Buchen-Rindenschorf (Ascodichaena rugosa) ?

  • Guten Abend zusammen,
    kurz nach Weihnachten fiel mir beim Spaziergang eine Rotbuche an einem Waldrand auf, die im Sonnenschein intensiv zitronengelb "geleuchtet" hat.


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    Aus der Nähe hat sich meine Vermutung bestätigt, dass es sich um viele kleine gelbe Kügelchen handelt, wie sie für die Flechten-Gattung Candelariella typisch sind. Die Art muss noch bestimmt werden, was nicht so ganz einfach ist.


    Der Untergrund bestand aus einer schwarzen Kruste, die begrenzt war und Teile der Rinde frei ließ. In der freien Rindenoberfläche waren eingestreut jüngere schwarze Krusten zu sehen, die noch nicht durchgängig schwarz waren. Die schwarzen Krusten waren außer von der Flechte auch von Moosen bewachsen, z.B. Büscheln von Orthotrichum. Flechten und Moose können auf der Kruste gut haften.


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    Die roten Bereiche stammen vermutlich von einer Trentepohlia-Alge.


    Diese schwarzen Krusten hatte ich schon oft gesehen, sie finden sich in der Umgebung an vielen Buchenstämmen, aber nicht alle sind mit Moosen und Flechten bewachsen. Ich hatte bisher aber nicht gewusst, worum es sich handelt. Das Ergebnis meiner Suche:


    Ich vermute, dass es sich um den Buchen-Rindenschorf (Ascodichaena rugosa Butin 1977) handelt, der auch Schwarzer Rindenschorf genannt wird. In der Wikipedia sind >hier< wesentliche Daten zu finden.


    Er gehört zu den Ascomyceten, laut einem interessanten Beitrag in fungiworld zu den Rhytismatales (Runzelschorfe ). Eine neuere molekularbiologische Arbeit von Lantz et. al. sieht sie näher bei Arten, die zur Zeit (noch?) zu den Helotiales (Kleinbecherlingen) gehören.


    Es handelt sich um ein Konidienstadium (Anamorphe). Die zugehörige Teleomorphe wächst auf Eichen-Ästen, wird aber wesentlich seltener gefunden.


    Zum aktuellen Namen gibt es in Species fungorum >hier< eine lange Liste von Synonymen. Anscheinend wurde sie um die Zeit um 1800 zu den Flechten gezählt. Die Fruchtkörper (Perithecien) ähneln auch sehr denen der Schriftflechte Graphis scripta und verwandten Arten.


    An die Asco-Spezialisten: ist das ok, oder liege ich da falsch?


    Viele Grüße
    Lothar


    Weitere Links:


    Fotos:
    http://www.irishlichens.ie/pages-fungi/f-76.html


    Heinz Butin: Krankheiten der Wald- und Parkbäume : Diagnose, Biologie, Bekämpfung ; 4 Sporentafeln - 4., neubearb. Aufl. - Stuttgart (Hohenheim) : Ulmer, 2011. Kenne ich nur als Zitat, will ich mir noch aus der Bibliothek ausleihen.


    H. Butin: Taxonomy and morphology of Ascodichaena rugosa gen. et sp. nov. In: Transactions of the British Mycological Society Vol. 69, Issue 2, October 1977, Pages 249–“254, Kurzfassung: http://www.sciencedirect.com/s…cle/pii/S0007153677800454


    David L. Hawksworth: The Nomenclature of the Beech Bark Fungus: A Solution to the Complex Case of Ascodichaena, Dichaena and Polymorphum
    David L. Hawksworth. In: Taxon Vol. 32, No. 2 (May, 1983), pp. 212-217
    Kurzfassung: http://www.jstor.org/stable/1221973


    H. Lantz, P.R. Johnston and D. Park, D.W. Minter: Molecular phylogeny reveals a core clade of Rhytismatales. In: Mycologia January/February 2011 vol. 103 no. 1 57-74 . Kurzfassung + verlinkter Volltext:
    http://www.mycologia.org/content/103/1/57.short