Vermutung: Ochrolechia turneri, die Gewöhnliche Cremeflechte

  • Hallo,


    An einer großen, fast freistehenden Linde auf dem Hohenstaufen (670 müNN) am Rande der Ostalb leuchtet eine weißliche Krustenflechte aus dem dunklen Moos.

    Bild 1 Alte Linden mit tief rissiger Borke an den Stämmen nahe am Waldrand


    Die Flechte ist weißlich und bildet weißliche, leicht grünliche Sorale aus.

    Bild 2 Thallus am Rand wartzig krustig, innen sorediös


    Bild 3 Detailbild


    Bild 4 Detailbild, Thallusrand rechts ev. schwach gezont


    Bild 5


    Bild 6 Kleineres Exemplar


    Ein Krümel wandert mit nach Hause.

    Bild 7 Randbereich bleibend ohne Sorale, hier Moos überwachsend. Die Warzen brechen sorediös auf. Die Sorale wachsen zusammen.


    Bild 8 Weitere Soredien nahe am Rand


    Der Thallus und die Soredien reagieren nicht, höchstens schwach gelb: K-/+ gelblich, C-, KC-/+ gelblich, P-.

    Unter UV leuchtet der Thallus mit bloßem Auge betrachtet deutlich weißlich bis leicht grünlich.

    Unter dem Stereomikroskop fotografiert sieht das folgendermaßen aus, man erkennt lila, grüne und gelbe Stellen dicht an dicht:

    Bild 9 Thallus mit UV beleuchtet: lila, grün gelb => mischt sich makroskopisch zu bläulich weiß


    Die Stelle, die mit KOH benetzt wurde, leuchtet unter UV kräftig rot

    Bild 10 Wird bei Flechten kaum beschrieben, ist aber hier sehr auffällig: K/UV+ rot


    Mit Grünalgen-Partner, erst distinkten, aber stellenweise zusammenfließenden Soralen (vgl. Bilder 3-6), einem warzigen Thallusrand ohne Sorale, den negativen Färbereaktionen lande ich mit dem Schlüssel in DFD für sterile, sorediöse Krusten (C-) bei Ochrolechia turneri (Sorale scharf begrenzt, teilweise diffus zusammenlaufend, zuletzt einheitlich sorediös, auf nährstoffreicher Rinde, freistehende Bäume, auch im Wald) bzw. Ochrolechia microstictoides (dünn, bald großflächig mehlig bis körnig sorediös, auf saurer Rinde, vermehrt im Wald).

    Der Pertusaria/Ochrolechia-Schlüssel selbst bietet ferner die Eigenschaft "UV+ bläulichgrün mit orangem Stich" (Bild 9) und führt damit zu O. turneri.

    Die Beschreibung der UV-Fluoreszenz könnte mit dem, was Bild 9 zeigt ganz gut beschrieben sein.


    Ich meine, dass hier Ochrolechia turneri vorliegt. Was meint ihr?

    ""An rissiger Borke ... oft an Tilia, ... z.B. an Waldrändern"


    LG, Martin