Lachnellula - Bestimmungsschlüssel, Literatur und Beispiele

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 2.112 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mreul.

  • Hallo zusammen,


    ursprünglich begann das hier mit einer Bestimmungsanfrage. Im Laufe der Diskussion flossen mehrere Bestimmungsschlüssel, Spezialliteratur zu den Nadelholz-Haarbecherchen bzw. zur Gattung Lachnellula, und die Beschreibung folgender Arten in diesen Thread ein.


    Lachnellula abietis

    Lachnellula calycina

    Lachnellula calyciformis

    Lachnellula gallica

    Lachnellula occidentalis

    Lachnellula robusta

    Lachnellula subtilissima

    ----------------------------------------------------------------------------------


    Und nun der ursprüngliche Anfragetext:

    Ein sehr hübscher kleiner Pilz. Er zählt wohl zu Nadelholz-Haarbecherchen. Leider scheint es um die 20 Arten zu geben, die sich sehr ähnlich sind.

    Kennt sich jemand mit diesen kleinen Bechern aus und hat eine Idee, wie diese Art heißt?


    Gefunden habe ich die Pilze auf der Rinde eines Zweiges unter Weißtannen und Fichten in ca. 800 m Höhe.

    Mit Lugol gab es keine Verfärbung.

    Asci ca. 50µ, Paraphysen um 60-70µ, Haare bis max. 100µ. Freie Sporen fand ich nicht, die in den Asci (8 Stück) länglich-oval waren schlecht zu erkennen, in etwa um 6µ lang.


    Über zweckdienliche Hinweise auch zu weiteren nützlichen Erkundungsversuchen bin ich dankbar.


    Hier ein paar Bilder:










    Edit: Gerade las ich, dass in Europa nur 10 Arten vorkommen. Das macht die Sache ja wirklich viel einfacher ==Gnolm4.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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    2 Mal editiert, zuletzt von Wutzi ()

  • Servus Claudia,

    versuchs mal mit Lachnellula gallica oder L. calyciformis. Die sind soweit ich weiß kleinsporig und IKI-. Ein paar reife Sporen wären natürlich von Vorteil ;)

    Grüße

    Felli

  • Hallo Claudia,


    warum hast du den Pilz denn mit BWB getötet? Ascomyceten schaut man sich doch immer erst in Wasser an und vermißt dort alles Relevante Hast du ansonsten den Baralschen Lachnellula-Schlüssel probiert?.


    Björn

  • Danke Felli, ich vergleiche die dann mal in Ruhe. Die Pilze hebe ich auf, vielleicht reift ja noch was.


    Hast du ansonsten den Baralschen Lachnellula-Schlüssel probiert?.

    Du spricht in Rätseln Björn.


    Und nein, so war das nicht!

    Ich hab sie erst gemeuchelt, nachdem ich in Wasser fast gar nichts und in Kongorot auch nur ein bisschen mehr als gar nichts gesehen habe. Vielleicht liegt es ja an meinen Augen.

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Dann löse ich das Rätsel mal auf.


    Björn

    Danke Björn. Das erste was mir an dem Schlüssel auffällt, sind die vielen Dinge, die ich bei meinem Pilz nicht gesehen habe. Da werde ich gelegentlich wohl nacharbeiten müssen. Mal sehen, wie weit ich komme.

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo Claudia,


    eine hübsche Gattung hast Du Dir da herausgepickt!

    Meist entdeckt man die Arten ja im Grau des Spätwinters und dann verzaubern sie einen durch ihr leuchtendes weißgesäumtes Orange!

    Bernd hat ja schon zwei kleinsporige Arten genannt, ich möchte noch die häufige Lachnellula subtilissima hinzufügen.


    Zur Literatur.

    Nun, der von Björn ins Spiel gebrachte weltweite Schlüssel von Zotto ist nicht ganz einfach zu handhaben.

    Für europäische Arten besser geeignet, weil deutlich einfacher, ist der Schlüssel von "Die Haarbecherchen der Steiermark" 2009.

    Hier werden 14 in der Steiermark nachgewiesene weißhaarige Arten geschlüsselt.

    Lachnellula Steiermark_Kahr et al, JoanBot 7, 2009.pdf


    In der ZMykol. 66/1, 2000 stellen Baral und Matheis sechs Arten ausführlich vor. Lesenswert, wenn man sich für die Gattung weiter interessiert.

    "Über sechs selten berichtete Arten der Gattung Lachnellula"


    Außerdem erinnere ich mich an eine sehr gute Arbeit zur Gattung von Baral in den "Beiträgen zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas" 1, 1984, 143-153.

    Leider habe ich die Zeitschrift hoffnungslos verlegt! :(

    Aber vielleicht kann jemand von Euch mit diesem Artikel helfen?


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Klasse nobi! Jetzt bin ich ja bestens versorgt. Der Steiermark-Schlüssel ist für mich in der Tat einfacher zu handhaben.

    Da lohnt es sich die Winzlinge zu pflegen, damit die Sporen reifen.

    Herausgepickt habe ich mir diese hübsche Gattung eher nicht. Sie haben mich in unwegsamem Gelände quasi auf Augenhöhe überfallen. Aber es hat mich sehr gefreut, auf diese kleinen Besonderheiten zu treffen.

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Vielen Dank, Stefan! :)


    Genau diesen Artikel meinte ich und ich denke nach wie vor, dass das eine wunderbare Einführung in die Gattung ist, wenn nicht die beste.

    Da hatte ich das also richtig in Erinnerung.


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Claudia,

    es lohnt sich unbedingt zu warten, bis Du reife Sporen hast. Ich hatte gestern das Glück mit Rainer in der Eifel Fruchtkörper mit reifen Sporen zu finden und kam problemlos zu einer Bestimmung. Wuchstelle Weißtanne; Haare farblos > Sporen oval , elliptisch > breiter als 4 mµ > Ascusporen Melzer negativ > Sporen 8 - 9 x 5 - 6 mµ.
    Lachnellula gallica war für mich ein Neufund, was nicht verwunderlich ist, da die Art in Rheinland - Pfalz noch nicht in PD aufgeführt ist.













    LG Karl

  • Klasse dokumentiert Karl!

    Meine gelben Scheibchen reifen in ihrem Miniterrarium. Das zumindest ist der Plan. Sie sind etwas größer geworden, also scheint es ihnen gut zu gehen.

    Ein bisschen lass ich sie noch reifen.

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Servus,

    wenn hier schon über Lachnellula diskutiert wird:

    Mir gelang vor ein paar Tagen ebenfalls ein persönlicher Erstfund.Im Prinzip die selbe Beschreibung die

    Karl W gegeben hat.

    "Weißtanne; Haare farblos > Sporen oval , elliptisch > breiter als 4 mµ > Ascusporen Melzer negativ"

    nur dass hier die Sporen mit 13-15 x 8-9(10) µ deutlich größer waren.

    Und somit eigentlich nur Lachnellula robusta in Frage kommt





    An der selben Weißtanne wuchs dann auch Elliottinia kerneri --> das war allerdings eine lange Suche bis ich die Becherchen fand. Aber es lohnte sich :)


    Nun bin ich aber gespannt was die reifen Sporen von Claudia´s Haarbecherchen hergeben, denn darum geht´s ja wohl


    Grüße

    Felli

  • Lachnellula gallica war für mich ein Neufund

    Und somit eigentlich nur Lachnellula robusta in Frage kommt

    Glückwunsch zu den beiden "Tannen-Arten", Karl und Bernd!

    Tolle Portraits. :thumbup: Die zwei Arten hat übrigens Zotto in der Z.Mykol 66/1 (siehe #8) super vorgestellt.


    Schön, wie sich Claudias Lachnellula-Anfrage entwickelt hat! :)


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Nun bin ich aber gespannt was die reifen Sporen von Claudia´s Haarbecherchen hergeben, denn darum geht´s ja wohl


    Grüße

    Felli

    Hallo Felli, erst die schöne Doku von Karl W und nun auch noch deine! Ihr setzt Maßstäbe denen ich kaum gerecht werden kann. Trotzdem, ich werde mich tapfer mit meinen Haarbecherchen auseinandersetzen. Ich bin zumindest aufs schärfste bemüht, ihm einen Namen zu geben. Und nobi hat Recht. Aus einer trivialen Bestimmungsanfrage ist ein Lachnellula-Special geworden. Da werde ich den Titel des Beitrags wohl gelegentlich ändern müssen.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • So ihr Lieben, das Rätsel ist gelöst. Dank eurer tatkräftigen Unterstützung! Das hübsche Haarbecherchen dürfte wohl auf den Namen Lachnellula subtilissima hören. Die einzige Art mit solchen Sporenmaßen.

    Subtil ist die Arbeit mit Schlüsseln (auch wenn sie nur wenige Arten umfassen) und das Präparieren so winziger Pilzteilchen für mich allemal und daher werde ich mir den Namen ausnahmsweise einmal merken können.

    In der Literatur wird oval und auch spindelförmig für die Form der Sporen angegeben. Spindelförmig erschienen die Sporen anfangs tatsächlich, als sie noch unreif und in den Asci eingeklemmt waren. Zumindest bei meinem Fund waren die Sporen bei Sporenreife dann nicht mehr spindelförmig.


    Danke an alle noch einmal für sie Schlüssel, Beispiele, Einschätzungen und den Ansporn!


    Hier ein bisschen was vom Innenleben:




    Nein, das ist kein Killerbaumwollblau, nur Tinte, boccaccio



    Ich schreibe jetzt den Titel und Eingangsthread um. Eine einfache Bestimmungsanfrage ist das ja nicht mehr. Fast schon ein Artenprotrait. Schön, wie sich manche Dinge so entwickeln.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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    Einmal editiert, zuletzt von Wutzi ()

  • Wutzi

    Hat den Titel des Themas von „Kennt sich jemand mit Lachnellula aus?“ zu „Lachnellula - Bestimmungsschlüssel, Literatur und Beispiele“ geändert.
  • Hallo!


    Also zum Thema "Lachnellula" und "Erstfund" hätte ich hier auch was aktuelles:


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

  • Hi zusammen,


    Nobi machte mich auf diesen Beitrag hier aufmerksam. Ich hätte da noch ein paar Arten und Fotos zu ergänzen.


    Los geht es mit dem häufigen, aber dennoch sehr schönen Standard Lachnellula occidentalis an Lärche. Die Art ist als leicht finden und hat ziemlich große, gut erkennbare Mikrostrukturen und ist damit für Anfänger im Bereich der Inoperculaten besonders gut geeignet:


    Lachnellula abietis ist deutlich seltener, kommt mir hier aber auch ab und an vor die Linse. Damals hatte ich sie als hier eine geschlossene Schneedecke lag, also die Arten kann man wirklich ganzjährig suchen. Mikroskopisch sind die beidseitig zugespitzten Sporen typisch.


    Ein bereits etwas älterer Fund ist Lachnellula calyciformis an Tanne. Mit kleinen, länglichen Sporen und ohne Haken. Die Dokumentation hab ich schon mal gezeigt, hier aber nochmal in überarbeiteter Version:


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.