Dotterflechten (Candelariella medians und plumbea)

  • Hallo!


    Heute war ich nochmal unten am Neckar, weil ich mir nochmal einige Erdflechten (siehe hier) genauer anschauen wollte.

    Leider hat ausgerechnet heute die Weinlese an der Stelle begonnen, die ich aufsuchen wollte.

    Mit der Erdflechte bin ich also noch nicht weiter gekommen.


    ABER: Ursprünglich war ich ja dort gewesen, um Candelariella medians und ev. sogar Candelariella plumbea zu finden; zwei Flechtenarten, die mir bislang aus dem Weg gegangen sind.

    Eine Publikation von V. Wirth zu Thema C. plumbea beschreibt entsprechende Funde fast genau vor meiner Haustüre, mit der Vermutung, dass beide Flechten relativ häufig hier in der Gegend zu finden sein könnten.


    Am Samstag war ich offenbar in die falsche Richtung abgebogen und hatte nichts gefunden.

    Heute - bedingt durch die Weinlese - bog ich anders ab.

    In der Nähe eines Feigenbaums an der Felswand hinter den oberen Weinstöcken - tatsächlich größere Bestände von C. medians an der Felswand.

    Häufig sogar mit Apothecien, was ja nicht die Norm sein soll.

    Bild 0 Wein und fruchtende Feigenbäume zeigen ein warmes Klima am mittleren Neckar an


    Da es gestern reichlich geregnet hatte und es auch heute gelegentlich Schauer gab, sind die gefundenen Flechten größenteils feucht.

    Bild 1 Candelariella medians an kalkhaltiger Felswand


    Bild 2 Candelariella medians ist hellgelb ohne jeden Orangeton.

    Der Wuchs ist wie er sein soll: deutlich rosettig, Randläppchen sind vorhanden, der Thallus ist zentral sorediös aufbrechend;

    Der Thallus hier in der Mitte schwärzlich verfärbt und absterbend.

    Cadellariella medians ist im Gegensatz zu ähnlichen Caloplacen KOH-negativ (bestenfalls schwach orange reagierend) und schon makroskopisch ansprechbar.


    Trotzdem ein Blick durch das scharfe Glas:

    Bild 3 Hymenium von C. medians in Wasser.

    Die Paraphysen-Enden sind nicht verzweigt und die Sporen (um 14x5 µm) sind einzellig bis zweizellig, ohne dickes Septum.


    Da Candelariella medians die einzige randgelappte Art der Gattung ist, ist eine makroskopische Bestimmung schon mittels KOH möglich.



    Ein Stück weiter findet sich eine schuppige, grau-grüne Krustenflechte mit gelben Apothecien.

    Der (feuchte) Thallus ist ohne jegliche Gelbtöne, nicht rosettig.

    Die gelben Apothecien sitzen auf kleinen, grauen Schuppen, welche blastidiat sind.

    Die Beschreibung von Candelariella plumbea trifft hier zu, die grau bis bräunlich sein darf.

    Bild 4 Candelariella (K-, Sporen einzellig) mit schuppigem Wuchs. Die Ränder der Schuppen bilden Blastidien.

    Der Thallus ist ohne Gelbtöne, nur die Apothecien sind gelb.


    Bild 5 Getrocknete Probe nach KOH-Tüpfeltest auf einem Apothecium (negativ, 30% KOH)

    Die Sporen sind auch hier wieder 1-2-zellig, ebenfalls um 14x5µm groß, ohne dickes Septum - das wird zur Bestimmung aber nicht benötigt:

    Nicht rosettige, schuppige, blastidiate Kruste ohne Gelbtöne, mit gelben Apothecien (K-) auf kalkigem Grund, an stark gedüngter Stelle (Weinberg!) => C. plumbea.

    Da bin ich zuversichtlich, dass es stimmt.


    Die Nachlese heute hat schöne Ergebnisse geliefert, sehr erfreulich! :gbravo:


    LG, Martin