eindeutige Beschreibung des Eichen-Filzröhrlings gesehen. Man kann sich hier einmal selbst einen Eindruck davon machen.
    Bei Bulliard könnte sehr wohl der Eichen-Filzröhrling dargestellt sein, es könnte aber tatsächlich auch eine andere Art aus dem chrysenteron-rubellus-Komplex sein:
    communis.jpg
    Martins Abbildung ist dagegen tatsächlich ziemlich eindeutig; man erkennt vor allem sehr deutlich die charakteristischen karottenroten Zonen in der Stielbasis:
    declivitatum.jpg
    Ich finde es eigentlich immer gut, wenn einer Art eine möglichst eindeutige Beschreibung oder Abbildung zugrunde liegt, so dass ich in letzter Zeit öfters den Martinschen Namen benutze. Communis ist auf der anderen Seite, obwohl noch keine 10 Jahre in Gebrauch, ein mittlerweile geläufiger Name, den man sich auch erst wieder abgewöhnen muß. Als Problem kommt noch hinzu, dass - soweit ich sehe - noch niemand eine Umkombination auf Artebene in der Gattung Xerocomus vorgenommen hat. Der Name Xerocomus declivitatum existiert also in dem Sinne gar nicht.
    Ein weiteres, grundlegenderes Problem ist die Abgrenzung gegenüber X. rubellus. Wichtige Autoren wie Simonini synonymisieren nämlich communis/declivitatum und rubellus unter dem Namen rubellus. Und der ist mindestens genauso problematisch wie communis und wäre eine eigene Geschichte wert ...
    Schließlich könnte man sagen, dass hier wieder mal ein schönes Beispiel dafür vorliegt, wie instabil wissenschaftliche Namen sind, während die deutschen Namen sich nicht ändern. Tatsächlich wird "Eichen-Filzröhrling" seit vielen Jahren für den hier interessierenden Pilz in Deutschland benutzt, auch ich tue das. Eigentlich müßte man diesen deutschen Namen aber als erstes ändern, denn er ist überhaupt nicht kennzeichnend. X. communis/declivitatum wächst gerne bei Eichen, das tun aber auch andere Filzröhrlinge gern, etwa X. cisalpinus oder moravicus. Er kommt aber mindestens ebenso häufig bei Linden, Hainbuchen, Birken, Buchen und in seltenen Fällen auch nur bei Nadelbäumen vor. Man müßte sich also wirklich was anderes überlegen. Vielleicht Karottenpunktiger Filzröhrling? Aber rubellus hat diese Punkte ja auch ... Also "Braunhütiger Karottenbasis-Filzröhrling"? Man möge sich selbst seine Gedanken machen.
    Nomenklatur ist jedenfalls immer wieder nett.
    Viele Grüße
    Thomas

    Hallo,
    ein wirklich ungewöhnlicher Standort für diesen Filzröhrling. Ich habe so etwas einmal im Frankfurter Pamengarten erlebt, da standen die Röhrlinge in einem Gewächshaus, ca. 20 m von einer (im Freien stehenden) Kiefer entfernt.
    Zur Artbestimmung muß man zunächst sagen, dass bei einem solchen Standort mit wenig oder gar keinem Licht mit ungewöhnlichen Farben gerechnet werden muss. Jeder kennt das von fast weißhütigen Steinpilzen unter dicken Fallaubpolstern. Es wäre also durchaus damit zu rechnen, dass hier etwa die roten Pigmente fehlen.
    Dann kann man einige Arten ausschließen: Für die Ziegenlippe ist das bereits geschehen, hier stimmen Porenfarbe, Rissigkeit der Huthaut und Fleischfarbe nicht recht. Blauen kann das Fleisch der Ziegenlippe im übrigen sehr wohl, ganz im Gegensatz zum Braunen Filzröhrling, der hier aber (aus denselben Gründen) auch ausscheidet.
    Der Herbst-Rotfuß X. pruinatus wird es wohl auch nicht sein, da passen die Rissigkeit der Huthaut und das Fehlen einer ausgeprägten weinroten Unterhuthaut nicht recht, auch wenn Fleischfarbe und deren Verfärbung ganz gut hinkämen. Auch eine Mykorrhiza mit Eiche wäre für pruinatus eher ungewöhnlich. Xerocomus chrysenteron, der Gemeine Rotfußröhrling, kommt gelegentlich praktisch ohne Rottöne vor; er wäre also hier denkbar. Er läßt sich aber eindeutig über das deutliche Blauen des Fleisches ausschließen: chrysenteron im strikten Sinne tut das - entgegen einer immer noch verbreiteten Auffassung - nie! Allenfalls ein leichtes Blauen im Übergangsbereich von Hut und Stiel kommt vor, nie aber so, wie auf dem Foto. So etwas gibt es beim Starkblauenden Rotfußröhrling X. cisalpinus, einer erst vor kurzem neubeschriebenen Art. U.a. spricht gegen cisalpinus aber die Fleischfarbe, die bei ihm vor allem im Hut sehr hell, fast weiß ist. Für X. porosporus sind mir die Fruchtkörperfarben insgesamt doch zu leuchtend.
    Ich bin mir hingegen relativ sicher, dass es sich hier um X. communis (oder besser: X. declivitatum) handelt, den Eichen-Filzröhrling. Die Begleitbäume sind ja schon mal da, wenn er auch unter ganz vielen Laubbaumarten und gelegentlich auch unter Nadelbäumen vorkommen kann. Außerdem kommen Farbe und Beschaffenheit des Hutes (feinrissig), Fleischfarbe und Verfärbung gut hin.
    Sehr wichtig ist aber das Vorhandensein von kleinen, karottenroten Pünktchen oder Zonen in der Stielbasis, die ich auf dem einen Schnittbild zu erkennen glaube:
    cimg0973.jpg
    Hier nochmal eine Vergrößerung aus einem meiner Bilder zur Illustration dieses (meist) wichtigen Merkmals:
    xerocomuscommunis98.jpg
    Soweit sich das also so nach ein paar Bilder sagen läßt, würde ich auf den Eichen-Filzröhrling tippen.
    Viele Grüße
    Thomas