Ein etwas anderes Setup zur Pilzfotografie

  • Ok, wie versprochen, ein paar Worte zum Setup. Ich werde die Formelsammlung erst einmal nicht auspacken, drei Viertel von Euch werden sowieso bei den langatmigen Ausführungen einschlafen..


    Eins vorweg: Ich genieße den Prozess des Fotografierens in der freien Natur und strebe nicht danach, ein Motiv so schnell wie möglich "im Kasten zu haben". Für mich ist das Fotografieren Entspannung pur, Hektik mag ich da überhaupt nicht. Aber: ich will auch (für meine Ansprüche) qualitativ hochwertige Ergebnisse, ohne dafür meine Nieren verkaufen zu müssen. In der Konsequenz ist die hier skizzierte Herangehensweise ein kompletter Gegenentwurf zu "ich drücke den Knopf und die Kamera macht den Rest". Von den Automatikfunktionen der Kamera benutze ich nur einen Bruchteil, Autofokusobjektive besitze ich erst garnicht.


    Wie kam ich zur Pilzfotografie?

    Im Oktober 2022 habe ich festgestellt, dass ich die notwendige Ausrüstung und Software herumliegen habe, um aus reiner Neugierde mal dieses neumodische "Focus Stacking" auszuprobieren. Bei der Motivsuche stellte ich fest, dass sich Blumen und Insekten zu schnell bewegen (für mich zumindest). Also suchte ich nach geeigneten, eher statischen Motive und kam zu den Pilzen. Die ersten Focus Stacking-Ergebnisse waren komplette Katastrophen, worauf ich beschloss, den Aufnahmeprozess besser zu verstehen und methodischer anzugehen, um konsistent gute Ergebnisse zu erhalten. Die Technik hat mich also zu den Pilzen geführt, und die Pilze (und später Schleimpilze) haben mich mit ihrer Farb- und Formvielfalt so in ihren Bann gezogen, dass ich seitdem fast ausschließlich Pilze und Schleimpilze fotografiere. Ausnahme: bei richtig fettem Nebel zieht es mich in die Felder und Wälder und ich mache Landschaftsaufnahmen.


    Meine derzeitige (Standard-)Ausrüstung für die Pilzfotografie:

    Kamera:

    Sony A7rII mit einem 42 MP-Sensor im Kleinbildformat (auf Neudeutsch "Vollformat")

    Objektive:

    - mit Leica-Schraubanschluss (LTM = Leica Thread Mount, M39 × 1/26")

    Qioptiq Rodagon 80 mm f/4

    Qioptiq Rodagon 105 mm f/5.6

    Qioptiq Rodagon 135 mm f/5.6

    - mit RMS Anschluss (RMS = Royal Microscopical Society, in früheren Zeiten das Standardgewinde für Mikroskopobjektive, Whitworth-Gewinde W 0,8" × 1/36")

    Canon Macro Photo Lens 35 mm f/2.8

    Carl Zeiss Jena Semiplan 6.3/0.16 160/-


    Keines der aufgeführten Objektive hat einen eigenen Fokussiermechanismus, d.h. zum Fokussieren wird ein Balgengerät oder eine Fokussierschnecke benötigt. Da mir ein Balgengerät im Außeneinsatz viel zu klobig und feuchtigkeitsanfällig ist, benutze ich eine Fokussierschnecke (Schneider-Kreuznach Unifoc 58) in Kombination mit diversen Verlängerungsringen und Adaptern, um die oben genannten Optiken einsetzen zu können.

    Die Objektive sind sehr klein und leicht und können zum Teil auch kombiniert werden (Stichwort: gestackte Objektive). Außerdem handelt es um "echte" Festbrennweiten, für die ohne Probleme der Abbildungsmaßstab in Abhängigkeit vom Abstand zum Sensor berechnet werden kann. Das ist am Ende des Tages wichtig, um die notwendige Schrittweite für die einzelnen Aufnahmen zu ermitteln. Außerdem ist der Arbeitsabstand groß genug, um Hilfsmittel wie z.B. einen Oberflächenspiegel im optischen Pfad einsetzen zu können.


    In der Praxis sieht das dann so aus (ich hoffe, die Beschriftung ist noch zu lesen):



    Es ist spät, der kleine Olaf muss ins Bett. Später geht es weiter...


    LG Olaf