Hallo Christoph,
Also, Röhrlinge ohne Mykorrhiza. Da fällt mir bei uns die Gattung Buchwaldoboletus ein. Dazu gehört z.B. der Nadelholzröhrling (Buchwaldoboletus lignicola). Zwei weitere Arten, die ich leider noch nicht selbst gesehen habe sind B. sphaerocephalus und B. hemichrysus.
- Wir konnten im Ulmer Raum jahrelang (ohne Aussetzer mehrere Fruchtkörper "B. lignicola" (NadelholzRöhrling) im Wurzelbereich einer älteren Fichte beobachten. Natürlich immer vergesellschaftet mit dem "Kiefern-Braunporling" (Phaeolus spadiceus = P. schweinizii).
Die riesengroße Überraschung:
- B. lignicola stellte die Fruktifikation "dauerhaft" ein, nachdem der Baum gefällt wurde. Und P. spadiceus bildete als Saproparasit (Schwächeparasit) natürlich weiterhin Fruchtkörper aus.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum "B. lignicola" nach Fällen des Baums die Fruktifikation eingestellt hat.
(1) Purer unkorrelierter Zufall?
---> Halte ich für unwahrscheinlich.
(2) "B. lignicola" ist ein "obligater Parasit", der den Wurzelbereich des Wirtes befällt und mit dem Tod des Wirtes auch abstirbt.
---> Kann ich mir nicht vorstellen, da dann die Vergesellschaftung mit "P. spadiceus" kaum erklärt werden kann.
(3) "B. lignicola" ist bildet keine Mykorrhiza und ist ein "obligater Parasit" von "P. spadiceus"
---> Schließe ich aus, da dann der Tod des Baumes keine Rolle spielen sollte. Denn schließlich ist "P. spadiceus" ein "Schwächeparasit", der nach dem Tod des Baums, "saprobiontisch" weiterlebt und das tode Holz abbaut.
(4) Auch wenn noch keine Mykorrhiza nachgewiesen wurde, scheint mir die einzig sinnvolle Erklärung folgende zu sein:
"B. lignicola" ist ein "Mykorrhizapilz", der ähnlich wie der "Schmarotzer-Röhrling" (Xerocomus parasiticus) vom Baumpartner unzureichend mit "Einfachzucker" versorgt wird und sich die zur Fruchtkörperbildung notwendige Energie anderweitig besorgen muss.
- Auffällig ist die Vergesellschaftung von "B. lignicola" mit "P. spadiceus"
und nach meinen Beobachtungen wachsen beide Arten häufig sogar unmittelbar nebeneinander/übereinander, teilweise auf vergrabener Wurzel:

Über die Rolle von "P. spadiceus" kann ich nur spekulieren und werfe einmal mehrere denkbare "Hypothesesen" in den Ring:
(a) Das Myzel (und/oder der Fruchtkörper) von "P. spadiceus" wird von "B. lignicola" parasitisch angezutzelt/ausgelutscht.
---> Derartige "Dreierbeziehungen" (Baumpartner und 2 vergesellschaftete Mykorrhiza-Pilzarten) sind hinlänglich bekannt.
(b) "B. lignicola" ist ein "Saprobiont" und kann nur durch "P. spadicea" vorverdautes Holz abbauen.
---> Hört sich gut an und wurde von mir lange Zeit favorisiert. Doch das hat einen "Schönheitsfehler". Warum muss es ausgerechnet "P. spadiceus" sein und nicht irgendeine andere Pilzart, die für den von B. lignicola benötigten Zersetzungsgrad sorgt.
Grüße
Gerd