Albatrellus confluens (Semmelporling)?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 5.966 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mykologicus.

  • Liebe Pilzfreunde,
    für einen Pilzfund aus meinem diesjährigen Österreichurlaub brauche ich Hilfe. In Österreich war es ein besonders gutes Pilzjahr, nicht nur was die Quantität betrifft, ich habe auch einige seltene Pilze gefunden. Vielleicht wichtig zu erwähnen: noch nie in den vergangenen 30 Jahren haben wir einen so ausdauernd warmen, beständig hochsommerlichen September bis zu 27 Grad erlebt.


    Funddaten: Österreich, Bundesland Salzburg, Maria Alm am Fuße der Kalkalpen (Steinernes Meer), in der Nadelstreu im Fichtenwald, 1100 m Seehöhe, 01.10.2009.



    Die Fruchtkörper wuchsen in dichtem Rasen bis zu 22 cm Durchmesser so eng bei einander, dass der Einzelfruchtkörper fast nicht auszumachen war. Sie scheinen teilweise sogar mit einander verwachsen zu sein.


    Andere Ansicht:


    Hüte der Fruchtkörper bis zu 5 cm im Durchmesser. Huthaut von Anfang an nie reinweiß sondern rotbräunlich, in der Mitte dunkler, zum Hutrand heller werdend und dort in graubraun übergehend. Huthaut auch bei kleinen Exemplaren schon eingerissen bzw. zerklüftet. Huthaut trocken, fast samtig. Hutrand könnte man als "scharf" bezeichnen, etwas eingerollt (siehe auch Bild 4).


    Stiele: Hut und Stiel gehen breit in einander über und verjüngen zur Stielbasis hin.


    Porenschicht: reinweiß, am Stiel weit und fast bis zur Basis herablaufend. Poren weder rund noch eckig, etwas unregelmäßig.


    Verfärbung: auf Druck rotbraun verfärbend.


    Fleisch: weiß, an Schneckenfraßstellen ocker mit einem Stich ins Grünliche.


    Geruch: sehr angenehm würzig-pilzig.


    Verglichen habe ich den Fund mit:
    a) Albatrellus pes-caprae (Ziegenfuß-Porling), der aber einen gelben Stiel hat und damit ausscheidet.
    b) Boletopsis leucomelaena (Grauer Rußporling), der einen fast schwarzen Hut hat und auch ausscheidet.
    c) Albatrellus cristatus (Grüner Kammporling), der in vielen Aspekten mit meinem Fund Ähnlichkeit hat, aber wegen des in der Literatur angegebenen unangemehmen Geruchs ausscheidet.
    d) Albatrellus ovinus (Schafporling), der ebenfalls in vielen Aspekten übereinstimmt, dessen junge Fruchtkörper auf der Hutoberfläche reinweiß sein sollen und somit ebenfalls ausscheiden.


    So bleibt nur noch einer übrig:
    e) Albatrellus confluens (Semmelporling). Auch hier stimmen die meisten Merkmale mit meinem Fund überein, aber alle Abbildungen zeigen Fruchtkörper mit stärker gelb-rötlicher Färbung.


    Was sagen die Experten unter euch?


    Gespannte Grüße
    Sabine

  • Hallo Sabine,


    also ich sehe hier auch A. confluens, den Semmelporling. Die Farbvariationen reichen von cremefarben, orange bis rötlich!


    A. ovinus, der gemeine Schafeuter-Porling ist durch seine feiner strukturierten Oberfläche leicht erkennbar und mMn. in diesem Fall auszuschließen.


    Eine Frage noch an die Experten: In meinem Buch (Laux) wird neben Albatrellus auch der wissenschaftliche Name "Scutiger" angegeben. Wieso ist das nicht eindeutig?


    LG
    Fedi

  • Hallo Fedi und Detlef,
    zunächst einmal herzlichen Dank für eure Kommentare.
    @Detlef: ich habe inzwischen gelernt, dass der bloße Bildvergleich häufig nicht zum richtigen Ziel führt, sondern dass die Makromerkmale unbedingt berücksichtigt werden müssen. Ich habe mir sogar eine Tabelle angelegt, und alle grundsätzlich in Frage kommenden Arten strukturiert aufgelistet. Demnach sollte der Schafporling anfangs am Hut weiß sein, was bei meinem Fund definitiv nicht der Fall ist.
    Fedi verweist auch auf die beim Schafporling feinere Hutoberfläche.


    Fedi: im Index Fungorum Home Page gibt es die derzeit gültigen Namen und die bisher benutzten Synonyme. In der Natur wird doch ständig umbenannt und auf Grund neuer Erkenntnisse zwischen Gattungen hin- und hergeschoben.


    Vielleicht meldet sich ja noch jemand, der zufällig beide Arten nicht nur vom Bild, sondern aus eigenen Funden kennt.


    Herzlichen Dank nochmals und
    viele Grüße Sabine

  • Hallo und guten Tag Sabine,


    in PILZE DER SCHWEIZ Band II sind sehr gute Beschreibungen der Gattung Albatrellus. Solltest du diesen Band gerade –žverlegt–œ haben, helfe ich gern mit einer Kopie der betreffenden Seiten. Mikroskopisch sollte da sowieso was gehen aber dazu müsstest du einen Beleg und ein geeignetes Mikroskop haben.


    Eine gute Zeit und Tschüßi nach –¦–¦
    Uschi


    PS.: Wäre solch eine Bestimmung nicht was fürs Naturforum? ;)

  • Hallo Uschi,
    die Bücher Pilze der Schweiz besitze ich leider nicht und würde daher sehr gern dein Angebot annehmen und mich sehr über Kopien freuen. Einen Beleg habe ich nicht mitgenommen, vielleicht war das keine gute Idee, aber ich habe ja ohnehin kein Mikroskop.
    Hast du die beiden zur Diskussion stehenden A. confluens und ovinus schon mal in natura gesehen und vielleicht eine persönliche Einschätzung?
    Hast du meine E-Mailadresse noch oder soll ich sie dir als PN senden?
    Herzliche Grüße Sabine

  • Liebe Pilzfreunde,
    ganz herzlichen Dank an Uschi (Gelbfieber) für die Zusendung der entsprechenden Kopien, die sehr hilfreich waren.


    Für den Schafporling Albatrellus ovinus wird angegeben, das verwachsene Hüte einen welligen und zerfurchten Hutrand haben und die Poren wenig am Stiel herablaufen. Das trifft eigentlich eher nicht zu.


    Für den Semmelporling Albatrellus confluens wird angegeben, dass die Fruchtkörper meistens zu großen Klumpen von 20 - 30 cm verwachsen sind und die Röhren am Stiel herablaufen. Die Hutoberseite wird mit buckelig, teilweise grubig und bei älteren Exemplaren felderig aufgerissen angegeben. Das trifft schon zu.
    Damit wäre ich wieder beim Semmelporling.


    Herzliche Grüße Sabine

  • Hallo und guten Abend Sabine,


    Albatrellus ovinus habe ich vor Jahren mal im Harz gefunden. Makroskopisch ähnelt er deinem Fund. Aus dem Netz habe ich mir mal ein Foto von A. ovinus –žgeborgt–œ ;) und ich muß sagen –¦. da sind Übereinstimmungen vorhanden!


    Eine gute Zeit
    Gelbfieber & Co
    [center]schaf2.jpg[center]

  • Hallo Uschi,
    vielen Dank für das "geliehene" Bild, das du hier zeigst. Die dunkle Druckstelle am Stiel ähnelt meinem Fund tatsächlich. Ich werde den mal als Albatrellus cf. ovinus ablegen. Vielleicht finde ich ihn im nächsten Jahr wieder - er wuchs bei uns in Österreich direkt neben dem Haus - dann nehme ich ein Belegexemplar mit.
    Herzliche Grüße Sabine

  • Liebe Freunde der Pilze,
    diese Bestimmgsanfrage war bis heute letztlich ungeklärt geblieben. Um so erstaunter bin ich, dass das Rätsel heute doch noch gelöst werden konnte. Ich hatte einige seltenere Pilzfunde, die größtenteils in Österreich auf der Roten Liste stehen, an die Österreichische Mykologische Gesellschaft gemeldet. Diesen Fund jedoch nur als "Albatrellus spec.". Nun habe ich heute spaßeshalber die Datenbank mal nach Funden von mir durchsucht, und siehe da: der Fund wurde als
    Albatrellus cristatus - Grüner Kamm-Porling
    Bestimmungsgrad: sicher

    angelegt.


    Nach der Roten Liste Österreich von 1999: RL3


    Bin sehr erfreut, dem Fund nun doch noch einen Namen geben zu können.


    Viele Grüße Sabine