Hallo Meinhard,
erst einmal herzlichen Dank für deinen Beitrag.
---> Evtl. lockt der Weitere aus der Reserve und belebt diese Beitragsreihe.
ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Bilder meines Fundes in diesen hochinteressanten thread gehören. Falls nicht, bitte Bescheid sagen, dann wird mein Beitrag wieder gelöscht.
- Löschen gilt nicht. Denn wir können hier ja durchaus auch "Kuriose Beispiele" zeigen, die man leicht als Bildungsabweichung fehlinterpretieren könnte.
---> Aber, ich kann dich beruhigen: Du zeigst m.E. eine "echte" Bildungsabweichung
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Zitat von Meinhard
Diese siamesischen Zwillinge fallen dadurch auf, dass der kleinere der beiden Fruchtkörper aus dem Stiel des größeren herauswächst, aber beide wieder am Hut zusammengewachsen sind.
Dies scheint mir eine weniger spektakuläre Form einer Doppelfruchtkörper-Bildung (Stockwerk-Pilz) zu sein, bei dem sich die beiden nahe beieinander liegenden "Primordien" nicht zeitversetzt genug entwickelt haben, um einen "Stockwerkspilz" zu bilden.
---> Die Verwachsungen an Stielbasis und am Hut erkläre ich mir so:
- Bei der Fruchtkörperbildung wird das Myzel in arttypischer Weise miteinander verflochten. Und da es sich bei beiden Fruchtkörpern um das gleiche Myzel handelt, durchflechten sich die Myzelien locker an den Berührungsstellen.
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In diesem Zusammenhang erwähnt [1] noch eine andere "Bildungsabweichung":
- Pseudofasciation, d.h. eine Stiel-Verwachsung zweier Fruchtkörper der gleichen Art.
---> Hier verwachsen große Teile der Stiele miteinander und bilden dann zwei +- voneinander getrennte Hüte aus. Typisch dabei ist eine beiderseitige "Längsfurchung" der Stiele; ähnlich wie ich sie bei meinem Parasol gezeigt habe.
- Derartige Verwachsungen wurde bisher bei Trichterlingen (Clitocybe), Rotfuß-Röhrling (Xerocomus Chrysenteron), und auch Lorcheln, Morcheln, Verpeln, Stinkmorchel beobachtet.
- Die Ursache ist leicht erklärbar: Gleichzeitige Entwickliung nahe benachbarter, zusammengewachsener Primordien (Fruchtkörperanlagen).
---> So nebenbei: Verwachsungen der Fruchtkörper von Porlingen, Schichtpilzen, Stachelingen und anderen Poriales ist "normal" und sollte nicht als "Bildungsabweichung/Missbildung" fehlinterpretiert werden.
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Zum Schluss noch eine "Verbänderung" genannte, sehr seltene "Bildungsabweichung", deren Ursache nach meiner Literatur noch unbekannt ist und nicht mit einer Pseudofasciation (Stielverwachsung) verwechselt werden sollte.
---> Der Stiel ist hier sehr flach (nicht drehrund), ohne beidseitige Längsfurchung und es wird auch nur ein Hut (abartig deformiert) ausgebildet. Beobachtet wurde diese "Bildungsabweichung" bisher an Laccaria laccata (Rötlicher Lacktrichterling), Am,anita citrina (Gelber Knollenblätterpilz) und Kuehneromyces mutabilis (Stockschwämmchen).
Grüße
Gerd
[1] (ID-05008): Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62
---> Eine "Goldgrube" (und Basisdokumentation, aus der ich nur Überschriften zitiert habe.