Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 3.539 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Christall.

  • Hallo, habe mich gerade registriert, nachdem ich schon mal öfter auf der Zucht-Tip-Seite war um mich zu vergewissern.


    Ich züchte schon einige Zeit vor allem Austernpilze zu Hause und hatte aber jetzt eine lange Pause, nun geht es aber wieder los da mein Vorrat an Trockenpilzen zuneige geht:-)


    Ich bin Veganerin und stelle mit meinen Pilzen mein eigenes Vitamin D her indem ich sie entweder an der Sommersonne trockne oder mit einer UVB-Lampe bestrahle. Während der Belichtung nach der Ernte bildet sich in Pilzen nachträglich nochmal viel Vitamin D2. Durch die Trocknung kann man so also einen Wintervorrat an Vitamin D anlegen.


    Eigentlich kann man seinen Vitamin-D-Bedarf von März bis September decken, indem man jeden Tag 5-10 Minuten an der Sonne verbringt, nur, wann spielt schon das Wetter mit und man hat auch nicht immer Zeit und Muße zum rausgehen. Hinter Glas erreicht kein UVB Licht die Haut welches nötig wäre um in der Haut Vitamin D zu generieren.


    Nach neueren Erkenntnissen sind viel höhere Mengen an Vitamin D notwendig als man früher gedacht hat, weil das Vitamin an viel mehr beteiligt ist als der Kalziumhaushalt im Körper. Mengen aus Nahrungsmitteln, die früher als gute Lieferanten galten sind somit aus ernährungsphysiologischer Sicht bedeutungslos. Die Empfehlung der Ernährungsgesellschaften sind aber immer noch nur 400IE (Internationale Einheiten), mit Außnahme Kanada, die Gesellschaften hinken dem aktuellen Wissenschaftsstandard hinterher, gelinde ausgedrückt... Grundlage für diesen geringen Wert war die Vermeidung von Rachitis / Osteomalzie, mit 400IE gehen diese Vitamin-D-Mangelkrankheiten wieder zurück. Auf alle anderen Zusammenhänge hat man damals bei der Festsetzung des Werts nicht geachtet. Zum Vergleich: Beim Sonnenbaden im Sommer produziert die Haut in 5-10 Minuten ca. 10.000IE.


    Wegen der Veränderung des Lebensstils in der Industrialisierung und hin zum Daueraufenthalt im Innenraum (Wohnung, Auto, Bahn, Büro, Supermarkt, Fitness Studio, Wohnung..) sacken ausgehend von den neuen Richtlinien zu Beginn des Winters ganze Bevölkerungen in den Vitamin D Mangel, denn nördlich von Südsizilien ist ab Ende September die UVB Strahlung nicht mehr stark genug zur Vitamin D Bildung. Allerdings haben viele Leute ohne es zu wissen schon im Sommer einen Vitamin D Mangel weil sie brav Sonnencreme benutzen wenn sie denn schon mal draußen sind. Dabei sind die ersten 10 Minuten in der prallen Sonne ungefährlich und mit dem Hautschutz und der Hautkrebshysterie haben deshalb viele Menschen schon am Ende des Sommers einen Vitamin-D-Mangel der sich über den Winter dann nochmal verschlimmert.
    Wegen der Wichtigkeit von Vitamin D bei immunologischen Prozessen im Körper sind die Folgen eines Mangels sehr weitreichend aber schleichend, sodass die Diagnosen nicht damit in Verbindung gebracht werden. Die Beschwerden reichen von Rheuma bis Krebs, ironischer Weise sogar Hautkrebs. Manche Wissenschaftler sprechen sogar schon von einer Vitamin-D Mangelepidemie.


    Pilze stellen hier also für alle eine sehr gute Möglichkeit dar, günstig an Vitamin D zu kommen, für alle die nicht Supplementieren wollen oder können eine feine Sache (Vitamin D3 ist auf Basis von Lanolin aus Schlachtwolle und wird deshalb z. B. von Veganern abgelehnt). Allerdings sind unbelichtete Pilze keine gute Quelle, die in Pilzen enthaltene Substanz muss mit UVB-Licht reagieren.


    Es ist aber nicht so, dass ich Pilze züchte nur wegen Vitamin D, mir macht das auch riesigen Spaß und ich esse sie auch sehr gerne, vor allem gebraten. --|

  • Ja, hallo und herzlich willkommen (ich bin ja auch neu hier, doch direkt "pilzsüchtig").
    Nun habe ich eine Frage: Du sagst, du züchtest Austernseitlinge zu Hause? Ich dachte, das geht nur im Freien? Und: ist etwas dran, dass es im Grunde genommen gefährlich ist, Pilze zu Hause zu züchten, weil die Sporen giftig sind? Ich habe im Küchenfenster Shiitake und Igelstachelbart stehen, aber unter dem Gewächshaus und bin nun unsicher. Ich esse ja meine Zuchtpilze am liebsten roh. Wenn die Sporen giftig sind, ziehe ich mir dann nicht auch die Giftstoffe zu? Seit Jahren geht es mir hervorragend und ich habe im Gefühl, dass es mir immer besser dabei geht...


    ...ansonsten ist es immer ein bisschen schwierig mit "wissenschaftlichen Berichten" - sehr oft werden sie widerlegt oder man kann die gegenteilige Behauptung auch in einem wissenschaftlichen Bericht finden...


    Viele Grüße
    Christiane

  • > Ja, hallo und herzlich willkommen (ich bin ja auch neu hier, doch direkt
    > "pilzsüchtig").


    Hallo! Das Forum ist ja nicht besonders stark frequentiert. Ich dachte ich hätte eine Benachrichtigung bei neuen Beiträgen eingestellt, aber habe mich offensichtlich geirrt...


    > Nun habe ich eine Frage: Du sagst, du züchtest
    > Austernseitlinge zu Hause? Ich dachte, das geht nur im Freien?


    Kommt drauf an welches Substrat man nimmt. Baumstämme kann man schwer in einer Berliner Mietswohnung lagern:-)


    Alles andere was in einen Wäschekorb paßt geht problemlos auch in der Wohnung, also Stroh, Sägespäne, Kaffeesatz usw.


    > Und: ist
    > etwas dran, dass es im Grunde genommen gefährlich ist, Pilze zu Hause zu
    > züchten, weil die Sporen giftig sind?


    Die Sporen von Speisepilzen sind nicht giftig, können aber allergische Reaktionen auslösen bei Leuten die dafür anfällig sind. Allerdings werden die Fruchtkörper ja geerntet bevor sie anfangen zu sporen, vor allem Austerpilze sollte man jung ernten weil sie sonst holzig werden. Sporen lasse ich meine Pilze nur wenn ich einen Sporenstempel benötige.


    Problematischer sind da die Sporen von manchen Wohnungsschimmel, da können durchaus giftige dabei sein und je nach Konzentration in der Luft ist das ganz schlecht für die Gesundheit. Deshalb sollte man gegen Wohnraumschimmel rigoros vorgehen.


    Wir sind übrigens ständigem Schneewetter von Pollen, Sporen, Hefen, u.U. auch Bakterien und Viren ausgesetzt (letztere eher bei feuchten Aussprachen:-), auch in unseren Wohnungen, deshalb ist bei der Pilzzucht das sterile Arbeiten von Vorteil. Unser Immunsystem kann in der Regel damit umgehen, dreht sogar durch wenn es sich langweilt...


    Lungenprobleme mit Sporen von Speisepilzen sind bis jetzt nur bekanntgeworden bei Angestellten in großen Zuchtbetrieben die ohne Atemschutz gearbeitet und so sehr große Mengen eingeatmet haben. Wenn zu Hause mal ein paar Pilze sporen ist das bedeutungslos, es sei denn jemand ist konkret allergisch gegen diese Pilze. Aber das ist dann wie bei Erdnüssen. Wer weiss dass er oder sie allergisch gegen Ernüsse ist, holt sie sich nicht ins Haus.


    > Ich habe im Küchenfenster Shiitake
    > und Igelstachelbart stehen, aber unter dem Gewächshaus und bin nun
    > unsicher. Ich esse ja meine Zuchtpilze am liebsten roh.
    > Wenn die Sporen
    > giftig sind, ziehe ich mir dann nicht auch die Giftstoffe zu?


    Nein, Sporen von essbaren Pilzen sind wie gesagt auch nicht giftig, und gegessene Sporen landen ja im Magen und nicht in der Lunge und sind deshalb wie der Rest vom Pilz. Allerdings sind rohe Pilze oft ungenießbar, ähnlich wie Bohnen die ihre Nährstoffe nur dann freigeben wenn sie erhitzt werden. Pilze roh zu essen halte ich für eine schlechte Idee, es sei denn es sei tatsächlich abgeklärt dass das für die Sorte geht. Manche Pilze sind auch -wie manche Bohnensorten- roh giftig, ich bin mir nicht ganz sicher aber der Hallimasch gehört da glaube ich dazu. Vielleicht kann da jemand anders was zu sagen, ist nicht ganz mein Gebiet...


    Was jedoch schon ein Problem sein kann ist wenn das Myzcel von einem giftigen Schimmelpilz befallen ist, das muss sofort entsorgt werden, da das Schimmelgift auch in das Myzel übergehen kann, wo es dann verstoffwechselt wird oder aber halt auch nicht.


    > Seit Jahren
    > geht es mir hervorragend und ich habe im Gefühl, dass es mir immer besser
    > dabei geht...


    Kann natürlich sein dass du zufällig die Sorten erwischt hast, die roh unbedenklich sind.


    > ...ansonsten ist es immer ein bisschen schwierig mit "wissenschaftlichen
    > Berichten" - sehr oft werden sie widerlegt oder man kann die gegenteilige
    > Behauptung auch in einem wissenschaftlichen Bericht finden...


    Ja klar, deswegen wartet man ja auch bis sich die Beweislage verdichtet. Bei Vitamin D ist diese mittlerweile gegeben, also die Gesamtheit verschiedener Studien, die die Grundlage der Fakten stellt hat sozusagen eine kritische Masse erreicht. Man muß natürlich unterscheiden zwischen pseudowissenschaftlicher "Gesundtainmentpresse" und seriöser wissenschaftlicher Arbeit.


    Das Problem bei der Enrnährungswissenschaft ist die Tatsache dass es eine sehr junge Wissenschaft ist und die Komplexität der Zusammenhänge noch nicht alle entschlüsselt. Bei Bereichen der Mathematik gibt es eine klare Faktenlage, z. B. dass ein Dreieck drei Seiten hat, niemand würde das ernsthaft bestreiten. Bei der EW gibt es noch mehr Thesen als Theorien, die Einzelfakten sind vergleichbar mit ägyptischen Hieroglyphen bei denen man bei einigen die Bedeutung kennt, aber den Text noch nicht lesen kann. Mit jeder neuen Erkenntnis ändert sich dann der Lauf der "Geschichte", sie dehnt sich aus, oder muss völlig umgedeutet werden. Allerdings ist dies eigentlich, was die Wissenschaft letztendlich ausmacht. Wahrheit um Wahrheit wird aus dem Stein geschabt. Bei allen jungen Wissenschaften schlagen die Theorien oft einen "Haken". Dies kann aber nicht dazu benutzt werden Wissenschaft zu diskreditieren, denn das ist der normale Gang der Sache...

  • Hallo Ava,


    mensch, gerade erst entdeckte ich deine Antwort (ich brauch noch eine Weile, bis ich mich hier richtig zurechtfinde). Herzlichen Dank für alle deine Antworten.
    Oft esse ich die rohen Pilze (Austernseitlinge, Shiitake, Igelstachelbart) nicht nur, weil sie lecker sind, sondern auch wegen der medizinischen Aspekte. Also zumindest das Asthma meines Sohnes konnte ich durch Reishi und Shiitake in den Griff bekommen (er bekommt sie allerdings in getrockneter und zermahlener Form). Ich bin hundertprozentig überzeugt von der Heilwirkung der Pilze. Beispielsweise sammle ich Birkenporlinge und koche daraus einen Extrakt gegen Magenbeschwerden, der schmeckt allerdings nicht so gut, aber ist extrem wirksam...


    Naja, jeder macht ja letztendlich das, woran er/sie glaubt... Ich habe mich ziemlich lange damit beschäftigt, welche Pilze roh essbar sind, und es sind nur eine Handvoll übrig geblieben :-(... Aber wenigstens kann ich jetzt wieder Pilze auf der Fensterbank züchten (vor Schreck habe ich nämlich damit aufgehört - hätte ich deine Antwort bloß eher entdeckt...).


    Ach ja, apropos "klare Faktenlage": was mich sehr beeindruckt und teilweise auch erschreckt, sind ja die Meldungen über "essbare" Pilze, die plötzlich tödlich giftig geworden sind, Allergien auslösen, Herzmuskel zerstören etc. - wie Grünling, Kahler Krempling oder Weißer Rasling. Dazu habe ich natürlich meine ganz eigene Theorie (wahrscheinlich wurde die Lorchel früher tatsächlich verspeist)... Aber dazu später mehr...


    Schönen Sonntag!


    Christiane