LeGals-Purpur-Röhrling (Rubroboletus legaliae) und Blaufleckender Purpurröhrling (Imperator rhodopurpureus)

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 9.536 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Steinpils.

  • Hallo,

    am Wochenende haben wir einen speziellen Röhrling gefunden.

    Den Eigenschaften nach könnte es sich um LeGals-Purpur-Röhrling (Boletus legalliae) handeln, der hier im Forum auch schon behandelt wurde.

    Liege ich richtig oder passt etwas nicht?

    Welche Literatur empfehlt ihr zum Schlüsseln von solchen Röhrlingen?

    Vielen Dank für eure Hilfe und eure Meinungen.

    Viele Grüße von Steinpils


    Kompakter, fester und schwerer Fruchtkörper bei Eiche auf alkalischem Boden.

    Hut: sehr fest 9 cm in den Farben uneinheitlich hellbraunoliv rosa-rot durchschimmernd, Randbereich heller und Oberfläche glatt und matt, auf Druck nicht blauend
    Hutfeisch: gelb bei Anschnitt sofort blauend

    Poren: orangerot, auf Druck sehr schnell blauend/schwärzend, Größe: extrem klein, kleiner als 0,5 mm

    Stiel: dickbauchig, Spitze gelb und rot eher gepunktet als genetzt, Mitte gelb mit feinem roten Netz, untere Hälfte dunkler, rötlich und wieder gepunktet
    Stielfleisch gelb in der Basis rötlich, auf Druck blauend/schwärzend, bei Anschnitt sofort blauend wie das Hutfleisch


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    pilzforum.eu/attachment/266964/

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  • Steinpils

    Hat den Titel des Themas von „LeGals-Purpur-Röhrling (Boletus legalliae) ?“ zu „LeGals-Purpur-Röhrling (Boletus legaliae) ?“ geändert.
  • Cooler Fund!

    Ich bin bei den Dingern nicht sonderlich bewandert würde aber auch mal mit den Imperatoren vergleichen, z.B.

    Imperator luteocupreus.


    Bin gespannt was hier rauskommt. :daumen:

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Hallo,

    schöner Fund! Ob es tatsächlich Rubroboletus legliae ist, wage ich nicht zu sagen. Vergangenes Jahr habe ich ihn gemeinsam mit Wolfgang Klofac gefunden, ausschlaggebend war da dann der Geruch nach Zichorien. Sehr ähnlich ist auch Rubroboletus rubrosanguineus.

    Ich hänge meinen Fund mal an.

    LG

    romana


    103-15 APR2017+17(3.Platz)+2(Wette)=107-1(OBR)-15 APR2018=91+13(3.Platz)+8(Wetten)=112-2+7(Wette)=117-15 APR2019=102+8(8.Platz)=110-15 APR2020=95+12(3.Platz)+27(Wetten)=134-15 APR2021=119+10(4.Platz)+12(Wetten)=141-15+16 APR2022=142-15(APR2023)=127

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Steinpils!


    Ein toller Fund. :thumbup:
    Ich sehe da auch Rubroboletus legaliae (hoffentlich finde ich den auch mal wieder, um dran zu schnuppern).

    Der von Romana ins Spiel gebrachte Rubroboletus rubrosanguineus ist tatsächlich sehr ähnlich, hat aber ein durchgehendes, rotes Netz auf weitestgehend rotem Grund.
    Bei legaliae geht das Netz richtung Stielbasis in eine rötliche Beflockung über, was sowohl bei deinem Fund als auch bei Romanas Vergleichsbildern gut zu sehen ist. Die Basisfarbe des Stiels ist bei legaliae vor allem zu Stielspitze hin oft ein auffälliges Orange oder Orangegelb, nciht so tief rot wie bei rubrosanguineus.

    Die ganzen Imperatoren kann man hier außen vor lassen, wenn bei so einem frischen Fruchtkörper, der im Shcnitt so deutlich verfärbt, die Hutoberfläche bei Druck nicht blaut.



    LG; Pablo.

  • Hallo,

    vielen Dank für eure Einschätzungen und Tipps.

    Besonderen Dank an Pablo, denn auch mit seinem Boletus-Schlüssel bin ich zum Ergebnis gekommen.


    Welche Literatur oder welche Schlüssel verwendet ihr für solche Funde?


    Bei Pilze der Schweiz habe ich B. legaliae nicht gefunden.

    Ein Schlüssel von Andreas Gminder, der aber nur für Rotporige Röhrlinge gilt, hat mich ebenfalls auf B. legaliae geführt.


    Viele Grüße von Steinpils

  • Hallo zusammen,


    ich meine schon, dass Schupfnudels Ansatz hier der zielführende ist, nämlich dass wir es hier mit einem Imperator zu tun haben (vermutlich rhodopurpureus).

    Was hier ganz massiv gegen legaliae spricht, ist nicht nur das Gesamtbild der Fleischverfärbung, sondern v.a. der Umstand, dass das Stielfleisch besonders intensiv zur Stielbasis hin blaut. Bei legaliae ist es aber gerade dieser Bereich, der kaum bzw. gar nicht blau verfärbt (oft sogar recht scharf vom darüber verfärbenden Fleisch abgesetzt).


    Ich jedenfalls würde hier das "Nichtblauen" der - durchaus "schmutzig" wirkenden Huthaut - nicht als Ausschlusskriterium (über-)bewerten. Man sollte bedenken, dass z.B. Hutoberflächen, die Regen abbekommen haben, nicht mehr annähernd so druckempfindlich sind wie im frischen Zustand, die übrigen, vor Witterung geschützten Teile des Fruchtkörpers aber durchaus stark und intensiv blauen.


    Gruß, Jürgen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jürgen!


    Hm, ich hätt's mir ja denken können: Auch bei Suillellus und Neoboletus ist das ja nun nicht immer konstant mit der verfärbenden Huthaut.

    Auch wenn der hier so schön frisch aussah.

    Auf jeden Fall wieder mal ein guter und interessanter Beitrag: Auf die verfärbung der Stielbasis werde ich mehr achten in Zukunft - wenn sich mal wieder Gelegenheit zu Beobachtungen bei Rubroboletus und Imperator bieten. Sind ja jeweils nicht die alltäglichsten Gattungen.


    Einen wirklich optimalen Schlüssel, der möglichst viele Röhrlinge erreicht, gibt es meines Wissens nicht. Ein guter Ansatz ist sicherlich die Arbiet von Wolfgang Klofac >

    von 2007<.



    LG, Pablo.

  • Hallo,

    wieder habe ich eine Menge gelernt. Danke.

    Die Unklarheiten haben mir keine Ruhe gelassen und ich bin heute nochmal auf die Suche gegangen.

    Ich habe heute nochmal Fruchtkörper gefunden :) und einen entnommen.

    (Um die anderen wird sich früher oder später der städtische Rasenmäher kümmern…) :(


    Bei diesem jungen, frischen Fruchtkörper blaut der Hut auf Druck ebenfalls nicht.

    Auch die Stielbasis, die bei diesem Fruchtkörper eher gelblich ist (und nicht so rot und braunfleckig wie bei dem ersten Exemplar) blaut beim Aufschneiden kaum. Im Gegensatz zum Hutfleisch.

    Diesmal ist auch deutlich ein Geruch, für mich nach Sellerie, zu riechen.

    Beim ersten Exemplar war da ein merkwürdiger Geruch, den ich nicht einsortieren kann (für mich weder nach Sellerie noch unangenehm aasartig).

    Wahrscheinlich war der erste Fruchtkörper doch schon ein älteres Exemplar und hatte eine Schädigung an der Stielbasis mit etwas anderen Eigenschaften?


    Die Eigenschaften des zweiten Exemplars weisen danach auf LeGals-Purpur-Röhrling (Rubroboletus legaliae) hin.


    Vielen Dank für eure Hilfe und eure Meinungen.

    Viele Grüße von Steinpils


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Steinpils!


    Oha, das ist jetzt interessant. Denn der hier verfärbt ja auch im Schnitt schon ganz anders, als der erste Fund.

    Ausgehend von dem, wass Jürgen oben weiter geschrieben hat (der eine viel umfassendere Formenkenntnis in dem Bereich hat als ich), müsste das nun das klassische Verfärbungsverhalten von Rubroboletus legaliae sein.

    Bleibt nun die Frage, ob der erste Fruchtkörper tatsächlich zur gleichen Art gehört, oder ob du da vielleicht zwei verschiedene Raritäten an einer Stelle stehen hast.
    Das wäre nicht so ungewöhnlich, denn wenn diese schicken, bunten Boleten mal irgendwo auftauchen, sind sie mitunter gesellig, also mit mehreren Arten vertreten.

    Kann aber natürlich auch wirklich sein, daß die Unterschiede durch äußere Faktoren beeinflusst sind, und die verfärbung durch die nun vorherrschende trocken - heiße Witterung nicht mehr typisch ausgeprägt ist. Allerdings ist dann auch hier wieder das feine Netz auf orangenem Grund, das nicht völlig bis zur Stielbasis hinunter läuft, sondern im unteren Stielteil in eine feine, rötliche Beflockung übergeht. Aber das mag auch bei anderen bunten Dickröhrlingen mal passieren.



    LG; Pablo.

  • Hallo Steinpils,


    na dann herzlichen Glückwunsch: Du hast in der Tat beide Raritäten beisammen, denn der zweite Fund ist nun ganz eindeutig legaliae.


    Diese Situation, dass Imperator rhodopurpureus und Rubroboletus legaliae sich buchstäblich unter ein und der selben Eiche auf die Füße treten, während beide Arten ansonsten in weitem Umkreis völlig fehlen, kenne ich auch aus eigener Anschauung. Ich überlege gerade, ob ich nicht sogar Deine Fundstelle kenne... :)


    Eine ähnliche Tendenz zur Vergesellschaftung ist übrigens auch bei ihren beiden Schwestersippen Imperator torosus und Rubroboletus rubrosanguineus festzustellen. Es sollen beim Auftreten einer der beiden Arten schon Wetten auf das nachfolgende Erscheinen der jeweils anderen abgeschlossen worden sein.


    Grüße, Jürgen

  • Hallo,

    das ist wirklich ein toller Doppelfund!

    Einen wirklich optimalen Schlüssel, der möglichst viele Röhrlinge erreicht, gibt es meines Wissens nicht. Ein guter Ansatz ist sicherlich die Arbiet von Wolfgang Klofac >

    von 2007<.

    Dazu darf ich vermelden, dass Wolfgang Klofac den Schlüssel überarbeitet hat und er wird in der diesjährigen Ausgabe der ÖZP (Österreichische Zeitschrift für Pilzkunde) erscheinen.


    LG

    romana

    103-15 APR2017+17(3.Platz)+2(Wette)=107-1(OBR)-15 APR2018=91+13(3.Platz)+8(Wetten)=112-2+7(Wette)=117-15 APR2019=102+8(8.Platz)=110-15 APR2020=95+12(3.Platz)+27(Wetten)=134-15 APR2021=119+10(4.Platz)+12(Wetten)=141-15+16 APR2022=142-15(APR2023)=127

  • Hallo Röhrlingsspezis,

    bei dem ursprünglich angefragten Pilz hätte ich jetzt aufgrund des großen Kontrastes am Stiel (Netz blutrot, Maschenflächen gelb) erstmal Boletus rhodoxanthus in Erwägung gezogen und das fehlende Rosa auf der Hutoberfläche auf einen Trockenschaden geschoben. Was passt denn für diesen außer dem fehlenden Rosa nicht? Ist vielleicht das Netz nicht grobmaschig genug?


    Hallo Jürgen,

    wegen der von dir erwähnten Fundstelle ;) wollte ich noch anmerken, dass ich knapp 100 m in südöstlicher Richtung, auf der rechten Randseite des Haupt-Rundweges auch schon Boletus legaliae gefunden habe. Also scheint es dort nicht nur die eine Stelle zu geben. Ganz zu schweigen von 10 Kilometer Luftlinie Richtung Südwest, da gibt es ja auch ein paar Boletus legaliae-Stellen. Würde man die ganzen Wälder und parkähnlichen Anlagen in dieser Gegend mal konsequent durchkämmen, kämen vielleicht noch einige Stellen zusammen.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Oehrling,

    Was passt denn für diesen außer dem fehlenden Rosa nicht?

    eine so tief tintenblaue Fleischverfärbung in der Stielbasis, insbesondere auch in der Rinde, ist bei Rubroboletus rhodoxanthus noch weniger vorstellbar als bei R. legaliae (bei diesem gibt es immer wieder mal ganz junge Fruchtkörper, die im Schnitt fast komplett blauen). Das hier gezeigte Schnittbild ist jedoch hochcharakteristisch für alle (Jung-)Pilze der Gattung Imperator.


    knapp 100 m in südöstlicher Richtung, auf der rechten Randseite des Haupt-Rundweges

    Knapp 50 m in nordöstlicher Richtung ist auch noch eine... :)


    Grüße, Jürgen


    P.S.: Vergleichskollektion aus Frankreich und eine ähnlich gelagerte Diskussion.

  • Hallo Jürgen,

    dein Schnittbild-Vergleich auf Seite 3 des französischen Forums erklärt die Unterschiedlichkeit des Blauens bei den in Frage kommenden Kandidaten überzeugend, besten Dank dafür.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo,

    trotz der Hitze sind noch ein paar Fruchtkörper gewachsen.

    Der Fundort ist übrigens in der Nähe von Wolfsburg.

    Diesmal blaut der Hut von Imperator rhodopurpureus auch.


    Ich bin gespannt auf den Schlüssel von Wolfgang Klofac.


    Nochmal vielen Dank für die Beiträge und Hilfen.


    Viele Grüße von Steinpils


    Hier ein paar Vergleichsbilder der Unterschiede dieser Fruchtkörper aus meiner Sicht:


    1 Imperator rhodopurpureus (Blaufleckender Purpurröhrling)

    2 Rubroboletus legaliae (LeGals Purpurröhrling)

    1.1 I. rhodopurpureus: Hut auf Druck blauend (manchmal fehlend)


    2.1 R. legaliae: Hut auf Druck nicht blauend

    1.2 I. rhodopurpureus: Hutfleisch und Stielfleisch im Schnitt kräftig blauend

    2.2 R. legaliae: Hutfleisch im Schnitt heller blauend, Stielfleisch im Schnitt wenig und Basis kaum blauend


    1.3   I. rhodopurpureus: Geruch nicht nach Sellerie

    2.3 R. legaliae: Geruch stark nach Sellerie

    1.4   I. rhodopurpureus: Sporengröße 10-11 * 5 ym


    2.4 R. legaliae: Sporengröße 11-13 (14) * 5,5 - 6 ym

  • Steinpils

    Hat den Titel des Themas von „LeGals-Purpur-Röhrling (Boletus legaliae) ?“ zu „LeGals-Purpur-Röhrling (Rubroboletus legaliae) und Blaufleckender Purpurröhrling (Imperator rhodopurpureus)“ geändert.