Hallo Bernd,
journalistische Methodiken zu kritisieren ist die eine Sache. Allerdings ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, das Thema Infektionskrankheiten und speziell humanpathogene Pilze mehr in die Öffentlichkeit zu rücken:
1) Ich hatte weiter oben den WHO-Bericht von 2022 gepostet. Dieser wurde erstellt, da es einen sehr großen Bedarf an besserer Diagnostik und Therapiemethodiken gibt. Viele Pilzinfektionen sind schwer zu diagnostizieren, außerdem muss bei lebensbedrohlichen Infektionen so schnell gehandelt werden, dass man häufig auf Verdacht behandeln muss (z.B. bei Vorliegen von Fieber und Neutropenie) ohne den verursachenden Organismus zu kennen. Weiterhin können sich gerade im globalen Süden viele Kliniken eine entsprechende Versorgung gar nicht leisten.
Gerade bei invasiven/systemischen Infektionen sind wir immer noch weitgehend von wenigen Arzneistoff-Gruppen abhängig (v.a. Azole, Echinocandine, Amphotericin B, Flucytosin). Es gibt viele Pilze mit natürlichen oder iatrogen/nosokomial erworbenen Resistenzen. Gerade bei tropisch/subtropisch verbreiteten Pilzen (z.B. Chromoblastomykosen) gibt es häufig zahlreiche von Natur aus resistente Stämme. Bedarf an neuen Methodiken ist daher riesig.
2) " ...es in den Krankenhäusern erhebliche Probleme mit nosokomialen Infektionen, darunter auch fungale, gibt und auch die iatrogenetischen Probleme, überlanges Maskentragen etwa ist super für Pilze, sicher nicht im Abnehmen begriffen sind, sollte eine Binse sein." Hast du für diese Zusammenhänge wissenschaftliche Quellen, speziell zum Masken tragen? Es ist zwar bekannt, dass z.B. multiresistente Bakterien oder auch Candida auris gehäuft in Krankenhäusern auftreten können. Aber für humanpathogene Pilze ist mir kein Zusammenhang mit dem Anlegen von Masken bekannt, im Gegenteil, Masken schützen. Es ist mMn auch nicht allgemein bekannt, wie lange humanpathogene Pilze sich schon im Körper befanden, bevor diese eine Infektion verursachten. Viele der bekannten Erreger sind ubiquitär zu finden, auch im gesunden Menschen, im Erdboden,..., und können tagtäglich eingeatmet werden und im menschlichen Körper über unbekannte Zeiträume verbleiben.
3) Es ist von einer hohen Dunkelziffer an Pilzinfektionen auszugehen: Durch schwierige Diagnostik (Pilze wachsen im Labor häufig schlecht an, es gibt häufig Kontaminationen in der Kultur; z.T. teure Verfahren, unspezifische Symptome), gerade in ärmeren Ländern schlechte Gesundheitsversorgung.
4) Es gibt durchaus Pilze, welche gesunde Menschen befallen (z.B. Coccidioides immitis = Valley Fever; Cryptococcus gattii, Blastomyces dermatitidis, Histoplasma capsulatum,...)
5) Durch den Klimawandel ist davon auszugehen, dass die Anzahl der Erreger auch in Europa ansteigen wird. Erreger aus südlichen Gebieten können nach Norden wandern. Es ist nich umstritten, ob die höheren globalen Durchschnittstemperaturen für eine bessere Anpassung von Saprobionten an den Menschen sorgen wird, ist aber denkbar.
Ich hoffe, dass ich jetzt Niemanden "erschlagen" habe mit zu viel Text. Es ist mir nur persönlich sehr wichtig, auch aus meiner Ausbildung, dass dieses Thema mehr ernst genommen wird. Wenn Start-ups daran Geld verdienen, ist das doch ok, solange sie die Versorgung von Patienten voran bringen.
VG Peter