Gyalecta truncigena, die "Gestutzte Grubenflechte"

  • Hallo zusammen,


    Gyalecta truncigena ist eine Krustenflechte, die an Borkenrissen feucht und schattig stehender Laubbäume vorkommt.

    Die Flechte ist überaus unscheinbar und deshalb nicht einfach zu finden:

    Ihre Apothecien fallen bei gezielter Suche an geeigneter Stelle wegen ihrer Form und Färbung noch am ehesten auf.

    Die gelblichen bis braunen Apothecien haben eine Abmessung von typisch 200-500µm, weshalb eine gute Lupe zum Auffinden im Wald unverzichtbar ist.

    Der Algenpartner ist, wie bei den meisten Arten der Gattung, Trentepohlia.

    Letzte Sicherheit schaffen die 8-sporigen Asci mit ihren muriformen, spindel- bis tropfenförmigen Sporen der Größe 20-30 x 7-9 µm.


    Bild 1 Esche mit überwachsenem Stamm, u.a. von Gyalecta truncigena


    Bild 2 Tiefe, bemooste, lange feucht bleibende Borkenrisse mit freilebender Trentepohlia und G. truncigena.

    Die Flechte ist kaum zu erkennen, selbst wenn man es weiß, wo im Bild sie sich versteckt.


    Bild 3 Je länger man das Foto bei Orignalvergrößerung betrachtet, desto mehr Apothecien kann man entdecken.

    Zwei der vielen Apothecien habe ich mit Pfeilen markiert.

    Die Apothecien sind kaum größer als die Pfeilspitzen.

    Der grau-grüne Thallus ist auf der Rinde nur äußerst schwer erkennbar.


    Bild 4 Diesen tiefrissigen Rotbuchenstamm mit wenig Moosbewuchs habe ich später auf Gyalecta geprüft...


    Bild 5 ... und siehe da - ich hatte Glück!


    Bild 6 Unter der Lupe sind die gyalecta-typischen, in den schwammigen Thallus vertiefen Becherchen gut erkennbar.

    Die Flechte wächst direkt auf der Borke.

    Die Apothecien sind beim ersten Fund creme-gelblich bis orange-braun, ...


    Bild 7 ... beim zweiten Fund dunkelbraun. Eine andere Gyalecta-Art?


    Beide Funde sind aufgrund der Sporen eindeutig als G. truncigena identifizierbar.


    Die Apothecien waren mit aufgrund ihrer Größe zu klein für einen bequemen Querschnitt, die Gattung ist ohnehin klar.

    Es wird ein ganzes Apothecium zerquetscht, um die Sporen zu beurteilen.

    Letztlich habe ich das Hymenium und die Sporen eingefärbt, damit die Septierung der auch reif hyalinen Sporen besser erkennbar wird.

    (Die schlechte Erkennbarkeit war teils der polymerbelegten Frontlinse geschuldet.)

    Bild 8 Spindelige Sporen mit 5-8 Quersepten und 1-2 Längssepten, zu 8 in den Schläuchen.


    Bild 9 Die Längssepten stehen häufig, aber keineswegs immer, +/- senkrecht auf den Quersepten.

    Es gibt auch viele schräg verlaufende Septen, was so sein darf.


    Bild 10 Die Sporen des zweiten Fundes zeigen die gleichen Eigenschaften, der Fund ist somit ebenfalls G. truncigena.


    Neben Esche und Ahorn werden auch Eiche und Walnuss als bevorzugte Substratbäume angegeben.

    Offenbar kommt G. truncigena gerne gemeinsam mit Bacidia rubella vor.

    Ich werde künftig darauf achten - B. rubella ist leichter zu erkennen.


    LG, Martin