Täublingsbestimmung etc.

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 2.088 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mollisia.

  • Hallo zusammen


    Gestern Mittag gab es eine kleine Runde im Mischwald. Raritäten gab es keine, aber ein paar Täublinge.

    Ich bin immer noch dran mich intensiver mit den Täublingen zu beschäftigen. Daher wäre ich froh, wenn jemand hier laut schreit, falls meine Bestimmung falsch ist:


    1) Russula aurea - ok der ist wohl klar, habe ihn auch nicht mitgenommen.

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    2) Russula anthracina

    - Fleisch schwärzt im Schnitt innert 5-10 Minuten

    - Spp weiss

    - Geruch unauffällig

    - Lamellen ziemlich scharf


    Sporen mit feinen, verbundenen Warzen


    Hymenialzystiden in SV grau


    HDS mit vakuolärem Pigment in SV


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    Russula cf. vinosobrunnea

    - Geruch etwas fruchtig

    - Mild

    - Spp gelb (IVb). Lamellen auch, sieht man auf dem Foto dummerweise nicht

    - Fleisch im Schnitt gelb verfärbend

    - Stiel nach einer Nacht im Kühlschrank mit Rosatönen im unteren Bereich


    Sporen um 7.5-9 x 6.5-7.5 µm, netzartig, Ornament bis 1 µm lang


    HDS in SV, ohne Dermatozystiden oder Primordialhyphen.


    Hymenialzystiden in Kongorot, um 60 µm lang.


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    Natürlich gab es auch ein paar andere Sachen:

    Agaricus moelleri agg. - mit Tintengestank und gilbender Basis. Unreif, deshalb nicht weiter untersucht.


    Boletus edulis. Die durften ausnahmsweise für den Kopftopf mitkommen, nachdem mein dreijähriger Sohn sie schon ausgerissen hatte.


    Marasmius rotula


    Lg, Raphael

  • Servus Raphael,


    den zweiten Täubling solltest du mal mit R. acrifolia vergleichen, falls da auch Laubbäume am Standort waren. Die rötet manchmal nur schwach, bevor sie schwärzt. R. anthracina kenne ich aus Bayern nur in der var. insipida mit mildem Geschmack, viel düstereren Hutfarben und viel stärker schwärzend. Die warm braunen Hutfarben und die im Zentrum speckig glänzende und auch etwas klebrige Huthaut wären typisch für R. acrifolia.


    Grüße

    Hias

  • Hallo,


    ich kenne zwar Russula acrifolia noch nicht persönlich, jedoch Russula anthracina (var. insipida). Wie Hias meine ich, dass die Farben nicht so ganz zu letzterem passen, zudem dieser weitgehend mild schmecken sollte. Somit würde ich auch den Vorschlag des Scharfblättrigen Schwärztäublings hier unterstützen.

    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo zusammen


    Vielen Dank für die Rückmeldung!

    Die Farben und der scheinbar klebrige Hut könnten täuschen, weil ich direkt nach sehr viel Regen unterwegs war. Abgetrocknet waren die Farben sehr viel trüber.

    Eine Rotverfärbung vor dem Schwärzen konnte ich auch nicht feststellen, habe das fast permanent beobachtet.

    Übrigens war das Fleisch mild, nur die Lamellen scharf. Das hatte ich oben nicht erwähnt.

    Das in Kombination mit der vakuolären HDS-Pigmentierung schien mir in der FN eindeutig für anthacina statt acrifolia zu sprechen.


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael,

    Russula alutacea ist Phenol-positiv, d. h. die Verfärbung auf der Stielrinde ist brombeersaftrot statt schokoladenbraun. Das solltest du unbedingt testen. Wenn das der Fall ist, hast du höchstwahrscheinlich recht.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Oehrling,


    danke, aber leider waren die Maden und der Schimmelbefall schneller, ich musste die FK gestern Abend entsorgen.

    Nächstes Mal weiss ich es besser. Ich habe nur die Reaktionen getestet die beim Schlüsseln in der FN abgefragt wurden.

    Muss mich wohl daran gewöhnen, dass ich bei Täublingen zur Sicherheit immer alles teste.


    Gruss Raphael

  • Seltsam, dass die Phenol-Reaktion in FN nicht abgefragt wird. Im EINHELLINGER und im SARNARI wird das abgefragt.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo,


    ich hätte das gleiche fragen wollen wie Oehrling - denn Russula alutacea ist etwas richtig seltenes und wohl auch nicht so ganz klar definiertes. Meine Vorstellung davon ist anders, ich halte ihn für einen Pilz in den Ausmaßen von olivacea, mit weinrotem Hut. Dazu passt deine Kollektion schon makroskopisch nicht. Dazu soll es ein Pilz der trockenen Kalk-Buchenwälder sein (Carici-Fagetum) - dein Biotop deutet auf montaner Bergwald hin mit Tanne (wobei natürlich das auf Kalk und auch mit Buche sein könnte).

    Da würde ich sehr gerne die Phenol-Reaktion dazu sehen. Und auch ob wirklich in der Huthaut keine Dermatozystiden sind. Wenn wirklich nichts da ist, dann kommt man allerdings auch zugegebenermaßen ohne die Phenol-Reaktion schon ziemlich klar in diese Gruppe. Aber dennoch könnte es dann auch noch die häufige vinosobrunnea sein.


    Ich glaube, Felix Hampe suchte immer echte alutacea zum Vergleich und zur Sequenzierung und meinte, alles was ihm als alutacea bestimmt geschickt wird keine sei.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Andreas


    Die HDS hatte ich in zwei Präparaten gründlich durchsucht, weil ich mich erst wunderte dass ich gar keine Dermatozystiden finde.

    Da bin ich also recht sicher dass es keine gab.

    Der Standort könnte schon stimmen. Es war ein montaner Mischwald (ca. 1000m) auf Kalk, normalerweise sehr trocken, wo auch ein paar eingestreute Buchen wachsen.


    Aber mit R. vinosobrunnea kann ich mich auch anfreunden. In der FN ist der gar nicht drin (!), deshalb hatte ich den nicht auf dem Radar.

    - Ich habe viele Sporen knapp unter 8 µm gemessen, das passt nach Sarnari besser zu R. vinosobrunnea

    - Das Sporenornament habe ich nun auch nachgemessen und konnte Warzen bis 1 µm finden

    - Einzig störend ist das doch sehr deutlich netzige Ornament, das passt wieder besser zu R. alutacea

    - Die Phenol-Reaktion ist wohl sehr ähnlich, denke nicht dass uns das weiter gebracht hätte.


    Ich belasse es mal bei Russula cf. vinosobrunnea, und besuche den Standort diese Woche nochmal.

    Es hat noch fleissig geregnet, vielleicht finde ich ja noch frische Fruchtkörper.


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael,


    ja, die Phenol-Reaktion ist bei beiden gleich, ebenso wie die drei Arten dieser Sektion ja auch die Huthaut "ohne alles" haben.

    Ob vinosobrunnea oder alutacea vermag ich nicht zu entscheiden, weiß nur dass Felix an allen alutaceas was auszusetzen hatte. Vielleicht wäre er an einem Beleg interessiert zum Sequenzieren, kann ich mir gut vorstellen. Er weilt aber noch bis Ende des Monats oder so in Benin und nur über WhatsApp kontaktierbar.


    beste Grüße,

    Andreas

  • GriasDi Raphael,

    die Steinpilze schaun aber schon stark nach B. aestivalis aus.

    Ich glaub, wie Hias nicht an R. anthracina.

    Die R. anthracina var insipida aus den Kalkalpen hat keinerlei Brauntöne. Sehr wohl aber R. acrifolia, die hier nicht selten ist. Komisch ist allerdings, dass Du das Röten nicht bemerkt hast.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • die Steinpilze schaun aber schon stark nach B. aestivalis aus.

    Hallo Werner


    ja das tun sie... aber es gab im Umkreis von 20 Metern nur Fichten. Hab sie dann aber auch nicht genauer angeschaut.

    Vielleicht hast du auch recht und ich habe irgendwo einen Laubbaum übersehen.


    Gruss Raphael

  • Ernsthaft? Ich habe den hier in der Gegend noch nie gefunden, weil es praktisch keine Laubwälder gibt.


    Aber gut zu wissen, danke.


    Gruss Raphael

  • Hallo,


    sicherlich ist das eine recht seltene Ausnahme, dass B. reticulatus an Fichte geht. Bei meinen wenigen Funden war es auch immer so, dass es eigentlich vom Biotop her ein Buchenwald ist, der mit Fichte aufgeforstet wurde. Und meist waren in den nächsten wenigen hundert Metern auch wieder Buchenwald zu finden.


    beste Grüße,

    Andreas